Alternative zu WhatsApp

Dein Thema passt in keines der anderen Freizeit-Foren? Kein Problem, schreib es einfach in diesen Bereich.
Tom_der_Baum

Re: Alternative zu WhatsApp

Beitrag von Tom_der_Baum »

Servus,

grad erst gelesen den Thread. Mei, hier geht's ja ab. Können wir evtl. wieder zum Topic zurückkehren?

Ich selbst plädiere für Aufklärung. Und verwende gerne plakative Beispiele.
Beispielsweise zur Aussage: "Ich hab nichts zu verbergen". Meine Reaktion (sinngemäß): "So? Hast Du keine Klotür? Läßt Du Dir von Jedem beim Sch..... zugucken? Keiner tut dabei was Böses, vom Gestank mal abgesehen, der kann schon böse sein, aber ich kenne keinen, der das gerne mit der Öffentlichkeit teilen will". Bisher hat mir da noch keiner widersprochen, keiner von denen behauptet noch, er habe NICHTS zu verbergen.

https://privacy-handbuch.de/ ist eine gute Quelle, die u.A. Messenger-Alternativen beschreibt und auch bei der Einrichtung zur Hand geht. XMPP wurde hier ja schon erwähnt. Wer einen Ersatz für Skype sucht, das mglw. demnächst unter Linux nicht mehr nutzbar sein könnte ( -> https://www.heise.de/newsticker/meldung ... 22703.html ), der könnte Interesse an Tox haben. Hat noch ein paar Kinderkrankheiten, hat sich aber als guter Kompromiß rausgestellt, habe es auch völligen Laien installiert (unter Ubuntu: qTox) und eingerichtet, die kommen damit prima klar.

Gruß

Tom_der_Baum
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Lazarus Long
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Re: Alternative zu WhatsApp

Beitrag von Lazarus Long »

Hat nichts mit WhatsApp zu tun, aber ich lebe eher in einem Umfeld in dem der Datenschützer den Austausch von Daten unsicherer macht.
Zwei öffentliche Einrichtungen haben zwecks Vereinfachung eine gemeinsame Schittstelle vereinbart für Daten von Leuten, die dem Datentransfer von der einen zur anderen ausdrücklich zugestimmt haben.
Da es insbesondere bei nichtdeutschen Namen und Geburtsort häufig unterschiedliche Schreibweisen gibt und eine gemeinsam Id vereinbart, damit nicht immer wieder manuelle Eingriffe erforderlich sind. Die Nutzung der selbigen wurde untersagt. Die Datenübernahme muß also weiter über weiche Daten erfolgen - sie ist damit natürlich auch fehlerträchtiger.

Und wenn ich mir die Qualität der Empfehlungen von Amazon etc. Anschaue, dann macht mir eher Angst, wie schlecht die entsprechenden Algorithmen bisher sind.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

Wilhelm von Humboldt
Deutscher Staatsmann und Mitbegründer der Humboldt-Universität zu Berlin
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Kief

Re: Alternative zu WhatsApp

Beitrag von Kief »

Tom_der_Baum hat geschrieben:Wer einen Ersatz für Skype sucht, das mglw. demnächst unter Linux nicht mehr nutzbar sein könnte ( -> https://www.heise.de/newsticker/meldung ... 22703.html ), der könnte Interesse an Tox haben.
Gibt es auch eine Moeglichkeit, den Skype-Account zu nutzen?
Um nicht die gesamten Kontaktdaten und so verlieren zu muessen?


CU, Kief
Tom_der_Baum

Re: Alternative zu WhatsApp

Beitrag von Tom_der_Baum »

@Kief: nein, Tox funktioniert nicht wie Skype, es ist nur funktional an Skype angelehnt. Es gibt keine Schnittstellen, der Kontaktaustausch funktioniert auf eine völlig andere Weise: persönlich, per QR-Code-Scan, oder optional über ein Nutzerverzeichnis, für das man aber einen Zugang zusätzlich einrichten muß. Standardmäßig sind Nutzer völlig anonym dort. Nachteil: man kann nicht gefunden werden, das könnte bei Tox zum Pferdefuß werden.

Es gibt keine Zwischenserver außer für den Verbindungsaufbau, ohne die geht es ja bekanntlich in CGN-Zeiten nicht. Und die lassen sich manuell konfigurieren, es gibt keine zentrale Infrastruktur, alles läuft Peer-2-Peer, wie bei Skype früher mal.

