Versicherungen

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Wusel
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Versicherungen

Beitrag von Wusel »

Man sagt ja, der durchschnittliche deutsche Staatsbürger ist überversichert. :gruebel:

In welchen Versicherungen steckt ihr so?
Arbeitet jemand in der Branche?

Sind einige Versicherungen nicht einfach bloß Abzocke?
Macht zum Beispiel eine Berufsunfähigkeitsversicherung Sinn?

Ich bin auf eure kompetenten Antworten gespannt.

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Peter

Re: Versicherungen

Beitrag von Peter »

Unter der Kanzlerschaft Schröder wurde ja einiges am Sozialstaat verändert. Dazu zählt auch die Abschaffung der gesetzlichen Berufsunfähigkeitsrente. Zumindest wer nach 1961 geboren wurde kann nur noch mit einer Erwerbsminderungsrente rechnen.
Von daher macht eine private Berufsunfähigkeitsrente schon Sinn. Allerdings sollte man sie in jungen Jahren abschließen. Mit zunehmenden Alter wird sie teurer. Und es ist gar nicht selbstverständlich, dass man eine überhaupt abschließen darf. Mal einen Wirbel eingerenkt bekommen? Psychische Probleme gehabt? Starkes Übergewicht? Allergie? Solche Dinge führen sehr schnell zur Ablehnung, Risikoausschlüssen oder höheren Beiträgen.

Ich persönlich beschäftige mich so alle fünf Jahre mit meinen Versicherungen und bringe sie auf einen aktuellen Stand. Es sei denn, etwas verändert sich im Leben. Zum Beispiel musste dieses Jahr mein neuer Hund in die Haftpflicht aufgenommen werde.

Es gibt spannendere und lustigere Themen. Aber man sollte sich trotzdem ab und zu damit beschäftigen.
Suboptimierer

Re: Versicherungen

Beitrag von Suboptimierer »

Habe während meines Studiums zeitweise im Aktuariat einer Versicherung gearbeitet.

Grundsätzlich sind in Versicherungsprämien neben Verwaltungskosten etc. die erwarteten Schäden enthalten. Da die tatsächlichen Schäden sich auf Dauer den erwarteten Schäden annähern, sind Versicherungen auf Dauer immer ein Verlustgeschäft, wenn du die Schäden stets bezahlen könntest. Kritisch wird es also erst, wenn Schäden auftreten, die du nicht bezahlen kannst bzw. wenn deine Liquidität nicht hoch genug ist.

Daraus kann man ableiten, dass eine Versicherung nur dann wirklich sinnvoll ist, wenn die Schäden dich existenziell bedrohen können.

Ich selber habe ausschließlich eine Haftpflichtversicherung. Die sollte meiner Meinung nach auch jeder haben. Kostet fast nichts und Schäden können einen schnell existenziell bedrohen. Man stelle sich nur mal vor, dass man etwas unachtsam mit dem Fahrrad die Spur wechselst und zufällig kommt gerade ein LKW mit wertvoller Ladung angefahren, der ausweicht und dabei die Ladung zerstört. Wenn die Ladung einen sechs- oder siebenstelligen Wert hat, ist man in der Regel ruiniert ohne Haftpflichtversicherung.

Für viele Leute ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sehr zu empfehlen! Gerade als Handwerker ist das Risiko der Berufsunfähigkeit sehr hoch. Bei Bürojobs z.B. geht das Risiko fast ausschließlich von psychischen Krankheiten aus. Aus diesem Grund habe ich persönlich mich dagegen entschieden, da man in dem Fall selber das Risiko gut steuern und sehr klein halten kann. Falls du keine BU hast, solltest du diese Versicherung jedoch in Betracht ziehen!

Soweit bei dir anwendbar (und nicht sowieso verpflichtend), sind Betriebs- und Berufshaftpflicht auch unbedingt zu empfehlen. Falls du Hausbesitzer bist, solltest du unbedingt eine Gebäudeversicherung abschließen; je nach Region auch gegen Elementarschäden absichern.

