Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Einfach nur ich »

Tania hat geschrieben: 09 Aug 2018 23:19
Einfach nur ich hat geschrieben: 09 Aug 2018 23:11 Tania, hast du eigentlich verstanden, worauf das System "Hartz IV" überhaupt abzielt? Als ob es dort um zielgenaue Förderung und Vermittlung der Kunden (Vorsicht: Euphemismus) ginge ...
Es geht meines Wissens um zwei Punkte: a) den Menschen dabei unterstützen, wieder selbstständig seinen Lebensunterhalt zu verdienen und b) ihm bis dahin durch Bereitstellung finanzieller Mittel das Überleben zu sichern.

Leider ist es damit ähnlich wie mit dem Sozialismus: Idee gut, Umsetzung ausgesprochen mangelhaft.
Dazu eine ehemalige Arbeitsvermittlerin eines Jobcenters: "die erklärten Ziele des Hartz-Konzepts seien längst technokratischen Vorgaben gewichen. Hartz IV verfolge nicht das Ziel, Arbeitslosen eine Perspektive für den Wiedereintritt ins Arbeitsleben zu bieten, sondern sie mittels Sanktionsdruck aus dem Leistungsbezug zu drängen."

https://de.wikipedia.org/wiki/Inge_Hannemann
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Tyralis Fiena »

Polarfuchs hat geschrieben: 09 Aug 2018 15:18
Da der Amtsarzt des Jobcenters Probleme macht, solltest du dir Unterstützer suchen, die sich für deine Belange einsetzen.
Gibt es in deiner Nähe ein Berufsförderungswerk? Dort werden regelmäßig Infoveranstaltungen zum Thema Umschulung angeboten.
Das klingt, als ginge das in Richtung berufliche Reha. Und ja, gibt es. Naja ich werde mal schauen. Super wäre es ja, wenn ich so eine Ausbildungsstelle bekomme.
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Nell The Sentinel
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Nell The Sentinel »

Tyralis Fiena hat geschrieben: Dieses Attest vom Amtsarzt hätte ich am liebsten zerrissen.
Warum hast du nicht widersprochen?
Optimistin hat geschrieben: 09 Aug 2018 06:06 Mir scheint, dass Grundsicherung häufig mit gesundheitlichen Problemen einhergeht, ihr schreibt von z.b. psychischen Beschwerden. Ist zuerst die Krankheit da und dann Hartz 4 oder umgekehrt?

Keiner schreibt über die Perspektive, wieder selbstständig für sich Sorgen zu können - fehlt diese im Loch "Grundsicherung" tatsächlich oder ist das persönlichkeitsbedingt, was meint ihr?
Bei mir war die Krankheit schon lange vorher da. Ich werde jetzt in den Leistungsbezug wechseln - Antrag wird gerade geprüft. Bei mir steckt da eine therapeutische Orientierung dahinter. Ich brauche H4, um meine eigene Wohnung und meine Lebenshaltungskosten zu decken. Und ich brauche die eigene Wohnung, um bei der Bewältigung meiner Schwierigkeiten voranzukommen und meine Erkrankung besser in den Griff zu kriegen.
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Optimistin »

Ich finde eine eigene Wohnung und seinen eigenen Haushalt eine ganz wichtige Sache und kann deine Argumentation gut nachvollziehen, Nell. :daumen:
Krankheit schwächt einen leider, darum finde ich ein Sozialsystem, dass Arbeitsunfähige auffängt so wichtig.

Dir einen guten Weg und ermutigende Fortschritte, Nell! :umarmung2:
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Einfach nur ich »

Liebe Optimistin,

auf deine Ursprungsfragen können dir Betroffene in diesem Forum leider nicht ehrlich antworten, weil das vonseiten der Moderation als politische Diskussion eingestuft und unterbunden wird (zumindest angedroht). Suche dir, falls du wirklich an Antworten interessiert bist, zu diesen Fragestellungen ein anderes Forum.

