Corona-Virus: Wie schlimm wird es? [Keine politischen Diskussionen! Der Thread wird sonst kommentarlos geschlossen!!]

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Lazarus Long
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Lazarus Long »

Lazarus Long hat geschrieben: 24 Mär 2020 20:54Ich habe ihn heute Abend nach gut einer Woche zufällig mal wieder gesehen. Er kann auch sympathisch und kompetent wirken. :daumen:
Vielleich sollte ich mir seinen Podcast auch noch reintuen. Das mache ich dann morgen.
Es hat hat etwas gedauert, bis ich zum Hören gekommen bin. Ich bin zwar noch nicht ganz durch mit den 12 Podcasts, aber ich freue mich, daß ich ihm noch eine Chance gegeben habe. Sein Podcast hat einen etwas anderen, für die Masse der Hörer vermutlich interessanteren Schwerpunkt, als der von Drosten.
Mit beiden zusammen, bin zumindest ich sehr gut mit Informationen versorgt.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

Wilhelm von Humboldt
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Vidar

Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Vidar »

https://faz.net/aktuell/rhein-main/regi ... rhein-main
"Die Corona-bedingte Schulschließung überfordert viele Familien. Der Vorsitzende des hessischen Landeselternbeirats fordert, dass der Lehrstoff reduziert wird."
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Vogel
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Vogel »

Zahlen zu Infektionen und Todesfällen haben wir ja schon einige- aber wie sieht es denn tatsächlich mit den Intensivbetten aus? Wieviel sind frei, welche belegt?

Dazu gibt es hier eine Karte, die tägl. aktualisiert wird: https://www.divi.de/register/kartenansicht
tenorita

Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von tenorita »

Wow Vogel, nochmal danke! Das finde ich auch total interessant!
Vidar

Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Vidar »

Vogel hat geschrieben: 28 Mär 2020 20:30 Zahlen zu Infektionen und Todesfällen haben wir ja schon einige- aber wie sieht es denn tatsächlich mit den Intensivbetten aus? Wieviel sind frei, welche belegt?

Dazu gibt es hier eine Karte, die tägl. aktualisiert wird: https://www.divi.de/register/kartenansicht
Afaik sind aber in dem Register aktuell nur ca. 60% der Kliniken enthalten. https://www.stern.de/gesundheit/divi-in ... 83794.html
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Einfach nur ich »

Unsere Wohnungsgesellschaft will in 14 Tagen Rauchmelder in den Wohnungen unseres Hauses einbauen lassen. Gestern lag eine Infokarte der beauftragten Drittfirma im Briefkasten. Ich empfinde das angesichts der Kontaktsperre und der gegenwärtigen Gesamtsituation mehr als befremdlich.

Würdet ihr irgendwelche verkeimten Handwerker in eure Wohn- und Schlafzimmer lassen, während das Coronavirus grassiert?
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Vogel
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Vogel »

@Vidar Ja, vermutlich, und die Teilnahme ist freiwillig.

Zumindest für BaWü kann ich sagen, dass dort deutlich mehr als 60% der Kliniken eingetragen sein müssten. Mir ist zumindest jetzt keine Klinik aufgefallen, die ich vermisse. Wie es in anderen Bundesländer aussieht, kann ich nicht sagen.

Trotzdem finde ich das Register bei der ganzen Diskussion sehr wichtig.
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Vogel
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Vogel »

@ Vidar Dein Artikel ist übrigens mittlerweile 10 Tage alt- da dürften sehr viele Kliniken nachgezogen und sich eingetragen haben.
Vidar

Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Vidar »

Vogel hat geschrieben: 28 Mär 2020 22:34 @ Vidar Dein Artikel ist übrigens mittlerweile 10 Tage alt- da dürften sehr viele Kliniken nachgezogen und sich eingetragen haben.
Aktuell sind 724 von ca. 1160 Kliniken, die über Intensivstationen verfügen, eingetragen (62.4%).
Siehe auch: https://www.sciencemediacenter.de/filea ... 032020.pdf
Reinhard
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Reinhard »