Sonstige Versicherungen, die ich in bestimmten Situationen für sinnvoll, aber generell eher für optional halte, sind: Vollkasko beim Auto, Hausratversicherung, Zusatzkrankenversicherung und Unfallversicherung

Weiterhin empfehle ich, auch ohne Versicherungen finanziell für bestimmte Risiken vorzusorgen. Ich selbst habe z.B. keine Rechtsschutzversicherung, da sie kein für mich existenzielles Risiko abdeckt. Stattdessen zahle ich, um im Schadensfall Geld für etwaige Rechtsstreitigkeiten zu haben, jeden Monat etwas Geld in einen ETF Sparplan. Das hat den Vorteil, dass ich finanziell genug Reserven für so was habe und somit "geschützt" bin wie bei einer Versicherung, aber sobald eine gewisse Summe, die im Schadensfall nahezu niemals überschritten wird, angespart ist, zahle ich nicht mehr ein und spare mir ab dann den Betrag, der sonst für die Versicherungsprämie draufgehen würde. Falls ich diese Rücklagen (also die "Rechtsschutzversicherung") niemals brauchen sollte, ist die Kohle noch bei mir und nicht bei der Versicherung.

Wenn du genauere, auf deine Situation zugeschnittene Tipps haben möchtest, brauche ich mehr Details. Kannst mich auch gerne per PN kontaktieren.

P.S.: Finger weg von Lebensversicherungen! Die einzige Lebensversicherung, die sinnvoll sein kann, ist eine Risikolebensversicherung, beispielsweise als alleiniger Familienernährer.
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Montecristo
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Re: Versicherungen

Beitrag von Montecristo »

Haftpflichtversicherung habe ich seit ewigen Zeiten. Finde ich sehr wichtig.
Suboptimierer hat geschrieben:Ich selbst habe z.B. keine Rechtsschutzversicherung, da sie kein für mich existenzielles Risiko abdeckt. Stattdessen zahle ich, um im Schadensfall Geld für etwaige Rechtsstreitigkeiten zu haben, jeden Monat etwas Geld in einen ETF Sparplan.
Habe eine Verkehrsrechtschutz-Versicherung. Relativ preiswert. Ist mir persönlich zu heikel. Da kann es ganz schnell um wüste Summe gehen.

Zahnzusatz oder ähnliches ist ja tatsächlich eher ein Sparvertrag. Weil das kommt ja früher oder später. Mache ich auch durch das Bilden eigener Rücklagen.
Suboptimierer hat geschrieben:P.S.: Finger weg von Lebensversicherungen!
War, ist und bleibt ein Steuersparmodell. Wenn der Freibetrag noch nicht ausgeschöpft ist, dann sicher sinnfrei. Ansonsten verweise ich mal auf die Reform der Investmentbesteuerung, die ab 2018 kommt. Wenn man dann immer noch Fonds mit einem 25 Euro/Jahr-Mantel ohne jährliche Steuerabschläge besparen kann, dann ist das doch der Renner?
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Montecristo
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Re: Versicherungen

Beitrag von Montecristo »

Wusel hat geschrieben:Macht zum Beispiel eine Berufsunfähigkeitsversicherung Sinn?
Die Frage hast Du Dir hoffentlich selbst gestellt und nicht Dein Kumpel, der neuerdings für einen Strukturvertrieb mit 3, 4 oder gar 5 Buchstaben arbeitet. :mrgreen:

Grundsätzlich ja. Die Frage ist halt zu welchen Bedingungen. Wenn es Ausschlusskriterien gibt, dann wird es schnell unattraktiv.

