Abstimmung zum 8. Schreibwettbewerb

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Wessen Beitrag soll den 8. Schreibwettbewerb gewinnen?

Umfrage endete am 05 Aug 2011 09:13

Anonymus 1
4
22%
Anonymus 3
1
6%
Anonymus 4
3
17%
Anonymus 5
3
17%
Anonymus 6
1
6%
Anonymus 7
0
Keine Stimmen
Anonymus 8
1
6%
Anonymus 9
2
11%
Anonymus 10
0
Keine Stimmen
Anonymus 11
3
17%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 18

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
StrangeGirl

Abstimmung zum 8. Schreibwettbewerb

Beitrag von StrangeGirl »

Ich bin hocherfreut: Für den 8. Schreibwettbewerb wurden, sage und schreibe, 11 Beiträge eingereicht. Das ist rekordverdächtig.
Nun schreiten wir, wie immer, zur Abstimmung.

Da das Umfragefeld leider nur 10 Antwortmöglichkeiten zulässt, habe ich einen Beitrag (Nr. 2, nach Rücksprache mit der Beitragenden) aus der Umfrage rausgenommen. Lesen und mögen dürft ihr das Gedicht natürlich trotzdem.


Hier noch einmal alle Beiträge hintereinander - Viel Spass beim Lesen und Clicken!



Anonymus 1:
Sie steht auf und führt ihr Leben. Nach einem Frühstück allein steigt sie in die Bahn. So viele Menschen - doch sie hat Kopfhörer in den Ohren, weil es gefällt und um sich von Einsamkeit abzulenken. So schreitet es fort. Im Büro, der Kantine, auf dem Heimweg, eingereiht inmitten der Mitmenschen, deren Bewegungen ihr automatisiert vorkommen. Ihr Wunsch ist etwas richtiges, eine Unterhaltung auch um ihretwillen. Gegenseitig, neugierig, vielleicht nicht verständnisvoll, aber ums Verstehen bemüht. Die Szene ist schnell kreiert: Ein Telefonhörer, eine Freundin oder Bekannte, zwei Glas Wein und eine Prise Hoffnung. „ … ja, frag mich mal! Und dann wollte er auch noch, dass ich ihm seine Sachen vorbei bringe. Was bildet der sich ein? Da hast du es noch gut mit deinem kleinlauten Langweiler, wobei ich nie verstehen werde, was Du an dem findest. Du solltest Dich wirklich mal nach was soliden umsehen“ - „Ja … Hm … Ja, aber...“. Die verbale Stalinorgel nötigt zur Kapitulation. Sie denkt: Wo es dann noch probieren, wenn sich schon der Feierabend mit der Freundin einsamer anfühlt, als alleine „Wetten, dass?“ zu sehen?

Oft hört sie, sie solle mehr unter Menschen gehen. Sie glaubt, das tut sie oft genug und vielleicht sollte sie mal Bahnfahrer, Fußgänger, unbekannte Kollegen, Nachtschwärmer oder zur Not die Seelsorge dreist mit ihren Empfindungen konfrontieren. Aber ist sie nicht selbst die Versagerin, wenn sie Menschen „Freunde“ nennt, die sich nicht mal aufmerksam für sie interessieren?

Mit einem Schwips will sie etwas probieren, verzichtet auf ein weiteres Glas und Steigt in die Bahn. Sie setzt sich neben eine Passantin, blickt ihr in die Augen, versucht ein Lächeln und und räuspert sich. Ihre Nachbarin wendet den Kopf ab, legt sich Kopfhörer an die Ohren und schaut betrübt aus dem Fenster.

