Behandlung von Angststörung

Dein Thema passt in keines der anderen Freizeit-Foren? Kein Problem, schreib es einfach in diesen Bereich.
ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Murmel

Behandlung von Angststörung

Beitrag von Murmel »

Moin,

ich setze mein Thema mal hier rein. In den Austausch passt es meiner Meinung nach nicht ganz.
Ich habe solange ich denken kann mehr oder weniger starke Ängste und seit ein paar Jahren auch eine diagnostizierte Angststörung.

Seit ein paar Monaten bin ich deswegen in Therapie. Und gestern ging's los. Das erste Mal Exposition :shock: Bei einer Angstörung wie ich sie habe sind das Problem massive Angstgedanken, es ist also anders als jemand der eine Phobie wie zum Beispiel eine Spinnenphobie hat. Das Behandlunsprinzip ist aber gleich. Sich mit der Angst konfrontieren bis sie weniger wird.
Bei Angstgedanken heißt das: Die Angstmachenden Gedanken die man sonst verdrängt bewußt herbei führen, sich nicht ablenken. In einen Angstgedanken völlig eintauchen und die Angst aushalten. Und das ist genauso sch***e wie es sich anhört. Gestern das ganze also zum ersten Mal, mit meiner Therapeutin, durchgezogen.
Natürlich war nach dieser einen Stunde nicht meine Angst weg. Ich habe solche Ängste schon mein ganzes Leben. Das wird ein längerer Prozess aber ich hoffe es wird sich lohnen.

Mit meinem ABtum haben die Ängste natürlich auch zu tun. Sie schränken mich sehr ein und können manchmal ganz konkret verhindern, dass ich in neue Situationen gehe. Zur Zeit habe ich eine Angstphase die ganz konkret mit "Angst vor die Tür zu gehen" zu tun hat :roll: Das, das beim Menschen kennenlernen nicht hilft ist klar.

Hat jemand von euch schonmal so eine Therapie gemacht? Und wenn ja, hat sie geholfen?

Murmel

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Samhuin

Re: Behandlung von Angststörung

Beitrag von Samhuin »

Servus Murmel,

also ich kann aus eigener Erfahrung sagen, dass es bei mir damals etwas geholfen hat. Ich war zu dem damaligen Zeitpunkt in einer Tagesklinik für soziale und eben Angstphobie. Zum Glück, musste ich auch keine Tabletten dagegen nehmen da mir allein die Gespräche gut taten. Hatte so gesehen eine gute Ärztin. Wie es halt aber auch immer im Leben ist, sollte man am Ball bleiben was mir natürlich auch nicht immer gelungen ist. Und trotzdem sage ich mir immer wieder ... Das kann doch nicht alles vom Leben gewesen sein ... Ich möchte noch so viel erleben. Ich kann dir nur den Rat geben mach die Therapie, da sie dir mit Sicherheit was bringen wird.

LG

Marcus

...Hoffnung ist nicht die Überzeugung dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht ...
Murmel

Re: Behandlung von Angststörung

Beitrag von Murmel »

Hallo Samhuin,

was meinst du damit, dass du nicht am Ball geblieben bist? Hast du mit der Therapie aufgehört, bevor sich die gelernten Sachen richtig verfestigen konnten?

Ich werde bestimmt bei der Therapie bleiben. Ich sehe es ein bisschen so, dass ich gar keine andere Wahl habe. Ich möchte auch noch was vom Leben haben und meine Ängste sind eines der größten Sachen die mich davon abhalten. Wenn ich das jetzt nicht durchzehe, dann kann ich mir meine Zukunftswünsche auch gleich abschminken.

Medikamente finde ich übrigens nicht grundsätzlich schlimm. Es geht halt manchmal nicht ohne. Zur Zeit nehme ich nichts gegen die Ängste, außer ein paar pflanzlichen Sachen, Lavendel. Das geht im Moment. Ich hoffe die Ängste werden nicht nochmal so schlimm, dass es nur noch mit Medis geht.
Danger Mouse

Re: Behandlung von Angststörung

Beitrag von Danger Mouse »

Wie kann man in einer Therapie eine Angst herbeiführen? Zum Bespiel fremde Frauen ansprechen die man interessant findet. Bei Frauen die mich nicht interessieren taucht das Problem nicht auf. Oder ein anderes Problem: Bisher ist nur mit einer Frau ein bisschen mehr gelaufen. Damals schlug mir das Herz bis zum Hals. Sie hat sich damals wohl nicht so wohl gefühlt, weil ich so .. ich nenn es mal nervös war.
Samhuin

Re: Behandlung von Angststörung

Beitrag von Samhuin »