Gruß

Tom_der_Baum

edit: https://tox.chat/
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Le Chiffre Zéro
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Re: Alternative zu WhatsApp

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Hoppala hat geschrieben:Frag die Leute mal, ob sie gern belauscht, abgehört, ausgewertet und belästigt werden.
Nein, wollen sie nicht. Wenn man ihnen aber erklärt, wie sie das abstellen können, ist es ihnen auf einmal wieder nicht mehr so wichtig, weil die Kompliziertheit des Abstellens schwerer wiegt als das Ausgehorchtwerden.
Hoppala hat geschrieben:Frag die Lete, ob sie vor der Erfindung des Handys je das Bedürfnis hatten, sttändig mit jedem auf der Welt in Verbindung sein zu können; und ob es ihr Leben angenehmer gestaltet hat, genau dieses Bedürnis nun ständig zu "befriedigen".
Ersteres wissen sie nicht mehr. Letzteres definitiv.
Hoppala hat geschrieben:rag sie, ob ihnen die Risiken für Demokratie und Freiheit bewusst sind und ob sie gern erfahren möchten inwiefern es diese Risiken gibt.
Den meisten ist das nicht nur zu anstrengend, sondern obendrein zu unbequem, sich darüber Gedanken zu machen. Nein, dann schon lieber wieder zurück zur leichten Unterhaltung im Privatfernsehen und in der Boulevardpresse.
Mit müden Augen hat geschrieben:Die meisten Leute haben von Computer, Smartphone, Internet usw überhaupt keine Ahnung und wollen auch nichts davon wissen solange Facebook und Co. funktionieren. :wuetend:
Genau.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

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Hoppala
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Re: Alternative zu WhatsApp

Beitrag von Hoppala »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben:
Hoppala hat geschrieben:Frag die Leute mal, ob sie gern belauscht, abgehört, ausgewertet und belästigt werden.
Nein, wollen sie nicht. Wenn man ihnen aber erklärt, wie sie das abstellen können, ist es ihnen auf einmal wieder nicht mehr so wichtig, weil die Kompliziertheit des Abstellens schwerer wiegt als das Ausgehorchtwerden.
Und das ist ja auch richtig so. Diese Technik sollte so gebaut sein, dass das Anstellen des Abgehorchtwerdenkönnens komplizieter ist als das Abstellen. Das wäre ja durchaus möglich: erst mal alles Aus! Der heimische Küchenherd wird ja auch nicht "vorsorglich all on" angeschlossen ... nur bei dem Kommunikationszeug soll das anders sein? Müsste es nicht. Es würde eine einfache politische Enthscheidung erfordern, um das vom Kopf auf die Füße zu stellen. Dafür muss man es aber immer nd immer wieder zum Thema machen. Und nicht erzählen, es sei "kompliziert!". Kompliziert ist der Ist-Zustand!
[quote="Le Chiffre Zéro"
Hoppala hat geschrieben:Frag die Lete, ob sie vor der Erfindung des Handys je das Bedürfnis hatten, sttändig mit jedem auf der Welt in Verbindung sein zu können; und ob es ihr Leben angenehmer gestaltet hat, genau dieses Bedürnis nun ständig zu "befriedigen".
Ersteres wissen sie nicht mehr. Letzteres definitiv.[/quote]Es gitb deutlic hmehr Menschen über 30 als unter 30. So schlecht können die Gedächtnisse nicht sein ...
Nach meinem Erleben ist die Hälfte der Menschen mit dem aktuellen Zustand des Handygebrauchs wenig zufrieden. Für einen geringen Nutzen wird allerhand Lästiges ertragen. Über die Bilanz macht sich kaum jemand Gedanken, weil es scheinbar alternativlos ist, wenn man überall nach seiner Ereichbarkeit per Handy gefragt wird (ganz egal, wie sinnvoll das im Einzelfall ist). Das System hält sich selbst am Leben. Es gibt aber wenig Grund, dass es so wie jetzt lebt. Man muss es nur öfter in Frage stellen und darauf hinweisen, dass es in Frage gestellt werden kann.
[quote="Le Chiffre Zéro"
Hoppala hat geschrieben:rag sie, ob ihnen die Risiken für Demokratie und Freiheit bewusst sind und ob sie gern erfahren möchten inwiefern es diese Risiken gibt.
Den meisten ist das nicht nur zu anstrengend, sondern obendrein zu unbequem, sich darüber Gedanken zu machen. Nein, dann schon lieber wieder zurück zur leichten Unterhaltung im Privatfernsehen und in der Boulevardpresse.[/quote]Das bezweifle ich. Den meisten ist gar niht bewusst, das es da einen Zusammenhang igibt. U. a. wegen Privatfernsehen und Boulevardpresse.
Le Chiffre Zéro hat geschrieben:
Mit müden Augen hat geschrieben:Die meisten Leute haben von Computer, Smartphone, Internet usw überhaupt keine Ahnung und wollen auch nichts davon wissen solange Facebook und Co. funktionieren. :wuetend:
Genau.
Falsch. Das Zeug funktioniert ja nicht (im Sine von Demokratie, Datenschutz, persönlicher Freiheit, effizientem ressourcenverbrauch usw.). Das gilt es zu betonen: Nein, das Zeug funktioiniert eben gerade nicht so, wie es sollte und könnte! Und es macht die Beherschbarkeit der Technik schwer, nicht leicht! Gebt den Leuten in ihrem Irrglauben doch nicht auch noch andauernd Recht!
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ogor

