Ich werde im Sommer 28 Jahre und hatte bisher wie viele hier noch nie eine Beziehung und noch nie Sex. Bereits seit ich 14 bin ist mir ziemlich bewusst, dass ich nur auf Frauen stehe. Das Problem an der Sache jedoch: Schon mein ganzes Leben lang lerne ich immer nur passende Männer kennen, aber keine einzige passende Frau. Die ersten 21 Lebensjahre kann ich mir noch damit erklären, dass ich damals in einem kleinen Bauernkaff gelebt habe - wo man so gut wie keinerlei Möglichkeiten hatte als Frau andere Frauen kennen zu lernen. Mittlerweile wohne ich jedoch seit knapp 6 Jahren in Berlin, trotzdem hat sich an dem Phänomen nichts geändert.
Wenn ich auf normalen Partys mit Freunden feiern gehe, werde ich permanent von Männern angesprochen. Wenn ich dagegen auf einer lesbischen Party feiern gehe, werde ich so gut wie nie von den Frauen angesprochen. Das ärgerliche vor allem: Die Männer, die mich ansprechen, sind keine aufdringlichen, betrunkenen Vollidioten, sondern Männer, nach denen sich meine heterosexuellen Freundinnen die Hände lecken würden. Humorvoll, intelligent, tiefsinnig, kreativ, gut aussehend, kultiviert... Einige von denen haben sich auch über einen längeren Zeitraum wirklich bemüht, nur kann ich das ja nicht genießen, wenn ich es nicht erwidern kann.
Irgendwie ist es fast ein bisschen ärgerlich. So als wenn man permanent eine leckere Sahnetorte vor die Nase gehalten bekommt, diese jedoch aufgrund seiner Laktoseintoleranz nicht genießen kann. Keine Ahnung, ob der Vergleich passt, aber so fühlt es sich an...
Irgendwann war ich sogar echt so weit, dass ich tatsächlich angefangen hab an meiner Sexualität zu zweifeln, weil ich dachte, dass ich vielleicht gar nicht dafür bestimmt bin mit einer Frau zusammen zu sein, wenn mir das Universum immer nur (theoretisch) passende Männer schickt und im Gegenzug dafür nicht ein einziges Mal eine passende Frau. Vielleicht liegt es wirklich am Aussehen, da ich optisch in keinster Weise dem typischen lesbischen Klischée entspreche, und daher die meisten Leute auch sehr überrascht sind, wenn sie erfahren, dass ich nur auf Frauen stehen. Vielleicht spüren Männer aber auch unbewusst, dass ich nicht interessiert bin, und fühlen sich gerade deswegen angezogen? Diese spezielle Herausforderung?
Oder ist es wirklich nur eine Wahrscheinlichkeitsrechnung, da die Wahrscheinlichkeit als Frau passende Männer kennen zu lernen vermutlich einfach größer ist als die Wahrscheinlichkeit als Frau eine passende Frau kennen zu lernen? Schon allein, weil die Auswahl an heterosexuellen Männern einfach größer ist als die Auswahl an bi-sexuellen / lesbischen Frauen. Zumal ich mich ebenfalls nur zu Frauen hingezogen fühle, die genau wie ich nicht(!) die typischen Lesben-Klischées erfüllen, was die Auswahl deutlich reduziert. Dadurch neige ich aber eben auch dazu, mich fast ausschließlich nur in Frauen zu verlieben, die leider gar nicht auf Frauen stehen.
Tja, wie man es dreht und wendet, es bleibt verzwickt... Irgendjemand mit ähnlichen Erfahrungen hier?
