Schulmobbing

Einem Menschen zu helfen bringt Freude in die Welt. Probier es gerne einmal aus.
Nonkonformist

Re: Schulmobbing

Beitrag von Nonkonformist »

Tania hat geschrieben: Bei der gemobbten Person selbst ansetzen, ihr ermöglichen, aus der Opferrolle rauszugehen, klingt nach meinem Gefühl am sinnvollsten. Aber wie macht man das? Ich hätte mir damals einen Selbstverteidigungskurs gewünscht, um wenigstens der körperlichen Gewalt begegnen zu können. Aber damit hat sie es aktuell zum Glück nicht zu tun - "nur" mit Beleidigungen und Ausgrenzung. Gibt es für sowas auch "Selbstverteidigungskurse"? Oder sonstige Ansätze?
Mich hat es geholfen zu lernen, schlagfertig zu antworten, den angreifer selbst ein spiegel vor zu halten und sie auf diese
weise selbst lächerlich zu machen.
Aber man braucht da ein gewissens fingerspitzengefühl, man soll dabei selbst keine grenzen überschreiten.
Ich weiß auch nicht mehr wie ich es gelernt habe, auf jedem fall nicht auf eine kurse.
Ich habe irgendwie mal angefangen mich verbal zu wehren.
Anders als im Deutsch, wo mir das feingefühl und der vokabular fehlt, bin in meine muttersprache Niederländisch sehr wortgewandt.
Das hat mir geholfen.
Ninja Turtle

Re: Schulmobbing

Beitrag von Ninja Turtle »

Dazu ein paar Gedanken.

1. Kinder spiegeln ja unbewusst das Verhalten ihrer Eltern wieder. Das heist, wenn dein Kind ein Problem damit hat sich im Klassenverband zu behaupten, dann ist das mit großer Wahrscheinlichkeit auch dein Problem. :gruebel:

2. Gerade bei der Frauen-Selbstverteidigung geht es ja oft gar nicht um Kampftechniken, da man davon ausgeht, dass man (Frau) es sowieso mit einem körperlich überlegenen Gegner zu tun hat. Stattdessen bringt man den Schülerinnen Selbstbehauptung bei. :boxing:

3. Wenn du also willst, das dein Kind sich selbst behaupten kann, dann müsstest du ihm das selber erst mal vorleben. Das Kind übernimmt dann dein Verhalten ganz von alleine. :mrgreen:

(Oder ich irre mich total.)
Nonkonformist

Re: Schulmobbing

Beitrag von Nonkonformist »

Ninja Turtle hat geschrieben: 3. Wenn du also willst, das dein Kind sich selbst behaupten kann, dann müsstest du ihm das selber erst mal vorleben. Das Kind übernimmt dann dein Verhalten ganz von alleine. :mrgreen:

(Oder ich irre mich total.)
Mein vater hat jedem, der versucht hat ihm lächerlich zu machen, im grunde bedroht oder wann das nicht geholfen hat körperlich
attackiert und zum not verprügelt.
Jeder der ihm kannte, hatte angst für ihm.

Ich habe ihm wohl kaum kopiiert....

Mein bruder ist als kind mal von einen anderen kind aus der nachbarschaft in einen nicht wirklich schlimmen streiterei besiegt worden.
Mein vater war wutend, und hat mein bruder raus geschickt um seinen angreifer zu attackieren. In unseren familie gäbe es ja nur
sieger, verlieren war keine option.
Ich bin zum sicherheit mitgegangen und habe mich gegenüber den mutter, die in der nähe war, entschuldigt; mein vater hätte sonnst
meinen bruder schlimmen prugel gegeben. Nur alpha-männchen gedönse, widerlich.
Ich habe mich nur tot geschämt...
Zuletzt geändert von Nonkonformist am 06 Nov 2016 10:14, insgesamt 3-mal geändert.
Tom_der_Baum

Re: Schulmobbing

Beitrag von Tom_der_Baum »

@Turtle: ich gehe mit Deiner Theorie auch nicht konform. Wenn ein Vater seinem Kind ständig zeigt, daß er auch ihm gegenüber generell zeigt, daß körperliche Gewalt und Überlegenheit zur Konfliktlösung verwendet wird, erzeugt das im Kind eher Hilflosigkeit, oder ebenfalls Gewalttätigkeit. In meinem speziellen Fall hat das dazu geführt, daß ich mich nicht wehren konnte und dadurch in der Opferrolle gelandet bin. Mit Konfliktlösungspotential hat das aber wenig zu tun, denn Gewalt erzeugt bekanntlich Gegengewalt, also Krieg. Keine gute Idee.

