Komplett inaktiv. Ein Date hatte ich noch nie. Mit Frauen Zeit verbracht kam aber schon ein paar Mal vor, wobei da eine Hand zum Zählen wirklich reicht. Zum Ende der Jugendzeit hatten mich Bekannte gefragt, ob ich nicht mal mitkommen möchte zum Feiern. Das lehnte ich allerdings dankend ab. In einer Disko war ich bis heute nicht. Generell empfinde ich Orte mit vielen Menschen als unangenehm (bei Fußballstadien mache ich eine Ausnahme
). Mehr Zeit als nötig muss nicht sein. Wenn man bedenkt, wie schüchtern ich als kleines Kind war, ist es ein großer Erfolg, dass ich mit einigen Frauen normale Unterhaltungen führen konnte und sogar eine Freundin gefunden habe/hatte (bin mir da über den Status unschlüssig). Gut, in der Vorschul- bzw. Grundschulzeit hatte ich auch mal eine "Spielgefährtin" (an diese Zeit denke ich zum Teil gerne zurück
), aber insgesamt alles unromantisch. Mit Menschen unterhalten finde ich ab einem gewissen Level sehr schön, den Weg dorthin allerdings meist mehr als Qual. Dazu muss die Situation stimmen (kleine Gruppen oder besser Einzelgespräch). Die Schwierigkeit sich interessant zu verkaufen, damit das Gespräch am Laufen bleibt, ist dann die größte Hürde. Klappt bei mir wirklich nur mit viel Glück und wenn es perfekt passt. Da wirkt es dann auch ungezwungen und macht Spaß, motiviert, liefert kurzzeitig Energie etc.
Mit dem Studienbeginn (Studiengang 85%+ Frauen) hatte ich vorrübergehend noch die Hoffnung, dass sich etwas an meinem sozialen Leben bessert und ich meine erste feste Freundin kennenlerne. Leider verflog die Hoffnung wieder ziemlich schnell, als ich bemerkte, wie fest eingebunden viele Menschen in diesem Alter (Anfang 20) bereits in ihren sozialen Strukturen sind. Ja, aufgrund des Frauenüberschusses unterhielt ich mich zwangsläufig mit einigen Frauen, wenn auch teilweise nur für ein paar Minuten. Diese Zeit reichte meist, um ein paar Details über die Person zu erfahren, häufig auch den Beziehungsstatus. Wirklich sehr häufig kam das: "Am Wochenende bin ich mit meinem Freund zusammengezogen.", "Ich und mein Freund. Mein Freund und ich.", "Mein Mann ist der Torhüter der U23 von Bundesligamannschaft XYZ (das fand ich dann tatsächlich mal interessant)", "Das mit dem Treffen wegen der Hausarbeit wird in diesem Semester nichts, die schreibe ich wohl erst im Nächsten, weil ich mit dem Umzug noch so viel zu tun habe. Meine Freundin und ich ziehen nämlich zusammen." ...
Nein, auch zu dieser Zeit war ich nicht aktiv. Die oben angedeutete Freundschaft ging auch nicht von mir aus. Eher kam die Rückmeldung, dass ich zunächst einen desinteressierten Eindruck vermittelt hätte
. Das deckt sich auch mit anderen Aussagen von Freunden/Bekannten und Reflektionen bei mündlichen Präsentationen (in sich gekehrt, als würde dich etwas bedrücken etc.). Zunehmend verstand ich dann ab einem gewissen Zeitpunkt, woran meine Erfolglosigkeit festzumachen ist: Es liegt an mir selbst. Ja, auf dem Campus laufen teilweise wirklich eine Menge sehr attraktive (auf dem ersten Blick optisch) Frauen umher. Viele davon sind schon länger vergeben. Einigen merkt man es direkt an, dass sie wohl keinen Freund haben. Zum Beispiel die kleine kurzhaarige mit Brille und überaus großem Interesse für die mittelalterliche Literatur
. Letztendlich war die Chance durchaus gegeben eine Freundin zu finden, aber gepasst hat es nicht. Naja, wissen werde ich es nie, da eben inaktiv gewesen. Es gab eigentlich auch nur zwei Situationen, wo es mich wirklich geärgert hat, nicht aktiv geworden zu sein:
1. Als ich die für mich bisher schönste Frau ever, ever, ever auf dem Campus getroffen habe. Gefühlt ging hinter ihr stets ein Scheinwerfer an, der bei ihrer Anweisenheit hell auf sie abstrahlte
. Nein, sie war nicht blond und 90-60-90, eher braunhaarig, etwas zurückhaltend und sehr intelligent, aber schon auch sehr feminin. Mein Eindruck ist, dass sie eventuell aus einem wohlhabenen Haus stammte, was ihr Verhalten, Auftritt etc. angeht (auch der Nachnahme ließ für mich darauf schließen). Leider habe ich mich nie mit ihr unterhalten, aber einmal grüßte sie mich im Vorbeigehen. Da war ich so überrauscht, dasss ich fast zu Eis erstarrte *brrrrr*. Halleluja sie war aber auch wirklich sehr hübsch.
2. In der Bibliothek in einem Raum alleine mit einer eher zierlichen, rothaarigen jungen Dame, die mit ihrem Fuß ausversehen an den Tisch stieß und damit ein hörbares Geräusch machte, wofür sie sich umgehend entschuldigte. Ich laß weiter fröhlich meine super spannende Lektüre
. Nach einiger Zeit ging sie aus dem Raum, um wohl nach Literatur zu suchen. Als ich dann ging, kam sie mir in dem Moment entgegen. Meine Reaktion: "Die Lautstärke ist nicht so schlimm, hauptsache das Bein ist heil geblieben.".
. Über mein Handeln dachte ich bereits beim Rausgehen nach und war kurz davor umzudrehen, was aber natürlich nie geschah.
In einer Partnerbörse/-vermittlung oder Datingapp war ich nie angemeldet und werde ich auch erstmal nicht bzw. vielleicht nie. Die Ursache dafür ist, dass ich mich mittlerweile sehr gut selbst einschätzen kann. Meine körperlichen und optischen Defizite sind zum Teil auf einem potenziellen Profilbild sehr schnell erkennbar und würden meine Chancen auf eine sehr niedrige Prozentwahrscheinlichkeit sinken. Da ich in meinem Leben schon genug Leid erfahren habe, spare ich mir diese Enttäuschungen im Vorhinein.
Patti hat geschrieben: ↑07 Apr 2019 18:57
ah ok, also seit ihr auch am WE komplett alleine? Wie verbringt ihr das dann??
Überwiegend ja. Alle 2-3 Wochen treffe ich an einem Tag einen Freund/e (selten auch unter der Woche), aber meistens doch alleine. Da ich sehr Sport interessiert bin, lässt sich am Wochenende eigentlich immer medial ein Ereignis verfolgen. Ansonsten sehr viele Filme und Serien und selten auch mal Videospiele konsumieren bzw. Artikel lesen. Weiterhin ist im Haushalt stets Arbeit zu erledigen. Manchmal wünsche ich mir das passende soziale Umfeld zu haben, um eher ruhigere Unternehmungen zu realisieren wie ein Bowlingabend z.B. Leider ist das aber nicht der Fall.