Depressionen

Dein Thema passt in keines der anderen Freizeit-Foren? Kein Problem, schreib es einfach in diesen Bereich.
Benutzeravatar
Nell The Sentinel
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1637
Registriert: 21 Mär 2015 17:28
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB

Re: Depressionen

Beitrag von Nell The Sentinel »

Goldstück hat geschrieben:
Nell The Sentinel hat geschrieben: Ich verstehe Medikamente als Krücke, die hilft das Schlimmste abzumildern (mein Leben haben ADs übrigens nicht gerettet, meine Naivität hat das getan) und für den Moment helfen. Therapie arbeitet an der Basis, damit Medikamente irgendwann nicht mehr notwendig sind.
Ich glaube,es war Fluoxetin.
Die Kombination mag für den Großteil sinnvoll sein, wenn die Depressionen durch situative Zustände ausgelöst werden usw. Es wird ja auch grundsätzlich postuliert, man solle die AD nicht sein Leben lang nehmen. Aber es gibt eben auch den Anteil jener, deren Depressionen rezidivierend sind und was bleibt einem da übrig, wenn man echte, aufrichtige Depressionen hat und diese nicht wieder erleiden will? In bestimmten Konstellationen wird also durchaus die lebenslange Gabe von AD befürwortet. Wenn das eine Frage des HirnSTOFFWECHSELS ist, was hat das mit unterdrücktem Gefühlen zu tun?

Weil keiner weiß, was zuerst da war: die Stoffwechselschieflage oder die Gefühle, die die Schieflage auslösen. Keiner weiß wirklich, wie Gefühle überhaupt entstehen.
Ich halte es auch nicht für sinnvoll in echte und nicht echte Depressionen zu unterteilen. Sehr viele Menschen haben rezidivierende Depressionen und je häufiger die Rezidive kommen, desto unwahrscheinlicher eine vollständige Heilung. Nur wirklich gut geht es einem mit ADs dann auch nicht. Ich will nicht bestreiten, dass ADs unwichtig oder unnötig wären, das wäre genauso falsch und auch gefährlich. Nur greift eine Behandlung in Kombination einfach viel tiefer. Vor allem wenn die Depression eine Begleiterscheinung einer anderen psychischen Störung ist (und dann auch evtl. Grund für ein Rezidiv).
Wie gesagt: dein persönliches Erleben von und mit Medikamenten will ich dir nicht absprechen. Ich finde aber die Einstellung: Medikamente sind das was wirklich hilft bei einer Depressionsbehandlung für die Mehrheit zu einfach gedacht.

Ach so, vielleicht haben wir da auch ein klassisches Missverständnis: Ich rede nicht von Phasenprophylaxe, sondern von akuten Zuständen.
Baustelle :hallo:
Pocolino

Re: Depressionen

Beitrag von Pocolino »

Dass sich immer alle gegen Antidepressiva auflehnen, das ist eine ganz legitime Behandlungsform von Problemen. Du trägst doch auch eine Brille, wenn du schlecht sehen kannst und sagst nicht etwa "Nee, ich bin ich und ändere mich nicht" rennst halbblind durch die Stadt und vor's Auto. ;)
Reinhard
Eins mit dem Forum
Beiträge: 10183
Registriert: 07 Jan 2016 10:53
Geschlecht: männlich
Ich bin ...: verdammt bissig.
Wohnort: Oberpfalz

Re: Depressionen

Beitrag von Reinhard »

Wenn man nach einem Knochenbruch ein Bein schient oder in Gips legt oder so, dann muss immer noch der Knochen selber zusammenheilen. Der Gips entlastet und sichert den Bruch, so dass überhaupt der Heilvorgang losgehen kann. Und dass man nicht gleich bei jeder Berührung vor Schmerz losjault. Also sicher eine gute Sache, so ein Gips. Aber es ist wohl kaum so, dass der Knochen WEGEN des Gips oder der Schiene zusammenwächst.

Bei Antidepressiva sehe ich das ähnlich. Die holen einen aus dem Loch und machen einen erst ansprechbar und therapiefähig. Bei einfacheren Fällen reicht das vielleicht schon, dass die Selbstheilungskräfte ausreichen, um wieder gesund zu werden. (Was man halt für gesund hält.) Bei komplizierteren eben nicht. Aber eine Heilung würde ich dann nicht den Antidepressiva zuschreiben. Was deren Wichtigkeit jetzt nichts wegnehmen soll.

David Anderson: Your brain is more than a bag of chemicals



Disclaimer: ich habe keine Erfahrungen mir Antidepressiva. An meine Hirnchemie lasse ich nur Koffein und in kleinen Dosen Alkohol. :holy:

Ich warte jetzt nur auf den Witz, dass man auch davon betrunken wird, wenn man nur genügend von den kleinen Dosen trinkt ...
Make love not war!
Goldstück

Re: Depressionen

Beitrag von Goldstück »

TheRealDeal hat geschrieben:
Goldstück hat geschrieben: Dann sind nach dieser Logik Antibiotika auch keine "Gruppe hochwirksamer Medikamente" weil nicht jedes AB bei jeder Infektion und jedem Patienten wirkt.