Re: Alternative zu WhatsApp

Beitrag von ogor »

Peter hat geschrieben:Benutzt hier jemand einen alternativen Messenger zu WhatsApp?

Wie sind die Erfahrungen? Scheitern die Alternativen schon allein daran, dass man kaum Bekannte hat, die etwas anderes wie WhatsApp nutzen?
Es ist so ähnlich wie mit ebay. Es gibt zwar alternative Plattformen für Online-Auktionen, nur ist dort die Anzahl potentieller Käufer sehr begrenzt und überschaubar. ;)

ebay hat allein in Deutschland ca. 16 bis 18 Millionen aktiver Nutzer (die Zahlen schwanken je nach Quelle). Das ist um Dimensionen mehr als andere entsprechende Plattformen bieten können. Deshalb ist ebay für diese Form des Verkaufs quasi konkurrenzlos, trotz berechtigter Kritikpunkte.

Und mit WhatsApp ist es ähnlich. Ich habe eine Zahl im Hinterkopf, dass über 80% aller Smartphonnutzer aktiv WhatsApp verwenden. Das ist ein Quasistandard.

Klar kann man versuchen, Freunde und Bekannte auf andere Dienste schmackhaft zu machen. Aber wenn dann deren Kontakte alle WhatsApp haben und deren Kontakte auch usw., dann ist es nahezu sinnlos. WhatsApp ist hier mittlerweile der Platzhirsch. Und zwar "sehr deutlich".
ogor

Re: Alternative zu WhatsApp

Beitrag von ogor »

Hoppala hat geschrieben:Diese Technik sollte so gebaut sein, dass das Anstellen des Abgehorchtwerdenkönnens komplizieter ist als das Abstellen. Das wäre ja durchaus möglich: erst mal alles Aus!
Das kommt darauf an. In vielen Fällen ist die Möglichkeit des "Abhören könnens" ein Nebeneffekt der verwendeten Technik.

Wenn z.B. Daten von Gerät A zu Gerät B übertragen werden, dann gibt es immer Möglichkeiten, sich in diese Übertragung einzuklinken. Immer, maximal der Aufwand dafür variiert.

Möchte man die Möglichkeit eines Abhörens abschalten, dann müsste man die Übertragung gänzlich unterbinden. Nur wäre dann der Sinn nicht mehr vorhanden.
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Le Chiffre Zéro
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Re: Alternative zu WhatsApp

