Abstimmung zum ersten Schreibwettbewerb!

In diesem Bereich besteht die Möglichkeit an Schreibwettbewerben teilzunehmen. Probier es gerne einmal aus.

Wer sollte den Wettbewerb gewinnen?

Umfrage endete am 01 Apr 2011 23:47

Valentin
3
8%
MusicAddict
5
14%
Funeral Cuervo
5
14%
schwarzkaeppchen
10
27%
Anonymus 1
0
Keine Stimmen
Anonymus 2
2
5%
pyrit
5
14%
Felizis
1
3%
BrokenWings
6
16%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 37

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Ghost2101

Abstimmung zum ersten Schreibwettbewerb!

Beitrag von Ghost2101 »

Die Abstimmung zum ersten Schreibwettbewerb
Anfang der Abstimmungs-Zeit: 26. März 0 Uhr
Ende der Abstimmungs-Zeit: 1. April 24 Uhr.

Kommentare sind erwünscht, die Texte sind hier noch einmal alle aufgelistet.
Viel Glück allen und möge der oder die Kreativste gewinnen. ;)


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Valentin:
Alle meine Freundinnen haben schon. Nun bin ich elf und möchte es auch unbedingt erleben. Ist es wirklich so toll, so unvergesslich, so bezaubernd, so herrlich, so wunderschön, wie alle immer behaupten? Nun steht er vor mir. Es überrascht mich, dass er so klein ist. Ich gehe auf ihn zu und strecke vorsichtig meine Hand nach ihm aus. Darf ich wirklich tun, was ich jetzt vorhabe? Wie wird er sich dabei fühlen? Ich drehe mich vorsichtig um und hoffe, dass mich niemand sieht. Es ist nicht schlimm. Alle anderen machen es auch. Ich werde es kein zweites Mal zum ersten Mal erleben können. Ich spitze meine Lippen, so wie ich es mir bei den anderen abgeschaut habe. Ich öffne langsam meinen Mund. Es fühlt sich ungewohnt an, was ich auf meiner Zunge und an meinem Gaumen spüre - süß, weich, ein wenig klebrig, aber schön.
Wenige Augenblicke später schaue ich in den Spiegel. Werden es mir die Leute ansehen? Werden sie mit Fingern auf mich zeigen? Ist das überhaupt gesund? Habe ich mich verändert? Was hängt da an meinem Mundwinkel?
Aus der Küche vernehme ich den hysterischen, durchdringenden Schrei meiner großen Schwester: "Wer hat den Schokokuss gegessen?"

MusicAddict:
"Marc, was macht du da?", sagte ich, als ich sah, wie er sich mir näherte. Seine braunen Augen blickten durch seine Brille in meine. Man hätte meinen können, dass er schöne Augen hatte, aber nicht, wenn sie so nah waren, dass man schon die Wimpern um sie herum zählen konnte.

"Ich -", setzte er an.

"Ja?"

Ich spürte seine Hände an meinen Fingern. An sich war es normal, dass Marc ab und zu meine Hand nahm. Aber diese Geste in dieser Situation, die mir so eigenartig vorkam, hatte ein vollkommen anderes Gewicht.

"Ich weiß nicht, wie ich es dir sagen soll." Ich nahm die Traurigkeit in seiner Stimme wahr.

"Was möchtest du mir sagen?" Ich blickte ihn erwartungsvoll an.

"Ich denke, es dir zu zeigen wäre einfacher."

"Dann zeig es mir!", forderte ich ihn auf.

"Okay", sagte er mit fester Stimme. Er klang entschlossen.

"Du musst aber deine Augen schließen." Meine Augen schließen?

"Aber dann kann ich doch nichts mehr sehen", versuchte ich ihm zu erklären.

Ein unangenehmes Gefühl überkam mich. Statt zu antworten, gab er meine Hände frei und legte seine leicht mit den Fingerspitzen auf meine Augen.
Ich stand da, wie zu einer Statue erstarrt, konnte nichts mehr sagen und nichts mehr sehen.
Ich war mir seiner Nähe so bewusst, dass mein Körper plötzlich anfing zu zittern. Die Dunkelheit um mich herum und nicht zu wissen was kam, brachte mich um den Verstand.

"Vertrau mir", flüstere er leise.