Anonymus 2:

a ticket to ride. du gehst fort.
winkende haare im zugwind
stehe ich inmitten von anderen
meine lachfalten schweben von dannen,
auf den schwingen der serviette,
in die sich die spinatpizza verkrochen hatte,
es juckt in meinen wimpern
zwiebelgeruch und trockene tränen
mein auge erkaltet
wie der becher kioskkaffee vor mir
a ticket to ride
ich zittere im rhythmus
meiner müden hände
die türen schließen selbsttätig. du bist fort.
frierend, wickle ich mich in gedanken
stehe inmitten von vielen, inmitten von fremden
denke mir einen wärmenden kokon aus worten
erdichte mir dich zurück. und mich.
tanzend mit den plastiktüten
auf den gleisen
flattert mein herz hinaus ins leben.

Anonymus 3:
Der Bekannte, den ich beim Einkaufen traf, der hinter mir in der Schlange wartete und dessen Namen ich bereits vergessen hatte, begann das inhalts- und emotionslose Gespräch mit dem üblichen, geheuchelten Interesse an meiner Befindlichkeit. Er hatte mein Verständnis, denn wir schafften es nicht, unsere Bekanntschaft zu leugnen und ein Schweigen wäre demnach quälender gewesen, als es das Gespräch war. Es wurde mit dem Wunsch nach einem schönen Wochenende beendet.
Während der Bus Kurven fuhr, berührten mich Knie und Schultern meiner Sitznachbarin und, während sie in ihrer Handtasche kramte, streifte mich ihr Arm. Es waren Almosen für mich, ein Ersatz für nie erhaltene Zärtlichkeiten. Sie roch nach einem süßlichen Parfüm, dessen Verheißung ebensowenig für mich bestimmt war wie ihre Berührungen. Gedankenverloren schaute sie geradeaus.
Hinter mir saß eine Gruppe junger Männer. Sie waren lärmend fröhlich und riefen sich gegenseitig Belanglosigkeiten im Jugendslang, der mir - obwohl selbst jung - fremd war, zu. Mit einer Begeisterung, die mir ebenfalls fremd war.
Ein Kleinkind zog meine Aufmerksamkeit durch sein Geschrei auf sich. Die rötlich schimmernde Abendsonne hatte die Wolken durchbrochen und das Kind geblendet. Die verschleierte Mutter schaute mitleidig und ein wenig amüsiert, hielt die eine Hand vor die Augen des Kindes, streichelte mit der Anderen seine Stirn und sprach ein paar tröstende Worte. Das Kind fragte: „Nerde?“

Anonymus 4


Seit fast zwei Jahren sehen wir uns wöchentlich zweimal. Es fällt mir schwer mich an den gemeinsamen Gesprächen zu beteiligen. Belangloses, Witziges, Interessantes, mir fehlt immer wieder der Einstieg. Und schon wieder die Chance verpasst. Seit fast zwei Jahren wöchentlich zweimal. Fast 190 Mal sind wir aufeinander getroffen. Ich habe nichts dazugewonnen. Lediglich verloren, den Mut des ersten Schrittes, des Knüpfens und Vertiefens neuer Kontakte. Vor fast zwei Jahren, vierzig neue Gesichter. Nach fast zwei Jahren kenne ich gerade mal eine Handvoll… lediglich beim Namen.



Anonymus 5:
.„Du musst mir nichts schenken“, sagte sie. „Du weißt doch, ich mache mir nicht viel aus meinem Geburtstag.“ Und dennoch lädt sie jedes Jahr ihre Freunde und Bekannte zu sich ein, samstags. Ich komme immer, obwohl ich mit kaum einem der anderen jemals ins Gespräch gekommen bin. Vampirserien, die eigene Putzfrau, Kinder kriegen – Themen, zu denen ich nichts beitragen kann.

