Schulmobbing

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Tania
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Schulmobbing

Beitrag von Tania »

Aus gegebenem Anlass mal ein Hilferuf in die Runde: Einige von euch haben vermutlich auch Erfahrungen mit dem Thema "Mobbing in der Schule" sammeln dürfen. Insbesondere im frühen Teeniealter. Habt ihr irgendwelche Strategien gefunden, damit umzugehen? Was hättet ihr euch von Lehrern / Eltern / Schulsozialpädagogen gewünscht? Gibt es sonst noch was Hilfreiches zum Thema?

Danke für jeden Hinweis :)
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Lisa

Re: Schulmobbing

Beitrag von Lisa »

Ich habe leider keine Strategien gefunden. Wenn in der Klassendynamik einmal der Wurm drin ist, dann ist nachträgliches Gegensteuern m.E. sehr schwer. Rückblickend hätte ich mir einen schnelleren Schulwechsel gewünscht. Ich hatte (Jahre später) einen Schulwechsel von der Mobbing-Schule auf eine berufsbildende Schule und ab diesem Zeitpunkt keine Probleme mehr. In der neuen Schule waren wir eine super Klassengemeinschaft, ich war gut integriert und hab dort Freundschaften geschlossen, die bis heute halten. Hätte der Schulwechsel früher stattgefunden, wäre mir viel erspart geblieben.
Kief

Re: Schulmobbing

Beitrag von Kief »

Lisa hat geschrieben:Wenn in der Klassendynamik einmal der Wurm drin ist, dann ist nachträgliches Gegensteuern m.E. sehr schwer.
Als Betroffener muss man sowohl den Durchblick haben, wo man ansetzen kann, als auch die Kraft und Kompetenzen, entsprechend aufzutreten.
Aus der Situation heraus ist das je nach Auspraegung des Mobbing nur schwer oder gar nicht moeglich.

Der erfolgversprechendere Ansatz ist da mMn, mit Lehrern oder sonstigen Personen, die sich Respekt verschaffen koennen, die Kern-Mobber anzugehen, und im Idealfall zu isolieren.
Die Schule koennte noch das Konzept verfolgen, unter den integren Schuelern die Durchsetzungfaehigen einzuspannen.


CU, Kief
Morningstar

Re: Schulmobbing

Beitrag von Morningstar »

Das hängt doch auch sehr stark vom Personal ab, bei mir an der Schule war das den Lehrern egal bzw einige waren da sogar Sozialdarwinistisch drauf ala "das ist halt der natürliche Lauf der Dinge, die stärksten setzen sich nunmal immer durch".

Wenn es den Lehrern egal ist was da so abgeht dann merken das die asozialen Elemente in einer Klasse/Schule natürlich sehr schnell und beginnen damit ihren anti-sozialen Charakter sehr offensiv auszuleben. Wenn die Schulleitung will und entsprechend hart genug durch greift dann passiert sowas nicht.
Nach dem Schulwechsel auf eine andere Schule war es schnell anderst, da wurden die Assis beim kleinsten vergehen sofort gnadenlos von der Schule ausgeschlossen und mussten gehen, entsprechend hat sich auch kaum jemand getraut sich offensiv asozial gegenüber anderen zu verhalten. Bei einigen Leuten die über kein ethisches Bewustsein verfügen hilft da eben nur sehr hartes und konsequentes Durchgreifen.
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Tania
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Re: Schulmobbing

Beitrag von Tania »

Hmmm ... also entweder Schulwechsel (also Flucht) oder Hoffnung auf kompetente Lehrer? Klingt irgendwie beides recht suboptimal .... :(
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Nonkonformist

Re: Schulmobbing

Beitrag von Nonkonformist »

Ich bin nicht durchgehend gemobbt worden, bis auf so zwei oder drei schuljahren.
Nicht allzu schlimm, aktiv von so fünf, sechs mitschulern, mit ein paar mitläufer.
Nicht körperlich, aber beleidigungen, lächerlich gemacht werden, ausgegrenzt werden.

Es gab immer einige anderen nerds/aussenseitern mit wem ich gut zurecht gekommen bin,
also total isoliert war ich da nie. In zwei fälle gab es sogar OdBs die mich gegenüber meinen
mobber geschützt haben, die haben sich wirklich wutend bei meinen mobber beschwert.
Teilweise schön, teilweise peinlich, alsob sie meinten das ich damit alleine nicht fertig wird.