Wie man es richtig macht, habe ich leider selbst nur selten erfahren. Hatte zweimal einen Vorgesetzten, der das drauf hatte, ohne Eskalationen zu provozieren.

Aber zum Topic: über den Umgang mit Mobbing habe ich auch keine echten Tips. Ich weiß nur, daß nicht nur Schüler mobben. Auch Lehrer tun das, ich bin selbst in der 5. Klasse (anno 1979) von einem bestimmten Lehrer körperlich gemaßregelt worden, um das mal vornehm auszudrücken. Damals war das längst verboten. Damals war fast die gesamte Lehrerschaft gegen mich. Mit den Mitschülern hatte ich weniger Probleme, auch wenn ich immer Außenseiter geblieben bin. Beinahe wäre ich in der Sonderschule gelandet, stattdessen kam ich dann auf ein Internat, wo dann das Schülermobbing mehr zum Problem wurde (aber auch dort hatte ich einige Lehrer klar gegen mich, zum Glück diesmal nicht die geschlossene Lehrerschaft).

In der Schule konnte ich Schülermobbing dadurch entgehen, daß ich anfing, die Jungs bei Klassenarbeiten bei mir abschreiben zu lassen. Das hat mir gewissermaßen einen Sonderbonus verschafft, obwohl ich nun wirklich kein guter Schüler war. Ich will das jetzt mal nicht als Tip mißverstanden wissen. Meiner Meinung nach muß am System was verändert werden, denn die Gleichschaltung in der Schule wird immer dazu führen, daß einige Schüler dabei über den Rand fallen.

Gruß

Tom_der_Baum
Ninja Turtle

Re: Schulmobbing

Beitrag von Ninja Turtle »

Selbstbehauptung hat für mich nichts mit Gewalt zu tun. Das wurde hier wol falsch verstanden.
Nonkonformist

Re: Schulmobbing

Beitrag von Nonkonformist »

Ninja Turtle hat geschrieben:Selbstbehauptung hat für mich nichts mit Gewalt zu tun. Das wurde hier wol falsch verstanden.
In meinem erfahrung verstehen menschen, für wem macht und (verbalen) gewalt teil deren natur sind, selbst leider auch
nur macht, und das risiko auf gegengewalt. Vor allem mobbende möchtegern-alphas.

Da bin ich sehr zynisch geworden.
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desigual
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Re: Schulmobbing

Beitrag von desigual »

Tania, ich würde das mit der Dokumentation (solange es sich nur um verbale Angriffe und Ausgrenzung handelt) lassen. Wie du selbst erkannt hast, rückst du damit doch das ganze Mobbing noch mehr in den Fokus. Zudem sehe ich nicht wirklich einen Sinn drin. Ein "Anklagegespräch" wie hier von manchen zu lesen zwischen den Eltern nützt sicherlich weniig, weil es die Situation nicht beruhigt. Und das ist doch aber das Ziel: die Situation so weit zu beruhigen, dass ein friedlicher Umgang miteinander möglich ist.
Außerdem ist es den Lehrern gegenüber eigentlich nicht nötig Beweise für das Mobbing zu erbringen. Als Lehrer checkt man meist durchaus, wer Außenseiter ist, wer Einzelgänger, wer Mobbingopfer bzw. auch nur potentielles Mobbingopfer und natürlich auch wer (potentieller) Täter ist. Die Schwierigkeit liegt eher darin zu intervenieren. Es gibt aber sicher auch welche, die zu bequem sind.

Übrigens scheint es mir ein sehr gutes Zeichen, dass deine Tochter im Klassenchat drinnen ist. Das heißt doch, dass es auch eine Reihe neutraler Schüler gibt und das sind dann mögliche Unterstützer in den Auseinandersetzungen mit den Mobbern.