Ich kann ganz hervorragend weinen. Wie willst du für dich sorgen, wenn mit deiner Hirnchemie was nicht stimmt? WIE? würdest du auch bei Diabetes damit kommen, man solle "für sich sorgen" um nicht sein Leben lang auf Medikamente angewiesen zu sein?
Ich habe auch nicht gesagt, dass keine anderen Gruppen von Medikamenten gibt, die nicht "hochwirksam" sind. Antibiotika rechne ich nicht zu dieser Gruppe. Wenn der Mikrobiologe das zum Erreger passende Antibiotikum gefunden hat, ist es gegen diesen Erreger hochwirksam, weil es an einer bestimmten Stelle in den Stoffwechsel eingreift und eine Reproduktion verhindert, und/oder den Erreger absterben lässt. Was Antidepressiva so genau machen ist aber gar nicht klar. Und vor allem wo überall. Selbst dann nicht, wenn es bei mir wirken sollte.
Naja, dir vielleicht nicht. Lies dir halt die Wirkungsweise durch, von zB SSRI oder so. Da erfährt der interessierte Konsument durchaus,was da grad passiert. ;)im übrigen steht deine Argumentation oben in keinem Zusammenhang mit meiner Aussage. Nur, weil AD (wovon es unzählige verschiedene gibt) nicht alle bei jedem gleich gut wirken, heißt es nicht, dass AD per se nicht eine Gruppe hochwirksamer Medikamente wären.
Ja, die Hirnchemie. Neurotransmitter und Hormone. Wenn mir da etwas fehlen sollte, würde ich es nachfüllen. Wie Öl bei einem Auto. Trotzdem prüfe ich regelmäßig, ob ich nicht auch ohne Medikamente auskomme, ob also genug Öl im Motor ist. Ich habe gehört, dass Antidepressiva das Gehirn quasi darauf trainieren, was z. B. ein gesunder Serotoninspiegel ist, damit es nach dem Absetzen der Medikamente diesen leichter/besser selbst halten kann.

Ja, du füllst es nach mit den AD. Und was machst du, wenn mit deinem Hirn etwas derart nicht stimmt, dass es selbst die benötigten Neurotransmitter nicht ausreichend herstellen bzw aufnehmen kann? Versuchst du diesen Mangel durch Gespräche zu beheben? (Sorry, aber :roll: :roll: ) die Frage mit dem Insulin ist btw offen geblieben. Unter manchen Umständen kann das Gehirn diesen Spiegel selbst aber nicht halten. Dann muss man eben lebenslang die Pillen nehmen. Manche psychischen Störungen sind ausgeprägter als andere. Insbesondere bei Komorbiditäten kann es sehr schwierig werden. Ne isolierte Depression wegen XYZ lässt sich freilich viel leichter behandeln.
Ich habe mich unter dem Einfluss von Antidepressiva zwar irgendwie etwas kraftvoller und auch wacher gefühlt. Aber ich war irgendwie weniger empathisch. Meine "Innere Haltung" sagt mir folgendes: Es ist sehr wahrscheinlich, dass ich der Mensch sein soll, der ich bin. Ohne Drogen.
und wenn dich morgen ein Auto anfährt, und du querschnittsgelähmt ab L3 bist, sagt dir deine innere Haltung auch, dass das der Weg des Schicksals ist, gell? Ist nicht mal böse gemeint. Aber wir sind so krass auseinander in unserer Einstellung. Ich fühle mich unter AD übrigens auch weniger empathisch und meine Gefühle sind kontrollierter. Wer mich kennt, wird sich jetzt mit Entsetzen fragen, was bei mir ohne die Pillen abgeht :mrgreen: und ja, das ist kein Zuckerschlecken.
Denn sich zu gut zu fühlen verhindert, dass ich in gewisse Prozesse komme. Und diese wiederum bringen mir Erkenntnisse. "Ich" zu sein ist nicht besonders einfach, aber um es besonders einfach zu haben, bin ich auch nicht auf dieser Welt. Ich kann aber gut damit leben, weil die Dinge, die ich in meinem Bündel zu tragen habe, meine sind. Da kommt die ganze Liebe der Schöpfung zum Tragen. Denn jeder Mensch kriegt nur so viel in sein Bündel gepackt, wie er auch tragen/bewältigen kann. Sollte jemand dass Gefühl haben, zu viel zu tragen zu haben, dann befinden sich mit Sicherheit Dinge in seinem Bündel, die ihm nicht gehören.
Ja, deine Einstellung, mit der ich ziemlich nichts anfangen kann (neutral formuliert), wenngleich mir klar ist, dass sie dir hilft und im weitesten Sinne eine Art Glauben darstellt, wonach die meisten Menschen streben, um die Realität auszuhalten.
Nell The Sentinel hat geschrieben: Weil keiner weiß, was zuerst da war: die Stoffwechselschieflage oder die Gefühlen hle, die die Schieflage auslösen. Keiner weiß wirklich, wie Gefühle überhaupt entstehen.
Ich weiß nicht, inwieweit man bei schweren Depressionen von Gefühlen sprechen kann.
Ich halte es auch nicht für sinnvoll in echte und nicht echte Depressionen zu unterteilen. Sehr viele Menschen haben rezidivierende Depressionen und je häufiger die Rezidive kommen, desto unwahrscheinlicher eine vollständige Heilung. Nur wirklich gut geht es einem mit ADs dann auch nicht. Ich will nicht bestreiten, dass ADs unwichtig oder unnötig wären, das wäre genauso falsch und auch gefährlich. Nur greift eine Behandlung in Kombination einfach viel tiefer. Vor allem wenn die Depression eine Begleiterscheinung einer anderen psychischen Störung ist (und dann auch evtl. Grund für ein Rezidiv).
Naja, ich finde es durchaus sinnvoll, weil es einen Unterschied macht, auch im Umgang und der Behandlung, ob man jetzt depressiv (im medizinischen Sinne) ist weil grad die Mutter tot ist (Reaktionär) oder ob man es einfach so ist. Und das immer. Sein Leben lang, mal schlimmer mal besser. Meines Erachtens macht es einen gigantischen Unterschied. Die Zahl derer, die jemals eine Depression haben ist ja viel viel größer als die jener, die na schweren rezidivierenden Depressionen leiden. Im ersten Fall, also der Reaktion auf ne schwere Zeit, ist es freilich sinnvoll, die einen theraphiefähigen Zustand herzustellen, und dann den Umgang mit Gefühlen zu üben. Aber im zweiten Fall? ...
Pocolino hat geschrieben:Dass sich immer alle gegen Antidepressiva auflehnen, das ist eine ganz legitime Behandlungsform von Problemen. Du trägst doch auch eine Brille, wenn du schlecht sehen kannst und sagst nicht etwa "Nee, ich bin ich und ändere mich nicht" rennst halbblind durch die Stadt und vor's Auto. ;)
Ja, und mE ist es dumm. Aber andererseits, den Leuten geht's offenbar nicht schlimm genug, wenn sie trotz Depressionen die Kraft finden, sich gegen AD zu sperren.
Reinhard hat geschrieben:Wenn man nach einem Knochenbruch ein Bein schient oder in Gips legt oder so, dann muss immer noch der Knochen selber zusammenheilen. Der Gips entlastet und sichert den Bruch, so dass überhaupt der Heilvorgang losgehen kann. Und dass man nicht gleich bei jeder Berührung vor Schmerz losjault. Also sicher eine gute Sache, so ein Gips. Aber es ist wohl kaum so, dass der Knochen WEGEN des Gips oder der Schiene zusammenwächst.

