Melli hat geschrieben: ↑14 Apr 2020 13:29
Calliandra hat geschrieben: ↑14 Apr 2020 00:35Und man fragt sich so langsam, wie das Ganze dann mal irgendwann ein Ende finden soll …
So langsam setzt sich die Erkenntnis durch, daß es kein Ende geben wird. Und, wie erst kürzlich erwähnt, Coronaviren und Fledermäuse haben noch viel mehr Potential.
Man darf sich so langsam schon mal gerne Gedanken dazu machen, wie Gesellschaften mittelfristig damit umgehen wollen.
Der Wünsch, es möge wieder so werden wie früher, wird unerfüllbar bleiben.
Naja. Die Sache an sich ist nichts Neues. Neue Seuchen brechen über Populationen herein. Damit hat die Menschheit Erfahrungen (und schlimmer, als wir derzeit). Und hat weiter gemacht.
Was sind die wesentlichen Faktoren, die Corona anders machen? Die Populationen sind nicht mehr trennbar. Zu früheren Zeiten wurden die Menschen eines Dorf, einer Region, eines Landstrichs, Teile eines Kontinents im Durchschnitt zu 10 bis 50% entvölkert. Heute ist gleich die Weltmenschheit in Gefahr. Genauer: in Gefahr sind unsere menschlichen Werte und Normen. Es ist einfach nicht mehr hinnehmbar, zuzusehen, wie größere Mengen dahinsterben, obwohl wir es - wenn auch unter Opfern - hättten verhindern können. (und ich denke da auch an so Sachen wie Klimawandel, Luft- und Wasserverschmutzung, Ernährung, Ressourcen- und reichtumsverteilung - all das, wo man mit Willen eine Menge Leid verhindern könnte).
Faktoren dabei dürften die wachsende Menschenzahl in Kombination mit steigender überregionaler Mobilität und nicht zuletzt: Informations- und Desinformationmsmöglichkeiten sein.
Und: wir kommen den kleinen Biestern (viren + Bakterien) auf die Spur und wissen zumindest im Prinzip, wie man ihnen begegnen kann. Allerdings um den Preis von Nähe und Mobilität.
Da stößt die Menschheit auf ein Dilemma.
Ein weiterer Faktor: die Menschheit hat in Teilen sowas wie ein globale Ethik entwickelt. Auf Basis dessen könnte man eventuell das Dilemma lösen. Jedenfalls sicher nicht auf Basis lokaler Ethiken (oder Ideologien). Abschottung und "Me first" ist, wie wir gerade drastisch merken, keine lang durchzuhaltende Option.
Natürlich gibt es auch in großen Teilen alles Mögliche, nur kein Verständnis einer globalen Ethik.
Hab ich wesentliche globale Faktoren vergessen?
Was und wie kann daraus folgen? Das muss und wird sich finden. Aber es handelt sich um eine kreative, kulturelle, zivilisatorische, philosophische, vielleicht auch künstlerische Aufgabe. Es sind also genau die Kompetenzen gefragt, die gerad von vielen als "brotlose Kunst, endlich sehen sie es sein, können ihr Hobby ja neben der Spargelernte pflegen" abqualifizert werden. Sinn (und Gemeinsinn) stiftende Denkarbeit. Eben das, was Mensch besonders von anderen Lebensformen auf dem Planeten unterscheidet.
Wenn die Menschheit das überwiegend unter wirtschaftlichen oder technisch-methodischen (="digitalen") Aspekten angeht, wird es bitter.
Wie wachsen wir zusammen, als Menschen, ohne uns dadurch auszurotten (oder wenigstens immer wieder selbst mit globalen Traumata einzudecken?) Also keine neue Frage. Nur frisch aktualisiert.
Ich sehe als zentrales Schlüsselelement, immer wieder Bildung. Darunter verstehe ich nicht "Lernen für den Beruf". Sondern lernen, sich als Mensch zu verstehen, mit Gefühl und Kopf und Körper und in Gemeinschaft. Sinn eben. Was Menschen halt so brauchen und machen, um sie selbst zu sein.
Wer kennt die Filmserie "The Blues"? 7 renommierte Regisseure haben 7 Dokumentationen über die Kulturform gedreht, iim Auftrag von PBS. Ich finde sie sehr beeindruckend, denn sie zeigt mit fast jeder Einstellung, jedem Interview, jedem Ton, was Menschen zu Menschen macht, auch unter sehr üblen Bedingungen, und Menschlichkeit zu bewahren, bei allen menschlichen Mängeln und Flausen.
Wer eine Antwort auf die "Corona-Krise" suicht, kann die Rest-Zuhause-Zeit ja vielleicht nutzen, bei dem ein oder anderen dieser Filme einen Anfang zu finden.
Nutzungsregeln: Mediale Äußerungen von Menschen ersetzen keine Begegungen. Was du hier schreibst, bist nicht du. Was ich hier schreibe, bezieht sich nicht auf dich. Nur auf deinen Beitrag. Ich schreibe meine Meinung, deren Bedeutung in deinem eigenen Ermessen liegt. Vergiss, was dir nichts nützt.