LG :winken:
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Tyralis Fiena »

Nell The Sentinel hat geschrieben: 11 Aug 2018 06:07 Warum hast du nicht widersprochen?
Weil ich zu gut gelernt habe, alles zu fressen und zu nehmen, wie es ist, anstatt dagegen zu kämpfen. Es ist eine meiner inhärenten Charakterschwächen, "Kämpfen" fast immer aus dem Weg zu gehen, stets nachzugeben und alles zu akzeptieren, wie es ist.
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Nell The Sentinel »

Tyralis Fiena hat geschrieben: 11 Aug 2018 18:22
Nell The Sentinel hat geschrieben: 11 Aug 2018 06:07 Warum hast du nicht widersprochen?
Weil ich zu gut gelernt habe, alles zu fressen und zu nehmen, wie es ist, anstatt dagegen zu kämpfen. Es ist eine meiner inhärenten Charakterschwächen, "Kämpfen" fast immer aus dem Weg zu gehen, stets nachzugeben und alles zu akzeptieren, wie es ist.
Ah, alles klar. Ist bei mir ähnlich: Ich hab den Glaubenssatz verinnerlicht, dass es ohnehin egal ist, was ich will. Also kämpfe ich erst gar nicht. Oder ich gebe freiwillig auf, weil ich zu viel Schiss habe zu kämpfen und zu verlieren.
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von kreisel »

Einfach nur ich hat geschrieben: 11 Aug 2018 16:17 auf deine Ursprungsfragen können dir Betroffene in diesem Forum leider nicht ehrlich antworten, weil das vonseiten der Moderation als politische Diskussion eingestuft und unterbunden wird (zumindest angedroht). Suche dir, falls du wirklich an Antworten interessiert bist, zu diesen Fragestellungen ein anderes Forum.
Nicht an mich, aber in meinen Augen IST das, was auch du hier aufzeigst, eine politische Diskussion.
Ich weiß schon, warum ich auf die Frage, was tun bei der sadistischen Sachbearbeiterin, ein Unbehagen
gespürt habe, als ginge es nicht um Hilfe suchen, sondern um die ewig selben Positionen wiederkäuen,
Täter und Opfer identifizieren, Theorien spinnen, ect.
Und ich dann lieber meine Antwort wieder gelöscht habe. Wirkte auf mich auch wie ein "Köder" mit der persönlichen
Hilfebedürftigkeit, um dann das andere auch unterzubringen (hauptsächlich).

Respektvoller Austausch ist für mich anders.
Das liegt auch gar nicht an den bösen Moderatoren , die das Recht unterbinden, hier alles frei rauszulassen,
oder weil man per se ein böser ignoranter Mensch ist und deshalb bestimmte politische Redeverläufe nicht braucht.
Was aber in der schon bekannten / harten Position ein beliebtes Erklärungsmodell ist "wer nicht für mich ist, der ist so verwirrt,
dass ich ihn noch überzeugen kann oder mit dem stimmt was nicht; und ich bin doch eh nur das arme Opfer mit den heeren Idealen".

Mein Gott, wie langweilig, das trifft man echt in allen Facetten, aber es macht es nicht interessanter.
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Optimistin »

Mir ist ein Sachverhalt doch noch schleierhaft:

Wie läuft das denn ab mit dem Jobcenter, wenn man jahrelang Unterstützung bezieht - muss man da auch alle 4 Wochen hin und nachweisen, wo man sich überall beworben hat?
Werden einem jedes 2. Mal Umschulungen vorgeschlagen oder muss man sich da selber drum kümmern? Und wenn man krank ist (wie einige hier schrieben), muss man dann jahrelang immer fortlaufend eine Krankschreibung vom Arzt beibringen? Irgendwann wird man doch Mal nem Amtsarzt vorgestellt oder?
Und wie ist das mit dem berühmten 1-€ Job, bekommt man den "verordnet"?
Und gibt es einen oder mehrere Zeitpunkte, wo das Jobcenter sagen kann "Du machst jetzt diesen Job oder wir streichen das Geld"?
Hat jemand von euch, wie oben erwähnt, Mal ganz ohne staatliche Unterstützung gelebt, also vom Ersparten, Hand in den Mund, o.ä.?