The Poet hat geschrieben: 28 Mär 2020 16:04 Der Artikel hier haut in eine ähnliche Kerbe:

https://fsi.stanford.edu/news/coronavir ... y-they-say

Ich finde, es ist dringend an der Zeit, dass wir das sicher pinpointen können. Die Wirtschaftskrise, die sonst aus dieser ganzen Sch... :upps: resultiert, bringt uns ansonsten höchstwahrscheinlich so ne Depression wie 1929. (Selbst wenn wir heute bereits alles wieder auf "normal" stellen würden, wird es schon heftig genug. Aber wenn es noch länger dauert, werden weder Reisebranche, noch Einzelhandel, noch Gaststätten etc. das überleben... und die Großen, die überlebt haben, gehen hinterher schön auf Einkaufstour und wir haben nur noch ein paar Dutzend MegaCorps.)
Ich weiß gar nicht, ob die Zahlen der Infizierten so schlecht ermittelt sind. Klar, es hängt stark vom Land und seinen Testmöglichkeiten ab, im gesamten Afrika befürchte ich, dass die Infiziertenzahlen deutlich unterschätzt sind, auch in den USA werden es sich einige nicht haben leisten können, Länder wie Iran und Venezuela werden sich wegen Embargos mit Tests zurückgehalten haben und dann gibt es noch Kriegsländer wie Syrien oder Jemen ...

Aber in Südkorea, Japan, China und vielleicht ein paar kleinere Länder könnten die vielen durchgeführten Tests auch ein Bild der Lage liefern. Da werden mit Ermitteln von Kontaktpersonen der Infizierten und Testen derselben dann auch die Symptomlosen aus dem Verkehr gezogen; und die gehen in die Zahlen mit ein. Und meist wird sich ein Erkrankter an einer Kontaktperson angesteckt haben, darüber findet man dann auch die meisten Infektionen. Klar wird der eine oder andere Asymptomatische durchgeschlüpft sein, aber wenn von diesem aus dann Ansteckungen auftreten, werden welche davon Symptome haben, die man finden kann, und dann kann man die Infektionskette wieder aufdröseln wer alles dranhängt. Das ist zwar wegen der Inkubationszeit um eine Woche verzögert, aber es werden sich ja eher selten von dem einen Nichterfassten Tausende angesteckt haben. Das erfordert aber ein aggressives Fiebermessen und Virustest auch ohne nachgewiesenen Kontakt zu einem Infizierten, was es in Deutschland in der Form nicht gibt. Deswegen nehme ich auch für Deutschland an, dass die Zahlen unterschätzt sind, wenn auch nicht so krass wie anderswo. Aber nehmen wir mit der Begründung doch mal Südkorea: 144 Tote von 9478 Menschen, die nachgewiesen erkrankt waren oder sind. Ein paar der aktuell Kranken werden noch sterben, und eine Dunkelziffer gibt es trotzdem noch. Also (144 + x) / (9478 + DZ) = 1,5% plusminus irgendwas.

Die Kleinrechnerei auf Größenordnung der Grippe verstehe ich immer noch nicht.

-----

Und das ist mit einem Gesundheitssystem, das nicht an der Belastungsgrenze angekommen ist (und einer vermutlich günstigeren Demographie in Korea). Zumindest kenne ich keine Hilferufe von koreanischen Ärzten, dass ihnen die Beatmungsgeräte ausgehen, so wie es die aus Italien und mittlerweile auch Spanien gibt. Ansonsten geht die Case-Fatality-Rate aufs Vierfache (oder wahrscheinlich noch höher, wenn schon die "normale" Hospitalversorgung nicht ausreicht und es nicht erst an der Beatmung oder Intensivversorgung scheitert). Der Faktor vier ist jetzt mal so meine Einschätzung, die jedoch nicht ganz aus der Luft gegriffen ist. Aber wenn es auch nur ein Faktor von etwas über eins ist (und eins ist schon per Definition die Untergrenze), dann kommt man halt leicht auf 2% oder 3% ...

