Depressionen

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TheRealDeal
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Morningstar hat geschrieben:
Empty hat geschrieben:Ebenfalls ein Hallo von mir.

Ich hoffe dieser längere Text ist nicht all zu störend. Ich bin neu hier und kenne die Gepflogenheiten noch nicht so.
Ich lese lieber ausführliche Beiträge :)

Das mit der Antriebsschwäche kenne ich ganz gut, üble Sache wenn man so quasi gelähmt ist und es so kaum schafft wirklich etwas aus seinem Leben zu machen. Dennoch, es kann besser werden wenn man an sich arbeitet und bereit ist seine Einstellung zu vielen Dingen zu ändern.
Ja, die Antriebsschwäche kenne ich gut. Mit Änderung der Einstellung ist es nicht getan gewesen, bei mir. Suizidale Gedanken und Erschöpfungszustände, dass ich felsenfest davon überzeugt war, den Weg zur Toilette und zurück nicht mehr schaffen zu können. Das waren gut 15 Meter...

Antidepressiva haben mir geholfen, therapiefähig zu werden um wieder (oder erstmalig) am Leben teilnehmen zu können.

Depressive Episoden kenne ich, seit ich 13 bin.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Morningstar

Re: Depressionen

Beitrag von Morningstar »

TheRealDeal hat geschrieben:
Morningstar hat geschrieben:
Empty hat geschrieben:Ebenfalls ein Hallo von mir.

Ich hoffe dieser längere Text ist nicht all zu störend. Ich bin neu hier und kenne die Gepflogenheiten noch nicht so.
Ich lese lieber ausführliche Beiträge :)

Das mit der Antriebsschwäche kenne ich ganz gut, üble Sache wenn man so quasi gelähmt ist und es so kaum schafft wirklich etwas aus seinem Leben zu machen. Dennoch, es kann besser werden wenn man an sich arbeitet und bereit ist seine Einstellung zu vielen Dingen zu ändern.
Ja, die Antriebsschwäche kenne ich gut. Mit Änderung der Einstellung ist es nicht getan gewesen, bei mir. Suizidale Gedanken und Erschöpfungszustände, dass ich felsenfest davon überzeugt war, den Weg zur Toilette und zurück nicht mehr schaffen zu können. Das waren gut 15 Meter...

Antidepressiva haben mir geholfen, therapiefähig zu werden um wieder (oder erstmalig) am Leben teilnehmen zu können.

Depressive Episoden kenne ich, seit ich 13 bin.
Ja klar, ich kenne das alles. Ich will es auch nicht verharmlosen, ganz im Gegenteil.

Dennoch kommt es auch darauf an wie man das ganze sieht, irgendiwe sehe ich meine Depressionen im Nachhinein auch als Resource an da sie mich dazu gezwungen haben umzudenken und damit anzufangen viele Dinge anderst anzugehen. Der Leidensdruck war also eine Notwendigkeit damit es besser werden kann. Es muss eben manchmal erst schlechter werden bevor sich die Dinge zum besseren wenden.

Das zu akzeptieren fällt freilich nicht leicht, ist aber denke ich auch eine Chance um voran zu kommen.
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TheRealDeal
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Da bin ich mit dir absolut einer Meinung. Entspricht meiner Erfahrung und jede depressive Episode hat etwas in mir ausgelöst. Außerdem steht auch nirgendwo geschrieben, dass der Mensch nicht leiden dürfe. Aber halt nicht dauernd und ausschließlich. Was mir wirklich zu schaffen gemacht hat, waren die suizidalen Gedanken, obwohl mir klar war, dass ich gar nicht sterben wollte. Dagegen können Antidepressiva helfen. Die nimmt man, macht etwas anders im Leben und hofft, dass es genug war, damit die Depressionen nicht wieder kommen.
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Strange Lady
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Re: Depressionen

Beitrag von Strange Lady »

Ich möchte anlässlich eines aktuellen Todesfalles das Diskursfeld ein wenig öffnen:

http://www.deutschlandfunk.de/zum-tod-d ... _id=376534

Da ist so viel Wahres dran. Jetzt müssen wir es uns nur noch eingestehen und es verinnerlichen. :?
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
Henry David Thoreau
zumsel

Re: Depressionen

Beitrag von zumsel »