]
das Beispiel ist mE unglücklich. Ich finde das mit dem Insulin treffender.
Bei Antidepressiva sehe ich das ähnlich. Die holen einen aus dem Loch und machen einen erst ansprechbar und therapiefähig. Bei einfacheren Fällen reicht das vielleicht schon, dass die Selbstheilungskräfte ausreichen, um wieder gesund zu werden. (Was man halt für gesund hält.) Bei komplizierteren eben nicht. Aber eine Heilung würde ich dann nicht den Antidepressiva zuschreiben. Was deren Wichtigkeit jetzt nichts wegnehmen soll.
Tja, und ich schreibe meinen Zustand ausschließlich den AD zu. Und ich denke, ich kann das genug beurteilen, nach einem halben Leben voller beschissener Depressionen und anderer Späße. musst du deine Aussage wohl etwas modifizieren.
Benutzeravatar
TheRealDeal
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4346
Registriert: 05 Jun 2013 18:55
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: vergeben.
Ich suche hier ...: Freunde.

Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Goldstück hat geschrieben: Naja, dir vielleicht nicht. Lies dir halt die Wirkungsweise durch, von zB SSRI oder so. Da erfährt der interessierte Konsument durchaus,was da grad passiert. ;)

und wenn dich morgen ein Auto anfährt, und du querschnittsgelähmt ab L3 bist, sagt dir deine innere Haltung auch, dass das der Weg des Schicksals ist, gell? Ist nicht mal böse gemeint. Aber wir sind so krass auseinander in unserer Einstellung. Ich fühle mich unter AD übrigens auch weniger empathisch und meine Gefühle sind kontrollierter. Wer mich kennt, wird sich jetzt mit Entsetzen fragen, was bei mir ohne die Pillen abgeht :mrgreen: und ja, das ist kein Zuckerschlecken.

Denn sich zu gut zu fühlen verhindertJa, deine Einstellung, mit der ich ziemlich nichts anfangen kann (neutral formuliert), wenngleich mir klar ist, dass sie dir hilft und im weitesten Sinne eine Art Glauben darstellt, wonach die meisten Menschen streben, um die Realität auszuhalten.

Ja, und mE ist es dumm. Aber andererseits, den Leuten geht's offenbar nicht schlimm genug, wenn sie trotz Depressionen die Kraft finden, sich gegen AD zu sperren.
Keine Sorge Goldstück, ich kann lesen und verstehen. Ich kann sogar Strukturformeln lesen. Und wenn ich das tue erkenne ich, dass verschiedene Wirkstoffe sich nur minimal unterscheiden und doch einen riesigen Unterschied in der Wirkung haben. Insulin hat eine klare Aufgabe und kann bei Mangelzuständen direkt dem Körper zugeführt werden. Das ist bei Neutrotransmittern im Gehirn nicht möglich, weil diese die "Blut-Hirn-Schranke" nicht überwinden können. Deswegen wird die Produktion dieser indirekt angeregt. Sollte zumindest so sein.

Und ja, mir ist klar, dass wir uns nicht verstehen. Ich kann dich aber gut so lassen, wie du bist. Wenn du mich auch so lässt, wie ich bin. Und ja, wenn ich aus "heiterem Himmel" angefahren werde, obwohl der Fahrer und ich alle Sinne beisammen haben ist es Schicksal.

Du kannst mir glauben: Ich halte nichts aus. Entweder habe ich ein Leid zu ertragen, weil etwas nicht zu ändern ist, oder ich packe die Dinge bei den Hörnern, wenn sie sich mir zeigen. Sollte ich trotz aller Mühen etwas nicht so hinbekommen, wie ich es mir vorstelle, dann akzeptiere ich das, ich halte es nicht passiv aus, weil ich glaube, es wird schon irgendwie von selbst vorbei gehen.