Ich kenne sie schon seit so langer Zeit. Wir verstehen uns gut. Wir mögen uns. Es bedarf kein direktes Gespräch darüber, warum wir niemals ein Paar werden. Nur ihr zuliebe werde ich mich auch heute wieder in die Höhle des Löwen begeben und werde die Lacher auf meiner Seite haben, spätestens wenn ich wieder als Erster gehen werde. Daher versuche ich, der erste Gast zu sein. Wer als Erster kommt, darf auch als Erster wieder gehen. Ich möchte nicht den halben Sonntag verschlafen. Doch heute fällt die Zugverbindung aus – Schienenbruch. Der Ersatzbus hat einen Platten. Ausrede? Nein, obwohl es schwerfällt, Derartiges zu glauben. Als ich ankomme, bin ich bereits umstellt, stehe im Spott-Licht der anderen Gäste. Sie freut sich, als ich ihr ihr Geschenk überreiche. Nichts Großes, hat sie ja selbst gesagt. Die Blicke wandern: zu ihr, auf das röhrenförmige Präsent, auf mich. Ich höre, wie getuschelt wird: „ein Poster“, „ein Kunstdruck“.

Als sie das Geschenkpapier endlich, nach gefühlten dreißig Minuten, beiseite legt, zerreißen wollte sie es nicht, wandelt sich die Stimmung: Fragezeichen, Unverständnis, Trottel:

„Du schenkst mir eine Rolle Geschenkpapier?“

„Ja, ich habe mich daran erinnert, wie es dir damals, als wir die Weihnachtsgeschenke eingepackt haben, ausging.“

„Das ist ja süß. Und so schön eingepackt“, meint sie. Wenig glaubwürdig.

Die anderen Gäste haben sich mittlerweile umgedreht, fühlen sich bestätigt. Ich werde den ganzen Abend ignoriert. Kein Gespräch. Nur Erdnüsse und Prosecco. Als ich nach Hause gehe – als Erster – legt niemand Wert auf eine Verabschiedung. Ein Abend allein unter Menschen.

Anonymus 6:
Allein unter Menschen

Lachen ist vor der Tür zu hören.
Geschirr klappert da draußen.
Laute Rufe und eilige Schritte.
Emsiges Treiben zu früher Stunde.

Bis zur Nase eingemummelt
unter der Bettdecke
lausche ich und warte.

Es wird still vor der Tür.
Weiter entfernt leise Frühstücksgeräusche.
Stille bedeutet hier Zufriedenheit
und Wohlbehagen aller.

Nur ich bin hier.
In meinem Bett
lausche ich und hoffe.

Der Tag verspricht
außergewöhnlich zu werden.
Allen muss die Vorfreude
ins Gesicht geschrieben sein.

Ich warte weiter
auf Vor- oder Lebensfreude,
das Verschwinden der Einsamkeit.

Keinem fällt auch nur auf,
dass ich nicht da bin.
Vielleicht genießt man
die Ruhe ohne mich.

Die Bettdecke saugt
eine Träne auf,
die sich ihren Weg bahnte.

Allein unter Menschen, doch
nur 10 Schritte, eine heiße Dusche
und ein Käsebrot trennen mich von
einem wundervollen Tag.

Tappende Schritte
in den neuen Tag
machen, dass ich lebe.

Mein Platz zwischen guten Freunden
war freigehalten: Lächelnde Gesichter.
Nach der Dusche erwarten mich ein
Käsebrötchen und ein toller Tag mit Freunden.

Anonymus 7:

Die Frau sitzt zwischen anderen Frauen. Viele haben Angst. Man fühlt sich gedemütigt, aber schweigt. Furcht scheint vorherrschend, obwohl alle einer Meinung sind. Jede einzelne fühlt sich …
…allein unter Menschen.

Die Frau beobachtet, wie eine Frau den Raum verlässt, die Tür hinter sich schließt, damit deutlich ihre Missbilligung zeigt und sich von der bedrohlichen Situation abwendet. Die anderen Frauen ertragen die durch nichts zu rechtfertigende Demütigung und fühlen sich …
… allein unter Menschen.

Die Frau beobachtet eine Frau, die aufsteht, das Problem anspricht, sich wieder setzt. Die Stimmung wird beklemmender. Der furchtauslösende Faktor gewinnt an Größe, spielt seine Macht aus und genießt diese. Die mutige Frau erhielt keinerlei Beistand. Stärker als zuvor fühlt sie sich nun…
…allein unter Menschen.