Da das Mobbing auf Schulebene stattfindet, musst du vertrauensvollle Lehrer einbeziehen: Nur sie können versuchen, das Klassenklima zu verbessern und Regeln zum zwischenmenschlichen Umgang aufstellen und bei Überschreiten derer Konsequenzen durchsetzen.
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Re: Schulmobbing

Beitrag von Reinhard »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben: GANZ WICHTIG, wenn man das tut: Sobald das Mobbingopfer mit einer Mobbingaufzeichnung nach Hause kommt, das Smartphone an einen Rechner anschließen und die Aufzeichnung vom Smartphone auf den Rechner kopieren. Idealerweise wird davon dann auch noch ein Backup auf einen externen Datenträger gemacht. Sollte irgendjemand (z. B. Mobber, Eltern des Mobbers, Klassenlehrer, der auf der Seite der Mobber ist) das Mobbingopfer dazu zwingen, die Aufzeichnungen von seinem Smartphone zu löschen, gibt es immer noch mindestens eine, idealerweise mindestens zwei Kopien bei ihm zu Hause.
Und auch Verhindern, dass die Mobber löschen können, wenn sie das Gerät in die Finger bekommen.
Sofortiges Sperren nach Tastendruck, und angewöhnen gleich zu sperren.
Kein Entsperren über Fingerabdruckscanner. Ist praktisch, aber könnte erzwungen werden. :shock:
PIN geheimhalten muss man eh ...

Bleibt noch Gerät kaputtmachen, aber das ist für sich selbst schon ein Beweis, und vielleicht bleibt der (gerätenterne) Datenträger selbst dabei sogar unbeschädigt.

Eventuell die Daten gleich nach Hause übertragen. Für nur Audio reicht dazu ein altes Handy (Dumbphone) mit langer Akkulaufzeit + Telefonflatrate + AB zuhause. Keinen Absolute Beginner, sondern einen Anrufbeantworter. :D Oder eigentlich einen Anrufaufzeichner. Moderne Technik hat Bevölkerungsüberwachung halt für alle billiger gemacht, nicht nur für NSA, GCHQ, BND, etc ... :sadman:
Le Chiffre Zéro hat geschrieben:
Reinhard hat geschrieben: Ein Problem beim Mobbing ist wohl eher, dass es auf langfristiges Zermürben ausgelegt ist und immer wieder kleine Sticheleien, die für sich genommen nicht groß genug sind, dass sich das Opfer gleich wehrt oder um Hilfe ruft oder jemanden leicht überzeugen kann, dass eine beeinträchtigende Situation vorliegt.
Mitnichten. Und das sage ich aus eigener Erfahrung als zeitweiliges Opfer teilweise extremen Mobbings bis hin zu physischer Gewalt sowie als Zeuge ähnlich intensiven Mobbings gegen andere bis hin zu Diebstahl und vorsätzlicher Sachbeschädigung.
Ich bin jetzt mal nicht vom schlimmstmöglichen Szenario ausgegangen. Hat Tania weiter unten auch so bestätigt. :schwitzen:
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Re: Schulmobbing

Beitrag von Reinhard »

Tania hat geschrieben:Danke erstmal für eure zahlreichen Antworten. Tut gut, sich mit dem Problem nicht mehr so allein zu fühlen.

Schulwechsel ist glaub ich keine Option. Nicht nur weil es eine Förderklasse ist, die einfach die besten Bildungschancen bietet, sondern vor allem, weil sie selbst nicht will (ein paar Leute tolerieren sie ja, und im Klassenchat ist sie auch drin) und weil das Problem sie auch schon aus der Grundschule auf's Gymnasium begleitet hat.

Die anderen ändern ist auch schwierig. Die Mitläufer kriegt man zwar, aber die Anführer nicht. Entfernung von der Schule bringt wenig, meist rückt dann ein anderer nach und füllt die Lücke.

Dokumentation werd ich mal versuchen. Allerdings bekommt das Ganze dadurch natürlich noch mehr Gewicht - und das gesammelte Werk zu lesen, dürfte extrem deprimieren. Einfach verdrängen ist da nicht mehr möglich.
Verdrängen sollte ja auch nicht das Ziel sein. Oder vielleicht sogar: Nicht-mehr-Verdrängen sollte das Ziel sein.

Zum Durchlesen oder mit dem Ziel des tatsächlichen Einsatzes sollte die Dokumentation auch nicht angefertigt werden. Nur falls es eskaliert, dann wird das Kompromat ausgepackt. :coolgun:
Tania hat geschrieben: Bei der gemobbten Person selbst ansetzen, ihr ermöglichen, aus der Opferrolle rauszugehen, klingt nach meinem Gefühl am sinnvollsten. Aber wie macht man das? Ich hätte mir damals einen Selbstverteidigungskurs gewünscht, um wenigstens der körperlichen Gewalt begegnen zu können. Aber damit hat sie es aktuell zum Glück nicht zu tun - "nur" mit Beleidigungen und Ausgrenzung. Gibt es für sowas auch "Selbstverteidigungskurse"? Oder sonstige Ansätze?
Wenn es einfache Kurse gäbe, um Schlagfertigkeit zu lernen ... das würde manchem AB vielleicht auch helfen ...