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Hoppala hat geschrieben:
Le Chiffre Zéro hat geschrieben:
Hoppala hat geschrieben:Frag die Leute mal, ob sie gern belauscht, abgehört, ausgewertet und belästigt werden.
Nein, wollen sie nicht. Wenn man ihnen aber erklärt, wie sie das abstellen können, ist es ihnen auf einmal wieder nicht mehr so wichtig, weil die Kompliziertheit des Abstellens schwerer wiegt als das Ausgehorchtwerden.
Und das ist ja auch richtig so. Diese Technik sollte so gebaut sein, dass das Anstellen des Abgehorchtwerdenkönnens komplizieter ist als das Abstellen. Das wäre ja durchaus möglich: erst mal alles Aus! Der heimische Küchenherd wird ja auch nicht "vorsorglich all on" angeschlossen ... nur bei dem Kommunikationszeug soll das anders sein? Müsste es nicht. Es würde eine einfache politische Enthscheidung erfordern, um das vom Kopf auf die Füße zu stellen. Dafür muss man es aber immer nd immer wieder zum Thema machen. Und nicht erzählen, es sei "kompliziert!". Kompliziert ist der Ist-Zustand!
Bestimmt nicht komplizierter als ein hinreichend wasserdichtes Vorgehen bei der OpenPGP-Verschlüsselung:
  • Von einer als sicher geltenden GNU/Linux-Distribution direkt beim Distributor eine gepreßte (nicht gebrannte!) Live-CD oder -DVD besorgen.
  • Am eigenen Rechner alle Laufwerke ausbauen oder zumindest abklemmen bis auf das DVD-Laufwerk. Bei vielen Laptops wird das schon schwierig.
  • GNU/Linux-Live-System von CD bzw. DVD starten.
  • Schlüsselrichtlinien jeweils für alle nötigen Schlüssel definieren.
  • Auf der Konsole (nicht etwa mit einer GUI wie gpa) den Hauptschlüssel generieren.
  • Wiederum auf der Konsole davon die Schlüssel ableiten, die man zum Verschlüsseln, zum Signieren etc. benötigt.
  • Und so weiter...
Natürlich sollte IT out of the box wasserdicht sein. Aber gerade die marktbeherrschenden US-Großkonzerne (Microsoft, Apple, Alphabet/Google, Facebook, Oracle etc. pp.) sind gerade daran interessiert, daß nicht alles absolut wasserdicht ist. Und wirklich wirksame Krypto-Lösungen werden immer komplex genug sein, um eine Ein-Klick-und-läuft-Bedienung unmöglich und sogar die Verwendung der Tastatur zwingend notwendig zu machen.
Hoppala hat geschrieben:Nach meinem Erleben ist die Hälfte der Menschen mit dem aktuellen Zustand des Handygebrauchs wenig zufrieden. Für einen geringen Nutzen wird allerhand Lästiges ertragen.
Klar. Man will ja immer überall erreichbar sein. Das eigentliche Problem ist aber nicht die Gerätegattung "Handy" bzw. "Smartphone". Das eine Problem ist, daß der Markt aufgeteilt ist unter drei Systemen kommerzieller US-amerikanischer Anbieter – das semiproprietäre iOS von Apple, das teilproprietäre Android von Google, das vollproprietäre Windows von Microsoft –, die aus den Smartphones mobile NSA-Wanzen ohne wirkliche Opt-out-Möglichkeit machen. Andere Systeme gelten als unbekannt – und Die Leute™ wollen damit auch nichts zu tun haben, weil sich die Bedienung vom bisher gewohnten System unterscheidet und/oder es nicht so schön viele Apps dafür gibt (ungeachtet der Tatsache, daß der Google Play Store Sturgeons Erkenntnis bei weitem überflügelt).

Das andere Problem ist, daß die Smartphone-User sich in Horden auf Apps stürzen wie die Lemminge die Klippen hinunter, obwohl von diesen Apps bekannt ist, daß sie hochgradig fragwürdige Spyware sind. Ich sage nur WhatsApp. Das ist heute gleichbedeutend mit Chat, wie vor zehn Jahren ICQ gleichbedeutend mit Chat war. Der kurze Aufschrei nach der Übernahme durch Facebook ist ja auch längst vergessen. Heute kein WhatsApp zu haben, ist fast so, wie wenn man vor 25 Jahren keine Postanschrift gehabt hätte. Oder zumindest keinen Telefonanschluß.