Ich will es schaffen Dinge als "echt" zu erleben.
Derzeit ist das oft nur Trauer. Nur die fühlt sich real und wirklich an.
Glück scheint so wenig Substanz zu haben und sich immer wieder im grauen trostlosen Nebel der Trübseeligkeit aufzulösen.
Ein kleiner Moment des "wirklichen Glücksempfindens" auch wenn es nur Sekunden dauert ist unheimlich kostbar für mich geworden.
Ich suche diese Momente. Es gibt sie. Das weiß ich.
Und mein Humor hilft mir dabei.
Wernher

Re: Depressionen

Beitrag von Wernher »

Strange Lady hat geschrieben:
http://www.deutschlandfunk.de/zum-tod-d ... _id=376534

Da ist so viel Wahres dran. Jetzt müssen wir es uns nur noch eingestehen und es verinnerlichen. :?
Ich glaube, dass Depressionen nicht durch Kapitalismus bedingt sind. Das wird immer wieder behauptet, aber:
Jeder kennt doch - bei gleichen polit. und wirtschaftl. Bedingungen - gute und schlechte Stimmungen. Warum geht es einem mal besser, mal schlechter? Zum Beispiel das Wetter spielt eine Rolle. Dann natürlich auch persönliche Erlebnisse. Z.B.: Ich habe jemanden kennen gelernt, und es war sehr anregend. So etwas gibt es auch im Kapitalismus :mrgreen:
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TheRealDeal
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Der Kapitalismus ist ein Teil des Problems. Für mich keine Frage. Weil wir in der kapitalistischen Welt davon ausgehen, dass "Fortschritt" dadurch begründet wird, dass jeder immer mehr materiellen Reichtum anhäuft. Sicher, Konsum sorgt für einen "Kick", aber wie lange hält dieser an? Und im Job kommt es im Wesentlichen darauf an, zu funktionieren. Gefühle sind dabei hinderlich. Mit der Zeit verlernen wir, uns selbst zu spüren. Und eine Ursache von Depressionen sind unterdrückte Gefühle.
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Endura

Re: Depressionen

Beitrag von Endura »

Dann müsste ja Nordkorea das Paradies für Depressive sein. :roll:
Strange Lady
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Re: Depressionen

Beitrag von Strange Lady »

Wernher hat geschrieben:
Strange Lady hat geschrieben:
http://www.deutschlandfunk.de/zum-tod-d ... _id=376534

Da ist so viel Wahres dran. Jetzt müssen wir es uns nur noch eingestehen und es verinnerlichen. :?
Ich glaube, dass Depressionen nicht durch Kapitalismus bedingt sind. Das wird immer wieder behauptet, aber:
Jeder kennt doch - bei gleichen polit. und wirtschaftl. Bedingungen - gute und schlechte Stimmungen. Warum geht es einem mal besser, mal schlechter? Zum Beispiel das Wetter spielt eine Rolle. Dann natürlich auch persönliche Erlebnisse. Z.B.: Ich habe jemanden kennen gelernt, und es war sehr anregend. So etwas gibt es auch im Kapitalismus :mrgreen:
Ja, vielleicht gehe ich da zu sehr von mir selbst aus. Lebe schon immer prekär, bin seit Jahren immer nur in befristeten Projektverträgen oder als Honorarkraft beschäftigt, bin gleichzeitig sehr leistungsorientiert, definiere mich stark über beruflichen Erfolg, versuche durch ständige Selbstoptimierung und -überforderung, ein wenig Sicherheit und Stabilisierung zu erzielen - und hatte ergo auch schon einige Burnouts mit Klinikaufenthalten hinter mir. Für jemanden, der von ganz unten kommt (Arbeiterklasse) ist die Existenz als Akademikerin sehr anstrengend. Bin auch keine gute Networkerin.
Keine Ahnung, es heißt ja, die protestantische Arbeits- und Leistungsethik sei eng verknüpft bzw. ursächlich für die Genese des Kapitalismus und des kapitalistischen Produktivitätsprinzips (Weber, remember?)
Unser Anspruch, ein starkes, autonomes Individuum zu sein, das seines eigenen Glückes Schmied ist ... das ist ein Ideal, das uns von klein auf eingetrichtert wird und oftmals angesichts struktureller HIndernisse und Unmöglichkeiten nicht einlösbar ist. Für mich zumindest. Ich scheitere daran, leisten zu wollen und zu müssen - zum Selbsterhalt - und es nicht zu können, weil der sehr kompetetive kapitalistische Arbeitsmarkt mich idR ausschließt oder aber - wenn ich denn mal inkludiert werde - mich an die Grenzen meiner Kräfte treibt (unterfinanzierte Projekte, personelle Unterbesetzung, unrealistische Zielsetzungen etc ....).
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Wernher