"Marc, was hast du vor?", fragte ich ängstlich.

"Dir zeigen, was ich nicht sagen kann", antwortete er schlicht.

Ich kniff meine Augen fest zusammen und hielt den Atem an. Aber es geschah nichts.

Ich hatte nicht den Mut, ihn anzusehen, nachdem mir klar geworden war, worum es hier ging. Was für ein Feigling ich doch war. Ich glaubte nicht zu wissen, was ich wollte, aber tief in mir wusste ich die Wahrheit. Die Wahrheit, endlich einzusehen, was ich seit langem ignoriert hatte... dass ich jede einzelne Wimper um Marcs Augen zählen wollte.

"Zeig's mir", flüsterte ich.

Funeral Cuervo:
Der Sommerregen fiel schon seit einiger Zeit, doch wir hatten es aufgeben zu laufen. Stattdessen standen wir nun unter einer Straßenlaterne, die ihr fahles Licht in das heraufziehende Dunkel sendete. Die Luft war schwül und ein warmer Wind kam auf. Ich legte meine Hände auf ihre Hüften und zog Sarah dicht zu mir heran. Sie war so schön. Ich spürte ihre weiche Haut durch den nassen Stoff ihres Kleids. Ich sah ihre stahlblauen Augen und ihr blondes Haar fiel nass auf ihre nackten Schultern. In diesem Moment wollte ich nichts anderes auf der Welt, als ihre roten Lippen auf meinen zu spüren. Doch ich zögerte, weil ich nicht wusste ob sie es auch wollte. Ich wusste nicht ob sie das selbe spürte, wie ich. In jenem Augenblick als der Sommerregen fiel.
Die Wolken wurden immer dunkler und der Regen immer heftiger. Noch immer standen wir da und hielten uns fest. Regentropfen rannen an ihr herunter und ich spürte wie sich ihre Brust bei jedem Atemzug hob und senkte. Ich wischte einen Tropfen von ihrer Wange und wollte die Hand wieder wegnehmen. Doch sie legte meine Hand wieder auf ihre Wange und flüsterte in mein Ohr: „Wenn du nicht anfangen willst, muss ich es wohl tun.“ Sie lächelte und ihre Lippen kamen immer dichter. Ich begann zu zittern, denn ich verstand, was sie wollte. Unsere Münder berührten sich. Ihre Lippen waren weich und sie schmeckten nach Erdbeere. Ein Blitz zuckte über den Himmel. Den Donner der auf dem Blitz folgte, höre ich noch immer. Es war der Donner, als Sarah und ich uns zum ersten Mal küssten.

schwarzkaeppchen:
Ich sterbe. Ich sterbe seit Jahren jeden Tag mehr. Nicht begehrt, ungeliebt, unberührt und noch immer ungeküsst. Mein Innerstes stirbt langsam ab, versteinert. Ich bin ganz hart und kalt. Ich tanze nicht. Steine tanzen nicht. Es würde merkwürdig aussehen.

Heute sollte das Sterben ein Ende haben.

Man stellt mich an die Wand. Wie die anderen, die den Tanz verweigern. Wir stehen da und harren unseres Schicksals. Männer schreien, kreischen uns an. tttttttttttttttttttttttttttttttttt, maschinengewehrgleich rattern Schlagzeug und Bässe ins Ohr.

Musik, mein Überlebenselixier. Hände stützen sich an der Wand ab. Auch der Mann an meiner Seite steht genau so da. Gedankenkarussell: was wäre wenn.... ich leben würde, tanzen, wenn der Mann an meiner Seite der Mann an meiner Seite wäre und meine ... Nein, ich stehe an der Wand. Ich bin kalt, starr. Ich sterbe weiter. Doch halt!

Heute sollte das Sterben ein Ende haben.

Warm schieben sich Finger zwischen meine Finger, liegt deine Hand auf meiner Hand. Es rauscht in meinen Ohren. Die kreischenden Männer entfernen sich. Das maschinengewehrgleiche Rattern ist nur noch aus weiter Entfernung zu ahnen. Stein schmilzt, denn mich durchströmt heiß und lebendig das pure Glück.