Hallo Murmel,

ich meinte mit am Ball bleiben eben, man sollte es dauerhaft dann auch durchziehen. Denn es ist ja nicht damit getan das wenn Linderung eintritt, es dann dauerhaft weg ist. Also bei mir jedenfalls ist es nicht so. Und da ich damals in einer Tagesklinik war, war es natürlich auch nur eine begrenzte Zeit wo man sich dort aufgehalten hat. In der Zeit und ich sage mal auch noch ca. zwei, drei Monate später hat es noch angehalten bei mir. Aber wie es so oft im Leben ist, fällt man eben auch wieder in alte Gewohnheiten zurück. Da diese alten erlernten Gewohnheiten dann wiederum einfacher sind. Denn alles neue so kenne ich es, ist erstmal mit Vorsicht zu bewerten was mich natürlich auch ungemein einschränkt. Und trotzdem stehe ich heute wieder hier und auf und mache weiter. Für meine Verhältnisse habe ich auch schon einiges erreicht, die liegen ja auch bei jedem anders. Zur Zeit bin ich auch wieder in Psychotherapie und habe auch so wie du erst kürzlich damit angefangen und weiß jetzt schon das es mit ein Paar Sitzungen nicht getan ist. Das meine ich eben auch alles mit am Ball bleiben, den Tag zu strukturieren, Psychotherapie zu machen, seine wenigen aber dennoch vorhandenen Freizeit Aktivitäten zu machen.
Murmel

Re: Behandlung von Angststörung

Beitrag von Murmel »

Hallo Samhuin,

ja was du schreibst stimmt. Eine Therapie ist etwas wo man lange dabeibleiben muss. Damit sich Verhaltensänderungen wirklich verfestigen braucht es Zeit und Wiederholung. Viele Dinge musste und muss ich immer wieder durchkauen. Ungünstige Denkmuster und Verhaltenshweisen die sich über Jahre und Jahrzehnte eingeprägt und aufgebaut haben, verschwinden nicht nach ein paar Wochen Therapie.
Ich bin selbst schon wegen anderer Sachen seit Jahren in Therapie. Es geht mir viel besser, ich habe große Schritte vorwärtsgemacht. Aber es ist harte Arbeit immer wieder hinzugehen und manchmal auch gegen die eigene Unlust anzugehen. Es ist normal unangenehmen Dingen aus dem Weg zu gehen aber oft ist es so: wenn man etwas ändern will geht es nicht anders als in die Unangehmen und Schmerzhaften Sachen direkt reinzulaufen.

Die Ängste direkt zu therapieren mache ich erst seit kurzem, weil ich vorher gar nicht stabil genug dafür war.




Danger Mouse hat geschrieben: 06 Mär 2018 10:28 Wie kann man in einer Therapie eine Angst herbeiführen? Zum Bespiel fremde Frauen ansprechen die man interessant findet. Bei Frauen die mich nicht interessieren taucht das Problem nicht auf. Oder ein anderes Problem: Bisher ist nur mit einer Frau ein bisschen mehr gelaufen. Damals schlug mir das Herz bis zum Hals. Sie hat sich damals wohl nicht so wohl gefühlt, weil ich so .. ich nenn es mal nervös war.
Angst erzeugen ist doch total einfach, zumindest für mich :mrgreen: Ich denke an eine der diversen Sachen die mir Angst machen und erlaube mir nicht mich abzulenken. Schon habe ich Angst und zwar so richtig.
Ich habe den Faden nicht in den Austausch gestellt, weil die Ängststörung sich nicht nur auf AB relevante Themen bezieht. Ich hab ein reiches Angebot an vielen verschiedenen Ängsten. Da sind auch welche spezifisch für das Thema Männer und Beziehungen und Sex dabei. Aber auch reichlich die damit nichts zu tun haben.
Samhuin

Re: Behandlung von Angststörung

Beitrag von Samhuin »

Hallo Murmel,

es stimmt schon, da gebe ich dir auch zu 100% Recht das man in die unangenehmen Dinge rein laufen sollte. Denn aus Fehlern lernt man ja, außerdem denke ich muss man an die Wurzel von all dem Leid. Ja auch ich habe Therapieerfahrung, einige sogar und es war nicht immer leicht. Aber je älter das ich werde umso mehr kann ich von den damaligen Therapieeinheiten profitieren. Warum sollte es auch leicht sein, du hast es ja schön formuliert Ein Jahrzehntes langes Aneignen von Denk bzw Verhaltensmuster kann man nicht mit paar Wochen Therapie bewältigen. Naja es ist eben alles nicht so einfach wie es scheint, aber wer weiß vielleicht ist es auch gut so. Ich wünsche dir einfach viel Erfolg bei deiner Therapie und den ersten Erfolg hast du ja schon verbucht, da du geschrieben hast ... Angst vor die Türe zu gehen ... Aber zur Therapeutin gehst du ja mittlerweile. Kleiner Schritt, großer Erfolg.
Gast