Re: Depressionen

Beitrag von Wernher »

" definiere mich stark über beruflichen Erfolg" OK, dann liegt es natürlich nahe, dass einen das oft down macht.
Ich habe (leider) nur Arbeiten, die mir nichts bedeuten. ( :sadman: Vielleicht solltest du das auch versuchen)
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TheRealDeal
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Wernher hat geschrieben:" definiere mich stark über beruflichen Erfolg" OK, dann liegt es natürlich nahe, dass einen das oft down macht.
Ich habe (leider) nur Arbeiten, die mir nichts bedeuten. ( :sadman: Vielleicht solltest du das auch versuchen)
Leider ist das nicht so einfach. Denn gerade das suchen sich viele Menschen nicht aus. Es ist oft so, dass durch Verletzungen in der Kindheit, erlittene emotionale "Mangelzustände", fehlende Bestärkung der Eltern und ähnliches, der berufliche Erfolg als Stärkung des Selbstwertes dienen muss. Als Überlebensstrategie. Leider ist langfristig gesehen der Überlebensmodus aber nicht geeignet dazu, um "ins Leben" zu kommen. Außerdem ist es ein Mittel sich selbst nicht spüren zu müssen, denn wer beschäftigt ist, hat dafür keine Kapazitäten. Das kann Depressionen auslösen und das zumeist sehr hohe Arbeitspensum Burnout begünstigen.
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Wernher

Re: Depressionen

Beitrag von Wernher »

Das alles leuchtet sein (das mit dem Kapitalismus oben nicht :mrgreen: ] - aber bloß keine Politdiskussion !

Bei mir ist es genau umgekehrt als bei Strange Lady. Ich wünsche mir eine Arbeit, für die ich mich verausgaben möchte. Aber Leute mit diesem 'Problem' sind mir sonst nie begegnet.
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Wahrscheinlich, weil der Mensch von Natur aus faul und konfliktscheu ist.

Kluge Menschen mit hohem Bildungsniveau zweifeln auch öfter (habe ich gehört ;)). Das führt mit dem gestiegenen Anforderungen zu Stress und höheren psychischen Belastungen. Erst recht, wenn die Gedanken in "Grübelschleifen" enden. Die dummerweise auch noch gut dazu geeignet sind, sich und seinen Selbstwert zu sabotieren.
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Endura

Re: Depressionen

Beitrag von Endura »

Eine persönliche Anekdote: Ich habe keine Probleme mit meiner Depression in der Arbeit. Ich habe Unverständnis in der Familie und bei meinen Freunden erfahren. Nicht so in der Arbeit. Mein Arbeitgeber hat dafür Verständnis, man muss eben nicht immer zu 100% funktionieren.
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TheRealDeal
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Das ist ein wichtiger Punkt. Mein Arbeitgeber hat zwar kein Verständnis, aber er hat mir wenigstens nicht gekündigt.

Wir leben ja in einer Welt, wo uns suggeriert wird, wir müssten immer und überall 24 Stunden am Tag glücklich sein. Das ist vielleicht ein Zen-Buddhist nach seiner Erleuchtung. Aber nicht der Durchschnittsmensch in Mitteleuropa.
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Gilbert
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Re: Depressionen

Beitrag von Gilbert »

TheRealDeal hat geschrieben:Der Kapitalismus ist ein Teil des Problems. Für mich keine Frage. Weil wir in der kapitalistischen Welt davon ausgehen, dass "Fortschritt" dadurch begründet wird, dass jeder immer mehr materiellen Reichtum anhäuft. Sicher, Konsum sorgt für einen "Kick", aber wie lange hält dieser an?
Meinste?

Schade, daß dir die Erfahrung fehlt, die ich in meinen ersten Berufsjahren nach der Ausbildung im real existierenden Sozialismus (damals DDR) gemacht habe. Dort war man genauso ein kleines Teil im großen Räderwerk, das nach Vorgabe anderer funktionieren mußte und bei jeder Abweichung gab es gefühlt einen Tritt in den Allerwertesten.....
Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.
Hermann Hesse
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Glaube ich dir. Bin alt genug und habe genug Verwandte, in der ehemaligen DDR, die das bestätigen können. Der Blick ging gen Westen, weil durch vermeintlich weniger Druck und mehr Freiheit ein höherer Wohlstand/Lebensstandard erreicht werden konnte. Es gab in der DDR aber eine Kultur, wo man gerne und ganz natürlich bereit war, anderen Menschen zu helfen. Weil keiner wesentlich mehr hatte, als der Andere, gab es keine Neidgesellschaft, wie im Westen. Alleine zu glauben, man müsse für sein Geld Dinge kaufen, die man nicht braucht und sich eigentlich auch nicht leisten kann, um jemanden zu beeindrucken, den man nicht leiden kann, erzeugt Druck. Dieser Stress und der wiederum Erschöpfungszustände und/oder Depressionen. Vielleicht hat der Westen weniger Umweltsünden zu verantworten (wobei der Sondermüll ja in die DDR gekarrt wurde), aber mit Sicherheit hat der Kapitalismus zu mehr Ausbeutung geführt.