Ein Selbstverteidigungskurs würde aber schon helfen, dass er die Angst vor einer Eskalation nimmt. Wenn man vor lauter Angst das "Selber Arschloch!" runterschluckt, anstatt es darauf ankommen zu lassen, dann wird demnächst auf demselben Level weitergemacht. Ob die Antwort helfen würde, weiß man zwar vorher nicht, aber wenn man es nie ausprobiert ... :gruebel:
Schlecht daran ist, dass es eskalierend wirken kann, man weiß nicht, wo der Punkt der Gegenseite liegt, an dem sie sich nicht mehr traut, weiter zu eskalieren. :boxing:

-----------

Allgemein: Man muss nicht mit jedem gut auskommen können. Wenn ein paar Leute sie mobben wollen, sie denen aber gut aus dem Weg gehen kann, und vor allem unter den anderen noch gute Freunde hat, dann kann man damit ohne größere Schäden zurechtkommen. Gute Freunde sind in dem Sinn welche, über die sie gemeinsam über die Mobber lästern kann. Vielleicht, wenn es andere Mobbingopfer gibt, die bisher noch nicht gute Freunde sind, dann die gezielt ansprechen, ob sie es werden wollen. Das hilft dann auch beiden: geteiltes Leid ist halbes Leid. :hierlang:

Letztlich ist das Problem, dass die meisten aus Angst Mitläufer sind. Wenn man die mit Freundlichkeit(*) auf seine Seite ziehen kann und dass sie dann selbst keine Angst mehr haben müssen, dann sind vielleicht bald die meisten auf ihrer Seite. Isoliert sind dann die Mobber statt andersherum. Von der Dynamik her aber gar nicht so einfach zu erreichen. :vielglueck:

(*)Freundlichkeit, weil ich mal davon ausgehe, dass sie kein Gegenmobbing starten will und kann und soll. Trotzdem erinnere ich mal an: "Man kommt viel weiter mit einem freundlichen Wort und einer Pistole als mit einem freundlichen Wort allein". - Al Capone
Make love not war!
Olegsson

Re: Schulmobbing

Beitrag von Olegsson »

Noch etwas, was mir geholfen hat meine Mobbingerfahrungen in der Therapie zu verarbeiten.
Als Opfer sollte man sich klarmachen, warum Mobber mobben. Das tun die nämlich nie ohne Grund und meist ist dieser nicht beim Opfer zu suchen sondern beim Täter.
Die meisten Mobber sind ziemlich armselige Persönchen und versuchen so ihr Ego aufzuwerten.
Einige dieser Täter erfahren selbst psychische (oder gar physische) Gewalt in ihrem Umfeld, oder sind dem Opfer in vielerlei Hinsicht unterlegen. Sie leiden z.B. unter Neid und Missgunst gegenüber dem Opfer, versuchen sich beliebt zu machen, mit ihren Taten, oder brauchen einen Druckventil.
Das hilft einem als Opfer definitiv über einigem zu stehen und es leichter zu ertragen und zu verarbeiten.

Und man sollte sich auch im Klaren sein, das der Weg vom Opfer hin zum Täter ein kurzer ist. Man wird als Opfer sehr schnell selbst zum Täter und vom Täter auch schnell zum Opfer.
Genau deswegen sollte man Mobbing nie mit den Methoden der Täter begegnen.
Pocolino

Re: Schulmobbing

Beitrag von Pocolino »

Als Kind wurde mir früher immer gesagt, "Der Klügere gibt nach".

Was für eine dumme Aussage. Als Kind ist das wohl Klügste anzugreifen mit voller Härte. Gleichwohl ist das ein Rat der dem Kind wenig nützen dürfte, schließlich ist wohl der Hauptgrund das Opfer zu sein jener, dass man nicht die Stärke hat sich zu wehren.

Als Vater würde ich meinem Kind versuchen zu helfen, das nötige Selbstvertrauen aufzubauen um gar nicht in die Opferrolle zu geraten.