Und noch eine Frage an kief: du hältst mit deiner Meinung über das System und dem Boykott desselben sicher auch nicht im Jobcenter hinter den Berg. Sicher wehrst du dich mit Händen und Füßen gegen Arbeitsmaßnahmen des Amtes. Wie geht dein Sachbearbeiter damit um? Versucht das Jobcenter dich nicht deshalb rauszukegeln? Ich kann mir nicht so richtig vorstellen, wie die sich Arbeitsverweigerung bieten lassen, nach dem was ihr bisher so berichtet habt :gruebel:

Mir helfen eure Antworten, selbst wenn es nur ein kleiner Ausschnitt aus dem leider nicht kleinen Pool der Hartz4ler sind, die Umstände besser verstehen zu können und den vielen weißen Stellen in meinen Vorstellungen Farbe zu geben.
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Montecristo »

Optimistin hat geschrieben: 12 Aug 2018 05:51 Wie läuft das denn ab mit dem Jobcenter, wenn man jahrelang Unterstützung bezieht - muss man da auch alle 4 Wochen hin und nachweisen, wo man sich überall beworben hat?
Das muss man bereits wenn man "arbeitssuchend" ist. Drei Monate vor Ablauf einer befristeten Beschäftigung ist die Meldung fällig. Dann gehts los.
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Montecristo »

Tyralis Fiena hat geschrieben: 11 Aug 2018 18:22
Nell The Sentinel hat geschrieben: 11 Aug 2018 06:07 Warum hast du nicht widersprochen?
Weil ich zu gut gelernt habe, alles zu fressen und zu nehmen, wie es ist, anstatt dagegen zu kämpfen. Es ist eine meiner inhärenten Charakterschwächen, "Kämpfen" fast immer aus dem Weg zu gehen, stets nachzugeben und alles zu akzeptieren, wie es ist.
@Nell: Was passiert denn nach dem Widerspruch? Muss dann erneut oder woanders geprüft werden oder reicht für das Amt "der Widerspruch ist abgelehnt"?
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Montecristo »

Optimistin hat geschrieben: 12 Aug 2018 05:51 Ich kann mir nicht so richtig vorstellen, wie die sich Arbeitsverweigerung bieten lassen, nach dem was ihr bisher so berichtet habt
Die müssen sich gar nichts bieten lassen. Typischerweise gibt es (sehr sichtbare) Security.

Hier gibts sogar einen dekorativen Metalldetektor wie am Flughafen. Wird aber im Regelfall nicht genutzt.
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Tania »

Optimistin hat geschrieben: 12 Aug 2018 05:51 Mir ist ein Sachverhalt doch noch schleierhaft:

Wie läuft das denn ab mit dem Jobcenter, wenn man jahrelang Unterstützung bezieht - muss man da auch alle 4 Wochen hin und nachweisen, wo man sich überall beworben hat?
Werden einem jedes 2. Mal Umschulungen vorgeschlagen oder muss man sich da selber drum kümmern? Und wenn man krank ist (wie einige hier schrieben), muss man dann jahrelang immer fortlaufend eine Krankschreibung vom Arzt beibringen? Irgendwann wird man doch Mal nem Amtsarzt vorgestellt oder?
Und wie ist das mit dem berühmten 1-€ Job, bekommt man den "verordnet"?
Und gibt es einen oder mehrere Zeitpunkte, wo das Jobcenter sagen kann "Du machst jetzt diesen Job oder wir streichen das Geld"?
Das hängt meiner Erfahrung nach leider sehr vom guten Willen des Sachbearbeiter ab. Ich habe da selbst paar negative, aber auch positive Beispiele erlebt. Zum Schluss hatte ich eine Sachbearbeiterin, die mir zwar regelmäßig unpassende Angebote zugeschickt hat, aber akzeptiert hat, wenn ich mich da nicht beworben habe, sondern von Bewerbungen bei anderen Unternehmen erzählt habe. Für Fahrtkosten zu Vorstellungsgesprächen wurde mir ein Budget eingeräumt, und hätte mir für einen sicheren Job noch ein Schein gefehlt, hätten sie den auch übernommen.