Auch hier gibt es wieder Alternativen. Auch hier will niemand etwas davon wissen. Erstens verkompliziert das bloße Vorhandensein von Alternativen die Sache, weil man selbständig wählen muß. Alles ist viel einfacher, wenn man eine einzige fix und fertige Lösung vorgesetzt bekommt. Zweitens sind alle Alternativen komplizierter in der Handhabe als WhatsApp – tatsächlich um so komplizierter, je sicherer und je freier und offener sie sind. Und drittens "benutzt die keiner". Niemand will von WhatsApp umsteigen, weil die anderen Dienste niemand nutzt, weil niemand von WhatsApp umsteigen will. Teufelskreis.
Hoppala hat geschrieben:
Le Chiffre Zéro hat geschrieben:
Mit müden Augen hat geschrieben:Die meisten Leute haben von Computer, Smartphone, Internet usw überhaupt keine Ahnung und wollen auch nichts davon wissen solange Facebook und Co. funktionieren. :wuetend:
Genau.
Falsch. Das Zeug funktioniert ja nicht (im Sine von Demokratie, Datenschutz, persönlicher Freiheit, effizientem ressourcenverbrauch usw.).
All das interessiert aber die 90% unpolitischen und nicht technikaffinen Nutzer nicht. Die wollen nicht denken. Die wollen einfach nur loslegen. So einfach und bequem wie möglich. Ohne Hirn.

Die richtige Attitüde in puncto Social Networking, Microblogging, Instant Messaging usw. wäre, sich zu Hause einen kleinen, energiesparenden Headless-Heimserver aufzustellen, auf dem ein händisch gründlich gehärtetes Debian und ein mittels Let's Encrypt gesicherter Webserver läuft, der eigene Mailserver (statt Microsoft Hotmail, Yahoo! Mail und Gmail), der eigene XMPP-Server (statt ICQ, Skype und WhatsApp), der eigene Friendica-Node, der eigene Diaspora*-Pod (beide statt Facebook), die eigene GNU social-Instanz (statt Twitter), der eigene ftp-Server (statt Dropbox), auf dem auch die eigenen öffentlichen OpenPGP-Schlüssel liegen, und zwecks Wartung ein ssh-Server. Dem ganzen vorgeschaltet wäre ein Router mit akribisch konfiguriertem OpenWRT als Firmware.

Aber selbst den meisten Geeks ist das schon zu aufwendig – Otto Normalverbraucher erst recht. Wenn der sein Social Network nutzen will, will er auf seinem Smartphone, das er nach Popularität, also Verkaufszahlen, und nach Einfachheit der Bedienung gekauft hat (das läuft dann hinaus auf entweder ein Apple iPhone oder ein Samsung Galaxy S), die Facebook-App starten und loslegen. Ohne sich jedes Mal extra vorher mit Namen und Paßwort einloggen zu müssen!

Jedes Stück mehr kompliziert ist zu kompliziert. Und wenn es nicht sofort mit einem Klick oder Tap funktioniert, obwohl der User erwartet, daß es mit einem Klick oder Tap funktioniert – dann funktioniert es gar nicht.

Das ist auch der Grund, warum viele nicht auf GNU/Linux umsteigen wollen: Es ist zu kompliziert. Angeblich. Es ist deshalb zu kompliziert, weil es sich anders bedient als Windows – obwohl die meisten Desktopumgebungen heutzutage in ihren Standardeinstellungen alle Bedienelemente an denselben Stellen haben wie Windows außer 8. Es gibt keinen Explorer (und was es statt dessen gibt, heißt überall™ anders). Es gibt kein C:\ und überhaupt keine Laufwerksbuchstaben. Es gibt keinen Internet Explorer bzw. keinen Edge. Es gibt kein Word und kein Excel (K.O.-Kriterium für diejenigen, die ihre Rechner bisher immer mit vorinstalliertem Microsoft Office gekauft haben).

Man kann da keine Software "normal" installieren (= Browser starten, Namen des Programms googlen, Download-Seite aufrufen, *.exe-Installer herunterladen, diesen dann doppelklicken, sich durch die Installationsroutine klicken, und das Programm wird installiert), auch weil Windows-Software unter unixoiden Systemen (normalerweise) nicht läuft. Von Paketmanagern hat man noch nie etwas gehört, auch wenn der Google Play Store und der Apple App Store nichts anderes sind. Und auch wenn Paketmanager in der Handhabe um ein Vielfaches einfacher sind als die Installationsmethode, die für Windows typisch ist, so sind sie ein völlig anderes Konzept als das, was man gewohnt ist, erfordern eine massive Umgewöhnung und sind wieder zu kompliziert. Nein, man will lieber *.exe-Dateien mit dem Browser herunterladen und doppelklicken können, das kennt man, daran ist man gewöhnt, also ist das einfacher.