-----

Und wenn ich so meine Überlegungen zur Lage in Italien so anschaue, kann ich bei Bedarf noch viel größere Zahlen aus dem Hut zaubern. :fessel:
Ich will das aber nicht. :crybaby: :crybaby:

Eventuell kann man aus den Zahlen der Toten die Gesamtinfizierten und damit die Dunkelziffer berechnen. Irgendwann, wenn man dazu die Daten hätte. Aber lass doch mal die Dunkelziffer Faktor 10 sein. Dann sind immer noch 59 der 60 Millionen Italiener NICHT infiziert ... :fessel:



Klar wird man einen Betrieb von allem irgendwann wieder aufnehmen müssen ... aber dann wahrscheinlich mit vielen Einschränkungen, so dass die Epidemie nicht gleich mit voller Wucht wiederkommt. Tische im Restaurant mit mehreren Metern Abstand und so. Aber es wird wohl kaum so sein, dass man plötzlich feststellt, dass man eine Herdenimmunität aus dem Nichts entwickelt hat.

Da würde ich eher Hoffnungen auf den Frühling setzen ... :hierlang:
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Hoppala
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Hoppala »

Einfach nur ich hat geschrieben: 28 Mär 2020 22:25 Unsere Wohnungsgesellschaft will in 14 Tagen Rauchmelder in den Wohnungen unseres Hauses einbauen lassen. Gestern lag eine Infokarte der beauftragten Drittfirma im Briefkasten. Ich empfinde das angesichts der Kontaktsperre und der gegenwärtigen Gesamtsituation mehr als befremdlich.

Würdet ihr irgendwelche verkeimten Handwerker in eure Wohn- und Schlafzimmer lassen, während das Coronavirus grassiert?
Ich würde mich fragen, wie die ausführende Firma es sicherstellt, keine Viren einzutragen. Auch, wie sie Risikopatienten identifizieren und auslassen.Weiß ja nicht wo du wohnst: Die Regelungen sind teils unterschiedlich und beziehen sich expressis verbis vor allem auf "die Öffentlichkeit". Da sind dann "Versammlungen" von mehr als 2 Personen selbst dann verboten, wenn der Mindestabstand eingehalten wird. viele Länder haben Bußgeldkataloge erstellt. Innerhalb der Wohnung wird das aber anscheinend nicht geregelt. Ist nicht so ganz nachvollziehbar. Wenn Leute im Park spazieren gehen ist es keine Versammlung, wenn aber jeder ein Plakat "für mehr Geld" dabei hätte, schon ...?? (In Hamburg z. B. wurde eine Demo von 30 Personen aufgelöst, obwohl die Polizei einräumte, dass die Mindestabstände eingehalten wurden). Lies dir die bei dir geltenden Allgemeinverfügungen im Original durch, deine Stadtverwaltung oder Landesregierung wird die im Internet prominent auf ihrer Seite haben.

Wende dich ans örtliche Gesundheitsamt, schildere die Angelegenheit und bitte um Stellungnahme bzw. dass die sich an den Vermieter wenden.

Wende dich ergänzend an die ausführende Firma und frag die, wie sie während der Arbeiten die Einhaltung der Allgemeinverfügungen sicherstellen wollen. Behaupte, du seist nach eigener Einschätzung Risikogruppe, sie mögen dir ihr Vorgehen schildern :-) Ggf. weise auf die Tatbestände des Bußgeldkatalogs hin. Selbst wenn der iinnerhalb der Wohnung keine Anwendung finden sollte, dürfte das für Nachdenken sorgen.
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Vidar »