BTW: Ich habe keine. Als HC-AB hatte ich nie das Bedürfnis eine nicht vorhandene Familie abzusichern. Und mittlerweile wäre es schlicht zu teuer.
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Re: Versicherungen

Beitrag von Versingled »

Montecristo hat geschrieben:
Wusel hat geschrieben:Macht zum Beispiel eine Berufsunfähigkeitsversicherung Sinn?
Die Frage hast Du Dir hoffentlich selbst gestellt und nicht Dein Kumpel, der neuerdings für einen Strukturvertrieb mit 3 oder 4 Buchstaben arbeitet. :mrgreen:

Grundsätzlich ja. Die Frage ist halt zu welchen Bedingungen. Wenn es Ausschlusskriterien gibt, dann wird es schnell unattraktiv.

BTW: Ich habe keine. Als HC-AB hatte ich nie das Bedürfnis eine nicht vorhandene Familie abzusichern. Und mittlerweile wäre es schlicht zu teuer.
Also eine Berufsunfähigkeitsversicherung hat doch eigentlich erst mal nichts mit der nicht vorhandenen Familie zu tun. Die sichert primnär doch den Versicherten selber ab ...
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
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Montecristo
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Re: Versicherungen

Beitrag von Montecristo »

Versingled hat geschrieben: Also eine Berufsunfähigkeitsversicherung hat doch eigentlich erst mal nichts mit der nicht vorhandenen Familie zu tun. Die sichert primnär doch den Versicherten selber ab ...
Alleine entscheide ich aber nur über MEIN Leben. Wenn andere mit dabei sind, muss ich mir ein paar mehr Gedanken machen.
Im Leben geht es zu 10% um das, was passiert und zu 90% wie wir darauf reagieren.
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Re: Versicherungen

Beitrag von Reinhard »

Suboptimierer hat geschrieben: (...) Bei Bürojobs z.B. geht das Risiko fast ausschließlich von psychischen Krankheiten aus.
(...)
da man in dem Fall selber das Risiko gut steuern und sehr klein halten kann.
(...)
Ach ja?
Suboptimierer

Re: Versicherungen

Beitrag von Suboptimierer »

Reinhard hat geschrieben:
Suboptimierer hat geschrieben: (...) Bei Bürojobs z.B. geht das Risiko fast ausschließlich von psychischen Krankheiten aus.
(...)
da man in dem Fall selber das Risiko gut steuern und sehr klein halten kann.
(...)
Ach ja?
Jop, z.B. indem man lernt mit Stress und Druck von außen umzugehen (ist übrigens oft auch Teil von Therapien bestimmter psychischer Krankheiten), sich nicht von seinen Mitmenschen tyrannisieren lässt, auf entsprechende körperliche Signale hört usw.
Reinhard
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Re: Versicherungen

Beitrag von Reinhard »

Suboptimierer hat geschrieben:
Reinhard hat geschrieben:
Suboptimierer hat geschrieben: (...) Bei Bürojobs z.B. geht das Risiko fast ausschließlich von psychischen Krankheiten aus.
(...)
da man in dem Fall selber das Risiko gut steuern und sehr klein halten kann.
(...)
Ach ja?
Jop, z.B. indem man lernt mit Stress und Druck von außen umzugehen (ist übrigens oft auch Teil von Therapien bestimmter psychischer Krankheiten), sich nicht von seinen Mitmenschen tyrannisieren lässt, auf entsprechende körperliche Signale hört usw.
Dann haben alle Leute, die an psychischen Krankheiten leiden also was falsch gemacht? Selber schuld?
Suboptimierer

Re: Versicherungen

Beitrag von Suboptimierer »

Reinhard hat geschrieben: Dann haben alle Leute, die an psychischen Krankheiten leiden also was falsch gemacht? Selber schuld?
Das habe ich nie behauptet. Ich habe lediglich gesagt, dass sich das Risiko recht gut kontrollieren lässt durch entsprechende vorbeugende Maßnahmen. Das ist natürlich kein Komplettschutz, der verhindert, dass man psychisch erkrankt. Ist eher vergleichbar mit rückenschonendem Arbeiten bei körperlicher Arbeit.