So ab meinen 18en lebensjahr habe ich mich dann eine gewisse menge an sarkasmus
beigebracht und war ich in der lage mich zu weren.

Später, auf meiner lehrerschule, bin ich dann von ein teil meiner lehrer mehr oder weniger
gemobbt worden. Da gibt es weniger auswege.
Ich fand mich dann ein job und habe die schule geschmissen (überigens aus anderen
gründe als diesen lehrer; ich wollte halt kein lehrer werden.)

Lernen sich zu wehren sehe ich noch als die beste lösung.
Wann man in der lage ist diejenigen, die einem lächerlich machen wollen, selbst lächerlich
zu machen, hören die nach eine weile schon auf.

Körperliches mobben ist natürlich eine andere geschichte, aber ich bin nie von mitschulern
verprügelt worden. Da wüßte ich auch keine richtige lösungen.
Olegsson

Re: Schulmobbing

Beitrag von Olegsson »

Das wichtigste ist wohl, dass einem die Eltern da beistehen und den Mobbern immer wieder klar gemacht wird, dass das was sie tun nicht in Ordnung ist, von deren Eltern. Sie sollen sich in ihre Opfer hineinversetzten und begreifen, dass sie das selbst nicht erleben möchten, es also auch niemand anderem antun sollten. Z.B. indem vermittelt wird, wer so was tut ist eine schlechte Person. Die Lehrer sollten eingebunden werden, damit sie darauf achten und entsprechend dazwischen gehen können.
Das wird wohl allerdings schwierig werden, wenn die Eltern der Mobber, ihr Kind in Schutz nehmen, nach dem Motto „Mein Kind macht so was nicht! Diese Unterstellung beleidigt uns!“ usw.
Gegen extreme Mobber sollten solche Aktionen, wie ein Rauswurf von der Schule praktiziert werden.
Heute ist der Umgang damit sicher einfacher als noch vor ein paar Jahren. Zu meiner Schulzeit war das Wort „Mobben“ nicht einmal geläufig. Ich wurde praktisch von klein auf, bis zum Abitur gemobbt, teilweise auf extreme Art auch körperlich (ich hatte hier schon mal einen Thread dazu eröffnet). Eine Milderung gab es bei mir auch erst, als ein Teil der Mobber durch den Schulwechsel in anderen Klassen gelandet ist. Leider ging es dann aus den Parallelklassen mit den selben Mobbern weiter, nur eben nicht mehr so extrem. Die Mobber wurden leider nie konsequent bestraft, weil die Lehrer ihnen immer wieder „die letzte Chance“ gegeben haben und deren Eltern sich mit ihrem Kind im Recht fühlten. Die paar geringen Strafen haben eher dazu geführt, dass das Mobbing noch extremer wurde ...eben weil die Mobber sich im Recht fühlten. Solche Aktionen wie sich wehren, mit den selben Mitteln, halte ich für schlecht. Das kann die Sache regelrecht eskalieren lassen.
Morningstar

Re: Schulmobbing

Beitrag von Morningstar »

Sich wehren geht nur wenn man selbst in einer Position der Stärke ist, als Außenseiter steht man aber alleine und wird dann erst recht so richtig fertig gemacht. Und wenn es die Lehrer nicht interessiert was da so abgeht dann eben erst recht.
Reinhard
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Re: Schulmobbing

Beitrag von Reinhard »

Erst mal alles dokumentieren. Wenn es einen Vorfall gab, die typischen W-Fragen:
Wann?
Wer? (evtl. mehrere) hat
Wen? (auch hier evtl. mehrere)
Wie? gemobbt
Wer? hat es vielleicht gesehen (mögliche Zeugen)
Wurden Lehrer informiert? (Ist OK, wenn das nicht dauernd der Fall ist)
Wenn ja, welche Lehrer genau? (wegen "mindestens der hätte doch was merken müssen" + Zeuge)

Falls Spuren bleiben: Smartphones haben Kameras ... :foto:
... und können Audio aufzeichnen. Das ist zwar erstmal nicht erlaubt (soweit ich weiß), aber ja nach Bedrohungslage, kann man da mit Verhältnismäßigkeit argumentieren. Das sollte das Kind aber vielleicht auch vorher üben, das heimlich zu machen. "Moment ich muss das mal aufzeichnen" gibt vielleicht erst recht Haue ... (Die Vorgehensweise sollte man sich auch aufheben für die großen Fälle, die Regel sollte das nicht werden.)