Von einem Bekannten hingegen waren im selben Amt nur Horrorstorys zu hören. Als nachgewiesen stark soziophober Mensch wurde er z.B gezwungen, sich als Maskottchen im Freizeitpark zu bewerben. Jobs, die ihm unter der Voraussetzung "Führerschein" angeboten wurden, entfielen, weil der Bearbeiter ihm keinen genehmigte. Der Antrag auf Teilnahme an einer EU-Bildungsmaßnahmw wurde 2 Jahre verschleppt, bis er über der Altersgrenze war (zeitgleich würde eine Freundin von selben Amt innerhalb von 3 Monaten in dieser Maßnahme untergebracht.

Eigentlich gibt es im Amt eine Sachbearbeiter-Rotation, die so etwas unterbinden sollte. Aber irgendwie ist er trotzdem immer beim selben Bearbeiter geblieben - bis er schließlich auf Druck seiner Freundin Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht hat. Sein neuer Sachbearbeiter begrüßte ihn freudig mit "Sie sind diesen Monat der erste mit perfekten Bewerbungsunterlagen" - Und in ein paar Monaten beginnt er nun eine geförderte Ausbildung in seinem Traumjob :daumen:

Hat jemand von euch, wie oben erwähnt, Mal ganz ohne staatliche Unterstützung gelebt, also vom Ersparten, Hand in den Mund, o.ä.?
Naja... Kindergeld ist ja staatliche Unterstützung...
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von kicky »

Ich musste mich bis jetzt zweimal arbeitssuchend melden, einmal wegen eines auslaufenden befristeten Vertrags und einmal, weil mir recht kurzfristig zum Ende der Probezeit gekündigt wurde. Beim ersten Mal hatte ich quasi schon die nächste Stelle in Aussicht, musste nur für zwei Wochen ALG1 kriegen, da war alles klar und das Ganze nur ne Formalität. Beim zweiten Mal hatte ich natürlich noch nichts Neues, hab aber nur von der Sachbearbeiterin gesagt bekommen: Sagen Sie Bescheid, wenn Sie wieder was Neues haben.
Ich hab bis jetzt glücklicherweise noch keine schlechten Erfahrungen machen müssen, aber ich glaube bei mir war das Ganze auch recht easy.
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Nell The Sentinel
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Nell The Sentinel »

Montecristo hat geschrieben: 12 Aug 2018 09:17 @Nell: Was passiert denn nach dem Widerspruch? Muss dann erneut oder woanders geprüft werden oder reicht für das Amt "der Widerspruch ist abgelehnt"?
Wie das beim JC ist, weiß ich nicht. Ich kenne nur KK und DRV. Wichtig ist auf jeden Fall zu wissen, wieso genau abgelehnt wurde. Das steht gern mal schön verklausuliert in der Begründung. Gern den Leuten am Telefon auf den Sack gehen und nachfragen. Widersprüche werden mWn von einer Widerspruchsstelle geprüft und beschieden. Auf eine Begutachtung bestehen, wenn sonst wieder abgelehnt wird. Und wenn die Begutachtung falsch ist - genau: Widersprechen und auf eine Korrektur bestehen. So habe "ich" meine letzte LTA bei der DRV durchgekriegt (was eigentlich meine Mutter geschafft hat - ohne sie hätte ich das nie auf die Reihe gekriegt).

@Optimistin: Krankschreibung immer lückenlos einreichen - bei mir z.B. alle sechs Wochen. Mir wurde schon gesagt, dass in Zukunft die Wahrscheinlichkeit besteht, dass das JC meinen Rententräger zur Prüfung meiner Erwerbsfähigkeit auffordert.
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Montecristo »

Nell The Sentinel hat geschrieben: 12 Aug 2018 13:20 @Optimistin: Krankschreibung immer lückenlos einreichen - bei mir z.B. alle sechs Wochen. Mir wurde schon gesagt, dass in Zukunft die Wahrscheinlichkeit besteht, dass das JC meinen Rententräger zur Prüfung meiner Erwerbsfähigkeit auffordert.
Damit ist grundsätzlich zu rechnen, dass sich alle schön den "schwarzen Peter" zuschieben.