Was man nun halt benötigt, sind Daten, Daten, Daten. Ich fände die Idee der Testung von 10.000 repräsentativ gewählten Personen in Deutschland auch nicht schlecht, um mal zu sehen, wie die Durchseuchung der Allgemeinbevölkerung so aussieht.
In Norwegen sind bisher 23 Personen verstorben (bei 4015 positiv Getesteten). Zu den ersten 20 Verstorbenen liegen folgende Informationen vor: Die jüngste Person war 69 Jahre, das Durchschnittsalter liegt bei 84 Jahren.
Ganz ehrlich: Wenn es nicht um die allgemeine Überlastung des Gesundheitssystemes ginge (wozu es definitiv kommen würde bzgl. Intensivkapazitäten, und welche dann auch Patienten mit anderen Erkrankungen betrifft) und der Tatsache, dass von dem Virus auch jüngere Personen (mit/ohne Vorerkrankungen) dahingerafft werden, würde ich es schon verstehen, dass bei einer derartigen Altersverteilung die Frage aufkommt (bzw. diese selbst stellen), ob ein mehwöchiger/-monatiger Shutdown unter dem Strich nicht erheblich mehr schadet (Bewegungsmangel der Bev., Arbeitslosigeit, psychische Folgen (u.U. inkl. Suizid), häusliche Gewalt, Alkoholismus etc.). Ich selbst sehe mich z.B. aktuell in der Lage, das Ganze mit den aktuell gegebenen Restriktionen (ähnlich wie jene in Deutschland) ca. 6-7 Wochen bis Ende April durchzuhalten, anschließend würde meine Reaktanz wohl überwiegen.
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The Poet
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von The Poet »

Reinhard hat geschrieben: 29 Mär 2020 00:02 [...]

Und wenn ich so meine Überlegungen zur Lage in Italien so anschaue, kann ich bei Bedarf noch viel größere Zahlen aus dem Hut zaubern. :fessel:
Ich will das aber nicht. :crybaby: :crybaby:

Eventuell kann man aus den Zahlen der Toten die Gesamtinfizierten und damit die Dunkelziffer berechnen. Irgendwann, wenn man dazu die Daten hätte. Aber lass doch mal die Dunkelziffer Faktor 10 sein. Dann sind immer noch 59 der 60 Millionen Italiener NICHT infiziert ... :fessel:
Ünförtünately ... I see no flaws in your math... änd serfor ju ar probably right.

Es ist zum Heulen.

Da liest man Hoffnung versprechende Artikel, ist erstmal ein bisschen positiver gestimmt, dann liest man sie später mit etwas mehr Grips noch mal, und dann noch mal, überlegt, und stellt fest: Auch ein Bosbach, der einem früher das Leben erhellt hat, kann hier nicht helfen. Virus ist halt Virus, und Realität ist halt derzeit Virus, und der Virus ist ein Ars*****h.

In solchen Momenten hätte ich gerne den naiven Optimismus von meiner Sis' ... die ist nicht doof oder so, aber "normale" mathematische Begabung kann einem echt dabei helfen, nicht zu verzweifeln. (Dafür wird man dann öfter mal von seltsamem Mist und sonstigen eigenartig anmutenden Phänomenen überrascht ... über die man als MINT'ler nur müde lächeln kann, weil man sie schon ein Dutzend Mal im Geiste durchgegangen ist, aber dafür ist es halt auch eher ein schmerzendes, verzweifeltes Lächeln, weil man jetzt weiß: "Shit just got real". Und dann denkt man über Folgeeffekte nach, etwa die wirtschaftlichen, und dann wird alles nur noch schlimmer -.- ... )
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Optimist »

Ganz interessanter Beitrag von einem Pfleger, der in einem Videospielforum postet, das ich öfters mal besuche.
Es steht und fällt mit der PSA, also der Persönlichen Schutzaustrüstung. Das ist tatsächlich die rote Linie die hier die wenigsten überschreiten werden. Sollte es soweit kommen das ich mich selber gefährden muss um Patienten zu versorgen bin ich raus. Und mit mir viele meiner Pflegerischen und Ärztlichen Kollegen. Und die meisten kenne ich lange genug um zu wissen das sie das durchziehen. Wir müssen hier jetzt nämlich auch immer mehr Material sparen. Kann ich noch mit umgehen, auch wenn es die Arbeit umständlicher macht.

Besorgniserregend ist aber auch die Liefersituation mancher Medikamente. Wir wurden vorgewarnt das uns in absehbarer Zeit Propofol ausgehen wird. Eine Katastrophe. Das ist das gängigste und am leichtesten zu handhabende Narkosemittel. Aber es gibt noch andere Engpässe die wir jetzt schon merken, und worunter die Qualität letztlich leidet.