Und wenn es um das wahre, persönliche Glück ging, waren wir im Westen nicht glücklicher. Und ohne Stasi wäre der Sozialismus der DDR dem Kapitalismus überlegen gewesen.

Kennst du denn depressive DDR-Bürger?
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Endura

Re: Depressionen

Beitrag von Endura »

TheRealDeal hat geschrieben:Kennst du denn depressive DDR-Bürger?
Die gab es, schau dir einmal diese Zahlen an:
„In einem Anfall von Depression¿“ heißt dazu passend ein neues Buch, das gestern in Berlin vorgestellt wurde, und auf über 500 Seiten die Selbsttötungen in der DDR analysiert. Auch 17 Jahre nach dem Fall der Mauer ist über dieses traurige Kapitel wenig bekannt. Der Historiker Udo Grashoff hat mehrere tausend Selbstmorde seit 1945 ausgewertet. Danach zählte die DDR mit jährlich bis zu 6000 Suiziden und einer Rate von 35 Fällen je 100.000 Einwohnern – die Quote lag etwa 50 Prozent über den Werten der damaligen Bundesrepublik – zu den Spitzenreitern in der Welt.
https://www.welt.de/politik/article9184 ... ingen.html
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Gilbert
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Re: Depressionen

Beitrag von Gilbert »

TheRealDeal hat geschrieben:Kennst du denn depressive DDR-Bürger?
Gehst du davon aus, daß es keine gab? :? Die Suizidrate war auch um einiges höher als in der alten Bundesrepublik.

Als Heranwachsender bekam ich gar recht häufig mit, daß Leute im näheren Umfeld von jetzt auf gleich verschwanden, weil sie freiwillig aus dem Leben gingen. Es waren meistens Personen, von denen man es nicht erwartete....

TheRealDeal hat geschrieben:Und ohne Stasi wäre der Sozialismus der DDR dem Kapitalismus überlegen gewesen.
Meinst du? Also ich würde das nicht so pauschal sehen.....

Wir haben in vergleichsweise ärmlichen Verhältnissen gelebt. Die Infrastruktur war meistens auf dem Vorkriegsstand und eigentlich eine Katastrophe. Keine oder nur eine miserable zentrale Wasserversorgung und Abwasserentsorgung bis in die 80iger Jahre hinein, keine Telefonanschlüsse für private Haushalte (außer Stasi), sehr schlechte Straßen und Wege, keine Baumaterialien, teilweise sehr schlechte Versorgung mit Dingen des täglichen Bedarfs, die gigantische Umweltverschmutzung, der allseits spürbare politisch-ideologische Druck und das Gefühl, in einem großen Gefängnis zu leben, nirgends hinreisen zu dürfen, etc.....
Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden.
Hermann Hesse
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Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Nein, natürlich nicht. Wollte nur wissen, ob du welche kennst. Ich hätte jetzt erwartet, dass Gefühle wie Wut, Traurigkeit und Angst Depressionen verhindern. Weil zwar nicht schön, aber natürliche Gefühle des Gefühlsspektrums.

Mit "Stasi" meinte ich natürlich auch das staatlich installierte Unrechtssystem. Und auf dessen Druck hin werden natürlich auch viele Bürger sehr verzweifelt gewesen sein.

Deine Schilderungen bedeuten für mich existenzielle Sorgen. Glaubst du, dich hätten ein Telefon oder bessere Straßen glücklicher gemacht? Denn immerhin hebt man da nicht ab.
Meine schlimmste Zeit (bewusst wahrgenommen) waren die 14 Tage, wo ich freiwillig komplett auf's Internet verzichtet habe. Und eine Woche nichts gegessen habe ich auch mal, weil ich wissen wollte, was Hunger eigentlich ist. Damit ich nicht glaube, es wäre das Gefühl, was ich habe, wenn ich vier Stunden lang nichts esse...
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