Ist bereits bei fortgesetzter Krankmeldung bei Berufstätigen der Fall. Geht schneller als man denkt.
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von RaymondF »

Optimistin hat geschrieben:Wie läuft das denn ab mit dem Jobcenter, wenn man jahrelang Unterstützung bezieht - muss man da auch alle 4 Wochen hin und nachweisen, wo man sich überall beworben hat?
Im Regelfall ja. Die Häufigkeit der Meldetermine und die Anzahl der nachzuweisenden Bewerbungen variieren aber abhängig vom Sachbearbeiter, des Alters, der Qualifikation oder der Region. Wenn das Jobcenter jemanden quasi für nicht vermittelbar hält (zB. wg. Krankheiten), der muss sich nicht so oft melden und auch nicht 10-20 Bewerbungen pro Monat nachweisen.
Optimistin hat geschrieben:Werden einem jedes 2. Mal Umschulungen vorgeschlagen oder muss man sich da selber drum kümmern?

Ob Umschulungen oder Fortbildungen sinnvoll sind entscheidet der Sachbearbeiter. Man kann sich selbst welche heraussuchen, muss dann aber dann den Sachbearbeiter von der Sinnhaftigkeit derselben überzeugen.
Umschulungen oder Fortbildungen die vom Sachbearbeiter kommen sind jedoch in der Regel verbindlich. Wenn man das Angebot nicht annimmt wird man mit 30% sanktioniert.
Optimistin hat geschrieben:Und wenn man krank ist (wie einige hier schrieben), muss man dann jahrelang immer fortlaufend eine Krankschreibung vom Arzt beibringen? Irgendwann wird man doch Mal nem Amtsarzt vorgestellt oder?
Damit kenne ich mich persönlich nicht so aus,aber bei Krankheiten muss immer eine Krankschreibung vorgelegt werden. Eine amtsärztliche untersuchung bei chronischen Krankheiten wird recht schnell angeordnet.
Optimistin hat geschrieben:Und wie ist das mit dem berühmten 1-€ Job, bekommt man den "verordnet"?
Ja. die werden im Ermessen des jeweiligen Sachbearbeiters verordnet.
Optimistin hat geschrieben:Und gibt es einen oder mehrere Zeitpunkte, wo das Jobcenter sagen kann "Du machst jetzt diesen Job oder wir streichen das Geld"?
Das gilt zu jeder Zeit. Das Jobcenter schickt jeden Monat eine unterschiedliche Anzahl an Stellenvorschlägen (zwischen 5 und 20), auf die man sich bewerben muss.
Bewirbt man sich nicht darauf oder lehnt eine angebotene Stelle ab, wird das Geld beim ersten Mal um 30 %gestrichen, dann um 60 % und dann um 100%. Bei unter 25jährigen erfolgt sofort eine Streichung um 100% (soweit ich weiss).
Optimistin hat geschrieben:Hat jemand von euch, wie oben erwähnt, Mal ganz ohne staatliche Unterstützung gelebt, also vom Ersparten, Hand in den Mund, o.ä.?
Vom Ersparten ja. Das ging aber bei mir nicht über längere Zeiträume.
Optimistin hat geschrieben:Versucht das Jobcenter dich nicht deshalb rauszukegeln? Ich kann mir nicht so richtig vorstellen, wie die sich Arbeitsverweigerung bieten lassen, nach dem was ihr bisher so berichtet habt :gruebel:
Ich bin zwar nicht Kief aber antworte darauf trotzdem mal. Das System beruht auf rechtlichen Vorgaben, die häufig mangels Qualifikation oder auch absichtlich von einzelnen Sachbearbeitern falsch angewendet werden. Für jemanden der sich mit dem Sozialrecht beschäftigt, ist auf dieser Basis eine Abwehr vieler Massnahmen möglich. Man gewinnt damit zwar keinen Beliebtheitswettbewerb bei den Sachbearbeitern, aber an die Gesetze halten müssen sie sich trotzdem. Vielen Arbeitslosen fehlt nur die Energie und das Wissen um sich gegen rechtswidrige Verfahren, Bescheide oder auch Sanktionen wehren zu können.
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Simonetta »

