Nun geht es ans Abstimmen. Du hast eine Woche Zeit, um für die 3 Beiträge zu stimmen, die dir am besten gefallen haben.
Hier sind die Beiträge zum Thema "Augenblicke":
Beitrag 1:
Augen-Blicke
Ich schau dir in die Augen, Großer,
während mir Mayonnaise am Kinn runterläuft,
auf die Hose tropft und ich mich heillos vor dir
blamiere.
Ich schau dir in die Augen, Großer,
die mich total faszinieren, beeindrucken, einschüchtern.
Während ich vollgekleckst, aber hungrig mein Baguette in mich
schiebe.
Ich schau dir in die Augen, Großer,
und wundere mich, wie es jemanden mit solchen Augen
geben kann? Wie kann das sein? Wundersame
Augen-Blicke.
Ich schau dir in die Augen, Großer,
der du mir keine Antwort auf meine Frage gibst, obwohl
wir alleine in meinem Auto sitzen.
Ob du gemeint warst?
Wer sonst?
Beitrag 2:
Kennst du das auch? Einen Knopf gedrückt und ein wenig am Regler gedreht und schon sitzt du worin? Du sitzt in deiner eigenen wunderbaren Zeitmaschine. Wie kann das nur funktionieren? Besser nicht nachfragen, aber es klappt tatsächlich. Eben, gestern Abend noch, empfandest du Groll gegenüber dieser Person. Doch nun, im ergonomisch geformten Sitz deiner schreiend gelb gefärbten Zeitkapsel erlebst du noch einmal Augenblicke der Zärtlichkeit für genau jenen Menschen. Finger, die einander umspielen, sich verschränken. Deine Hand in weichem Haar, ein tiefer Blick. Zurückversetzt wirst du in deine Gefühle von damals. Du fährst durch Raum- und fühlst durch Zeit-Dimensionen hindurch und spürst es körperlich, wie dich deine Gefühle der Zärtlichkeit eines längst vergangenen Augenblicks einige Augenblicke lang durchströmen.
Angekommen am Ziel der Raum-Dimension betätigst du wieder den Knopf, ziehst den Zündschlüssel, steigst schwungvoll aus deinem gelben Flitzer und schleuderst ebenfalls ankommenden Kollegen ein strahlendes „Guten Morgen!“ entgegen. Am Nachmittag, nach getanem Tagwerk, steigst du müde in deine Karre und drehst erneut den Zündschlüssel. Ein verschmitztes Lächeln huscht über dein erschöpftes Gesicht, als dein Blick auf dieses kleine Wunderwerk der Technik in der Mittelkonsole fällt. Nur ein Knopfdruck und du wirst für weitere Augenblicke von zärtlichen Gefühlen umfangen wie von einer warmen Strickjacke.
Des Rätsels Lösung ist dir nun klar? Es muss sich um die Heizung oder die Klimaanlage handeln, meinst du? Weit gefehlt.
Doch auch Gefühlskälte ist jederzeit mit dieser Zeitmaschine zu generieren. Genauso wie übersprudelnde Lebensfreude und tiefe Traurigkeit.
Vor der heimischen Garage sorgt ein weiterer Knopfdruck für den Auswurf einer kleinen, silberglänzenden Scheibe, die du sorgfältig in ihre Hülle verstaust. Sie ist die Software deiner Zeitmaschine, die dich mit Hilfe vertrauter Klänge Emotionen längst vergangener Augenblicke wiederfühlen lässt.
Augenblick mal: Kennst DU das auch?
Beitrag 3:
In einem Augenblick
Es war an einem Tag wie heute. Es war angenehm warm, die Sonne schien und der Wind trieb ein paar Schäfchenwolken über den Himmel. Ich war gerade in der Stadt unterwegs, alleine wie jedes Mal. Doch dann geschah es. Es war wie ein Blitzschlag, als sich unsere Blicke trafen. Ich verlor mich sofort in deinen Augen. Und plötzlich schien alles um mich herum langsamer zu werden, bis die Zeit praktisch stehen blieb.
