fredstiller hat geschrieben: ↑02 Apr 2019 18:48
Aber sie ersetzen nicht den echten Körperkontakt. Der anders und oft noch intensiver "beeindruckt" und wirkt als reine Videos. Und deshalb glaube ich auch nicht, dass das Gehirn da für immer keinen Unterschied macht.
Ich habe auch nicht behauptet, dass "virtuell und "real" für das Gehirn identisch ist, dass es aber ähnlich wirkt und "prägt" (vor allem, wenn man neben dem "virtuellen Input" nicht viel an realen Erfahrungen besitzt, um das Gesehene besser einordnen zu können).
fredstiller hat geschrieben: ↑02 Apr 2019 18:48
Diese NoFap-Foren und deren Teilnehmer sind ja mittlerweile regelrechte "Bewegungen". Ich würde das jetzt auch nicht zu ernst nehmen.
Ich glaube durchaus, dass Pornos zu einer Art Abstumpfung und Gewöhnungseffekt führen können. Wenn man "echten" Sex hat, der ja aber oft noch intensiver wirkt, bringt das dann die Hormone nicht viel stärker aus dem Gleichgewicht?
Wie gesagt, stehe einigen der Behauptungen und Äußerungen die häufiger in den NoFap Foren geäußert werden auch eher kritisch gegenüber. Daher ja auch meine Empfehlung, wenn dann eher mal das "Pornfree" Forum auf Reddit zu checken, da es dort etwas sachlicher und reifer zugeht. Dort wird z.B. nicht die Vorstellung verbreitet, dass der Verzicht auf PMO (Porno, Masturbation und Orgasmus) einem Superkräfte verleihen würde, was in den NoFap Foren häufiger anzutreffen ist. Bei Pornfree steht wirklich die Pornoproblematik im Vordergrund und Masturbation im normalen Rahmen wird dort nicht verteufelt. Man findet da eher Menschen, die durch jahrelangen Pornokonsum Probleme (z.B. ein zwanghaftes Konsummuster, also eine Verhaltenssucht) entwickelt haben und nun gerne wegkommen wollen davon. Dort sind auch viele Menschen die keinerlei Beziehungserfahrung haben und wo ein Zusammenhang mit Ihrem Pornokonsum besteht.
Gilbert hat geschrieben: ↑03 Apr 2019 00:31
Oh doch, mein Gehirn vollzieht da gefühlt einen sauberen Cut. Zumindest wie es mich betrifft und ich es nach mehreren Lebensjahrzehnten für mich als AB versus in fester Partnerschaft einschätzen kann. Visuell bleibt visuell und real ist real. Nur eine Einschränkung spürte ich in der Anfangszeit meiner Beziehung. Die Gehirnregion, die für das Reale zuständig ist, war nach meinem Empfinden einfach nicht genügend ausgeprägt, quasi untrainiert. Ich hatte anfängliche Schwierigkeiten, überhaupt einen Orgasmus beim Sex zu erreichen. Nach einiger Zeit massiven Trainings löste sich das Problem von selbst.
Natürlich bleibst du dir des Unterschieds zwischen realer und virtueller Erfahrung bewusst, aber wie oben schon geschrieben, prägt dich die virtuelle Erfahrung ebenfalls, erst Recht wenn du keine realen Erfahrungen hast. Pornos funktionieren schließlich so, dass man sich gewissermaßen in die Rolle des Akteurs hineinversetzt, als wäre man selbst gerade die Person, die dort Sex hat. Deswegen sind ja auch solche "Point Of View" Geschichten recht populär und seit Kurzem diese ganzen Geschichten mit VR-Brille.
Diese Dichotomie zwischen einer Gehirnregion, die für das "Reale" zuständig ist und einer Region für's "Visuelle und Virtuelle" existiert so nicht. Visuelle und auditorische Reize werden einfach von den entsprechenden Regionen im Gehirn verarbeitet, ob sie nun aus der Realwelt stammen oder aus produziertem audiovisuellem Content (z.B. Internetvideos, Kinofilme) den wir uns zu Gemüte führen. Natürlich sind wir in der Lage zu erkennen, wann es sich um einen echten und wann um einen artifiziellen Input handelt. Das liegt aber nur daran, dass artifizieller Input meistens nicht authentisch genug ist. Ein Bild auf einer Leinwand oder einem Bildschirm ist z.B. nur zweidimensional und wir schauen immer aus der gleichen Perspektive darauf, was sich von der Art und Weise unterscheidet, wie wir in echt sehen. Mit genügend technischem Aufwand, könnte man aber virtuelle Erfahrungen schaffen, die halt authentisch genug wären, dass sie kaum noch von der Realwelt zu unterscheiden wären. Diese VR-Brillen oder etwa Dolby Surround sind ja Entwicklungen, die genau darauf abzielen. Aber bereits der vom Bewusstsein als weniger authentisch wahrgenommene zweidimensionalen audiovisuelle Content, kann uns bereits stark prägen.
Übrigens, was du dort als Orgasmusprobleme beschreibst, wird mittlerweile sehr häufig von noch recht jungen Männern berichtet, die durch Pornokonsum abgestumpft sind und nun unter erektiler Dysfunktion leiden, weil Ihnen realer Sex mit einer normal aussehenden Partnerin quasi langweilig und nicht erregend genug erscheint, dadurch dass sie schon so viel gesehen haben was diverse unkonventionelle Sexpraktiken und -szenarien angeht.
https://www.vice.com/de/article/wdknyn/ ... -nicht-926
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5039517/
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2 ... fe-podcast