Beitrag Nr. I
Beitrag Nr. IILiebesbrief
Meine Liebe, sie entwickelt sich noch. Ich wünsche so sehr, es geht in die Richtung "unfassbar glücklich".
Sollte es aber in die andere gehen - ich würde trotzdem keinen Tag missen wollen, weil ich in dir einen
ganz tollen Mann kennengelernt habe. Ich wäre dankbar für deinen Mut, die Anregungen, das Lächeln
und Lachen, für deine Zeit und Geduld.
Die Frau, deine Frau, wird sicher die glücklichste der Welt sein. Unvorstellbar, dass es anders wäre.
Bitte antworte nicht. Keine Antwort könnte an meinen Gedanken etwas ändern. Ich seh es so, fühl es so -
für mich ist es genau so.
In Liebe
Beitrag Nr. IIIQual
Es kann sein, dass du mir einen Stich versetzen wirst.
Ich wälze mich in wirren Gedanken von einer auf die andere Seite,
komme nicht zur Ruhe.
Froh, genau hier zu sein und nirgends anders. Das ist es, was ich will.
Dennoch.
Es kann sein, dass du mir einen Stich versetzt.
Ich bin mir nicht sicher, ob es so sein wird.
Hoffe, dass ich die Zeit hier genießen kann
und Erholung finde.
Ssssssssssssssssssssss.
Du hast mir einen Stich versetzt.
Ich ziehe mir die Decke über den Kopf
und wälze mich in wirren Gedanken bei irrer Hitze hin und her.
Elende Quälerei.
Beitrag Nr. IVTraum
Ein kalter Luftzug reißt dich aus dem Schlaf. Etwas verwirrt schaust du auf die Uhr. Es ist noch viel zu früh. Du suchst die Decke und findest sie auf der anderen Seite. In ihr eingehüllt, das liebste Wesen, das dir begegnet ist. Schnell schlüpfst du wieder unter die Decke und schmiegst dich vorsichtig an. Du spürst die warme nackte Haut, die anregenden Rundungen, den ruhigen stetigen Atem und siehst in ein entspanntes und sorgloses Gesicht, das vor ein paar Stunden noch wilde ekstatische Leidenschaft gezeigt hat. Zufrieden schließt du die Augen und hoffst, die Nacht möge nie zu Ende gehen.
Beitrag Nr. VWirklichkeit
Ein kalter Luftzug reißt dich aus dem Schlaf. Etwas verwirrt schaust du auf die Uhr. Es ist noch viel zu früh. Du suchst die Decke und findest sie auf der anderen Seite. Sie ist leer, wie jede Nacht. Nur dein Teddy liegt neben dir, mit kuschelig weichem Fell, aber ohne Herzschlag und ruhigem Atem. Traurigkeit steigt in dir auf, wie auch ein paar Stunden zuvor, als du nicht einmal Lust dazu hattest deiner Lieblingsbeschäftigung vorm Schlafen nachzugehen. Schnell schlüpfst du wieder unter die Decke, suchst Trost beim Kuscheln mit deinen Teddy und hoffst, dass die Nacht ein schnelles Ende findet.
Beitrag Nr. VIDu
Du sitzt vor mir, neigst deinen Kopf ein wenig und schaust mich mit deinen Knopfaugen interessiert an. Du lächelst. Es scheint fast so, als ob du mich mustern würdest. Ich schaue zu dir und bin so froh, dass du Teil meines Lebens bist, eine tägliche Konstante. Es wäre ruhig hier ohne dich, zu ruhig. Mit dir ist Leben in der Bude. Zwar bist du ein hoffnungsloser Körnerfresser und verwendest viel Zeit, dich zu pflegen. Aber ich mag es sehr, dass du hier bei mir bist. Du sitzt vor mir, streckst dich und flatterst zurück zu deinem Lieblingsplatz oben am Fenster.
Beitrag Nr. VIITausendundeins
Lustige Idee eine kurze Geschichte zu schreiben, bei der die Wörter genau abgezählt werden. Finde ich so spannend, dass ich doch spontan mal das Ereignis beschreibe, dass mein Leben richtig durchgeschüttelt hat.