Nun treffen sich Blicke: warm. Ein Kopf kommt näher. Ein Kopf schreckt zurück. Ein Blick staunt. Ein Mund formt Worte: unverständlich. Ein Blick fragt. Eine Sterbende tritt sich in den A...llerwertesten. Zwei Köpfe nähern sich. Zwei Münder treffen sich. Vier Lippen berühren sich. Zwei Seelen öffnen sich.

Heute sollte das Sterben ein Ende haben.

Anonymus 1 :

Feuilleton - Schreibwettbewerb "Der erste Kuss"

Nun ist es also mal wieder so weit. Ein weiteres Mal hat der unsere modernen Gesellschaft innewohnende Individualisierungsdrang zugeschlagen. Es genügt heute nicht mehr, ein gutes Buch eines bekannten Schriftstellers im Buchladen auszuwählen, zu lesen und sich daran zu erfreuen, nein, jeder möchte nunmehr selbst Schriftsteller sein. Jede Kleinstadt und jeder Privatsender hat inzwischen einen eigenen Poetry-Slam für die „neuen Schreibwütigen“ ins Leben gerufen. Jede Frauenzeitschrift, die auf sich hält, ruft alljährlich einen Schreibwettbewerb für ihre Leserinnen aus. Wen wundert’s, dass dieser Drang auch vor der digitalen Welt keinen Halt mehr macht. Auch auf Internet-Plattformen und in Foren wird heute geschrieben, was die Tastatur hergibt. Neuestes Beispiel ist ein Schreibwettbewerb zum Thema „Der erste Kuss“, der aktuell in einem kleinen, eher unbekannten Forum ausgerufen wurde.
„Der erste Kuss“. Ein schönes Thema. Ein echtes, wahres Thema, eins mit Herz. Ein Thema, zu dem jeder etwas zu sagen hat. Nun, ja nun, wenn nicht besagtes Forum ausgerechnet ein „Absolute Beginners“-Forum wäre, eines der zahllosen Foren, die sich heute den Problemen spezieller Minderheiten und seltenen Leiden und Krankheiten widmen. Im Falle dieses Forums sind es die Leiden von Erwachsenen, die trotz ihres gehobenen Alters noch keinerlei Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht vorweisen können.

Ich erinnere mich hier an einen Ausspruch meines Großvaters: „Warum macht eigentlich jeder immer genau das, wovon er am wenigsten Ahnung hat?“ Warum schreiben in der Vorrunde ausgeschiedene Castingshow-Teilnehmer mit siebzehn Jahren ihre Biografie, warum drängen vollends unsportliche, gar übergewichtige Menschen zunehmend in den Leistungssport?
Nun, werden Sie sagen, warum nicht? Warum soll ein solches Thema nicht mal von einer ganz anderen, unverbrauchten, ja, unkundigen Seite betrachtet werden? Warum sich nicht mal rein hypothetisch einem klassischen Thema der Literatur widmen? Erinnern wir uns nicht alle gern an die ergreifenden Beschreibungen der ersten Annäherung von Faust und Gretchen bei Goethe, von Romeo und Julias erstem zarten Kuss in Shakespeares Oevre. Sie erinnern sich nicht? Tatsächlich, in der gesamten klassischen Literatur finden wir nicht einen Versuch einer einfühlsamen, umfassenden Schilderung dieses mit Worten nun mal nicht zu fassenden Vorgangs. Wenn man einmal vom Werk des bolivianischen Schriftstellers Juan Andres Cochilliar absieht, dessen Ende der sechziger Jahre erschienene teils autobiografische Roman „Vom Ende des Anfangs“ auf den Seiten 451 bis 498 eine ausführliche Beschreibung seines ersten Kusses im Alter von zwölf Jahren mit einer Mitschülerin am Rande der politischen Umstürze seines Heimatlandes enthält. Hierzulande wurde dieser Beitrag zu Unrecht wenig gewürdigt, obwohl der Autor schon mehrmals für den Literatur-Nobelpreis vorgeschlagen war.