Und würde mich mein Kind fragen, was es tun soll, wenn es etwa geschlagen wird, wäre mein Rat: "Schlage zwei Mal mit doppelter Härte zurück."
Nonkonformist

Re: Schulmobbing

Beitrag von Nonkonformist »

Olegsson hat geschrieben:Noch etwas, was mir geholfen hat meine Mobbingerfahrungen in der Therapie zu verarbeiten.
Als Opfer sollte man sich klarmachen, warum Mobber mobben. Das tun die nämlich nie ohne Grund und meist ist dieser nicht beim Opfer zu suchen sondern beim Täter.
Die meisten Mobber sind ziemlich armselige Persönchen und versuchen so ihr Ego aufzuwerten.
Einige dieser Täter erfahren selbst psychische (oder gar physische) Gewalt in ihrem Umfeld, oder sind dem Opfer in vielerlei Hinsicht unterlegen. Sie leiden z.B. unter Neid und Missgunst gegenüber dem Opfer, versuchen sich beliebt zu machen, mit ihren Taten, oder brauchen einen Druckventil.
Das hilft einem als Opfer definitiv über einigem zu stehen und es leichter zu ertragen und zu verarbeiten.

Und man sollte sich auch im Klaren sein, das der Weg vom Opfer hin zum Täter ein kurzer ist. Man wird als Opfer sehr schnell selbst zum Täter und vom Täter auch schnell zum Opfer.
Genau deswegen sollte man Mobbing nie mit den Methoden der Täter begegnen.
Na ja, am liebsten wählen sie sich eine person der A) sich nicht gut wehren kann, und B) wenig freunde hat die ihm beschutzen
können, damit sie sich das risiko für sich selbst minimalisieren. In so fern ist es auf eine bestimmte art und weise schon persönlich;
es sagt etwas aus über wie man wahrgenommen wird.

Der weg hinaus aus diese situation ist dafür zu sorgen, das man nicht mehr so wahrgenommen wird.
Dazu muss man etwas anderes ausstrahlen als, sag mal, opfer zu sein.
Und ein opfer ist hauptsächlich jemanden, der sich nicht wehren kann, oder diesen eindrück vermittelt.
(Überigens bedeutet das im keinem fall das ich behaupte das das opfer hier selbst schuld daran hat, gemobbt zu
werden.)

Klar, den täter geht es um den status, die sie an den mobbing gewinnen.
Dafür sorgen das sie an status verlieren, zum beispiel dadürch, das man den mobber selbst lächerlich macht, bringt sie in der regel
dazu auf zu hören. Es müß eine situation entstehen, wo es sich nicht länger lohnt einem zu mobben, wo das ergebnis negativ wird.

Am ende wollte ich es nicht nur verstehen, aber auch dafür sorgen das es aufhört.
(Und ja, man sollte im anschluß natürlich nicht selbts zum täter werden.)

Sich gegen wenige einzelne mobber zu wehren ist dabei natürlich einfacher, als gegenüber großere gruppen, oder gegenüber
menschen in machtspositionen. Wahrscheinlich ist in manche situationen die einzige lösung sich ein anderes sozialfeld, einen
anderen job, eine andere schule zu wählen.
Ninja Turtle

Re: Schulmobbing

Beitrag von Ninja Turtle »

Pocolino hat geschrieben:Und würde mich mein Kind fragen, was es tun soll, wenn es etwa geschlagen wird, wäre mein Rat: "Schlage zwei Mal mit doppelter Härte zurück."
Und wenn jemand etwas richtig dummes sagt, dann sollte man etwas noch viel dümmeres erwidern?
Ich halte mich da lieber an die Regel "boxe nicht mit einem Boxer, ringe nicht mit einem Ringer, usw.".
Kief

Re: Schulmobbing

Beitrag von Kief »

Ninja Turtle hat geschrieben:Ich halte mich da lieber an die Regel "boxe nicht mit einem Boxer, ringe nicht mit einem Ringer, usw.".
:daumen:

Es gibt gerade unter den "Gefolgsleuten" viele, die eher Teilzeit-Schlaeger sind, und sich einschuechtern lassen.
Aber unter den richtig brutalen Schlaegern hast Du oefters auch mal welche, die scharf auf Pruegelei sind. Und die sich dann erst richtig ueber den Adrenalinrausch freuen, wenn sie jemanden finden, der sich als williger Gegner fuer eine interessante Pruegelei freiwillig meldet.