Das heißt, zum tatsächlichen Nutzen von GNU/Linux kommt es häufig gar nicht erst, weil man erstmal eines auswählen muß. Man hat die Wahl zwischen hunderten Distributionen, teilweise in mehreren Versionen, und mehr als einem Dutzend Fenstermanagern und Desktopumgebungen. Windows gibt es nur von einem Anbieter – dem alleinigen Hersteller und Rechteinhaber Microsoft – in einer Version (10), und es gibt inzwischen wieder nur noch eine Desktopumgebung, nachdem die Kacheln gescheitert sind. Selbst da muß man nicht nachdenken, weil beinahe jeder neue Consumer-PC oder -Laptop heute mit Windows 10 Home 64 Bit vorinstalliert kommt. Bei Apple und macOS sieht es ähnlich aus. Das sind die No-Brainer. Bei GNU/Linux muß der Einsteiger etwas aus mehreren Auswahlen – eine davon riesengroß – aussuchen und somit über etwas nachdenken, von dem er anfangs gar keine Ahnung hat. Erschwerend kommt hinzu, daß, seit vor gut zehn Jahren der Siegeszug von Ubuntu anfing und auch davon mittlerweile wieder abgeraten wird, die Ära endete, in der in Deutschland "Linux" und "SuSE" gleichbedeutend waren.

Nur ein paar wenige Geeks und Idealisten wollen wirkliche Freiheit und wollen wirkliche Sicherheit, über die sie selbst die alleinige Kontrolle haben, weil es sonst keine Sicherheit wäre. Die breite Masse will "alles schön einfach" haben. Alles andere hat sich dem unterzuordnen.
ogor hat geschrieben:Möchte man die Möglichkeit eines Abhörens abschalten, dann müsste man die Übertragung gänzlich unterbinden. Nur wäre dann der Sinn nicht mehr vorhanden.
Das, oder man dreht den Aufwand des Abhörens in unrealistische Höhen.

Typische AES-Schlüssel, wie sie z. B. für SSL (HTTPS) verwendet werden, brauchen extrem lange, um geknackt zu werden. Die einzig mögliche Methode, AES zu knacken, ist Brute Force: Man fängt an mit einem Schlüssel, der nur aus Nullen besteht, guckt, ob der paßt, und wenn nicht, wird er ein Bit hochgezählt. Selbst wenn man den stärksten Supercomputer überhaupt damit beauftragen würde, einen 128-Bit-AES-Schlüssel zu knacken, hätte der 3.400.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000.000 Kombinationen durchzugehen. Bis er da den passenden Schlüssel gefunden hätte, würden beide Rechner, zwischen denen die Daten übertragen wurden, nicht mehr existieren, er selbst auch nicht mehr und auch die Menschheit nicht mehr. Siehe auch hier.

Auch Quantencomputer werden da nicht das Allheilmittel der Geheimdienste werden. Zum einen hat ein Quantencomputer das Problem der prinzipbedingten Unzuverlässigkeit. Zum anderen ist der Flaschenhals dann nicht mehr die Rechenleistung, sondern die Datenleitung, denn die Schlüssel müssen ja nicht auf derselben Maschine ausprobiert werden, sondern im Zweifel auf einem Rechner auf einem ganz anderen Erdteil. Und ein Transozeankabel ist langsamer und störanfälliger als eine RAM-Anbindung.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

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Kief

Re: Alternative zu WhatsApp

Beitrag von Kief »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben:Die breite Masse will "alles schön einfach" haben. Alles andere hat sich dem unterzuordnen.
Ich glaube nicht, dass diese ueberwaeltigende Mehrheit es so daemlich einfach haben will.
Ich denke, ein Grossteil der Leute koennte sich daran gewoehnen, wenn denn die grundlegenden Sicherheitsmassnahmen auch einen nennenswerten Effekt haetten.

Dummerweise haben wir allerdings nichts dagegen getan, die Marktmacht und Dominanz zu verhindern, so das Verbraucher weitgehend ohnmaechtig den digitalen Gefahren (und Drogen) gegenueberstehen.
Um den derzeit gewohnten Aktivitaeten nachzugehen, und dabei vernuenftige Sicherheit zu erhalten, muss man dermassen gegen den Strom schwimmen, dass es nahezu ein Rattenschwanz an Details gibt, was alles zu tun waere.