Der erste Kuss. Muss man nicht ehrlicherweise zugeben, dass der letzte Kuss, der Kuss vor dem Abschied oder dem tragischen Tod des Protagonisten möglicherweise ausreichend literarische Schlagkraft zu bieten hätte, allenfalls noch der ganz besondere, ungeahnte Kuss. Keinesfalls jedoch der erste Kuss, der gemäß einer repräsentativen Umfrage des Allensbacher Instituts aus dem Jahre 93 knapp der Hälfte der Befragten als „unangenehm“ oder gar „ekelig“ in Erinnerung ist, jedem Fünften sogar gar nicht mehr. Psychologen warnen indes seit Jahren davor, diesen Moment ungeplant, aus einer Laune der Situation oder gar unter dem Einfluss von Alkohol oder anderer psychoreaktiver Substanzen zu begehen. Eine solide Vorbereitung gilt hier nach wie vor als unabdingbar und sollte heute auch in den Lehrplänen und außerschulischen Bildungsprogrammen nicht fehlen. Hier, im Lehrplan der Unterstufe wäre also „Der erste Kuss“ als Aufsatzthema vonnöten, zumal ein guter Teil der Schüler in diesem Alter schon praktische Erfahrungen vorzuweisen hat, mit denen er den Unterricht bereichern könnte.

Im Gegensatz zu der in diesem Wettbewerb angesprochenen Schreiberschaft, müssen wir leider noch mal betonen.
Wir wollen dem Ergebnis nicht vorgreifen, sehen aber schon jetzt Reich-Ranickis in Falten gelegte Stirn und den zur Warnung erhobenen Zeigefinger, während er das Siegermanuskript, wenn auch wegen der Kürze des Werkes nicht materiell, so doch verbal in der Luft zerreißt. Gut, dass dieser Wettbewerb nicht mehr in die Phase seines aktiven Schaffens fällt. Gut auch, dass dem virtuellen Text, sogar ausgedruckt auf Papier, noch das nötige Gewicht fehlen dürfte, um Denis Schecks Bücherrutsche abwärts in die Tonne gleiten zu können.
Der Umfang wurde zu diesem Zweck vom Auslober eigens auf dreihundert Wörter begrenzt. Allein die Rezension, die Sie gerade lesen, wäre also schon an den willkürlichen Rahmenbedingungen der Wettbewerbs gescheitert. Aber was soll’s, mit den Anreiz eines echten Preises kann die Jury in diesem virturellen Wettbewerb ohnehin nicht aufwarten, eine öffentliche Verleihung wäre auch angesichts des anonymen Charakters dieses Forums nicht praktisch realisierbar. Kein Wunder angesichts des den Teilnehmern gemeinsamen Mankos der fehlenden Erfahrung, das sie ungern bei der Besprechung ihres literarischen Ergebnisses mit ihrem realen Namen in der Tagespresse erwähnt wissen möchten.

Der erste Preis besteht daher in der Vorgabe des nächsten Themas. Was wird uns hier wohl erwarten? „Die Zigarette danach“? „Ich finde dich echt nett“?
Warten wir's ab.

Anonymus 2:

Den ganzen Nachmittag nieselte es schon. Die S-Bahn hielt im Bahnhof, das letzte Stück des Heimweges führte durch einen Park mit vom letzten Winter noch kahlen Bäumen. Der Kragen des Mantels wurde hochgeschlagen und die Hände versteckten sich in den Taschen. Keine weiteren Menschen waren im Park unterwegs; was diesmal unbemerkt blieb, denn die Gedanken eilten längst voraus zum Briefkasten, in dem heute der Brief von ihr liegen könnte.

Von ihr, die letzten Sonnabend nach wenigen Emails zusagte, schon am Sonntag die Ausstellung "Der Akt von der Antike bis zur Neuzeit" gemeinsam anzusehen. Die beim Schlendern von einer Skulptur zur nächsten immer wieder zurücklächelte. Die bei anschließendem Kuchen und Tee in ihrer Wohnung fast ihren Teller fallen ließ, als beide nach dem gleichen Stück griffen und sich ihre Hände berührten. Von ihr, die bei der Umarmung zum Abschied flüsterte: „Ich schreibe dir einen Brief.“

Endlich daheim hing der Mantel im Flur und der Brief lag auf dem Wohnzimmertisch. Die Adresse wurde mit roter Tinte geschrieben, der Umschlag duftete nach Parfüm. Nach sorgsamen Öffnen kam ein einseitig beschriebenes Blatt zum Vorschein. Carola las es, lehnte sich zurück und lächelte. Unter den Zeilen leuchtete der Lippenstiftabdruck eines Kusses.

pyrit:
Es waren die Wasserfarben, denke ich, denn mit Buntstiften haben wir nie gezeichnet, und dass es keine Kohle war, weiß ich sicher.
Eine neunte Klasse sitzt da an langen, weißen Tischen, taucht die Pinsel ein, bringt die Farben aufs Papier, redet untereinander über ganz andere Dinge.