Nochmal ganz klar: Ich verwehre mich nicht gegen Antidepressiva. Ich habe ja lange welche genommen. Und vor die Wahl gestellt "Tod oder Pille" entscheide ich mich für die Pille. Trotzdem sage ich: Egal, wie ich ohne Drogen auch sein mag, vielleicht hat es einen Grund, dass ich so bin, wie ich bin. Also vielleicht wollte mich der Schöpfer so haben? Mit dem Leid und vor allem mit den Prozessen, die dieses bei mir ausgelöst hat.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Benutzeravatar
Nell The Sentinel
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1637
Registriert: 21 Mär 2015 17:28
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB

Re: Depressionen

Beitrag von Nell The Sentinel »

Goldstück hat geschrieben:
Nell The Sentinel hat geschrieben: Weil keiner weiß, was zuerst da war: die Stoffwechselschieflage oder die Gefühlen hle, die die Schieflage auslösen. Keiner weiß wirklich, wie Gefühle überhaupt entstehen.
Ich weiß nicht, inwieweit man bei schweren Depressionen von Gefühlen sprechen kann.
Was soll es denn sonst sein?
Goldstück hat geschrieben:
Nell The Sentinel hat geschrieben: Ich halte es auch nicht für sinnvoll in echte und nicht echte Depressionen zu unterteilen. Sehr viele Menschen haben rezidivierende Depressionen und je häufiger die Rezidive kommen, desto unwahrscheinlicher eine vollständige Heilung. Nur wirklich gut geht es einem mit ADs dann auch nicht. Ich will nicht bestreiten, dass ADs unwichtig oder unnötig wären, das wäre genauso falsch und auch gefährlich. Nur greift eine Behandlung in Kombination einfach viel tiefer. Vor allem wenn die Depression eine Begleiterscheinung einer anderen psychischen Störung ist (und dann auch evtl. Grund für ein Rezidiv).
Naja, ich finde es durchaus sinnvoll, weil es einen Unterschied macht, auch im Umgang und der Behandlung, ob man jetzt depressiv (im medizinischen Sinne) ist weil grad die Mutter tot ist (Reaktionär) [das ist keine Depression im psychiatrischen Sinn, sondern Trauer, die als normale Reaktion und nicht krankhaft begriffen wird] oder ob man es einfach so ist. Und das immer. Sein Leben lang, mal schlimmer mal besser. Meines Erachtens macht es einen gigantischen Unterschied. Die Zahl derer, die jemals eine Depression haben ist ja viel viel größer als die jener, die na schweren rezidivierenden Depressionen leiden. Im ersten Fall, also der Reaktion auf ne schwere Zeit, ist es freilich sinnvoll, die einen theraphiefähigen Zustand herzustellen, und dann den Umgang mit Gefühlen zu üben. Aber im zweiten Fall? ...
Ist es genauso wichtig zu lernen, wie man mit seiner Depression umgeht. Therapie hat immer individuelle Ziele und die können auch sein, das Beste aus dem zu machen, was die Krankheit möglich macht.
Baustelle :hallo:
Goldstück

Re: Depressionen

Beitrag von Goldstück »

TheRealDeal hat geschrieben:
Und ja, mir ist klar, dass wir uns nicht verstehen. Ich kann dich aber gut so lassen, wie du bist. Wenn du mich auch so lässt, wie ich bin. Und ja, wenn ich aus "heiterem Himmel" angefahren werde, obwohl der Fahrer und ich alle Sinne beisammen haben ist es Schicksal.

.
Wieso denkst du dass ich dich nicht sein lasse? Nur weil ich deine Argumentation nicht überzeugend finde? Meinetwegen kannst du an pinke Maincoon glauben, die die Welt beherrschen. Nette Vorstellung btw :shylove:
Du kannst mir glauben: Ich halte nichts aus. Entweder habe ich ein Leid zu ertragen, weil etwas nicht zu ändern ist, oder ich packe die Dinge bei den Hörnern, wenn sie sich mir zeigen. Sollte ich trotz aller Mühen etwas nicht so hinbekommen, wie ich es mir vorstelle, dann akzeptiere ich das, ich halte es nicht passiv aus, weil ich glaube, es wird schon irgendwie von selbst vorbei gehen.
Ja, aber das geht nur, weil du an diese Schöpfer-und Schicksalstheorie glaubst. Ohne sie hättest du nicht diese Stärke. Mithin gibt sie dir also die Kraft, Dinge auszuhalten.
Trotzdem sage ich: Egal, wie ich ohne Drogen auch sein mag, vielleicht hat es einen Grund, dass ich so bin, wie ich bin. Also vielleicht wollte mich der Schöpfer so haben? Mit dem Leid und vor allem mit den Prozessen, die dieses bei mir ausgelöst hat
Nun, das ist dir unbenommen. S.o.
Nell The Sentinel hat geschrieben:
Goldstück hat geschrieben:
Nell The Sentinel hat geschrieben: Weil keiner weiß, was zuerst da war: die Stoffwechselschieflage oder die Gefühlen hle, die die Schieflage auslösen. Keiner weiß wirklich, wie Gefühle überhaupt entstehen.
Ich weiß nicht, inwieweit man bei schweren Depressionen von Gefühlen sprechen kann.
Was soll es denn sonst sein?.
Apathie, schwere Depressionen sind für mich von Gefühlen ziemlich weit weg. Ich würde es als eine Art schwarzes Loch beschreiben.