Ich überlegte kurz, dann fasste ich mir ein Herz, ging auf dich zu und sagte mit einem Lächeln im Gesicht: „Hallo“. Du hast sofort zurück gelächelt und die Begrüßung erwidert, worauf hin sich meine Angst, die ich in solchen Situationen immer verspüre, in Luft auflöste. Und so unterhielten wir uns eine ganze Weile. Wir redeten über dies und das. Es war der klassische Smalltalk, der mir persönlich überhaupt nicht liegt, normalerweise. Schließlich musstest du weiter, doch bevor wir uns trennten hast du mir einen kleinen Zettel gegeben, einen Zettel mit deiner Telefonnummer. Ich musste wieder meinen ganzen Mut zusammen nehmen, um dich anzurufen. Doch als ich deine Stimme hörte war meine Angst vergessen. Wir unterhielten uns wieder eine Weile und beschlossen ein erstes richtiges Date. Wir machten einen Spaziergang durch die Stadt. Anschließend gingen wie in eines deiner Lieblingscafés. Bei der Verabschiedung umarmtest du mich und gabst mir einen verstohlenen Kuss auf die Wange. Schnell folgte ein zweites Date in einem Restaurant, gefolgt von einem Kinobesuch als drittes Date. Ich hatte jedes Mal Angst davor. Angst, etwas falsch zu machen. Angst, nicht der Richtige zu sein. Doch es gelang dir jedes Mal diese Angst, die wie ein Sturm in mir wütete in ein laues Lüftchen zu verwandeln. Und so kam der Tag, an dem du mich mit nach Hause nahmst und mir die intimeren Facetten der Liebe zeigtest, von denen ich vorher, wenn überhaupt nur geträumt hatte.
Und dann, ja dann fuhr die Straßenbahn los, dein Blick löste sich von meinem und die Zeit lief wieder normal, während die Bahn um eine Ecke bog und mit dir verschwand. Es dauerte eine Weile, bis mir bewusst wurde, dass ich alles in nur einem Augenblick erlebt, oder besser gesagt geträumt hatte. Also ging ich wieder meines Weges, alleine wie jedes Mal.
Beitrag 4:
Ein Augenblick lang
Einen Augenblick lang
meinte ich, ich wäre glücklich;
dachte, wir wären endlich am Ziel.
Ich schickte zu den Sternen
meinen Dank,
bis ich ins Bodenlose fiel.
Ich wollte dir alles geben,
was ich habe und was ich kann.
Ich sah uns zu den Sternen schweben,
einen Augenblick lang,
dann sah ich dich an.
Und aus bunten Blütenträumen
wurde kaltes, graues Eis.
Die Schritte verhalten in dunklen Räumen.
Ich wollte nicht wissen,
was ich nun weiß .
Einen Augenblick lang dachte ich,
wir wären glücklich,
wären nun endlich am Ziel.
Doch ich seh in deinen Augen -
wir haben uns verloren.
Ein Stein war zu viel.
Beitrag 5:
Ich stehe an der Ausstiegsluke. Für Angst ist grad keine Zeit.
Hinter mir steht mein Tandemmaster, an mir fest angegurtet.
Vor mir verschwindet ein Kumpel einfach in die Wolken. Er sackt ab wie ein Stein.
Kein Zurück. Man kann sich nirgendwo mehr festhalten, wenn der Wind schon an deinem Körper zerrt. 4000 Meter Höhe, mein erster Fallschirmtandemsprung…Ready, set…
Bäääm …Dieser Augenblick!
Noch nie war mein Kopf gleichzeitig so leer und so voll auf einmal. Dieses Gefühl würde ich so wahnsinnig gern einscannen, ausdrucken, an die Wand hängen, wieder erleben.
Und dann durch die milchig-weiße Wolke. Seitdem sehe ich die ganz anders an, wenn sie über den Himmel gleiten.
Man sieht die Erde gar nicht näherkommen. Ein Haus ist aus 4000 Meter klein und aus 3000 immer noch. Kann man das alles in einen Begriff, in ein Wort pressen?