Ich bin eine von ihnen – äußerlich - innerlich … könnte ich fremder und einsamer kaum sein.

„Pass auf, … hört mit“ zischt es zu mir herüber, ein giftiger Blick trifft mich wie ein Schlangenbiss.
Und das Gift wirkt: Ich bin gelähmt, löse mich auf, bis ich nicht mehr existiere, versuche es zumindest, versuche, mich unsichtbar zu machen, im Erdboden zu versinken um nicht das Unvermeidliche, Unverschämte tun zu müssen: zu hören, was einen Meter entfernt von mir gesprochen wird.

Die Klaue aus Eis krallt ihre Finger um mein Herz, meinen Atem, erstarrt tauche ich den Pinsel ein, bringe die Farbe aufs Papier.

„Der … war es“ sagt sie, aufs Papier starrend, „hätte ich nicht gedacht, vorher …“
Sie sagt: „Im Keller, vor den Bierkästen – ausgerechnet dort vor dem Bier …“

Ein Blick, voller Argwohn und Ablehnung – ich zucke zusammen, wünsche, weit weg zu sein, sehr weit.

„Ich hätte es mir anders vorgestellt … den ersten Kuss … unterm Sternenhimmel, oder so …“ sagt sie „nicht so … nicht dort …“

Und ich, ich wünsche mich weit weg, habe in Gedanken die Koffer längst gepackt, wünsche mich in den Zug, der gen Süden rast, von nichts und niemandem aufzuhalten,
möchte das Fenster im Gang aufreißen und mir den jubelnden Sommerwind ins Gesicht schlagen lassen, so dass er meine Lunge füllt, sie wieder atmen lässt,

weg von braunem Moor und karg gekrümmten Birken, weg von der Klaue aus Eis, die mein Herz erdrückt und weg von diesen Menschen … bei denen nicht einmal der erste Kuss etwas Schönes ist.

Felizis:
Ich hatte fast den ganzen Abend meinen Blick auf Stephis makelloses Gesicht gerichtet, und auch während der Fahrt zu ihrer Wohnung drehte ich mich ständig zu ihr. Vielleicht hätte doch sie fahren sollen, aber wir kommen heil in dem stillen und doch gemütlichen Vorort an. Ich freue mich darüber, dass sie es zu schätzen weiß, wenn ich ihr die Autotür öffne und sie so lange wartet.Ich ermahne mich, nicht darüber nachzudenken, wieso die meisten selbst aussteigen. Vielleicht zeichnen sie gerade diese fast unsichtbaren Eigenschaften aus, dass ich sie so gerne hab. Sollte ich sie besser morgen anrufen oder gleich fragen, wann wir uns wieder sehen?

Vor der Eingangstüre bedanke ich mich für den schönen Abend, aber mir fällt auf, dass sie noch nicht nach ihrem Schlüssel sucht. Als ich plötzlich überall ein Kribbeln spüre, macht sie einen entschlossenen Schritt nach vorne. Sie steht dicht bei mir, ihre Hände auf meine Schultern gelegt, als ein leiser Hauch Minze meine Lippen streicht, wie die ersten Sonnenstrahlen, die eine lange und kalte Nacht brechen. Und eintausend Fragen lösen sich mit den ständig umher schwirrenden Gedanken in Luft auf.

BrokenWings:
Mit gedämpftem Tempo schlendere ich lustlos die Straße entlang, die zum Bahnhof führt. Tagein, tagaus: Immer das Gleiche. Die gleichen Bäume, an denen ich vorbeilaufe, die gleichen Straßen, die ich überquere, und die gleichen Häuser, die meinen Blick streifen. Jene Häuser, in denen Familien ihre wertvolle Zeit miteinander verbringen. Ich höre einige von ihnen mitsamt ihren Kindern lachen, wie immer. Werde ich jemals so etwas erleben dürfen? Plötzlich lässt mich der Gedanke erschauern, dass ich nicht einmal den kleinsten Schritt in diese Richtung gegangen bin. Ich muss mir eingestehen, dass mein Schicksal mich wohl in eine andere Richtung drängen wird. So etwas wie Familienglück werde ich wohl nur in einer winzigen Seifenblase erleben, die beim schwächsten Windhauch zu platzen droht.