Ist es genauso wichtig zu lernen, wie man mit seiner Depression umgeht. Therapie hat immer individuelle Ziele und die können auch sein, das Beste aus dem zu machen, was die Krankheit möglich macht
Ja, wenn man bereit ist, sich damit abzufinden, dass man apathisch daliegt und die Wand anstarrt, während man in lichten Momenten Suizidmethoden sucht.., ach ja, dann braucht man freilich keine AD. Ich akzeptiere diesen Zustand nicht für mich. Mir ist es egal, ob er "natürlich" ist (das ist Krebs auch) oder sonstwas. Ich will das nicht haben. Und mit manchen Krankheiten ist so gut wie nichts möglich. Mir fehlt diese Akzeptanz des vermeintlich Unvermeidbaren. Ich kann und will das nicht akzeptieren. Zum Glück gibt es "Drogen". :)
Benutzeravatar
Nell The Sentinel
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1637
Registriert: 21 Mär 2015 17:28
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB

Re: Depressionen

Beitrag von Nell The Sentinel »

Goldstück hat geschrieben:
Nell The Sentinel hat geschrieben:Ist es genauso wichtig zu lernen, wie man mit seiner Depression umgeht. Therapie hat immer individuelle Ziele und die können auch sein, das Beste aus dem zu machen, was die Krankheit möglich macht.
Ja, wenn man bereit ist, sich damit abzufinden, dass man apathisch daliegt und die Wand anstarrt, während man in lichten Momenten Suizidmethoden sucht.., ach ja, dann braucht man freilich keine AD.
Und wo gabe ich gesagt, dass schwer depressive Menschen keine ADs nehmen sollten? Ich habe auch nichts von "natürlich" geschrieben. Und noch mal: Wie du deine Depression handhabst ist mir egal. Ursprünglich ging es um ADs und Therapie und deren Teilhabe an der Behandlung. Ich habe meinen Kommentar dazu gegeben, damit hat sich das für mich.
Baustelle :hallo:
Benutzeravatar
TheRealDeal
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4346
Registriert: 05 Jun 2013 18:55
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: vergeben.
Ich suche hier ...: Freunde.

Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Goldstück hat geschrieben:Ja, wenn man bereit ist, sich damit abzufinden, dass man apathisch daliegt und die Wand anstarrt, während man in lichten Momenten Suizidmethoden sucht.., ach ja, dann braucht man freilich keine AD. Ich akzeptiere diesen Zustand nicht für mich. Mir ist es egal, ob er "natürlich" ist (das ist Krebs auch) oder sonstwas. Ich will das nicht haben. Und mit manchen Krankheiten ist so gut wie nichts möglich. Mir fehlt diese Akzeptanz des vermeintlich Unvermeidbaren. Ich kann und will das nicht akzeptieren. Zum Glück gibt es "Drogen". :)
Gut, gut. Wenn du "dein halbes Leben" unter Depressionen gelitten hast, dann leide ich mehr als doppelt solange darunter. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass wir anderer Meinung sind. Und wenn man sich fragt "Warum gibt es Leid?" Und in einem Seminar "Was ist der Tod?" seine eigene rituelle Beerdigung erlebt hat, ändert das auch etwas. Meine Totenrede habe ich übrigens am Abend vorher geschrieben...
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Strange Lady
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 3967
Registriert: 21 Jul 2014 18:50
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB

Re: Depressionen

Beitrag von Strange Lady »

Also ich nehme seit vielen Jahren AD. Ohne wäre ich gar nicht arbeitsfähig. Außerdem zeigen Studien, dass die Gehirnsubstanz sich in depressiven Phasen stärker abbaut als unter dem Einfluss von AD. Viele chronisch Depressive werden auch früher dement, wenn sie nicht behandelt werden.
Mein Glücksempfinden hängt in sehr starkem Maße davon ab, ob und wie ich mich beruflich verwirklichen kann .... insofern: Großer Dank an die Pharmaindustrie, die mir hilft meine Autonomie uns Selbstwirksamkeit zu bewahren.
“Happiness is like a butterfly: The more you chase it, the more it will elude you. But if you turn your attention to other things, it will come and sit quietly on your shoulder.”
Henry David Thoreau
dfg82

Re: Depressionen

Beitrag von dfg82 »

Strange Lady hat geschrieben:Also ich nehme seit vielen Jahren AD. Ohne wäre ich gar nicht arbeitsfähig. Außerdem zeigen Studien, dass die Gehirnsubstanz sich in depressiven Phasen stärker abbaut als unter dem Einfluss von AD. Viele chronisch Depressive werden auch früher dement, wenn sie nicht behandelt werden.
Das war mir nicht bekannt. Wenn das so ist, werde ich nun doch damit anfangen, meine Pillen zu nehmen. Vor und während dem Klinikaufenthalt habe ich es nicht getan. Wer weiß: Vielleicht wirkt es sich ja positiv auf meine Gemütslage aus. :?
Benutzeravatar
TheRealDeal
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4346
Registriert: 05 Jun 2013 18:55
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: vergeben.
Ich suche hier ...: Freunde.

Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Strange Lady hat geschrieben:Also ich nehme seit vielen Jahren AD. Ohne wäre ich gar nicht arbeitsfähig. Außerdem zeigen Studien, dass die Gehirnsubstanz sich in depressiven Phasen stärker abbaut als unter dem Einfluss von AD. Viele chronisch Depressive werden auch früher dement, wenn sie nicht behandelt werden.
Mein Glücksempfinden hängt in sehr starkem Maße davon ab, ob und wie ich mich beruflich verwirklichen kann .... insofern: Großer Dank an die Pharmaindustrie, die mir hilft meine Autonomie uns Selbstwirksamkeit zu bewahren.
Du darfst der Pharmaindustrie gerne danken. Vergiss dabei aber bitte nicht, dass du durch eigenen Antrieb und Willen heute da stehst, wo du stehst. Die Pillen haben keine Klausuren für dich geschrieben, fahren nicht für dich zur Arbeit und haben sich weder für psychotherapeutische Maßnahmen entschieden noch die therapeutische Arbeit für dich gemacht. Das hast alles du geschafft. :umarmung2: Denn Krücken vereinfachen das Gehen, haben aber keinen eigenen Willen.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Goldstück