Wenn es nach einiger Zeit nicht nachlässt, oder eskaliert (wollen wir mal nicht hoffen), dann machen ein paar Seiten Dokumentation mehr her :coolgun: als weinerliches "mein Kind hat jetzt schon seit Wochen wegen dem und dem rumgejammert ..."
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desigual
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Re: Schulmobbing

Beitrag von desigual »

@Reinhard: Was willst du denn mit der ganzen Dokumentation bewirken? Insbesondere die ganzen Aufzeichnungen könnten meiner Meinung nach nach hinten losgehen (wenn es herauskommt).

Ich finde du solltest den Klassenlehrer informieren und um Unterstützung bitten, z. B. Sitzordnung verändern, damit das Opfer nicht den Tätern ausgeliefert ist. Außerdem ist es natürlich wichtig, auf Klassenebene zu intervenieren - da kann man bloß hoffen, dass der Lehrer, eine gewisse Ahnung hat.
Wenn das nichts bringt (oder du den Klassenlehrer nicht für kompetent hältst), einen Vertrauenslehrer (oder wie auch immer das bei euch heißt) ansprechen, wenn vorhanden lieber Beratungslehrer, Schulpsychologen oder Schulsozialpädagogen.
Am besten eine Person, der das Kind vertraut.

Gemeinsam mit dem Kind solltest du dir überlegen, wer von den Klassenkameraden in einer neutralen Position ist und als "Unterstützer" des Opfers herangezogen werden könnte. Kann das Mobbingopfer diese möglichen Unterstützer selbst um Hilfe bitten? Gibt es einen vertrauensvollen Lehrer, der das übernehmen könnte?
Gibt es weitere Opfer derselben Täter, die zusammenhalten könnten?
orthonormal

Re: Schulmobbing

Beitrag von orthonormal »

Gibt es an der Schule Vertrauenslehrer, die ihren Namen verdienen? Die falschen Leute einzuschalten kann nämlich schnell nach hinten losgehen. :? Viele Lehrer sind von der Situation selbst überfordert, und wenn die damit trotz guten Willens falsch umgehen, sehen die Mobber das erst recht als Aufforderung. Ebenso, wenn die Mutter sich öffentlich einmischt. Frag dein Kind am besten selbst mal, welche Möglichkeiten in Betracht kommen.
Ninja Turtle

Re: Schulmobbing

Beitrag von Ninja Turtle »

Täter suchen keine Gegner, sondern Opfer. Also Personen, die sie als schwächer wahrnehmen.
Ich selbst war zwar immer irgendwie Außenseiter, hab mir aber trotzdem nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Einen besonders geistreichen Spaßvogel hab ich mal verprügelt. Und wenn gar nichts mehr ging, hab ich einfach meine Schwestern in den Ring geschickt. Dann gab's Tote! :evil:
Also erstens selber wehren und zweitens helfen lassen. Oft reicht schon die Aussicht auf eine unmittelbare Konsequenz, um potenziell Täter abzuschrecken. :boxing:
Kief

Re: Schulmobbing

Beitrag von Kief »

Ninja Turtle hat geschrieben:Oft reicht schon die Aussicht auf eine unmittelbare Konsequenz, um potenziell Täter abzuschrecken. :boxing:
Fuer die akute Notlage des Individuums sicherlich sinnvoll.
Allerdings Mobber immer gleich rauszuwerfen finde ich keine gute Loesung.

Ich finde, die Gesellschaft kann die Taeter nicht vom Tatort beiseiteschieben, und dann erwarten, dass es vorbei ist.
Dann landen sie nur irgendwann auf einer anderen Schule oder einem Ort, wo sie dann doch damit durchkommen, weil dort schlechtere Sitten herrschen.
Und belasten spaeter die Gesellschaft, die sich immer auf die Instanz von oben verlaesst. Was derzeit leider so gar ned funktioniert.

Daher finde ich sollte bereits in der Schule die soziale Konfliktfaehigkeit gelernt werden, dass auch die anderen Leute rundherum nicht wegschauen.
Sondern dass sich auch die uebrigen Menschen trauen, bei Mobbing einzuschreiten, dem Opfer beizustehen, den Taeter zurueckzuhalten.
Damit dies als soziale Kompetenz in der Gesellschaft aufgebaut wird.

