Tania hat geschrieben: ↑09 Aug 2018 08:40um die Menschen, gegen deren Haltung er protestiert, zu zwingen, seinen Lebensunterhalt zu sichern.
Diejenigen, die die ganze Arbeit machen, die will ich gar nicht zu ihrer Arbeit zwingen. Im Gegenteil waere es mir lieber, dass sie sich nicht mehr ausbeuten lassen, und das System nicht weiter fuettern.
Aber das ist deren Entscheidung - und wenn sie unter diesen Bedingungen arbeiten wollen, damit muss ich klarkommen.
(Fuer bestimmte Zielsetzungen mache ich das ja selbst.)
Jene Menschen, gegen deren Haltung ich protestiere, das sind ihre Ausbeuter. Die mich als Suendenbock und Nutzniesser hinstellen wollen, mir aber faire Bedingungen vorenthalten.
Die in ihrer PR verschweigen, welche Alternativen sie mir vorenthalten ... bei denen sichtbarer wuerde, wer wem auf der Tasche liegt.
Aber solange die demokratisch "legitimiert" mir das Leben beschneiden, solange habe ich wenig Selbstwirksamkeit, dagegen vorzugehen.
Wenn seine Ideologie so überzeugend ist, dann sollten sich auch freiwillige Sponsoren des Ideologen finden lassen. Hat Marx ja auch geschafft.
Du erwartest ernsthaft, dass jeder unter die Raeder gekommene dieselben Faehigkeiten und (charismatischen) Qualitaeten bereitstellen kann wie eine der Beruehmtheiten der Geschichte?
Du erwartest, dass saemtliche meiner Kontakte der protestierenden Obdachlosen ihre persoenliche Sponsoren-Gemeinschaft finden?
(Ich habe schon in alltaeglichen Aufgaben die Schwierigkeit, fernab der Ratio auch eine emotionale Begeisterung aufzubauen. Da werde ich garantiert nicht mal eben einen internationalen/solventen Fanclub aufbauen koennen.)
Ich kenne bereits genug Individuen, die mehr Geld haben als ich, und vergebens den Ausstieg aus unserem Wirtschaftssystem suchen.
Die erfolgreichen Gruppierungen sind nichtmal so zahlreich, dass das gesellschaftlich bemerkt wuerde.
Diese Zielsetzung in solcher Groessenordnung ist unter den heutigen Rahmenbedingungen ein Mammutprojekt.
Nicht nur an finanziellen Ressourcen, sondern auch an know-how und mentalen Qualitaeten.
Schon an einem der Kriterien zu scheitern reicht voellig aus.
(Da es mir insbesondere an Charme und Finanzen mangelt, kann ich die Defizite der verschiedenen know-how-Anforderungen nicht kompensieren, und brauche ein paar Jahrzehnte laenger.)
Und erzähl mir bitte jetzt nix von "Wenn wir den Menschen nicht Hartz4 zahlen würden, gäbe es bewaffnete Aufstände". Zahlung von Sozialleistungen hat noch keinen ideologisch motivierten Anschlag verhindert. Und um das Verhungern zu vermeiden, würden die meisten Menschen wohl doch lieber einen mies bezahlten Job annehmen, statt sich eine Waffe zu besorgen.
Das betrachte ich nur als eine Frage der Zuspitzung.
Der Film mag eigentlich nur ein klamaukhafter Action-Reisser sein, aber das wirtschaftliche Thema sehe ich nicht weniger aktuell:
Dwayne "The Rock" Johnson in "Welcome to the jungle" hat gegen das Boese gekaempft.
Das Boese besteht dort in Ausbeutung durch einen "mies bezahlten Job", wobei der Arbeitgeber der Bevoelkerung die Bedingungen diktiert.
Ob fair oder unfair ist ein Kontinuum. Und je langsamer die Verschlimmerung einschleift, desto eher akzeptieren wir das als normale Entwicklung.
Ich habe aber nicht vor, eine unnoetige Entwicklung und Verschlimmerung hinzunehmen, bei der ich schon lange die Menschenrechte unterlaufen sehe.
(Und eigentlich schaue ich auch, welcher Kniff dafuer sorgt, dass diese historische Periodik nicht staendig in bluttriefenden Eskalationen muendet.)
Wir haben Proteste mit Waffengewalt verboten, damit Konflikte ohne Brutalitaet geloest werden.
Deshalb haben wir Hemmungen davor.
Aber wir haben nicht verboten, dass wirtschaftliche oder strukturelle Gewalt unsere Existenz bedroht.
Die jetzt ohne Waffengewalt angeprangert werden sollen.
Um derlei zu unterbinden sind verschleppende Beweisfuehrung ueber verschiedene Instanzen noetig, ein Buerokratenkrieg ... der so nicht gewonnen werden kann, und irgendwie herumduempelt.
Wenn die Existenzangst gross genug wird, dann werden auch immer mehr Leute doch wieder zur Waffe greifen.
Gibt genug, die einfach nur verzweifelt sind, ganz ohne eine konkrete politische Richtung zu haben. Nur fallen die nicht so auf unter den Massen an Leuten, die das lautstark mit einem politischen Extremismus verbinden.
Daher haben wir noch kein wirksames Mittel (oder nicht mehr) gegen strukturelle Gewalt, und strampeln vergeblich dagegen im Grabenkampf der Buerokraten.
Ohne essentielle Verbesserungen generiert das mehr und mehr Frust und Radikalisierung.
Ja, ich bin davon ueberzeugt, wenn die Sozialleistungen ein empfindlich geringeres Niveau einnehmen wuerden, dann haetten wir hier deutlich mehr Proteste.
Ich nehme die Sozialleistungen als unangemessen gering ausfallende Schadensersatzleistungen, fuer die unnoetig installierten Huerden und Missmanagement. Ich glaube, im Orient war jener Staat, der seinen Buergern eine solche staendige Leistung bereitstellt - nicht als BGE, sondern als Schadensersatz fuer Fehler in der Vergangenheit. Keine sonderlich grosse Summe, aber Monat fuer Monat.
Bei anderen Personen habe ich durchaus den Eindruck, da wirken die Sozialleistungen eher als Schweigegeld, um ja nicht die Missstaende anzuprangern, und sich mit den Kritiken auseinanderzusetzen.
(Siehe Sun Zu, biete dem Gegner besser einen Ausweg, damit er nicht in die Ecke gedraengt wird, und mit Existenzkampf beginnt.)
Von daher sehe ich meine Lebensgrundlage zu erhalten, meinen Kritikpunkten Ausdruck verleihen zu duerfen, sowie auf _saemtliche_ mir zustehenden Rechte bestehen zu duerfen, und auch dafuer kaempfen zu koennen (inkl. der Moeglichkeit),
das sehe ich nicht als verhandelbar an, dass ich mir aussuchen muesste, ob ich auf Meinungsfreiheit oder Wasser oder Menschenkontakte verzichten koennte.
Dass die globale/wirtschaftliche Lage so angespannt ist, liegt nicht an ueberzogenen Anspruechen an Grundrechten. Sondern dass wir uns davor druecken, die dafuer notwendigen grundlegenden Fragen zu stellen, was an unserer Gesellschaftskonzept wir endlich mal ueberdenken muessen, um uns nicht staendig in Zwangslagen zu manoevrieren.
(War das Ghandi mit dem "genug fuer jedermanns Beduerfnisse, aber nicht genug fuer jedermanns Gier"?)
Ich habe nichts dagegen, wenn Leute mit ihrer Weltsicht gluecklich sind, oder aus sonstwelchen Gruenden dabei bleiben wollen.
Aber dann sollen sie mir auch nicht vorschreiben, wie sie mein Leben beschneiden duerfen.
Oder mir einreden, dass ich mit meinen Rechten ihnen auf der Tasche liege, waehrend meine grundlegenden Proteste verhallen. Derlei Einfluesterungen beherrschen die JobCenter gut, und da zeige ich meine Grenze auf, was ich mir verbitte.
Selbstverstaendlich schaue ich, was ich fuer die Gesellschaft tun kann.
Dabei lasse ich mich aber nicht auf den finanziellen Aspekt reduzieren.
Oder fuer Ziele einspannen, die ich hochgradig in Konflikt mit den Menschenrechten sehe.
Meine Beitraege sind auf anderen Ebenen.
K