Re: Behandlung von Angststörung

Beitrag von Gast »

Hallo, ich (m, 45 J., Single) habe gerade zufällig Eure Beiträge gesehen, und mich jetzt hier angemeldet, weil ich etwas anmerken möchte. Meine Mutter leidet an einer generalisierten Angststörung, was sich auch auf mich natürlich übertragen hat. - Ich habe zwar lange gebraucht, aber mich ganz gut geschlagen, finde ich. In Sachen Leute ansprechen, oder für ein Anliegen von mir zu gewinnen, tue ich mich zwar immer noch schwerer als Profis, aber ich renne nicht mehr blind von einer Blamage in die andere.

Ich veranschauliche es mal mit Beispiel Angst vor Hunden, das ist schön einfach.

Erst muss man sich die Ängste eingestehen, da kommt man nicht daran vorbei. Man findet natürlich immer Ausreden und Vermeidungsreaktionen und verbiegt die Wirklichkeit. Dies geht so weit, dass man dem Mieter den Hund verbietet, oder Leute mit Hunden meidet und sich dafür (andere) Gründe überlegt, sehr zu persönlichen Ungunsten jener Hundebesitzer.

Aber Vorsicht! Gerade weil man Angst hat, hat man schnell einen großen Freudeskreis anderer ängstlicher Genossen, die die Situation schamlos ausnutzen, um aus dem Einreden weiterer Ängste ihren Nutzen und ihre persönlichen Belehrungen zu ziehen. Ängstliche Leute lehrmeistern gerne andere mit genau denselben Themen komischerweise! - Andere Freunde findet man so gut wie nicht, jene meiden einem!!! - Deswegen kann eine Freundschaft durchaus erst einmal Geld oder Arbeit kosten (nicht zu viel, bei 1000 Euro spätestens ist Schluss!), oder wenn man ganz tief drin hängt, man sucht einen Therapeuten oder besser mehrere (private), wobei diese Leute in erster Linie auch nur Menschen sind und einem auch nur im Bereich ihrer eigenen Möglichkeiten/Handfertigkeiten und Lebenserfahrung helfen können....

Zweitens: Ängste muss man ernst nehmen. Ohne Grund hat man keine unnötige Angst. Einfach ungeschützt in die Gefahr zu laufen, gibt meistens schwere Schäden und die Angst vergrößert sich meistens und breitet sich noch auf weitere Bereiche aus. Früher therapierte man so, mit Konfrontation mit der Angst, mit verheerenden Folgen. Und offenbar werden Relikte dieser Meinung immer noch praktiziert. Wer dreimal im Krankenhaus war wegen Hundebissen, der rennt vielleicht ab jetzt mit einem Stock durch die Gegend, hat aber nicht unbedingt weniger Angst als vorher!

Lösung: Sucht man nach dem Grund der Angst, stößt man darauf, dass es offenbar Fähigkeiten geben muss, die man nicht hat und VON DENEN MAN NICHT WEISS, dass sie exisstieren (das ist das schlimme, man kämpft gegen einen unsichtbaren Gegner). Man braucht also einen guten Freund, der ERFOLG auf dem gewünschten Gebiet hat!!! und der einem beguckt und erklärt, welche Fähigkeiten einem fehlen. Erst dann sieht man das auch. (Beim Thema Beziehungen ist so jemand besonders schwer zu finden, viele wissen selber nicht, warum sie sich seit ihrer Kinderwiege richtig verhalten, die anderen Erfolgreichen verkaufen einem meistens hintenrum für dumm... oder erklären einem dummes Zeug, verkaufen einem dummes Zeug und machen sich lustig, wie sehr man sinnlos an sich arbeitet. ... schon eine initiale abschätzige Bemerkung wie: Das ist mein Fahrer zu den Parties. reicht, ein Kennenlernen völlig und quasi für immer zu verunmöglichen. - Dass man sich in dieser Situation sofort und geschickt wehren muss, was gar nicht leicht ist, habe ich zumindest früher überhaupt nicht gesehen. (Man muss einerseits dazu stehen, dass derjenige, der diese abwertende Berwertung macht, ein guter Freund ist - andererseits muss man klären, dass er im Moment etwas übermütig geworden ist mit seinen Sprüchen. "Das ist mein Kollege Dieter da, mach Dir nix drauß, er hat manchmal übermütige Sprüche drauf, aber wenn man ihn besser kennt, besonders bei Partys, ist er ganz lustig.")