Benoetigt allerdings erstmal ueberhaupt sinnvolle Schulkonzepte ...


CU, Kief
Reinhard
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Re: Schulmobbing

Beitrag von Reinhard »

desigual hat geschrieben:@Reinhard: Was willst du denn mit der ganzen Dokumentation bewirken? Insbesondere die ganzen Aufzeichnungen könnten meiner Meinung nach nach hinten losgehen (wenn es herauskommt).
Eigentlich nur als Unterstützung für sowas hier:
desigual hat geschrieben: Ich finde du solltest den Klassenlehrer informieren und um Unterstützung bitten, z. B. Sitzordnung verändern, damit das Opfer nicht den Tätern ausgeliefert ist. Außerdem ist es natürlich wichtig, auf Klassenebene zu intervenieren - da kann man bloß hoffen, dass der Lehrer, eine gewisse Ahnung hat.
Wenn das nichts bringt (oder du den Klassenlehrer nicht für kompetent hältst), einen Vertrauenslehrer (oder wie auch immer das bei euch heißt) ansprechen, wenn vorhanden lieber Beratungslehrer, Schulpsychologen oder Schulsozialpädagogen.
Am besten eine Person, der das Kind vertraut.

Gemeinsam mit dem Kind solltest du dir überlegen, wer von den Klassenkameraden in einer neutralen Position ist und als "Unterstützer" des Opfers herangezogen werden könnte. Kann das Mobbingopfer diese möglichen Unterstützer selbst um Hilfe bitten? Gibt es einen vertrauensvollen Lehrer, der das übernehmen könnte?
Gibt es weitere Opfer derselben Täter, die zusammenhalten könnten?
Ein Problem beim Mobbing ist wohl eher, dass es auf langfristiges Zermürben ausgelegt ist und immer wieder kleine Sticheleien, die für sich genommen nicht groß genug sind, dass sich das Opfer gleich wehrt oder um Hilfe ruft oder jemanden leicht überzeugen kann, dass eine beeinträchtigende Situation vorliegt.

Außerdem hilft es dem Kind vielleicht auch schon direkt, wenn es merkt, es ist nicht allein, sondern hat die (langfristiger angelegte) Operation "Das Imperium schlägt zurück" angeleiert. Bild
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Le Chiffre Zéro
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Re: Schulmobbing

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

desigual hat geschrieben:@Reinhard: Was willst du denn mit der ganzen Dokumentation bewirken?
Daß hinter der Aussage des Mobbingopfers konkrete Beweise stehen.

Denn normalerweise steht Aussage gegen Aussage. Die Aussage des einzelnen Mobbingopfers steht gegenüber dem Lehrer – der natürlich absolut gar nichts mitbekommen hat, weil die Mobber das verhindern konnten, daß er etwas mitbekommt – gegen, sagen wir, sechs gleichlautende Aussagen von sechs Mobbern.

Mutter des Mobbingopfers: "Mein Sohn wird von ihrem Sohn und seinen Freunden ständig schikaniert, terrorisiert und zusammengeschlagen. Und Ihr Sohn stiehlt und zerstört die Schulsachen meines Sohnes."
Mutter eines Mobbers: "Was fällt Ihnen eigentlich ein, so über meinen Sohn zu reden? Mein Sohn würde Ihrem Sohn überhaupt nichts tun! Ihr Sohn ist ein verdammter Lügner!"
Mutter des Mobbingopfers: "Falsch. IHR Sohn ist ein Lügner. Und ein Verbrecher. Mein Sohn hat nämlich alles, was Ihr Sohn und seine Freunde getan haben, aufgezeichnet. Kopien dieser Aufzeichnungen liegen mir vor, und ich werde sie als Beweismittel dem Klassenlehrer vorspielen."