SOLCH einem Menschen will man keinen Spass bereiten ... :pfarrer:


Deshalb bin ich mit Mobbern-Gegengewalt ganz vorsichtig ... das Pendel kann auch zurueckschlagen ...


CU, Kief
Olegsson

Re: Schulmobbing

Beitrag von Olegsson »

Pocolino hat geschrieben:Als Kind wurde mir früher immer gesagt, "Der Klügere gibt nach".

Was für eine dumme Aussage.
[...]
Und würde mich mein Kind fragen, was es tun soll, wenn es etwa geschlagen wird, wäre mein Rat: "Schlage zwei Mal mit doppelter Härte zurück."
Genau den selben Driss hat mir meine Vaterfigur (mein Großvater) vermittelt. Er meinte auch, dass ich selbst dran schuld bin, dass ich gemobbt wurde.
Ich bin wohl auch deswegen ca. 5 Jahre mit herausstehenden Ellenbogen durch die Gegend gelaufen und hab mir nichts sagen lassen.
Das war im Nachhinein ein großer Fehler, weil es mir nur zusätzlich Ärger gebracht hat.
Besser wäre gewesen ich hätte damals die Kunst des Deeskalierens draufgehabt.
Das „aus dem Weg gehen“ ist eine gute Lösung!
Da war mal einer, den hab ich ein paar Bekannten von mir vorgestellt. Er ist ein schlimmer Neider, ein Versager und Rassist.
Bei erster Gelegenheit hat er meine damaligen psychischen Probleme benutzt, um Stimmung gegen mich zu machen und sich bei den Leuten anzubiedern.
Im Endeffekt sind die paar Leute drauf eingegangen und ich habe nichts mehr mit ihnen zu tun, er aber schon.
Viel wichtiger sind die Erkenntnisse daraus. Ich habe gewonnen auf allen Ebenen!
-Er hat diese Leute als minderwertig angesehen, muss sich jetzt immer wieder bei ihnen einschleimen.
-Ich habe keinen einzigen Freund verloren und er hat keinen dazugewonnen. Denn, wenn das echte Freunde gewesen wären, hätten sie nicht mitgemacht.
-Diese Leute haben mir in der damaligen Situation eigentlich nicht gut getan ...und das tun sie ihm auch nicht (wahrscheinlich wird er durch sie ein massives Alkoholproblem entwickeln).
-In der Zeit, die er verschwendet hat um mich zu verleumden, bin ich weiter gegangen (und er blieb stehen). Ich habe etwas erreicht, was er niemals erreichen wird.
-Und ich weiß genau, dass ihn sein Neid übelst leiden lassen würde, würde er sehen, was ich alles in der Zeit geschafft habe.

Im Endeffekt hat es im Nachhinein das Schicksal mit allen meinen Mobbern sehr übel gemeint. Die meisten davon sind ziemlich gescheitert und viel viel kaputter, als ich es jemals war.
Und mit dem ein oder anderen von denen hab ich wirklich Mitleid.
Also auf lange Sicht gewinnt definitiv der Klügere, der nachgegeben hat.
Nonkonformist

Re: Schulmobbing

Beitrag von Nonkonformist »

Die geschichte einer meiner schlimmsten mobber.
Bevor hatte ich nur sportunterricht zusammen mit ihm, zwei jahre später war ich in seiner klasse.
Eine klasse wo ich keiner gekannt habe, und er so einige kumpel hatte.
Und er war manchmal sogar körperlich geworden.

Er war sitzen geblieben, hätte es beim zweiten versuch auch auf eigene kraft nicht geschafft.
Er hatte anschließend die schule verlassen müssen.
Das wäre wohl die lösung gewesen, weg ist weg.

Stattdessen habe ihm ich bei zwei entscheidene prüfungen von mir abschreiben lassen.
Er ist dann gerade noch dürchgekommen.
Das nächste schuljahr hat er mich nicht mehr gemobbt.

Ja, friedsam geht auch, aber dann müß sich wohl eine gelegenheit vor tun.
Bei anderen hatte ich weniger glück, die habe ich einfach ertragen müssen.
Morningstar

Re: Schulmobbing

Beitrag von Morningstar »

Auf Schulmobbing nachgebend zu reagieren ist aber auch gefährlich da man sich so schnell an eine Rolle gewöhnt in der man sich anderen unter ordnet und ständig verzicht übt seinen wahren Bedürfnissen nachzugehen. Wenn das Selbstbewustsein daher erstmal ruiniert ist wird es da wirklich schwer wieder raus zu kommen und die Bedingungen des eigenen Lebens wieder selbst zu definieren. Zudem läuft man so wirklich Gefahr AB zu werden, ein Typ der sich instinktiv immer kleiner macht und nachgibt ist eben nicht attraktiv. Das so ein Verhalten dann auch in Beruf und Karriere nicht förderlich ist liegt auf der Hand.