Ich habe vom Jobcenter eigentlich nie Druck bekommen. Allerdings wurde mir auch keine Umschulung genehmigt geschweige denn vorgeschlagen, obwohl ich liebend gern eine gemacht hätte. Ich habe mehrere Weiterbildungen gemacht, wobei ich darum gekämpft habe, dass mir das Jobcenter diese finanziert. Zum größten Teil wurden sie mir dann auch finanziert, einen Teil habe ich auch selbst bezahlt. Es gab nur eine Maßnahme, zu der ich vom Jobcenter verpflichtet wurde, und das war ein Coaching einmal die Woche, das ich aber als sehr gut und hilfreich empfand.

In der ersten Zeit musste ich drei Bewerbungen im Monat schreiben, danach musste ich mich jahrelang nur noch zweimal im Jahr beim Jobcenter melden. Stellenvorschläge kamen äußerst selten, und wenn habe ich die Stelle nicht bekommen, und das ganze hatte sich schnell wieder erledigt.

Ich kann mich also echt nicht beklagen, dass man mir dort in irgendeiner Weise Druck gemacht hat, eher war (und ist) das umgekehrt der Fall.
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Einfach nur ich »

RaymondF hat geschrieben:Ob Umschulungen oder Fortbildungen sinnvoll sind entscheidet der Sachbearbeiter. Man kann sich selbst welche heraussuchen, muss dann aber dann den Sachbearbeiter von der Sinnhaftigkeit derselben überzeugen.
Umschulungen oder Fortbildungen die vom Sachbearbeiter kommen sind jedoch in der Regel verbindlich. Wenn man das Angebot nicht annimmt wird man mit 30% sanktioniert.
Der zweite Absatz ist korrekt. Der 1. Teil läuft bei uns anders: Über Umschulungen entscheiden nicht die persönlichen Ansprechpartner (Arbeitsvermitttler), sondern die zwei Fallmanager, die sich zum einen um besondere Härtefälle kümmern und zum anderen über Umschulungen und "richtige" Fortbildungen entscheiden. Neben deren persönlicher Meinung hängt die Entscheidung aber immer auch vom Vermittlungsbudget, das noch zur Verfügung steht, ab. Und damit sieht es in der Regel schlecht aus, weil bundesweit fast flächendeckend Personalkosten zu einem Teil aus diesem Topf bezahlt werden, der eigentlich für Umschulungen/Fortbildungen der Kunden zur Verfügung stehen soll. Für die allgemein bekannten Sinnlosmaßnahmen (z. B. drittes Bewerbungstraining innerhalb von fünf Jahren u. Ä.) steht dagegen immer genug Geld zur Verfügung, weil sich damit für wenig Geld viele Erwerbslose aus der Arbeitslosenstatistik entsorgen lassen.
Zuletzt geändert von Einfach nur ich am 12 Aug 2018 18:04, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Grundsicherung - eine Frage an Bezieher

Beitrag von Tyralis Fiena »

Nell The Sentinel hat geschrieben: 11 Aug 2018 20:09 Ah, alles klar. Ist bei mir ähnlich: Ich hab den Glaubenssatz verinnerlicht, dass es ohnehin egal ist, was ich will. Also kämpfe ich erst gar nicht. Oder ich gebe freiwillig auf, weil ich zu viel Schiss habe zu kämpfen und zu verlieren.