Re: Depressionen

Beitrag von Goldstück »

TheRealDeal hat geschrieben:
Goldstück hat geschrieben:Ja, wenn man bereit ist, sich damit abzufinden, dass man apathisch daliegt und die Wand anstarrt, während man in lichten Momenten Suizidmethoden sucht.., ach ja, dann braucht man freilich keine AD. Ich akzeptiere diesen Zustand nicht für mich. Mir ist es egal, ob er "natürlich" ist (das ist Krebs auch) oder sonstwas. Ich will das nicht haben. Und mit manchen Krankheiten ist so gut wie nichts möglich. Mir fehlt diese Akzeptanz des vermeintlich Unvermeidbaren. Ich kann und will das nicht akzeptieren. Zum Glück gibt es "Drogen". :)
Gut, gut. Wenn du "dein halbes Leben" unter Depressionen gelitten hast, dann leide ich mehr als doppelt solange darunter. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass wir anderer Meinung sind. Und wenn man sich fragt "Warum gibt es Leid?" Und in einem Seminar "Was ist der Tod?" seine eigene rituelle Beerdigung erlebt hat, ändert das auch etwas. Meine Totenrede habe ich übrigens am Abend vorher geschrieben...
Nein, das ist nicht die Erklärung dafür. bist du etwa seit Geburt an depressiv? Die Erklärung ist die Herangehensweise, wobei deine mehr als deutlich esoterisch geprägt ist. Meinst du etwa, ich habe mich noch nie gefragt, warum die Welt so ein beschissener Ort ist manchmal? (Ergo warum es Leid gibt) meine Antwort ist aber nicht die, dass "der Schöpfer" irgendwelche Pläne verfolgt und alles seinen Sinn hat, wobei das freilich sehr viel tröstender ist als alles, was mir dazu einfällt. Aber ich kann und will an sowas auch nicht glauben, weil es mich nicht überzeugt. Was der Tod ist? Das Ende der Hirnfunktionen und darauf folgend die Einstellung der Organtätigkeit. Wenn man weiter guckt, dann die Zersetzung des menschlichen Leibes. Das ist der Tod für mich.
TheRealDeal hat geschrieben:
Strange Lady hat geschrieben:Also ich nehme seit vielen Jahren AD. Ohne wäre ich gar nicht arbeitsfähig. Außerdem zeigen Studien, dass die Gehirnsubstanz sich in depressiven Phasen stärker abbaut als unter dem Einfluss von AD. Viele chronisch Depressive werden auch früher dement, wenn sie nicht behandelt werden.
Mein Glücksempfinden hängt in sehr starkem Maße davon ab, ob und wie ich mich beruflich verwirklichen kann .... insofern: Großer Dank an die Pharmaindustrie, die mir hilft meine Autonomie uns Selbstwirksamkeit zu bewahren.
Du darfst der Pharmaindustrie gerne danken. Vergiss dabei aber bitte nicht, dass du durch eigenen Antrieb und Willen heute da stehst, wo du stehst. Die Pillen haben keine Klausuren für dich geschrieben, fahren nicht für dich zur Arbeit und haben sich weder für psychotherapeutische Maßnahmen entschieden noch die therapeutische Arbeit für dich gemacht. Das hast alles du geschafft. :umarmung2: Denn Krücken vereinfachen das Gehen, haben aber keinen eigenen Willen.
Erstens das. Uns zweitens ist grade die Pharmaindustrie alles andere als ein Wohlfahrtsverein, ich erinnere mal an die Blutkonservenskandale der 80er. Die machen das nicht, um zu helfen, sondern um Geld zu scheffeln.
Benutzeravatar
TheRealDeal
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 4346
Registriert: 05 Jun 2013 18:55
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB
Ich bin ...: vergeben.
Ich suche hier ...: Freunde.

Re: Depressionen

Beitrag von TheRealDeal »

