Bewertung eines Krankenhauses im Internet

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Clochard

Re: Bewertung eines Krankenhauses im Internet

Beitrag von Clochard »

das Problem ist wohl eher, dass Psychologie/Therapie so ähnlich ist wie Krankengymnastik: Es reicht nicht aus, dass da einer kommt und sagt "das und das läuft mit ihrem Bewegungsapparat falsch" und es reicht auch nicht aus, dem Patienten zu sagen: "das kommt da und da her und das und das kann man dagegen machen", sondern man muss es dann auch mit dem Patienten machen, ihm zeigen wie es geht, welchen Sinn es hat und ihm klarmachen, dass es mit den 20 Sitzungen a 45 min wo man es mit ihm macht auch nicht getan ist, sondern wenn er die Beschwerden loswerden will, muss er es auch zuhause weitermachen

da scheitern auch Physiotherapeuten dran, dass das bei vielen Patienten nicht gelingt...
ComebackCat

Re: Bewertung eines Krankenhauses im Internet

Beitrag von ComebackCat »

Talbot hat geschrieben: 21 Okt 2018 17:42 Solche Meinungen würde ich schon gar nicht ernst nehmen.
Klingt nach der leider oft genug vorkommenden Überheblichkeit/Arroganz bei vielen MINTlern.
Ja, stimmt. Das klingt sehr nach Status-Denken.
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Re: Bewertung eines Krankenhauses im Internet

Beitrag von Axolotl »

Galadriel hat geschrieben: 21 Okt 2018 18:08 :D :D :D

Das meinst du aber doch nicht ernst, oder?
Klar. Warum nicht?
Ringelnatz hat geschrieben: 21 Okt 2018 18:08 Axolotl, ich verstehe, wenn du das für deinen Selbstwert brauchst. Was du privat glaubst ist ja deine Sache, aber behalte das doch dann einfach für dich und diskutiere hier lieber Dinge, von denen du etwas verstehst.
Ach dann hast du nichts verstanden :lach:
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Re: Bewertung eines Krankenhauses im Internet

Beitrag von Ferienhaus »

Als jemand, der jahrelange Erfahrung mit Psychiatrie/Psychotherapie hat, ein paar Anmerkungen:

1. Psychotherapeuten sind Personen, welche ein abgeschlossenes Psychologiestudium (Diplom/Master) haben und danach eine spezielle Ausbildung zum Psychotherapeuten gemacht haben (für die wiederum Diplom/Master benötigt werden). Das ist der klassische "Therapeut", von dem man spricht, wenn man in psychotherapeutischer Behandlung ist. Sie dürfen allerdings keine Krankschreibungen oder Medikamente ausstellen. Seit dem Psychotherapeutengesetz von 1999 ist "Psychotherapeut" gesetzlich geschützer Begriff.

2. Psychiater sind Leute mit Medizinstudium und Weiterbildung zum "Facharzt für Psychiatrie". Dürfen Medikamente und Krankschreibungen ausstellen.

Manchmal haben Behandler sogar beide Titel, ist aber sehr selten.



Soviel zum Faktischen, jetzt ein paar Anmerkungen von mir, welche allerdings subjektiven Charakter haben, d.h. nur meine eigene Erfahrung/Meinung:

- Psychiater sind gut für's Abklären medizinischer Ursachen und die richtige Medikation, der Hauptteil bei mir findet jedoch in der psychotherapeutischen Behandlung statt. Ich muss auch persönlich für mich zugeben, dass ich Therapeuten im Durchschnitt immer weit angenehmer fand als Psychiater. Eine Therapiesitzung hat oftmals einen sehr tiefen, introspektiven und persönlicheren Aspekt (dauert auch mit 50 Minuten länger) als ein Psychiatertermin, der ambulant oftmals nur ein kurzes Gespräch ähnlich wie beim Hausarzt beinhaltet und stationär oftmals nur eine kurze Visite von 5 Minuten beinhaltet. Das hat einen ganz anderen Charakter als Psychotherapiegespräch. Meine Erfahrung mag repräsentativ sein oder nicht, aber ich persönlich habe Fachärzte für Psychiatrie auch im Durchschnitt "arroganter" erlebt ;) ("Klischee von den Halbgöttern in Weiß"). Die richtig "heiklen Sachen" - unter anderem mein AB-tum - bespreche ich persönlich nur in der Psychotherapie.
Damit befinde ich mich im normalen Bereich, da es auch Umfragen gibt, dass Patienten Psychiatern weniger heikle Sachen anvertrauen als Psychotherapeuten (etwa mögliche Suizidgedanken).