Die Diskussionen um meine Berufsgruppe nehme ich mittlerweile müde lächelnd zur Kenntnis. Ich will kein Held sein. Ich möchte meine Arbeit ordentlich machen. Für mich ist mein Beruf eben keine Berufung. Ich kann das einfach besser als zb mit Zahlen zu jonglieren, oder Autos zu reparieren. Ich habe eine umfassende, komplexe Ausbildung hinter mir. Und ich möchte das was ich kann, anwenden und dazu beitragen dass es schwerkranken Menschen ein Stück weit besser geht.

Die letzten Jahrzehnte gab es viele Lippenbekenntnisse seitens der Politik. Jens Spahn war zumindest der erste der wirklich mal ein paar Dinge in Bewegung gebracht hat. Fragt man aber mich und meine Mitstreiter, so erleben wir immer noch den gleichen Wahnsinn wie vor 3,5 oder 10 Jahren. Schlimmer eigentlich. Wir brauchen mehr Mitarbeiter, aber oder Markt ist komplett leer. Meine Intensivstation hat 10 offene Stellen. Nur durch gutes Ausfallmanagement können wir den Betrieb und die Qualität hier noch halten. Die teuren Mieten in der Großstadt tun ihr übriges um Bewerber abzuschrecken. Wir haben auch schon Kollegen verloren, weil diese sich unverschuldet neue Wohnungen suchen mussten, und dann in der Nähe nichts fanden was sie bezahlen konnten. Also sind sie in andere Städte abgewandert oder haben dem Beruf ganz den Rücken gekehrt.

Ja ich möchte mehr Geld für meine anspruchsolle Arbeit. Aber noch mehr wünsche ich mir das endlich dieser unmenschliche Druck aus dem System genommen wird. Ich habe in meinem Arbeitsleben schon wirklich einige gravierende Fehler gemacht, die nur mit viel Glück kein Menschenleben gekostet haben. Und alle diese Fehler entstanden durch Zeitmangel, enormen Stress und Überforderung. Diesen Druck kann man nur rausnehmen in dem man wieder mehr Pflegekräfte an die Betten kriegt. Die wiederum aber nur kommen wenn sich die Bedingungen ändern. Ein Teufelskreis. Geld kann hier ein Anreiz sein. Aber niemand ist beriet dieses Geld bei uns ankommen zu lassen.

Zur Covid Situation in meiner Klinik. Bisher kommt jeden Tag ein kritischer Patient dazu. Bei dem Tempo ist Anfang nächster Woche unserer Isolier-Intensiv voll. Das tückische an Covid-19 ist die schwierige Beatmung, und das lange Entwöhnen der Patienten. In den Medien wird Beatmung immer so dargestellt als wäre es ganz einfach. Patient anschließen, einen Knopf drücken, läuft. Das man aber dutzende Male pro Schicht die Einstellungen am Respirator anpassen muss, dann wiederum mit einer Blutgasanalyse schauen muss ob und wie sich was verändert hat, nur um dann wieder die Einstellungen anzupassen. Das schreibt niemand. Und auch wenn die Patienten dann wieder langsam wach werden, und spontan atmen, ist Imme noch nicht gesagt das ein Extubationsversuch gelingt. Sonst fängt man mit der Reintubation wieder von vorne an, oder muss einen Luftröhrenschnitt machen, um dann wieder in eine längere Entwöhnungsphase zu starten.

Bisher konnten wir keinen Patienten wieder extubieren. Bei einem ist die Niere komplett ausgestiegen, ein anderer ist so übergewichtig das man ihn nicht auf den Bauch lagern kann. Ich glaube, die Betten werden hinten und vorne nicht reichen. Vor allem aufgrund der langen Verweildauer der Patienten. Und ich könnte im Strahl kotzen, wenn ich jetzt die Diskussionen lese ob man die Reglementierungen nicht langsam wieder aufweichen kann. Deutschland wird nicht verschont werden. Eine Klinik in Nürtingen ist musste gestern 4 Patienten mit Hubschraubern verlegen, da alle Beatmungsbetten voll. Wir stehen erst am Anfang.