Goldstück hat geschrieben:
TheRealDeal hat geschrieben:
Goldstück hat geschrieben:Ja, wenn man bereit ist, sich damit abzufinden, dass man apathisch daliegt und die Wand anstarrt, während man in lichten Momenten Suizidmethoden sucht.., ach ja, dann braucht man freilich keine AD. Ich akzeptiere diesen Zustand nicht für mich. Mir ist es egal, ob er "natürlich" ist (das ist Krebs auch) oder sonstwas. Ich will das nicht haben. Und mit manchen Krankheiten ist so gut wie nichts möglich. Mir fehlt diese Akzeptanz des vermeintlich Unvermeidbaren. Ich kann und will das nicht akzeptieren. Zum Glück gibt es "Drogen". :)
Gut, gut. Wenn du "dein halbes Leben" unter Depressionen gelitten hast, dann leide ich mehr als doppelt solange darunter. Das könnte eine Erklärung dafür sein, dass wir anderer Meinung sind. Und wenn man sich fragt "Warum gibt es Leid?" Und in einem Seminar "Was ist der Tod?" seine eigene rituelle Beerdigung erlebt hat, ändert das auch etwas. Meine Totenrede habe ich übrigens am Abend vorher geschrieben...
Nein, das ist nicht die Erklärung dafür. bist du etwa seit Geburt an depressiv? Die Erklärung ist die Herangehensweise, wobei deine mehr als deutlich esoterisch geprägt ist. Meinst du etwa, ich habe mich noch nie gefragt, warum die Welt so ein beschissener Ort ist manchmal? (Ergo warum es Leid gibt) meine Antwort ist aber nicht die, dass "der Schöpfer" irgendwelche Pläne verfolgt und alles seinen Sinn hat, wobei das freilich sehr viel tröstender ist als alles, was mir dazu einfällt. Aber ich kann und will an sowas auch nicht glauben, weil es mich nicht überzeugt. Was der Tod ist? Das Ende der Hirnfunktionen und darauf folgend die Einstellung der Organtätigkeit. Wenn man weiter guckt, dann die Zersetzung des menschlichen Leibes. Das ist der Tod für mich.
TheRealDeal hat geschrieben:
Strange Lady hat geschrieben:Also ich nehme seit vielen Jahren AD. Ohne wäre ich gar nicht arbeitsfähig. Außerdem zeigen Studien, dass die Gehirnsubstanz sich in depressiven Phasen stärker abbaut als unter dem Einfluss von AD. Viele chronisch Depressive werden auch früher dement, wenn sie nicht behandelt werden.
Mein Glücksempfinden hängt in sehr starkem Maße davon ab, ob und wie ich mich beruflich verwirklichen kann .... insofern: Großer Dank an die Pharmaindustrie, die mir hilft meine Autonomie uns Selbstwirksamkeit zu bewahren.
Du darfst der Pharmaindustrie gerne danken. Vergiss dabei aber bitte nicht, dass du durch eigenen Antrieb und Willen heute da stehst, wo du stehst. Die Pillen haben keine Klausuren für dich geschrieben, fahren nicht für dich zur Arbeit und haben sich weder für psychotherapeutische Maßnahmen entschieden noch die therapeutische Arbeit für dich gemacht. Das hast alles du geschafft. :umarmung2: Denn Krücken vereinfachen das Gehen, haben aber keinen eigenen Willen.
Erstens das. Uns zweitens ist grade die Pharmaindustrie alles andere als ein Wohlfahrtsverein, ich erinnere mal an die Blutkonservenskandale der 80er. Die machen das nicht, um zu helfen, sondern um Geld zu scheffeln.
Die sind sogar noch schlimmer. Wenn sie eine Pille entwickelt haben, wozu es keine Krankheit gibt, wird eine "ins Leben" gerufen. Denn was "krank" ist, entscheiden Menschen, nicht die Krankheit.

Spirituell veranlagt bin ich. Nicht esoterisch. Ich glaube z. B. nicht an Metatron vom Würg. ;)

Seit ich 13 bin leide ich an depressiven Episoden. Also seit 30 Jahren. Da ich bald aber 44 werde, sollte ich das Jubiläum nochmal ordentlich begießen. :D
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
dfg82

Re: Depressionen

Beitrag von dfg82 »

Ich bin schon wieder so antriebslos. Ich glaube, dass ich so wie meine Ex- Freundin enden werde, die seit über 10 Jahren nur im Bett liegt - mal etwas übertrieben gesagt. Vielleicht bin ich das auch schon; die letzten Jahre waren bei mir doch nur durch Zeitverschwendung geprägt. Eigentlich müsste ich mal meine Wohnung aufräumen. Nur drängt sich mir dann die Frage nach dem Sinn des Ganzen auf und alleine dieser Gedankengang macht mich schon wieder so traurig, dass ich mich am liebsten gleich wieder ins Bett legen könnte. Gleichzeitig stört es mich, dass ich mich in Selbstmitleid suhle. Dies trägt auch noch dazu bei, dass sich meine Gemütslage verschlechtert. Einer meiner Freunde gab mir seine Dissertation mit der Bitte um Korrekturlesen und ich habe erst 30 Seiten geschafft und das auch nur an einem Tag, an dem ich etwas Elan in mir spürte, der jedoch am Folgetag schon wieder verpufft war. In meiner Naivität habe ich ihm natürlich gesagt, dass ich das schnell erledigen werde. Jetzt empfinde ich das gerade als eine unlösbare Aufgabe. Ich stehe also unter dem Druck, das nun erledigen zu müssen. Das macht mich auch schon wieder depressiv. Ich schreibe hier quasi über Dinge, über die ich schon vor dem Klinikaufenthalt geschrieben habe. Das stört mich auch, denn es erweckt in mir den Eindruck, als hätte sich nichts geändert.
Rosi

Re: Depressionen

Beitrag von Rosi »

dfg82 hat geschrieben:Ich bin schon wieder so antriebslos. Ich glaube, dass ich so wie meine Ex- Freundin enden werde, die seit über 10 Jahren nur im Bett liegt - mal etwas übertrieben gesagt. Vielleicht bin ich das auch schon; die letzten Jahre waren bei mir doch nur durch Zeitverschwendung geprägt. Eigentlich müsste ich mal meine Wohnung aufräumen. Nur drängt sich mir dann die Frage nach dem Sinn des Ganzen auf und alleine dieser Gedankengang macht mich schon wieder so traurig, dass ich mich am liebsten gleich wieder ins Bett legen könnte. Gleichzeitig stört es mich, dass ich mich in Selbstmitleid suhle. Dies trägt auch noch dazu bei, dass sich meine Gemütslage verschlechtert. Einer meiner Freunde gab mir seine Dissertation mit der Bitte um Korrekturlesen und ich habe erst 30 Seiten geschafft und das auch nur an einem Tag, an dem ich etwas Elan in mir spürte, der jedoch am Folgetag schon wieder verpufft war. In meiner Naivität habe ich ihm natürlich gesagt, dass ich das schnell erledigen werde. Jetzt empfinde ich das gerade als eine unlösbare Aufgabe. Ich stehe also unter dem Druck, das nun erledigen zu müssen. Das macht mich auch schon wieder depressiv. Ich schreibe hier quasi über Dinge, über die ich schon vor dem Klinikaufenthalt geschrieben habe. Das stört mich auch, denn es erweckt in mir den Eindruck, als hätte sich nichts geändert.
Kümmere dich um eine Nachversorgung! Am besten einen Therapeuten, der dir passend erscheint. Nach einer neuen gesetzlichen Regelung müssen die Therapeuten zumindest die ersten 6 Probetermine zeitnah anbieten. Evtl. ist es ein längerer Weg. Der Klinikaufenthalt hat nicht "alles" gebracht, aber auch nicht "nichts".
Zu viel Schlaf wirkt depressionsfördernd. Richte dir deswegen feste Schlafzeiten von 7 oder 8 Stunden ein, an die du dich stur hältst. Und schau, dass du einmal am Tag raus gehst.
Benutzeravatar
Hoppala
Meisterschreiberling
Beiträge: 6225
Registriert: 30 Nov 2014 16:56
Geschlecht: männlich
Wohnort: Die nördlichen Elblande