Wer Kinder hat sollte daher nicht zu zögerlich agieren, denn solcherlei Erfahrungen können langzeitig prägend sein und noch viel später ein erhebliches Hinderniss darstellen wenn es darum geht auf Augenhöhe mit anderen Menschen zurecht zu kommen. So ist das jedenfalls meine ganz persönliche Erfahrung.
Kief

Re: Schulmobbing

Beitrag von Kief »

Morningstar hat geschrieben:Auf Schulmobbing nachgebend zu reagieren ist aber auch gefährlich
hat vermutlich auch niemand hier so gemeint.


CU, Kief
Tom_der_Baum

Re: Schulmobbing

Beitrag von Tom_der_Baum »

Morningstar hat geschrieben:Auf Schulmobbing nachgebend zu reagieren ist aber auch gefährlich da man sich so schnell an eine Rolle gewöhnt in der man sich anderen unter ordnet und ständig verzicht übt seinen wahren Bedürfnissen nachzugehen. Wenn das Selbstbewustsein daher erstmal ruiniert ist wird es da wirklich schwer wieder raus zu kommen und die Bedingungen des eigenen Lebens wieder selbst zu definieren. Zudem läuft man so wirklich Gefahr AB zu werden, ein Typ der sich instinktiv immer kleiner macht und nachgibt ist eben nicht attraktiv. Das so ein Verhalten dann auch in Beruf und Karriere nicht förderlich ist liegt auf der Hand.

Wer Kinder hat sollte daher nicht zu zögerlich agieren, denn solcherlei Erfahrungen können langzeitig prägend sein und noch viel später ein erhebliches Hinderniss darstellen wenn es darum geht auf Augenhöhe mit anderen Menschen zurecht zu kommen. So ist das jedenfalls meine ganz persönliche Erfahrung.
Hallo Morningstar,

auch wenn ich nicht derdiedas Fragesteller war: einen expliziten Dank von mir für diese Rückmeldung. Beschreibt so ziemlich hundertprozentig einen markanten Teil der Problematik, mit der ich mich auch heute noch rumschlage. Wobei "wieder rauskommen" nicht ganz paßt, da ich es eigentlich nicht anders kenne, ich bin von Kind an so konditioniert worden und hab's eigentlich immer mit mir machen lassen, mich ansonsten passiv verhalten, aus Konfliktscheue. Ich suche mir auch mein Umfeld immer wieder passend wie es scheint. Vor allem meine letzte sogenannte "Beziehungserfahrung", die zum Glück nur zwei Monate dauerte, war mit "demütigend" noch schmeichelhaft umschrieben. Kein Wunder, daß ich auf Beziehungen lange Zeit nichts mehr gegeben habe, da die wenigen Versuche nie das waren, was ich mir unter Beziehung vorstelle. Nach und nach verstehe ich die ganzen Zusammenhänge.

Wenn Du jetzt noch Tips hast, wie man da rauskommt, wäre ich Dir noch dankbarer. Das ist jetzt genau so gemeint wie ich es schreibe.