Pendlerzug, Sonntag Nachmittag Richtung Studentenwohnheim. Dreckbraune Felder ziehen vorbei. Durchsage. Wenn mir die Partynacht nicht noch nachhängen würde wär es angenehmer. Bei der Geschwindigkeit fällt mir spontan das Buch "Die Entdeckung der Langsamkeit" ein. Durchsage.
Wenigstens sind es meine älteren Schuhe, auf die die Bulldogge unterm Sitz sabbert. Doch als die junge Frau schräg gegenüber von ihrem Buch aufschaut, mir zufällig direkt in die Augen und lächelt, beginnt ...
Beitrag Nr. VIIIRobert
Auf der Brücke, die über den Fluß führt, der an dem Haus vorbeifließt, in dem mal ein Freund von mir wohnte, stehe ich und schaue aufs Wasser, das schäumend und plätschernd dem Ozean entgegenströmt. Mein Freund, das war Robert. Als ich Robert das erste mal sah, dachte ich zuerst, er wäre ein Mädchen, denn er war zierlich und klein, seine Gesichtszüge waren weich und seine Augen strahlten eine scheue Wärme aus. Letztes Jahr ist Robert gestorben. Ich las es in der Zeitung, wir hatten den Kontakt schon vor langer Zeit verloren und nun hat auch er seinen großen Ozean erreicht.
Beitrag Nr. IXNachbarschaftsbeziehungen
Nach einem arbeitsreichen Tag sitze ich in meinem Sessel und höre zur Entspannung Musik, als über mir lautes Getöse meine innere und äußere Ruhe zerreißt. Ich ziehe mich an und gehe eine Etage höher, ich klingel und eine Frau öffnet mir, doch statt zu fragen was ich will zieht sie mich in die Wohnung. Sie zieht mich auf einen Stuhl, setzt sich neben mich und bietet mir etwas zu trinken an. Es läuft eine wilde Party und nachdem wir etwas getrunken haben tanzen wir miteinander. Ich bleibe noch bis Mitternacht, dann gehe ich wieder runter und falle totmüde ins Bett.
Beitrag Nr. XEinhunderteins
Einhundert, neunundneunzig, achtundneunzig, siebenundneunzig, sechsundneunzig, fünfundneunzig, vierundneunzig, ich frage mich, ob ich es schaffe bis zur Eins zu schreiben, es ist anstrengend und erfordert Konzentration,
fünfundsiebzig, vierundsiebzig, dreiundsiebzig, zweiundsiebzig, so mit Unterbrechungen macht es Spaß,
fünfundsechzig, vierundsechzig, dreiundsechzig, zweiundsechzig, einundsechzig, sechzig, neunundfünfzig, achtundfünfzig, achtundfünfzig ist eine schöne Zahl,
zweiundfünfzig, einundfünfzig, bei den –fünfzigern vergesse ich jedes Mal das „f“, merkwürdig,
vierzig, neununddreißig, achtunddreißig, siebenunddreißig, Gott sei Dank ist das Thema nicht eintausendundeins,
achtundzwanzig, siebenundzwanzig, sechsundzwanzig, ob einer wegen der richtigen Wortzahl nachzählt? Smile
Siebzehn (Jahr, blondes Haar, so standest du vor mir),
acht, sieben, sechs, fünf, schade, schon vorbei.
Eins!
Angst
Ein merkwürdiger Brief lag in meinem Briefkasten. Ich nahm ihn und legte ihn schon mit einer gewissen Vorangst auf die Ablage. Ich traute mich nicht ihn aufzureißen. Es musste etwas Schreckliches drinstehen! Puh.
Eine Woche lang dachte ich mehrmals am Tag an Selbstmord. Ich dachte, wenn ich ihn öffne, muss ich für das Schlimmste gewappnet sein, ich traute mich nicht den Inhalt wahrzunehmen.
Am Tag 7 riss ich ihn plötzlich auf und überflog kreuz und quer die zwei Zeilen.
Wie konnte mir diese neutrale Nachricht nur solche Angst einjagen?
Eine Woche Lebensqualität war verloren.
Nie wieder wird meine Angst siegen.