Die Frau beobachtet eine Frau, die etwas in ihrer Hand hält, deren Fingerknöchel weiß hervortreten. Ihre Augen starren ins Leere. Ihre Seele scheint im hintersten Winkel ihrer Existenz versteckt, denn sie fühlt sich…
…allein unter Menschen.

Die Frau beobachtet einen grinsenden Mann. Er scheint amüsiert. Möglicherweise schwelgt er in Jugenderinnerungen. Vielleicht ergötzt er sich an der Furcht der um ihn herumsitzenden Frauen? Eine Solidarität mit den Auslösern der Angst ist wahrscheinlich. Zumindest er fühlt sich nicht …
…allein unter Menschen.

Die Frau beobachtet Kleinkinder, die die Anspannung wahrnehmen. Sie fragen ihre Mutter, was die da hinten machen. Die Tochter im Teenie-Alter verdreht genervt die Augen. Kaum nimmt sie die Sorge der Mutter um die Kinderschar wahr, denn diese fühlt sich …
…allein unter Menschen.

Die Frau steht auf, obwohl es keine andere tut, wendet sich den Auslösern der Angst zu und spricht mit diesen. Mehrfach fällt das Wort „Kinder“. Sie kehrt zu ihrem Platz zurück. Keine der Frauen hat sie unterstützt. Aber: Fühlt sie sich …
… allein unter Menschen?

Die Frau beobachtet weiter. Oberflächliche Ruhe. Unterschwelliges Brodeln. Endlich verlassen die Auslöser der Angst das rollende Gefängnis. Das kollektive Aufatmen ist fast hörbar.

Ein leises Lächeln wandert unter den Menschen umher.

Jedoch: Zwei Fürsprecherinnen für alle, die …
… allein unter Menschen waren,
ließ man
allein unter Menschen.

Anonymus 8:
Allein
Langeweile
Lethargie
Erstaunlich
Im Gewühl
Nüchtern als Einziger

Unwohl
Neu hier
Tausend Gedanken
Einsam
Rastlos durch die Nacht

Müde
Elend
Nur noch ein Bier
Stumm
Cool sein
Hoffnung
Erkenntnis
Noch immer - allein

Anonymus 9:
Das Ich erreich das Du nicht, heißt es bei Feuerbach, denn die eigene Haut ist nie zu überwinden, es kann in den Anderen nicht hineingeschlüpft werden. Jeder ist allein lautet es bei Hesse. Heidegger betont, Einsamkeit ist keine Abwesenheit. Es ist Anwesenheit. Ich lese das wie folgt: Das Innere wirft Wünsche auf (Anwesenheit) und beklagt sich dann, wenn diese fehlen (Abwesenheit). Ein anderer Mensch ist ein Wunsch. Und was sage ich? Menschen sind strukturbedingt Inseln. Doch manchmal ist es schön, wenn zumindest ein Sichtkontakt zu einer anderen Insel hergestellt werden kann. Die Aussicht erwärmt das Herz, es ist nicht länger arbeitslos.
Mein linker linker Platz ist leer ich wünsche mir ein Du her. 6 Milliarden Menschen soll es geben, ich hab sie nicht alle gezählt. Ich will sie auch nicht alle kennen. Die Zahl eins genügt. Und aus deiner EINSamkeit und meiner EINSamkeit fügt sich dann mathematisch die ZWEIsamkeit.

Ich schreibe diesen Text, weil ich meinen Computer oft anhabe und gar nicht weiß wieso. Das ist eine Wirkungsmöglichkeit der Einsamkeit. Aber auch im Internet ist man nicht allein. Überall sitzen Menschen an ihrem Computer und klicken sich die Finger wund. Viele schreiben von ihrer Einsamkeit. Und obwohl da lauter einsame Menschen sind, fügen sie sich nicht zu einer Zweisamkeit, sie schieben nur Buchstaben hin und her, tauschen kein reales Lächeln aus. Das Internet ist die global vernetze Einsamkeit.

Und am Ende jedes Textes fragt das Ich sich, ist Schreiben nicht die höchste Form des Alleinseins? Andere Menschen mögen diese Buchstaben lesen und sie kennen ihren Einsamkeitsschmerz, aber meinen werden sie nie kennenlernen. Sie mögen sich diesen vorstellen, doch ist diese Vorstellung immer nur ihr Ich, berührt nie mein Wesen.
Alleinsein ist kein vorübergehender Zustand, allein, auch und gerade unter Menschen, ist die einzige Existenzform die das Dasein ein jedem Lebewesen aufgetragen hat. Alles andere nennt sich bekanntlich Illusion. Aber oftmals lebt es sich gerade in denen am besten. Also lebst du noch und leidest - oder träumst du dir bereits das Dasein schön?

Anonymus 10:
Mit geschlossenen Augen verstärkt sich der Eindruck, im Inneren eines Schwarmes von Bienen zu stehen, nur daß es nicht summt, sondern eher zischelt. Ab und zu klappern Räder von Rollkoffern über die Fugen zwischen den Steinplatten auf den Bahnsteigen, Ansagen aus Lautsprechern füllen für eine Weile die Halle mit Echo. Bei Einfahrt eines Zuges schwellen die Ströme von Menschen auf den Bahnsteigen, Rolltreppen und in den Gängen an, um dann wieder fast zu versiegen. Nur selten kitzelt ein Rasierwasser, ein Parfüm oder ein fruchtiges Eis in der Nase.

Bis zur Abfahrt des Zuges bleiben noch gute zwei Stunden. Genügend Zeit, verschiedene Fahrstühle auszuprobieren, von der untersten Etage hinauf in die vierte zu fahren. Auch genügend Zeit, die Menschen zu beobachten und sich vorzustellen, woher sie gerade kommen oder wohin sie wohl unterwegs sind. Zu sehen, wie einige ihre Fahrkarten aus Automaten holen und wie andere sich in die Warteschlange zum Verkaufsschalter einreihen.

Beim Einsteigen in den Zug kann es von Vorteil sein, gleich einen guten Stehplatz an der Tür zu besetzen, anstatt erst durch Wagen zu wandern und nach zwei freien Plätzen zu suchen. Zwei freie Plätze, weil es ein wenig befremdlich ist, sich neben eine unbekannte Person zu setzen, sich ihr quasi aufzudrängen. Zu suchen, weil sich für eine Stunde Fahrt eine Platzreservierung nicht lohnt. Eine Schulklasse drängelt durch die Tür in das Innere des Zuges. Eine Schülerin beschwert sich, daß ausgerechnet die Kleinste eine große Tasche die Stufen hochwuchten muß. Kurzerhand zugepackt und schon ist die Tasche drin. Jeden Tag eine gute Tat.

Im Zug fliegt die Landschaft und kommen Menschen an einem vorbei. Die Wolken erscheinen einem bei der hohen Geschwindigkeit etwas näher zu sein als sonst. Oder liegt es an der Landschaft, daß sie tiefer schweben? Manchmal ist die Fahrt zu Ende, bevor der Schaffner die Fahrkarte entwertet hat. Der Zug hält an, ich steige aus und sehe schon meine Cousine auf dem Bahnsteig auf mich warten.