Bleibt gesund. Mich hat es gerade erwischt und ich bin die nächsten Tage krank gemeldet. Covid wird’s nicht sein, die Abstriche waren alle negativ.
...
Ein ganz kurzer Einblick auf die Covid-Intensivstation meiner Klinik. Und einer sehr angespannten Chefärztin aus Nürtingen, die gestern bereits keine Kapazität mehr hatten.

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-jo ... t-100.html
https://www.maniac-forum.de/forum/pxmbo ... id=4684801
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Reinhard »

Woran merkst du, dass die Zeit, in der du lebst, beschissen ist? Dass du Helden brauchst. :cry:
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Lazarus Long »

Reinhard hat geschrieben: 29 Mär 2020 00:02Japan
Ist nach den Zahlen, die ich eben auf CNN gehört habe, ein schlechtes Beispiel. Ich konnte mir die Zahlen aber so schnell nicht merken.

Südkorea ist nach dem, was mir ein Arbeitskollege, der kürzlich dort war (Schwiegereltern besuchen), erzählte eine gute Referenz.
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Swenja »

RKI-Chef Lothar Wieler "Wir müssen damit rechnen, dass die Kapazitäten nicht ausreichen"
`
In Deutschland verläuft die Pandemie vergleichsweise glimpflich. Das Land stehe jedoch noch am Anfang der Welle, warnt RKI-Chef Wieler. Zustände wie in Italien seien auch hier möglich. ... ´

https://www.spiegel.de/wissenschaft/med ... f9a4eefd87
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Cascade »

Swenja hat geschrieben: 29 Mär 2020 09:23 RKI-Chef Lothar Wieler "Wir müssen damit rechnen, dass die Kapazitäten nicht ausreichen"
`
In Deutschland verläuft die Pandemie vergleichsweise glimpflich. Das Land stehe jedoch noch am Anfang der Welle, warnt RKI-Chef Wieler. Zustände wie in Italien seien auch hier möglich. ... ´

https://www.spiegel.de/wissenschaft/med ... f9a4eefd87
Mal wieder eine überraschende Wendung des Herrn Dr. Wieler :roll:
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von Vogel »

Vidar hat geschrieben: 28 Mär 2020 23:31
Aktuell sind 724 von ca. 1160 Kliniken, die über Intensivstationen verfügen, eingetragen (62.4%).
Siehe auch: https://www.sciencemediacenter.de/filea ... 032020.pdf
:daumen: :daumen: Super, Vielen Dank!
eine
Kennt sich hier gut aus
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Re: Corona-Virus: Wie schlimm wird es?

Beitrag von eine »

Einfach nur ich hat geschrieben: 28 Mär 2020 22:25 Unsere Wohnungsgesellschaft will in 14 Tagen Rauchmelder in den Wohnungen unseres Hauses einbauen lassen. Gestern lag eine Infokarte der beauftragten Drittfirma im Briefkasten. Ich empfinde das angesichts der Kontaktsperre und der gegenwärtigen Gesamtsituation mehr als befremdlich.

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Ich hatte die Situation vor genau 11 Tagen (als noch kein weitreichendes Kontaktverbot galt, aber es war knapp davor). Ich habe den Menschen zwar reingelassen, ihm aber gesagt, dass ich das hochproblematisch finde. Er bestätigte, dass er in viele Wohnungen von alten, kranken Menschen kommt, er sagte, er bemühe sich, Abstand zu halten. Er hat die Rauchmelder mit Stangen angebracht und sich auch bemüht, möglichst nichts zu berühren - aber ich fand das alles insgesamt sehr fragwürdig. Er meinte dann noch, wenn er und seine Kollegen eine längere Pause machen würden, kämen sie nicht mehr hinterher und er könne im Sommer keinen Urlaub machen(!). Er hatte den Ernst der Lage offenkundig nicht begriffen - wie so viele. Und klar, da hängen finanzielle Existenzen dran - wie bei uns allen. Aber das darf natürlich nicht dazu führen, jetzt unnötige Risiken einzugehen.