Re: Depressionen

Beitrag von Hoppala »

dfg82 hat geschrieben:Ich bin schon wieder so antriebslos. Ich glaube, dass ich so wie meine Ex- Freundin enden werde, die seit über 10 Jahren nur im Bett liegt - mal etwas übertrieben gesagt. Vielleicht bin ich das auch schon; die letzten Jahre waren bei mir doch nur durch Zeitverschwendung geprägt. Eigentlich müsste ich mal meine Wohnung aufräumen. Nur drängt sich mir dann die Frage nach dem Sinn des Ganzen auf und alleine dieser Gedankengang macht mich schon wieder so traurig, dass ich mich am liebsten gleich wieder ins Bett legen könnte. Gleichzeitig stört es mich, dass ich mich in Selbstmitleid suhle. Dies trägt auch noch dazu bei, dass sich meine Gemütslage verschlechtert. Einer meiner Freunde gab mir seine Dissertation mit der Bitte um Korrekturlesen und ich habe erst 30 Seiten geschafft und das auch nur an einem Tag, an dem ich etwas Elan in mir spürte, der jedoch am Folgetag schon wieder verpufft war. In meiner Naivität habe ich ihm natürlich gesagt, dass ich das schnell erledigen werde. Jetzt empfinde ich das gerade als eine unlösbare Aufgabe. Ich stehe also unter dem Druck, das nun erledigen zu müssen. Das macht mich auch schon wieder depressiv. Ich schreibe hier quasi über Dinge, über die ich schon vor dem Klinikaufenthalt geschrieben habe. Das stört mich auch, denn es erweckt in mir den Eindruck, als hätte sich nichts geändert.
Du kannst solche Situationen nicht verlässlich vermeiden. Du kannst aber lernen, damit anders umzugehen - bzw. hast das schon. Der Lernprozess ist aber nie abgeschlossen.
Du weißt, dass du Drucksituationen nur sehr dosiert aushalten kannst.
Du weißt, dass es dir nicht gut tut, in Selbstmitleid zu suhlen.
Du erlebst Dinge wie vor dem Klinikaufenthalt, aber du weißt jetzt, dass es eine Wiederholung ungüsntigen Verhaltens ist und dass das so nicht sein bzw. bleiben muss.
Erinnere dich an die "richtigen" Dinge - das Hilfreiche.

Korrigier die Dissertation und freu dich danbn, dass du das geschafft hast - oder gib sie ihm schnell zurück mit "sorry, ich hab mich überrschätzt, ich schaff das noch nicht." Wenn Druck dir nicht bekommt, löse ihn so rasch wie möglich auf mit dem, was dir zur Verfügung steht. Du bist dir selbst nicht hilflos ausgeliefert :-)
Nutzungsregeln: Mediale Äußerungen von Menschen ersetzen keine Begegungen. Was du hier schreibst, bist nicht du. Was ich hier schreibe, bezieht sich nicht auf dich. Nur auf deinen Beitrag. Ich schreibe meine Meinung, deren Bedeutung in deinem eigenen Ermessen liegt. Vergiss, was dir nichts nützt.
Peter

Re: Depressionen

Beitrag von Peter »

[modby "Peter"]Ein unerträglicher Beitrag zum Thema Suizid wurde entfernt. Die sich daraus ergebene Folgediskussion mit teils ebenfalls sehr bedenklichen Beiträgen wurde konsequenter Weise ebenfalls entfernt.-
Tyralis Fiena
Liebt es sich mitzuteilen
Beiträge: 862
Registriert: 13 Jun 2015 21:25
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB

Re: Depressionen

Beitrag von Tyralis Fiena »

Pocolino hat geschrieben:Ein kleiner Rat zu Depressionen: SPORT!!
Die dadurch freigesetzten Endorphine sollen eine zu Antidepressiva vergleichbare Wirkung haben.
Ja, zumindest empfand ich das durchaus als hilfreich, sofern ich genug "Antrieb" dafür hatte. Bleibt nur aufzupassen, dass daraus keine Sucht wird. Sucht und Depression gehen leider mal gern zusammen aus.
Pocolino

Re: Depressionen

Beitrag von Pocolino »

Tyralis Fiena hat geschrieben:
Pocolino hat geschrieben:Ein kleiner Rat zu Depressionen: SPORT!!
Die dadurch freigesetzten Endorphine sollen eine zu Antidepressiva vergleichbare Wirkung haben.
Ja, zumindest empfand ich das durchaus als hilfreich, sofern ich genug "Antrieb" dafür hatte. Bleibt nur aufzupassen, dass daraus keine Sucht wird. Sucht und Depression gehen leider mal gern zusammen aus.
Zumindest wäre das dann eine vergleichsweise positive Sucht. :mrgreen: