Eltern wollen nur noch zu Hause sitzen...

[Melli]

Oh, bei uns war das irgendwie ein bißchen eigenartig. Seinen Bekundungen nach schien mein Papa schon in noch relativ jungen Jahren eher häuslich veranlagt zu sein (oder zumindest sich mehr Ruhe zu wünschen), aber in der Praxis war er Unternehmungen nicht abgeneigt. Da hatte ich nun zeitweise weniger Lust, aber ich war eines dieser artigen dummen Kinder, die sich primär daran hielten, was man ihnen sagte, nicht was man ihnen vorlebte Ok, da gab es das Problem, daß man mir vieles hätte erklären müssen, was sich da vor meinen Augen abspielte

[ComebackCat]

Die Eltern leben aber auch nicht ewig. Und dann ist es besser, wenn man sich vorher schon ein eigenes Leben aufgebaut hat.

Genau so, wie man sich von seinem Partner distanzieren sollte, wenn er beispielsweise todkrank ist. Er lebt in diesem Fall ja auch nicht mehr "ewig". Und dann ist es es besser, wenn man sich vorher schon ein eigenes Leben ohne ihn aufgebaut hat.

This might be satire.

[Girassol]

Die Eltern leben aber auch nicht ewig. Und dann ist es besser, wenn man sich vorher schon ein eigenes Leben aufgebaut hat.

Genau so, wie man sich von seinem Partner distanzieren sollte, wenn er beispielsweise todkrank ist. Er lebt in diesem Fall ja auch nicht mehr "ewig". Und dann ist es es besser, wenn man sich vorher schon ein eigenes Leben ohne ihn aufgebaut hat.

This might be satire.

Etwas übertrieben, aber im Kern auch war: Auch von einem Partner sollte man sich nicht zu sehr abhängig machen und noch ein eigenes Leben haben. Natürlich verbringen die meisten Paare viel Zeit zusammen, aber man mutiert ja in einer Beziehung nicht automatisch zu siamesischen Zwillingen und ist noch ein ein eigenständiger Mensch! Mir ist es auch in in meiner Beziehung wichtig, mal alleine was mit Freunden und Bekannten zu unternehmen und nicht ständig im Doppel-Pack zu erscheinen.

[Tania]

Genau so, wie man sich von seinem Partner distanzieren sollte, wenn er beispielsweise todkrank ist. Er lebt in diesem Fall ja auch nicht mehr "ewig". Und dann ist es es besser, wenn man sich vorher schon ein eigenes Leben ohne ihn aufgebaut hat.

This might be satire.

Etwas übertrieben, aber im Kern auch wahr: Auch von einem Partner sollte man sich nicht zu sehr abhängig machen und noch ein eigenes Leben haben.

Und das gilt besonders, wenn der Partner todkrank ist. Denn dann kann man aus besagtem "eigenen Leben" die Kraft schöpfen, die man braucht, um ihn zu pflegen und für ihn da sein zu können. Ganz abgesehen davon, dass sich der Kranke dann weniger Sorgen a la "Was soll nur aus Dir werden, wenn ich nicht mehr bin?" machen muss - und dass man selbst ein soziales Netzwerk hat, das einen dann im Trauerfall hoffentlich etwas auffängt.

[Onkel ABobert]

Aber ändern wir uns denn nicht alle?

Als ich etwa 18 war, gingen die gleichaltrigen, die ich kannte, jedes Wochenende "aus", also in Kneipen, Diskotheken usw - oder sie trafen sich privat bei jemanden im Hobbykeller und zogen sich einen Kasten Bier rein. Am nächsten Tag wurde dann mit Mittag geschlafen und den Rest vom Tag irgendwie herumgegammelt.
Ich hab das so gut wie nie mitgemacht, aber da war ich in einer sehr kleinen Minderheit.

Die Menschen, die ich heute kenne und die etwa in meinem Alter sind, machen sich einen gemütlichen Fernsehabend mit Partner/in und am nächsten Tag gehen sie wahlweise wandern, Radfahren oder meinetwegen "shoppen".

Mein bester Freund war früher wochenlang mit Zelt bzw. später einem VW-Bus in ganz Europa unterwegs. Von Sizilien bis zum Nordkapp und von Portugal bis kurz vor Rußland.

Heute, als 50-jähriger Frühpensionär, verbringt er die meiste Zeit am liebsten in seinem großen Garten.

[Melli]

Es ändern sich auch die Möglichkeiten, die man hat. Damit meine ich jetzt nicht, daß ich mich als Kind auch gerne unvernünftigerweise nur von Cola und Eis hätte ernähren können

Etwa hat man als Jugendliche wohl eher selten einen eigenen Garten zur freien Verfügung, um den nach seinen persönlichen Vorstellungen gestalten zu können.

Man kann aber sehr wohl seine eigenen Ansichten zu bestimmten Dingen entwickeln. Beispielsweise mußte ich mir nur ein paar mal diese hohlen Rituale mit ansehen, wie Leute freitags und samstags ausgingen, fast immer nur dasselbe mit nur unbedeutenden Variationen. Muß man sich das geben?

[LonesomeCoder]

Aber ändern wir uns denn nicht alle?

Das schon. Aber verstehen, warum jemand wenn er in der Rente viel mehr Zeit und Kraft über hat als jemand, der arbeiten (und ggf. pendeln) muss, viel weniger unternehmen will, fällt mir schwer. Andersrum wäre es logischer: fällt eine große Aufgabe weg, sucht man sich neue.

[Melli]

Aber verstehen, warum jemand wenn er in der Rente viel mehr Zeit und Kraft über hat als jemand, der arbeiten (und ggf. pendeln) muss, viel weniger unternehmen will, fällt mir schwer.

Früher brachte ich auch mal wenig Verständnis für ein gewisses Nachlassen bei älteren Leuten auf. Wahrscheinlich muß man das mal selbst erleiden, daß man mitnichten mehr Energie als früher hat (und das noch vor dem üblichen Rentenalter ).

Weniger verständlich (und akzeptabel) fand ich, wie wenig Verständnis manche älteren dafür hatten, daß es einem auch als Kind/Jugendliche miserabel gehen kann. Als wären die nie jung (und menschlich) gewesen, sondern Space Aliens, die bereits als komplette Erwachsene aus dem UFO geschlüpft waren

[Onkel ABobert]

Aber ändern wir uns denn nicht alle?

Das schon. Aber verstehen, warum jemand wenn er in der Rente viel mehr Zeit und Kraft über hat als jemand, der arbeiten (und ggf. pendeln) muss, viel weniger unternehmen will, fällt mir schwer. Andersrum wäre es logischer: fällt eine große Aufgabe weg, sucht man sich neue.

Du hast Recht, es wäre logischer. Aber wir reden ja nicht von logischen Entscheidungen, sondern von emotional gesteuerten.

Ein Beispiel:
Ich mache recht oft Urlaub (etwa dreimal jährlich).
Etwa 25 Jahre lang bin ich mit dem Auto irgendwo hingefahren, habe dort ein "Basislager" in Form meistens einer Ferienwohnung bezogen. Ich wollte aber niemals 2 Wochen lang nur vor Ort bleiben (also an den Strand gehen oder in den Bergen Rundwanderungen von dem Ort aus machen). Das war mir zu langweilig, ich war dann immer mindestens die Hälfte der Tage wieder mit dem Auto unterwegs, und habe von dem "Basislager" aus alles angeschaut, was mit Tagesausflügen zu machen war. Ich war oft 3000 bis 4000 KM (inkl. An- und Abreise) unterwegs.

Und heute, mit 50 Jahren?
Ich mache immer noch gerne Urlaub - manchmal sogar vier mal, weil ich inzwischen durch einen (kleinen) Gehaltsverzicht jährlich 40 statt wie früher 30 Urlaubstage habe.

Die letzten 3 Jahre war ich jeweils für gut 2 Wochen auf der Nordseeinsel Föhr. Da war ich vor 10-15 Jahren auch schon mehrfach, damals habe ich dann per Schiff sämtliche Nachbarinseln und -Halligen abgeklappert, war also auch viel unterwegs.
Inzwischen fahre ich hin, beziehe meine Ferienwohnung und genieße es, 2 Wochen lang nur mit meinem Hund spazieren zu gehen, mal ans Meer, mal nicht, mal mache ich mittags in der Ferienwohnung einen Mittagsschlaf.

Dafür gibt es auch keine logische Erklärung. Meine Vorlieben haben sich eben geändert. Ist einfach so.

[Finnlandfreundin]

Liegt es vielleicht auch daran, dass man in der Rente weniger Geld zur Verfügung hat?

Liegt die Rente nicht aktuell bei 60 % des letzten Gehaltes?

[Einsamkeit_is_doof]

Liegt es vielleicht auch daran, dass man in der Rente weniger Geld zur Verfügung hat?

Das ist sicherlich auch ein Grund. Dieser wird auch von meinen Eltern mit angegeben. Was für mich nur nicht verständlich ist: sie freuen sich darauf! Und das, obwohl sie früher immer "op jück" waren.

[AviferAureus]

... sie freuen sich darauf! Und das, obwohl sie früher immer "op jück" waren.

"op jück"?


Woe to you, oh earth and sea
For the Devil sends the beast with wrath
Because he knows the time is short
Let him who hath understanding
Reckon the number of the beast
For it is a human number
Its number is six hundred and sixty six

[Finnlandfreundin]

Liegt es vielleicht auch daran, dass man in der Rente weniger Geld zur Verfügung hat?

Das ist sicherlich auch ein Grund. Dieser wird auch von meinen Eltern mit angegeben. Was für mich nur nicht verständlich ist: sie freuen sich darauf! Und das, obwohl sie früher immer "op jück" waren.

Vielleicht steckt aber auch ein bischen arrangieren mit der Situation mit drin.
Was waren sie?

[Einsamkeit_is_doof]

Was waren sie?

"op jück"?

"Op Jück", das ist Kölsch* und bedeutet so viel wie: "unterwegs".

*= Übrigens ist Kölsch die einzige Sprache, die man auch trinken kann...

[Finnlandfreundin]

Was waren sie?

"op jück"?

"Op Jück", das ist Kölsch* und bedeutet so viel wie: "unterwegs".

*= Übrigens ist Kölsch die einzige Sprache, die man auch trinken kann...

Danke für die Erklärung.

[Eliza Jane]

Ich werde im April 62 Jahre alt und merke auch, dass die Kraft nachlässt. Bis 66 muss ich noch arbeiten und ich überlege mir sehr genau, was ich in meiner Freizeit noch schaffe.