Mit dankbarem Gruß

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Re: Schulmobbing

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Mit müden Augen hat geschrieben:
Man muß sie mit Konsequenzen konfrontieren, bei denen sie sich fragen, ob es das wert ist. Beispiele: [...] Weit übersteigerte Gegengewalt von Seiten des [Mobbingopfers meintest du wohl].
:wuetend: :wuetend: :wuetend: Was soll bitte soll das bringen außer eine Anzeige und noch mehr Gewalt als Antwort? Gewalt ist keine Lösung, es ensteht eine Spirale der Gewalt. Natürlich gibt es Notwehr und wenn jemand verhauen wird hat er durchaus das Recht dem Angreifer einen Tritt zwischen die Beine oder einen Schlag in den Bauch zu verpassen, beides tut weh und ermöglicht es zu flüchten. Aber "weit übersteigerte Gegengewalt"???? :no:
Das soll folgendes bringen:
  1. Der augenblicklich erfolgende Angriff des Mobbers wird durch das Mobbingopfer schnell, wirksam und dauerhaft (also nicht nur fünf Sekunden, bis der Mobber sich wieder aufgerappelt hat, sondern bis auf weiteres) beendet.
  2. Der Mobber lernt, wer hier der Boß ist.
  3. Der Mobber trägt von seiner physischen Mobbingattacke nicht den Status als Sieger und cooler Macker davon, sondern ganz viel Aua, das ihm einen Krankenhausaufenthalt, ganz viele Operationen und Gips und Verbände und Schmerzmittel und so weiter und so fort bringt. Wenn er das wieder versucht → wieder Aua, Krankenhaus, Operationen, Gips, Verbände, Schmerzmittel. Früher oder später wird er begreifen müssen, daß es das nicht wert ist.
  4. Der Mobber kann nicht zur nächsten Eskalationsstufe gehen. Wenn der Mobber auf Stufe 1 anfängt, geht das Opfer nicht auf 2, damit der Mobber dann auf 3 zurückkommt. Nein, wenn der Mobber auf 1 anfängt, geht das Opfer auf 10, was die höchste Stufe ist, die nicht den Einsatz illegaler Waffen erfordert. Wenn der Mobber also noch weiter eskalieren will, muß er sich so bewaffnen, daß gegen ihn der Einsatz eines Spezialeinsatzkommandos gerechtfertigt ist. (Willkommen im 21. Jahrhundert, wo die Panik vor Amokläufen™ so groß ist, daß ein mitgebrachtes Schweizermesser die Evakuierung der Schule, psychologische Betreuung der sicherlich traumatisierten Schüler und und einen SEK-Einsatz nach sich ziehen kann.) Will sagen, der Mobber KANN gar nicht weiter eskalieren, weil das Ende der Fahnenstange schon erreicht ist.
Kief hat geschrieben:Aber unter den richtig brutalen Schlaegern hast Du oefters auch mal welche, die scharf auf Pruegelei sind. Und die sich dann erst richtig ueber den Adrenalinrausch freuen, wenn sie jemanden finden, der sich als williger Gegner fuer eine interessante Pruegelei freiwillig meldet.
Der wird sich aber wundern, wenn der Gegner das vermeintliche Opfer ihm kampftechnisch überlegen ist. Wenn das Opfer entsprechende Kampftechniken trainiert. Ich meine nicht Kampfsport, wo es um Punkte im Wettkampf im Ring geht, wie Taekwondo und auch nicht Kampfkunst, bei der es um Ästhetik oder Innere-Mitte-Finden oder ähnlich Esoterisches geht, wie Aikido. Ich meine Kampftechniken, bei denen es um Kaputtmachen geht, wie Krav Maga. Und wenn das Opfer, kaum daß es angegriffen wird, in einen berserkerartigen Blutrausch verfällt, der ihm in der Kampfschule eigentlich abtrainiert werden müßte – weil das Opfer ganz genau weiß, daß es ein Opfer sein und bleiben wird, wenn es jetzt nicht mit aller zur Verfügung stehenden Härte voll durchzieht.

Diese Leute suchen keine Gegner, sondern wehrlose Opfer zum Vermöbeln. Nur daß dieses Opfer sich als sehr wehrhafter Gegner erweist, der nicht einfach nur blockt, sondern im Zuge der Selbstverteidigung zum Gegenangriff angeht. Primärobjektive: physisches Kampfunfähigmachen des Gegners. Sekundärobjektive: Angreifer dauerhaft daran hindern, einen noch einmal anzugreifen.

Wenn der Angreifer dann auf der Intensivstation wieder aufwacht, hat er zwei Möglichkeiten:
  1. Aus der Konfrontation lernen, daß ein Angriff auf dieses vermeintliche Opfer das viele Aua, das ihm das vermeintliche Opfer bereitet hat, nicht wert ist. Und von weiteren Angriffen absehen.
  2. Rache für die Schmach der Niederlage und die damit verbundene Ehrverletzung. Einen so guten Kämpfer kann man aber nur bewaffnet angreifen. Je nach Stärke und Skills des vermeintlichen Opfers könnten sich Hieb-, Stich- und Schlagwaffen allerdings als ziemlich wirkungslos erweisen. Also entweder den nächsten Angriff hinterrücks durchführen (von hinten mit Aluminium-Baseballschläger niederschlagen, von hinten mit feststehender Klinge niederstechen) oder Schußwaffe.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

INTJ nach Myers-Briggs

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