- Meine persönliche Meinung bezüglich Psychologie und Psychiatrie als Wissenschaft ist die, dass es die letzten Jahrzehnte einiges an guter neuer Forschung gab, das Ganze langsam eine höhere, gesellschaftliche Akzeptanz erfährt und schlimme Fehler der Vergangenheit reduziert wurden. Es geht durchschnittlich nicht mehr so zu wie bei "Einer flog über's Kuckucksnest". ;)
Dennoch muss auch ich zugeben, dass gerade Psychologie und Psychiatrie und die Bewertung psychischer Gesundheit eine weit subjektivere Komponente haben als so manche Naturwissenschaft, was auch immer wieder kontrovers diskutiert wird. Vor einigen Jahren etwa gab es die Kontroverse um den DSM-V, ein Nachschlagewerk für psychiatrische Diagnosen aus den USA, dass oftmals relativ ähnlich auch in Europa übernommen wird. Es wurde (meiner Meinung nach berechtigt) die Sorge aufgegriffen, ob es nicht eine "Inflation" psychiatrischer Diagnosen gäbe und man immer mehr dazu übergeht, immer mehr selbstverständliche menschliche Eigenarten und Verhalten als pathologisch abzustempeln.

https://www.psychologytoday.com/us/blog ... ontroversy

Ein stark subjektives Element bleibt einfach vorhanden, trotz Fortschritte in der wissenschaftlichen Diagnostik. Ab wann ist man "zu selbstbewusst" und zu "narzisstisch"? Ab wann ist Trauer "übertrieben"? Richtig geklärt ist das bis heute nicht, bzw wird immer wieder revidiert. Das Ganze hat schon, wie gesagt, einen stärkeren subjektiven Anstrich als z. B. die Chirurgie und es stellt sich die Frage, ob wir die menschliche Psyche jemals richtig und komplett klassifizieren können.

Mir zum Beispiel wurde von einem ambulanten Psychiater eine wirklich bizarre Verdachtsdiagnose gestellt, bei der sich dann bei den nächsten Psychiatern niemand erklären konnte, wie der gute Mann darauf kam. :shock: Da denkt man sich als Patient auch, "also richtig genau ist das alles nicht". Ich habe auch von Fällen mitbekommen, bei denen ein Patient 3 verschiedene Diagnosen bei 3 verschiedenen Einrichtungen erhielt.

- Stationäre Einrichtungen sind oftmals überfüllt, mit schlechtem Essen, ohne viel eigentlicher Psychotherapie, einigen Freizeitbeschäftigungsmöglichkeiten und hauptsächlich für das Einstellen auf ein Antidepressivum zuständig. Wenn möglich, so kurz wie möglich stationär bleiben, sonst bekommt man 'nen ziemlichen Krankenhauskoller. Bei so manchem Psychiater habe ich mich dort gefragt, ob Beratungsresistenz und Unfreundlichkeit dort eher Qualifikations- als Ausschlussmerkmale sind. :? Ein gewisses Misstrauen gegenüber dieser Berufsgruppe ist - nach meinen Erfahrungen - durchaus angebracht.

- Ambulant ist problematisch, weil Therapieplätze begehrt sind und selbst ein Therapieplatz oftmals nicht reicht - ganz entscheidend ist die Tatsache, ob die Chemie mit dem Therapeuten stimmt. Wenn nicht, kann man das vergessen oder die Therapie sogar schaden, bzw. hat von Anfang an einen massiven Belastungsfaktor. Das Gesundheitssystem hat es hier durch mangelnde Erneuerung bestimmter Regeln wirklich versäumt, adäquat auf die Zunahme psychischer Erkrankungen zu reagieren. Auch Psychotherapeuten sind nicht perfekt und es gibt hier auch einige schwarze Schafe. Ausbaden muss es allerdings leider meistens der Patient. Der leidet unter Umständen massiv unter schlechter Psychotherapie, während der Therapeut Geld verdient und ihm es egal sein kann.


Ich kann mir allerdings auch nach meinen eigenen Erfahrungen durchaus vorstellen, dass man von psychiatrischen Einrichtungen und "professionellen Helfen", wie die Threaderstellerin, nach einiger Zeit und schlechten Erfahrungen, ganz schön die Schnauze vollhaben kann. Und wenn man dort verletzt wird, wo es eh um die vulnerabelsten Seiten geht, welche man hat und zum Vorschein kommen, wenn die Psyche angekratzt ist, kann das ganz schön weh tun.
Ich war auch in einer Tagesklinik und habe mich dort wirklich teilweise gefragt, was ich dort eigentlich soll. gemacht wurde dort kaum etwas, Ich kam mir eher vor, als ob ich dazu diente, dem Krankenhaus Geld einbringen zu können. So etwas sollte durchaus auch kommunziert werden dürfen, von daher finde ich es gut, dass du deine Meinung auch kundgetan hast und vor einer Bewertung nicht zurückgeschreckt bist, Eliza Jane.
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Reinhard
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Re: Bewertung eines Krankenhauses im Internet

Beitrag von Reinhard »

Tum Thema "Wissenschaft nur soweit, als in ihr Mathematik steckt" habe ich einen eigenen Thread eröffnet. Die Nebendiskussion bitte dort weiterführen.
Make love not war!
schmog

Re: Bewertung eines Krankenhauses im Internet

Beitrag von schmog »

Mit müden Augen hat geschrieben: 21 Okt 2018 16:32
Axolotl hat geschrieben: 21 Okt 2018 16:15Meine Empfehlung ist aber sich lieber gleich richtige Hilfe in Form eines Facharztes für Psychiatrie zu suchen :roll:
Auch Psychologen leisten "richtige Hilfe". :roll:
Sicher! :daumen:

Ich fahre mit Psychologen weit besser als mit Psychiatern.

Der letzte schaute oft mit besorgtem Blick und kramte dann im Medischrank. Das brauche ich nicht!
schmog

Re: Bewertung eines Krankenhauses im Internet

Beitrag von schmog »

Nachtrag:

Bei psychotischen Patienten kann weder ein Psychologe noch Psychiater etwas tun.
Beide können nur abwarten und ggf. Medis verabreichen ...

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