Icke_Bins hat geschrieben: ↑16 Apr 2019 21:56
Ist es so, dass sich eure Probleme Kontakte und Beziehungen zu knüpfen auf den Bereich "Intimität und Partnerschaft" beschränkt oder nehmt Ihr euch auch im Allgemeinen eher als Außenseiter wahr? Also, fühlt ihr euch ansonsten in einem guten sozialen Netz aufgefangen (und ich meine nicht den Sozialstaat, sondern die sozialen Kontakte: privat, beruflich, familiär) oder eher unfreiwillig viel allein oder gar einsam?
Kontakte zu anderen Menschen zu haben, ist für mich anstrengend. Fremde Menschen haben mich enttäuscht und gekränkt. Davon ist ausdrücklich der viel intimere Kontakt zu einer Frau ausgenommen. Auch ich möchte einmal gemocht und geliebt werden, und ich bin sicher, ich kann Geborgenheit und Zuneigung geben
Ich habe praktisch keinen Freundeskreis, aber ich vermisse das auch überhaupt nicht. Ich bin gern alleine und meine Freizeitbeschäftigungen sind so ausgelegt, dass sie ohne andere funktionieren. Es ist mir wichtig, unabhängig zu sein und nicht auf die Gnade und Unterstützung fremder Personen angewiesen zu sein. Nach der Schule sind meine Schulfreundkontakte zerstreut worden in alle Himmelsrichtungen, und ich habe letztlich nur bei Klassentreffen mal erfahren, was aus ihnen geworden ist.
Das ganze ist in meiner Kindheit und Jugend entstanden, wo ich wegen meiner guten schulischen Leistungen von Gleichaltrigen eher misstrauisch beäugt wurde, auch wenn ich nicht mal unbedingt unbeliebt war. Ich erinnere mich auch, dass es üblich war, ältere Kinder quasi als Aufsichtspersonen in Kindergärten einzusetzen, was nur den Bock zum Gärtner gemacht hat. Da gab es oft Ärger und Rangeleien. Davor hatte ich dann Schiß. Auch später hatte ich Angst vor Prügeleien mit Gleichaltrigen, obwohl ich mich wahrscheinlich hätte gut wehren können. Ich war als Jugendlicher dann irgendwann größer als die meisten in meiner Umgebung und hatte von daher Ruhe.
Ich bin nicht ungesellig und ich komme leicht mit Menschen ins Gespräch, dabei kommt mir meine Gutmütigkeit zuhilfe. Ich kann mich mit Leuten in 1:1 Gesprächen auch lange und tiefgründig unterhalten. Aber bitte nicht in lauter Umgebung.
Wenn ich mich in non-AB Chats umsehe oder in non-AB-Datingbörsen, erwähnen die Mitglieder oft, dass sie gern mit Freunden etwas unternehmen, dass sie viele Freunde haben. Ich fühle mich davon in gewisser Weise unter Druck gesetzt, da mir dieses Bedürfnis nach vielen Freunden komplett fremd ist. Von sich auf mich zurückzuschließen, scheint zu bedeuten, ich müsste unglücklich sein deswegen, denn in ihren Augen braucht es einen großen Freundeskreis. Aber für mich gilt das nicht.
Dass ich auf fremde Menschen anscheinend gut verzichten kann, scheint ein Widerspruch dazu zu sein, dass ich mir eine Freundin wünsche. Aber mit einer Partnerin lebt man andere Dinge, als mit Freunden. Und man wird (hoffentlich) von einer Partnerin auch anders als Mensch wahrgenommen und gemocht.
MFGMitleser.