*nickt* So ähnlich war das vor allem während meiner depressiven Phasen, da war mir auch alles shit egal. Daneben sind andere Empfindungen wieder ambivalent. Einerseits kann man froh sein, dass man unterstützt wird, aber andererseits schlägt man sich damit rum, sich gefühlt als "Verdächtiger" permanent rechtfertigen zu müssen - besonders bei einem übellaunigen Sachbearbeiter, der einen vielleicht noch herablassend behandelt. Gut, es gibt auch andere Sachbearbeiter, die versuchen zu helfen, aber vielleicht an den Auflagen und Beschränkungen des H4-Systems bzw. an den Vorgesetzten scheitern. ((@Mods: Mir ging es im Vorsatz nur um eine etwas ausgewogenere Darstellung, eine Diskussion über das System selbst ist auch von mir nicht beabsichtigt.))
Optimistin hat geschrieben: 12 Aug 2018 05:51 Wie läuft das denn ab mit dem Jobcenter, wenn man jahrelang Unterstützung bezieht - muss man da auch alle 4 Wochen hin und nachweisen, wo man sich überall beworben hat?
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Und wie ist das mit dem berühmten 1-€ Job, bekommt man den "verordnet"?
Und gibt es einen oder mehrere Zeitpunkte, wo das Jobcenter sagen kann "Du machst jetzt diesen Job oder wir streichen das Geld"?
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Anfangs musste ich mich regelmässig melden und nachweisen, wo ich mich überall beworben hatte. Dafür wurde dann so eine Liste ausgehändigt, wo man unter anderem Arbeitgeber, Addresse, Bewerbungszeitpunkt und Art bzw. das Ergebnis eintragen konnte. Daneben sind an den Vermittlungsvorschlägen auch Feedback-Bögen angeheftet. Mit der Zeit hat das aber nachgelassen, also vorzeigen muss ich das nicht mehr.

Von deren Seite wurden mir keine Umschulungen angeboten. Dagegen wurde ich für Bewerbungskurse eingetragen und für einen sollte ich auch meine damalige Teilzeitarbeitsstelle aufgeben. So wie ich es erlebt habe, muss man von selbst auf diese Umschulungen drängen.

Solche 1€-Jobs würde man eventuell verordnet bekommen, aber davon war ich nie betroffen. Vermutlich bekommen das bei meinem ansässigen JC nur die harten Fälle verordnet, also die, die vielleicht wirklich dazu neigen, das System für sich auszunutzen.

Was die Krankmeldung angeht, während der ganzen Zeit gab es nur eine längere Krankmeldung von mir, die ich einreichen musste und das war die Zeit, wo ich für einige Wochen freiwillig eine Klinik aufgesucht hatte. Ansonsten war ich in der Hinsicht als arbeitsfähig eingetragen. Beim Abschlussbericht wollte man mich noch zeitweilig für arbeitsunfähig erklären, allerdings hatte ich das abgelehnt. Mein Beweggrund war seinerzeit, dass ich mir dieses "Vermittlungshindernis" nicht auch noch einhandeln wollte.

In Bezug auf "Du machst jetzt diesen Job oder wir streichen das Geld": Solch einen Sachbearbeiter hatte ich wirklich. Der hatte mir auch Vermittlungsvorschläge gegeben, die von vorn herein zum Scheitern verurteilt waren (bei einem Vorschlag wurde zum Beispiel explizit nach Elektroinstallateuren, also Fachkräften gesucht. Ein anderer hatte zur Bedingung, dass man ein PKW besitzen müsse) . Er war es auch, der mir unbedingt den oben erwähnten (dritten) Bewerbungskurs auferlegen wollte, obwohl ich schon teilzeitmäßig arbeitete.

Fairerweise muss man auch sagen, es hängt natürlich auch davon ab, wie man selbst dort auftritt. Insofern hat er zwar viel "gebellt", aber wohl eingesehen, dass er mit Sanktionen nicht sehr weit kommen würde. Jedenfalls hatte ich mir bei ihm keine Sanktionen eingefangen. Rein theoretisch können sie allerdings mit ihrem Ermessungsspielraum viel machen. Trotz Einschränkungen und unter der Gegebenheit, dass man sich wehren kann, haben sie genug Macht, um auch bis zum Äußersten zu gehen, dass heißt, dich erstmal massiv zu sanktionieren (100% Sanktion z.B.)

Und zur letzten Frage: Wo ich voll im Bezug war, hatte ich mal überlegt, mich einfach so abzumelden. Aber vor den Konsequenzen, also Wohnungsverlust + Strassenleben hatte ich dann doch zuviel Angst. Insofern war der Weg, mich auf diese Weise über Angst als Motivation zu einer Arbeit zu zwingen, für mich nicht wirklich gangbar.

Alles in allem hängt vieles vom jeweiligen Sachbearbeiter ab (und natürlich auch davon, welchen Umgang man selbst dort pflegt).