In diesem Augenblick ist man unbesiegbar.
Der Gedanke daran zertrümmert im Bodenalltag alle Selbstzweifel.
„Aber du hast doch Höhenangst?“ fragte Sie den Tag darauf. Jetzt nie wieder…
Beitrag 6:
Hotel und Hitze
Flughafen
Warten
Alte Gemäuer und Möwengeschrei
Himmelhohe Klippen im Sonnenschein
Regen und Wind
Mörder, Leichen und Gespenster
Sehnsucht
Autobahn und Ankommen
Strand, See und Sonnenschirme
Sonnenbrand und Donauwellen
Meer und Sand
Silbergraue Wellen wie flüssiges Blei
Bahnhöfe und Ungeduld
Dein Lächeln im Gegenlicht
Sternschnuppenjagd und Mückenstiche
Schnappschüsse auf meiner inneren Pinnwand
-klick-
Beitrag 7:
Im Bruchteil einer Sekunde
Die Erde steht still, ist eingefroren in der Zeit. Aber trotzdem steckt weiterhin Leben in ihr. Ich stehe an einer großen Kreuzung einer großen Stadt und lasse meinen Blick durch diese erstarrte Szenerie schweifen.
Zwei elendig lange Autoschlangen blockieren die Kreuzung. Es sieht wie ein riesiger Stau aus, aber die Autos sind nur gefangen in der Zeit. Ein Autofahrer fällt mir sofort ins Auge, mit seinem Mercedes, dem offenem Fenster und einem Handy am Ohr. Typisch!
Ebenfalls zu sehen sind die Fußgänger, die wie ein wilder Haufen auf den kreuzenden Fahrbahnen stehen. Auf der anderen Seite ist eine Lücke zwischen den Fußgängern und ein schmales Rad ist zusehen. Typisch, ein Radfahrer ist bei Rot über die Kreuzung gefahren und steht nun erstarrt zwischen den Fußgängern.
Am Rand des Bürgersteiges steht ein kleiner Junge. Tränen stehen ihm wie gefrorene Eistropfen auf dem Gesicht, das zu einer grotesk wirkenden Grimasse verzogen ist und kindliche Wut und Traurigkeit offenbart. Eine junge Frau, vermutlich die Mutter, hockt neben ihm, eine Hand auf des Kindes Schulter gelegt. Der Junge hält eine Eistüte in der Hand. Diese ist jedoch leer, denn die Kugel die sich dort befand liegt nun als weißes Häufchen auf dem Boden.
Ein Stückchen weiter hängen Wassertropfen in der Luft. Eigenartig, es regnet ja gar nicht. Auf einem Balkon im vierten Stock steht eine ältere Dame und gießt ihre Blumenkästen. Allerdings scheint der größte Teil des Wassers den Weg auf die Straße zu finden, sehr zum Unmut eines alten Mannes, der direkt darunter steht und einen bösen Blick nach oben wirft.
Etwas weiter weg steht am Straßenrand eine Linde und mehrere Blätter hängen schwerelos in der Luft, nur wenige Zentimeter über dem Boden. Auf diesem sind mehrere Spatzen zu sehen, die sich bewegungslos und allen Nuturgesetzen zum Trotz um ein Stück Brot streiten. Vermutlich stammt diese Stück Brot von der naheliegenden Terrasse des voll belegten Straßencafés.
An einem Tisch steht eine Frau mit einem wutentbranntem Gesichtsausdruck und halb gebeugt, als wenn sie gerade im Begriff ist aufzustehen. In der rechten Hand hält sie ein Glas, leicht nach vorne gekippt und mit einer bräunlichen Flüssigkeit. Diese hat das Glas jedoch bereits zum größten Teil verlassen und hängt nun wie ein zerfetzter Lappen in der Luft, darauf wartend, sich wie ein Raubtier auf das Gesicht des jungen Mannes, der Frau gegenüber sitzend, zu Stürzen.
Ja, wenn das nicht Leben ist!