Oh nein! Ein grausamer Anblick. An der Bahnstation angekommen erblicke ich das Unvermeidliche: Ein Paar, das sich leidenschaftlich in die Arme schließt, dessen Lippen sanft – nein, nicht bloß sanft, noch viel mehr – dessen Lippen zärtlich miteinander spielen. Es sieht aus, als seien sie jünger als ich. Hoffentlich nicht. Ich bin achtzehn Jahre alt – und nichts. Sie stehen zu weit entfernt, um ihr Alter genau ausmachen zu können. Moment! Ist das nicht...? Irgendwie kommt mir das Mädchen bekannt vor. Der Junge ebenfalls. Das ist er. Derjenige, an den ich jeden Atemzug denken muss. Nico. Mir ist nun egal, wer das Mädchen ist. Ich hasse sie! Ihre Hand streichelt seinen Rücken. Auf einmal reckt sie den Kopf kurz an ihm vorbei. Sie winkt mir zu. Das möchte ich nicht! Wie angewurzelt bleibe ich stehen. „Anna!“ Sie ruft mich. Ich kenne ihre Stimme. Das darf nicht wahr sein – es ist meine kleine Schwester! Sie sprintet strahlend auf mich zu und umarmt mich. „Das war mein erster Kuss“, flüstert sie. „Aber erzähl es niemandem.“

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Funeral Cuervo

Re: Abstimmung zum ersten Schreibwettbewerb!

Beitrag von Funeral Cuervo »

äh, ich will ja nicht meckern. Ich habe aber mal ne Frage. Ohne den Beitrag von anonymus 1 irgendwie abwerten zu wollen, aber wieso wurde der Text mit in die Abstimmung genommen, wenn er doch klar die Vorgabe von maximal 300 Worten sprengt? Ich bitte um Aufklärung.

Gruß, Funeral Cuervo
Ghost2101

Re: Abstimmung zum ersten Schreibwettbewerb!

Beitrag von Ghost2101 »

Funeral Cuervo hat geschrieben:äh, ich will ja nicht meckern. Ich habe aber mal ne Frage. Ohne den Beitrag von anonymus 1 irgendwie abwerten zu wollen, aber wieso wurde der Text mit in die Abstimmung genommen, wenn er doch klar die Vorgabe von maximal 300 Worten sprengt? Ich bitte um Aufklärung.
Ich übernehme alle Texte, jedoch können Teilnehmer, welche die Teilnahme regeln verletzen, den Wettbewerb nicht gewinnen.
Die Stimmen von Anonymus 1 (welche übrigens bei 0 liegen) sind somit nichtig. Da jeder 9 Stimmen verteilen kann braucht niemand um seine Stimmen fürchten, also keine Angst. Gewinnen tut, wer die Vorgaben befolgt hat UND die höchste Wertung hat.

Vielen Dank trotzdem fürs Aufpassen ;)
Funeral Cuervo

Re: Abstimmung zum ersten Schreibwettbewerb!

Beitrag von Funeral Cuervo »

okay, dann ist diese Frage geklärt. Aber mir ist noch eine neue eingefallen: Was passiert denn sollte es zwei Gewinner geben?
Ghost2101

Re: Abstimmung zum ersten Schreibwettbewerb!

Beitrag von Ghost2101 »

Funeral Cuervo hat geschrieben:okay, dann ist diese Frage geklärt. Aber mir ist noch eine neue eingefallen: Was passiert denn sollte es zwei Gewinner geben?
Dachte da an gemeinsame Einigung auf ein Thema. Wir sind ja alle erwachsen, also dürfte das eigentlich kein Problem sein.
Falls das nicht klappen sollte, so gibt es immer noch zwei weitere Möglichkeiten, aber die sind nur für den Notfall gedacht.

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