Derlei Aufwand sind die Menschen einfach muede, weil es an so vielen Fronten im Leben kompliziert wird.
Weil an so vielen Fronten der Verbraucher alles ausbaden muss.


CU, Kief
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Re: Alternative zu WhatsApp

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Das Gegen-den-Strom-Schwimmen ist das eine Problem, besonders wenn nur wenige mitschwimmen. Jabber beispielsweise nützt wenig, wenn es keiner benutzt und man nur Selbstchats führen kann.

Das andere Problem ist, daß jeder wirklich effektive Schritt Richtung Freiheit und Sicherheit für sich genommen sehr kompliziert ist – was nicht daran liegt, daß es "gegen den Strom" ist, sondern systembedingt ist. WhatsApp ist so ziemlich das am einfachsten einzurichtende Chatsystem aller Zeiten. Jabber ist, war und wird wohl immer bleiben das mit großem Abstand komplizierteste. Nicht nur muß man selbst eine ziemliche Anzahl an Schritten tätigen, um überhaupt ein Konto zu erhalten und es in einen Client einzubinden – man muß vorher noch zwingend, denn das nimmt einem kein Automatismus ab, sich einen öffentlichen Server aussuchen und einen Client wählen, der zum unterliegenden System und zum eigenen Geschmack bzw. Nutzungsverhalten am ehesten paßt.

Und OpenPGP und GnuPG sind, obgleich an sich sehr sicher, gleichzeitig so unausgegoren und so hochkompliziert, daß selbst Sicherheitsexperten aus Übergeek-Kreisen wie Moxie Marlinspike sich sehnlichst den Tag herbeiwünschen, daß das endlich eingestampft und durch etwas Besseres ersetzt wird (das dann hoffentlich weiterhin ein freier Standard ist). Otto Normalverbraucher wird so etwas erst recht nicht anfassen. Ich meine, sehr viele Otto Normalverbraucher scheinen schon am Einrichten eines Mailclient zu scheitern und bedienen ihren Mailverkehr im Browser über das Webportal ihres Mailproviders. Wenn sie schon Thunderbird nicht zum Funktionieren bringen, wie soll man dann die Nutzung von OpenPGP über Enigmail von ihnen erwarten?
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

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Re: Alternative zu WhatsApp

Beitrag von ogor »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben:
ogor hat geschrieben:Möchte man die Möglichkeit eines Abhörens abschalten, dann müsste man die Übertragung gänzlich unterbinden. Nur wäre dann der Sinn nicht mehr vorhanden.
Das, oder man dreht den Aufwand des Abhörens in unrealistische Höhen.

Typische AES-Schlüssel, wie sie z. B. für SSL (HTTPS) verwendet werden, brauchen extrem lange, um geknackt zu werden. Die einzig mögliche Methode, AES zu knacken, ist Brute Force: ...
Ich stimme dir hier vollkommen zu. Es gibt "hinreichend sichere" Verschlüsselungen, die man auch nutzen kann.

Der Knackpunkt ist: Das betrifft nur die Verschlüsselung der reinen Übertragung der Daten.

Die "Schwachstelle" ist jeweils am Ende davon.

Mal als Beispiel:

A will B eine Nachricht schicken (E-Mail, WhatsApp, ...) und möchte dies abhörsicher machen. Es gibt Verfahren, mit denen die Nachricht auch "hinreichend sicher" von Gerät A nach Gerät B verschickt werden kann. Soweit alles ok.

Das "Problem" ist nur: A muss die Nachricht irgendwie auf seinem Gerät A erstellen. Sei es durch Spracheingabe, virtuelle oder ganz reale Tastatur, ... Es gibt also zwingend einen Zeitpunkt, in dem die Nachricht UNVERSCHLÜSSELT auf dem Gerät A vorliegt. Und diese kann man (mit entsprechenden Aufwand) abgreifen. Ebenso muss sich B die Nachricht auf seinem Gerät B anzeigen lassen. Und sobald er sich die Nachricht vorlesen oder anzeigen lässt, liegt sie UNVERSCHLÜSSELT auf seinem Gerät B vor, es sei denn er kann fliessend verschlüsselten Binärcode lesen. ;)

Die sicherste Verschlüsselung der Daten nutzt nur "hinreichend" etwas, wenn an beiden Enden "Klartext" geredet wird. Hier greifen die "Hacker" ab. Da ist die Verschlüsselung naturbedingt gleich Null.