GANZ WICHTIG, wenn man das tut: Sobald das Mobbingopfer mit einer Mobbingaufzeichnung nach Hause kommt, das Smartphone an einen Rechner anschließen und die Aufzeichnung vom Smartphone auf den Rechner kopieren. Idealerweise wird davon dann auch noch ein Backup auf einen externen Datenträger gemacht. Sollte irgendjemand (z. B. Mobber, Eltern des Mobbers, Klassenlehrer, der auf der Seite der Mobber ist) das Mobbingopfer dazu zwingen, die Aufzeichnungen von seinem Smartphone zu löschen, gibt es immer noch mindestens eine, idealerweise mindestens zwei Kopien bei ihm zu Hause.
Reinhard hat geschrieben:Gemeinsam mit dem Kind solltest du dir überlegen, wer von den Klassenkameraden in einer neutralen Position ist und als "Unterstützer" des Opfers herangezogen werden könnte.
Häufig zieht die ganze Klasse an einem Strang gegen das Mobbingopfer – weil all diejenigen Schüler, die eigentlich nicht zu den Rädelsführern gehören, Angst haben, selbst ausgegrenzt und auf die gleiche Art gemobbt zu werden, wenn sie nicht mit einsteigen.
Reinhard hat geschrieben:Ein Problem beim Mobbing ist wohl eher, dass es auf langfristiges Zermürben ausgelegt ist und immer wieder kleine Sticheleien, die für sich genommen nicht groß genug sind, dass sich das Opfer gleich wehrt oder um Hilfe ruft oder jemanden leicht überzeugen kann, dass eine beeinträchtigende Situation vorliegt.
Mitnichten. Und das sage ich aus eigener Erfahrung als zeitweiliges Opfer teilweise extremen Mobbings bis hin zu physischer Gewalt sowie als Zeuge ähnlich intensiven Mobbings gegen andere bis hin zu Diebstahl und vorsätzlicher Sachbeschädigung.

Es sind nicht immer nur kleine Sticheleien. Sehr häufig werden alle Register gezogen. Wenn die Mobber sich sicher sind, sie kommen damit davon, stehlen sie dem Mobbingopfer seine Sachen und machen sie kaputt, oder sie schlagen das Mobbingopfer sogar.

Viele Mobber haben eine kriminelle Energie, die das Vorstellungsvermögen derjenigen, die Mobbing nie erlebt haben, bei weiten übersteigt. Was für die meisten Menschen auch unvorstellbar ist, ist, daß man mit solchen Mobbern nicht einfach reden kann. Man muß sie mit Konsequenzen konfrontieren, bei denen sie sich fragen, ob es das wert ist. Beispiele:
  • Schulverweis. Ist es wirklich so toll, den da weiter bis aufs Blut zu mobben, wenn ich dafür von der Schule fliegen werde?
  • Weit übersteigerte Gegengewalt von Seiten des Mobbers. Ist es wirklich so toll, ihn bis aufs Blut zu mobben, daß es wert ist, mit verbeulter Visage, inneren Verletzungen und vollgepumpt mit Schmerzmitteln im Krankenhaus zu liegen – und zwar jedes Mal? Vielleicht sogar mit einem Luftröhrenschnitt, weil das Mobbingopfer begriffen hat, daß das mildeste wirksame Mittel zur Abwehr des gegenwärtigen Angriffs (durch den Mobber) ein weit ausgeholter Hieb mit dem spitzen Ellenbogen auf den Kehlkopf ist?
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

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Re: Schulmobbing

Beitrag von Mit müden Augen »

Ich habe den Thread nur am Anfang überflogen.
Man muß sie mit Konsequenzen konfrontieren, bei denen sie sich fragen, ob es das wert ist. Beispiele: [...] Weit übersteigerte Gegengewalt von Seiten des [Mobbingopfers meintest du wohl].
:wuetend: :wuetend: :wuetend: Was soll bitte soll das bringen außer eine Anzeige und noch mehr Gewalt als Antwort? Gewalt ist keine Lösung, es ensteht eine Spirale der Gewalt. Natürlich gibt es Notwehr und wenn jemand verhauen wird hat er durchaus das Recht dem Angreifer einen Tritt zwischen die Beine oder einen Schlag in den Bauch zu verpassen, beides tut weh und ermöglicht es zu flüchten. Aber "weit übersteigerte Gegengewalt"???? :no:

Mobbing ist ein Sch :upps: thema, ich war wohl selber auch mal Opfer aber habe es (wie meine gesamte Vergangenheit) verdrängt. Ich fürchte wenn die Schule/Lehrer nicht aktiv werden (Mobber rauswerfen) hilft am Ende nur ein Schulwechsel. Wichtig ist nur dass der Gemobbte dies nicht als Niederlage erlebt. Im Zweifel professionelle Hilfe holen, sowas kann sehr tiefe Wunden/Spuren hinterlassen. Natürlich ist es eigentlich eine Art Niederlage, aber meiner Meinung nach besser als sich monatelang einen Nervenkrieg zu liefern der am Ende wohlmöglich noch im Krankenhaus endet. Zumal die Gewaltbereitschaft ja wohl zunimmt, nicht das noch jemand ein Messer zückt. :?

