Allen Lesern wünsche ich viel Spaß beim Lesen und frohes Abstimmen:
Welcher der beiden Beiträge gefällt dir am besten? Heute kannst du nur eine Stimme abgeben. Die Abstimmung geht bis kommenden Sonntag.
Hier die zwei Beiträge:
Beitrag 1:
Keine Spuren im Sand
Ich denke, ich war etwa drei Jahre alt. Wir waren gerade umgezogen, und meine Eltern hatten die Nachbarn sowohl zu einem bunten Abend als auch zum näheren Kennenlernen in unsere neue Wohnung eingeladen. Ich kann mich noch heute sehr gut an die Frage einer Nachbarin an meine Mutter erinnern:
„Und wie lange sind Sie schon ein Paar?“
„Och“, antwortete meine Mutter, dabei meinen Vater anlächelnd. „So genau kann ich das gar nicht sagen. Wir kennen uns quasi schon seit frühester Kindheit. Ja, wir haben uns im Sandkasten kennen gelernt.“
Damals war mir alles klar. Ich müsste mich nur in einen Sandkasten setzen und warten, bis das passende Mädchen kommen würde. Eine andere Möglichkeit und Erklärung gab es für mich als Dreijährigen nicht. Das, was die Eltern sagten, war die einzige Wahrheit. So lernen sich alle künftigen Ehepartner kennen: Sandkasten suchen > warten > heiraten > Kinder kriegen. Das war ganz einfach und würde automatisch so ablaufen. Bei jedem.
Wenn ich heute nun rückblickend an diesen Tag zurückdenke, wird mir so manches klar: Wir hatten keinen Garten, wir hatten keinen Sandkasten. Auf dem Spielplatz um die Ecke gab es eine Schaukel, ein Kettenkarussell, ein Klettergerüst, eine Hüpfburg – aber keinen Sandkasten.
Der einzige Sandkasten, den ich näher kennen lernen sollte, war die Weitsprunggruppe in der achten Klasse. Die Sportgruppen in der Schule waren nach Mädchen und Jungs getrennt.
Etwas in diesem Film lief falsch: vielleicht hatte jemand das Drehbuch verlegt. Vielleicht war der Regisseur erkrankt. Vielleicht bin ich auch einfach das falsche Publikum.
Beitrag 2:
Ich bin heut‘ im falschen Film
In der großen Stadt, da lebe ich.
Tag ein, Tag aus, nichts ändert sich.
Schlafen, essen, zur Arbeit gehen,
an jedem Tag wird das Gleiche geschehen.
Doch heute bin ich mal ganz ohne Sorgen.
Wie’s aussieht im falschen Film heut‘ morgen.
Das ist mir jedoch einerlei,
denn ich fühl‘ mich heute gut dabei.
Doch was ist der Grund für dieses Gefühl,
innerlich ganz warm, anstatt nur kühl.
Was mag es nur sein, diese innere Hitze,
die mich erfüllt vom Kopf bis zur Zehenspitze.
Doch dann zu meiner rechten Seite,
liegt er ganz nah in meiner Reichweite.
In meinem Bett, da schläft sie ruhig und leise.
Nur die Decke trennt uns, wie eine Schneise.
Es ist wie ein Traum, ganz einfach unglaublich
doch seh‘ ich sie hier real und ganz deutlich.
Es ist kein Traum, es ist wirklich wirklich.
Zum ersten Mal bin ich richtig glücklich.
Im falschen Film, da bin ich heute,
doch es stört mich nicht, wie andere Leute.
Denn mal im falschen Film zu sein,
muss nicht immer etwas Schlechtes sein.