Anonymus 11:
In der Ferne brennt Licht, laute Stimmen. Ich schleiche mich langsam heran. Es sind ganz viele Menschen versammelt. Es ist laut, sehr laut. Und hektisch. Sobald ich glaubte, ein angemessenes ruhiges Plätzchen gefunden zu haben, kam immer so ein kleines Wesen auf mich zugerannt und streckte die Arme nach mir aus. Sie rannte immer so tapsig auf mich zu, quietschte und dann starrte sie mich immer so lange an, ohne ihr dafür einen triftigen Grund gegeben zu haben. Schnell weg hier. Da war ein freier Hocker auf der anderen Seite, gottseidank. Von hier hatte man eine gute Sicht. Es gab viel zu essen. Den Gästen schien das alles zu gefallen. Sie essen und machen gleichzeitig Krach dabei. Dieser Lärm. Es war so anstrengend, die einzelnen Laute im Raum auseinanderzuhalten. Ich war eigentlich müde, aber auch hungrig. "Na, magst Du auch mal probieren." Ein Herr hielt mir einen glänzenden Schinkenrand direkt vor der Nase. Bäh, dieses weisse Zeug vom Schinken, kann ich doch gar nicht leiden. In einem unbeobachteten Moment verließ ich den Hockerplatz und stand mitten im Raum. Plötzlich bekam ich einen Stoß von hinten. Ich sprang kreischend auf. Der Schreck war größer als der Schmerz, der auch schnell nachließ. "Das tut mir leid, ich hatte ihn gar nicht gesehen" und ging ein paar Schritte auf mich zu und streckte die Hand nach mir aus. Nein, das musste ich nicht länger haben. Gutes Essen hin oder her, das war es nicht wert. Ich ging zum Flur, an den vielen Schuhen der Leute vorbei, nur noch raus hier. Ich ging zur Tür, schaute auf die Katzenklappe, die dort unten angebracht war, drehte mich nochmal um und dann wieder zur Klappe und streckte den Kopf nach vorne. Der gesamte Körper zwängte sich kurz durch die Öffnung. Draussen angekommen war nur noch das Schwingen der Klappe zu hören und die hell erleuchteten Fenster zu sehen. Ich schnupperte die kühle Luft ein, setzte mich hin und pflegte mein Fell. Nein, nicht jeder ist zum Herdentier geboren.

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
grüner_apfel

Re: Abstimmung zum 8. Schreibwettbewerb

Beitrag von grüner_apfel »

Schade, die 2 hätte ich auf jeden Fall ausgewählt ...
StrangeGirl

Re: Abstimmung zum 8. Schreibwettbewerb

Beitrag von StrangeGirl »

grüner_apfel hat geschrieben:Schade, die 2 hätte ich auf jeden Fall ausgewählt ...
Hmm. Mir fällt was ein: dann können wir es doch so machen, dass diejenigen, die für 2 sind, einfach einen Beitrag setzen mit der Ziffer 2 im Textfeld. Am Ende zählen wir die Posts zusammen.
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schwarzkaeppchen
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Re: Abstimmung zum 8. Schreibwettbewerb

Beitrag von schwarzkaeppchen »

ich stimme für den beitrag von anonymus 2 (gefällt mir sehr gut)
"Bewahre deine Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber nicht weiter leben." - Mark Twain

vs

"Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." - Hans Christian Andersen
exlamento

Re: Abstimmung zum 8. Schreibwettbewerb

Beitrag von exlamento »

Da ist wirklich eine Menge zustande gekommen, sodass ich mich kaum entscheiden konnte. Respekt.
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schwarzkaeppchen
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AB-Status: AB Vergangenheit

Re: Abstimmung zum 8. Schreibwettbewerb

Beitrag von schwarzkaeppchen »

wird nach der abstimmfrist die anonymität aufgehoben oder bleibt sie erhalten, strangie?
"Bewahre deine Illusionen. Wenn sie verschwunden sind, wirst du weiter existieren, aber nicht weiter leben." - Mark Twain

vs

"Leben ist nicht genug, sagte der Schmetterling. Sonnenschein, Freiheit und eine kleine Blume gehören auch dazu." - Hans Christian Andersen
StrangeGirl

Re: Abstimmung zum 8. Schreibwettbewerb

Beitrag von StrangeGirl »

So: nach Rücksprache mit dem anonymen Beitragenden No 1, darf ich nun den Gewinner des 8. Schreibwettbewerbs namentlich bekanntgeben: unser werter Exklamento! Gratulation und vielen Dank für den schönen Beitrag! :gewinner:

Nun ist es an dir, den 9. Schreibwettbewerb thematisch und auch formal auszurichten. Wir dürfen gespannt sein.

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