Zum Beispiel Hund: Hand auf's Herz, wer von den Hunde-Ängstlichen hat gewusst, dass man einem Hund nicht scharf in die Augen sehen soll, nicht gerade auf ihn zugehen soll, weil er es, gerade wenn er einem nicht kennt, das als möglicherweise vernichtende Drohung versteht und glaubt, dass ihm nichts bleibt als todesmutig sich zu wehren, wenn er von einem Menschen, der viel größer und mächtiger ist, sofort und grundlos angegangen und angegriffen wird. Nicht gewusst - dann also blinder Fleck, den man selber nicht sieht - warscheinlich wäre auch nie jemand der Hunde-Ängstlichen darauf gekommen, gerade nach dieser Kleinigkeit bei google zu suchen!
Also entweder bei einem Hundeflüsterer kurz eine Stunde nehmen, oder hier lesen. Hier die Hunde-Angst-Problemlösung: sich mit erst einmal vorsichtigen Blicken und eher in Umkreisung nähern, nicht rumfuchteln. Bei jeder falschen Bewegung wird der Hund drohen, was man kurz etwa in gleicher Intensität erwidert, dann aber sofort die angespannte eingefrorene direkte Konfrontations-Situation vorsichtig nach seitlich löst und zeigt, dass man nachgeben möchte. Der Hund darf ruhig wissen, dass man ein ängstlicher Genosse ist, Ehrlichkeit siegt überall, im Gegensatz zu Menschen nutzt er dies nicht aus! Zumindest ist es besser, als dass man sich von Anfang an als Opfer oder Beute für den Hund ausgibt z. B. durch klein Machen, unterwürfige Gestik oder Flucht. Nach kurzer oder längerer Zeit wird man sich blinzelnd in die Augen schauen, den richtigen Zeitpunkt findet man schon dann problemlos raus, der Hund wird auch blinzeln. Genau dieses Blinzeln ist die Erlaubnis, dass man sich nun vertraut. - Gewusst? Warum veröffentlicht eigentlich kaum jemand diese Weisheiten - wollen die Erfolgreichen alles für sich selber behalten und die anderen raten lassen, oder wissen die selbst nicht, warum sie erfolgreich sind??? Ab jetzt ist wahrscheinlich bei jedem, der dies gelesen hat, die Angst vor Hunden passé. Es tritt der Wunsch auf, sich ein eine entsprechende Situation vorsichtig zu begeben, um sein Erlerntes zu üben. Der Rest geht dann sogar von selber, es bedarf niemandem, der einem solchen Situationen aussetzt oder solche Situationen erzeugt! (PS: ich hatte selbst Angst vor Hunden, meine Eltern natürlich sowieso - und inzwischen komme ich fast mit jedem Hund klar, obwohl es schon ziemlich verzogene Biester gibt, bei denen man aufpassen muss - meist wenn Hund Herrchen beschützen zu müssen meint und nicht Herrchen den Hund.
Bei Spinnen genau dasselbe, sobald man es drauf hat, wie die Spinnen auf den Menschen reagieren, und dass diese in entspannter Situation genau das machen, was der Mensch von ihnen verlangt, insofern sie dies erkennen können, ist es unter großem Erstaunen über diese Tiere auch mit der Arachnaphobie vorbei.
Und bei Menschen und Beziehungen genau dasselbe. Natürlich kann ich tausende Leute im Glauben ich sei selbstbewusst und mutig ansprechen (bzw. meist wird es von der anderen Seite als ein hilfloses anbetteln wahrgenommen)... bei 1000 sind sicher ein- zwei dabei, die anders funktionieren, bei denen es klappt... aber wirklich helfen wird das nicht, bzw. es ist viel zu mühevoll, voller schlechter Erfahrungen, voller Selbsterniedrigung, zu teuer und zu zeitaufwändig. Ich brauch jemand, der mir eine andere Brille verpasst oder eine andere Frisur (aber in ehrlicher Weise, Abzocke liegt nahe, meist liegt es weniger an solchen Äußerlichkeiten), eine andere Körperhaltung (ganz wichtig! Ich empfehle jedem, der Kontaktschwierigkeiten hat, private Physio, Schwerpunkt Brust, Rücken, Kopfhaltung, eventuell bei verschiedenen Physiotherapeuten, das ist nicht besonders teuer und dort kriegt man schon seine Haltungs-Fehler mitgeteilt)... vielleicht einmal Tonband und Kamera einsetzen bei einer alltäglichen Kontaktaufnahme z.b. an der Kasse im Supermarkt, auch wenn das Ergebnis sehr ernüchternd und peinlich ist... keine Sorge, nächstes Mal ist es schon viel besser, der Körper macht das schon automatisch besser. Natürlich kann man in 6 Wochen nicht in Sachen Beziehung mit jemand mithalten, der schon 20 Jahre verheiratet ist,.... aber kleine Erfolge sind sehr angenehm und bauen ganz prima auf!