Sch :upps: thema. Die Welt ist schlecht. Ich bin wieder raus weil schon depri genug.
der Himmel brennt, die Engel fliehen
Nonkonformist

Re: Schulmobbing

Beitrag von Nonkonformist »

Ich schließe mich im grunde Mit müden Augen an.

Die welt ist bereits übermaßig assertiv und viel zu gewaltsbereit.
Wann man, um die mobber zu bekämpfen, deren schlimmsten eigenschaften übernimmt,
haben die eigentlich bereits gewonnen.

Gewalt soll nur ein aller-allerletztes notmittel sein.
Die mobber sollten sich ändern, nicht die gemobbten.
Aber irgendwie sind gesellschaften wo wettbewerb und konkurrenz die höheste werte sind
mobber gegegenüber immer schon rechtfertigend, die bevorzügen aggressivere menschen.
Die bringen mehr geld in die wirtschaft....
Ninja Turtle

Re: Schulmobbing

Beitrag von Ninja Turtle »

Nonkonformist hat geschrieben:Die mobber sollten sich ändern, nicht die gemobbten.
Das ist ein schöner aber total unrealistischer Gedanke. Da könnte man gleich eine Veränderung der Gesellschaft verlangen. Denn Mobber sind ja keine Monster, sondern ganz normale Menschen, die auch noch häufig in der Gruppe auftreten.

Letzendlich hat man doch nur auf sein eigenes Verhalten wirklich Einfluss. Als gemoppter, als Eltern, als Freund etc. Andere änder zu wollen währe eine ziemlich aussichtslose Verzweiflungstat.
Nonkonformist

Re: Schulmobbing

Beitrag von Nonkonformist »

Ninja Turtle hat geschrieben:
Nonkonformist hat geschrieben:Die mobber sollten sich ändern, nicht die gemobbten.
Das ist ein schöner aber total unrealistischer Gedanke. Da könnte man gleich eine Veränderung der Gesellschaft verlangen. Denn Mobber sind ja keine Monster, sondern ganz normale Menschen, die auch noch häufig in der Gruppe auftreten.
Ja, genau das meine ich mit rechtfertigungen...
Es lebe der gruppenzwang, nicht integrierten sind an allem schuld, oder...?

Tut mit leit, ich wird mobber nicht schön reden....
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Re: Schulmobbing

Beitrag von Tania »

Danke erstmal für eure zahlreichen Antworten. Tut gut, sich mit dem Problem nicht mehr so allein zu fühlen.

Schulwechsel ist glaub ich keine Option. Nicht nur weil es eine Förderklasse ist, die einfach die besten Bildungschancen bietet, sondern vor allem, weil sie selbst nicht will (ein paar Leute tolerieren sie ja, und im Klassenchat ist sie auch drin) und weil das Problem sie auch schon aus der Grundschule auf's Gymnasium begleitet hat.

Die anderen ändern ist auch schwierig. Die Mitläufer kriegt man zwar, aber die Anführer nicht. Entfernung von der Schule bringt wenig, meist rückt dann ein anderer nach und füllt die Lücke.

Dokumentation werd ich mal versuchen. Allerdings bekommt das Ganze dadurch natürlich noch mehr Gewicht - und das gesammelte Werk zu lesen, dürfte extrem deprimieren. Einfach verdrängen ist da nicht mehr möglich.

Bei der gemobbten Person selbst ansetzen, ihr ermöglichen, aus der Opferrolle rauszugehen, klingt nach meinem Gefühl am sinnvollsten. Aber wie macht man das? Ich hätte mir damals einen Selbstverteidigungskurs gewünscht, um wenigstens der körperlichen Gewalt begegnen zu können. Aber damit hat sie es aktuell zum Glück nicht zu tun - "nur" mit Beleidigungen und Ausgrenzung. Gibt es für sowas auch "Selbstverteidigungskurse"? Oder sonstige Ansätze?
Zukünftig hauptsächlich im https://www.ab-forum.de zu finden.

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