"noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

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Swenja
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Swenja »

Gatem hat geschrieben: 05 Jul 2019 20:41
Polarfuchs hat geschrieben: 05 Jul 2019 15:42 Tja, genau das meinte ich. Vermutlich hat er keine weiteren Sozialkontakte. Und das ist für einen erwachsenenen Mann nicht gesund.
Mag ja sein, aber es kann ja nicht die richtige Empfehlung sein jemandem, der nur noch wenige soziale Kontakte (nämlich seine Eltern) hat, dazu zu raten diese auch noch zu kappen. Damit verbessert sich die Situation ja nicht, sondern wird nur noch schlimmer.
+ 1

... und er hat ja klargestellt, daß er noch andere soziale kontakte hat...

--------------------------------

ich finde die empfehlung, den fast 80-jährigen eltern gegenüber, allerdings ziemlich befremdlich, wenn nicht gar emphatielos. nach jahrelangem zusammenleben und zu einer zeit, in der absehbar ist, daß die eltern ihn bald brauchen/mehr brauchen, soll er die beziehung zu ihnen lockern....?
sorry, da fehlt mit jedes verständnis
Melli

Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Melli »

Reinhard hat geschrieben: 05 Jul 2019 21:39Ich meine, beispielsweise, zur Aussage "selbst verantwortlich für Schutz vor Einsamkeit". In einer eigenen Wohnung hätte ich vermutlich Zeiten, wo ich tagelang keinen anderen sehe und wäre glücklich damit. Alleine, aber glücklich. Bis ich Einsamkeitsgefühl entwickle kann es wirklich dauern.
Nun gut, ich habe es anno dunnemals fertig gebracht, alleine zu leben, manchmal das Haus nicht zu verlassen, mich zwar einsam zu fühlen... Keine Ahnung, vielleicht würden das manche als Depression sehen, wenn ich mir dachte, es hat doch eh keinen Sinn. (Bei realistischer Betrachtung hatte es aber sogar noch weitaus weniger Sinn :shock:)
Reinhard hat geschrieben: 05 Jul 2019 21:39Jetzt kann man vielleicht argumentieren, dass man rebellische Teenagerphase braucht, um erwachsen zu werden.
Wahrscheinlich war ich bereits in der ödipalen Phase ein Teenager :shock:

Ich fürchte, da ist viel Wunschdenken am Werk, erst soll den lieben Kleinen nicht viel zuzutrauen sein, dann muß man die Teenage-Rebellionen auch nicht wirklich ernst nehmen, und dann redet man zwar von Individualität, aber was bedeutet das wirklich?


Onkel ABobert hat geschrieben: 05 Jul 2019 14:47Ich hatte das ganz konkrete Beispiel beim Musikgeschmack. Als Kind in den 70er-Jahren haben die meisten meiner Schuldfreunde, genauso wie ich, die deutschen Schlager der ZDF-Hitparade rauf und runter gehört. So ab 11, 12 Jahren wurde das dann "uncool" und die allermeisten hörten dann nur noch Pop- oder Rockmusik. Nun ist ja gegen eine Erweiterung des Musikgeschmacks nichts einzuwenden, auch ich hörte zusätzlich gerne Rock und Pop, aber deswegen finde ich doch die Musik, die ich noch vor ein paar Monaten geliebt habe, nicht plötzlich grottenschlecht, lästere über sie ab und bezeichne sie als Opa-Musik etc. - genauso haben es aber die meisten damals gemacht.
Das ist musiksoziologisch bekannt ;) Das ist bei vielen so, da ist es in den Elternhäusern üblich, Schlager und Volksmusik (oder sonstige U-Musik) zu hören, dann setzt der pubertäre Gruppendruck ein. Später "darf" man einen etwas individuelleren Geschmack entwickeln, auch schon mal etwas interessanter und anspruchsvoller, auch E-Musik...
Onkel ABobert hat geschrieben: 05 Jul 2019 14:47Ich dagegen habe nie aufgehört, Schlager und Volksmusik zu hören, und dennoch auch für Rock und Pop offen zu sein, So halte ich es bis heute.
Das ist in manchen Kreisen durchaus üblich.
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klecks
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von klecks »

Für mich ist hier die Frage spannend, wie sich das Familiengefüge ändern würde, wenn plötzlich ein Partner/eine Partnerin da wäre.

In Familien, in denen die Kinder deutlich gebildeter sind als ihre Eltern, wird es häufig so sein, dass sie helfen (müssen). Das ist ja dann auch gut so. Aber was wird, wenn es durch die Partnerin/den Partner ein weiterer Mensch hinzukommt, auf den man sich doch beziehen will. EIN gemeinsamer Haushalt mit den Eltern? Zwei Haushalte auf engem Raum, irgendwie miteinander verzahnt?
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Tania
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Tania »

klecks hat geschrieben: 06 Jul 2019 19:26 Für mich ist hier die Frage spannend, wie sich das Familiengefüge ändern würde, wenn plötzlich ein Partner/eine Partnerin da wäre.

In Familien, in denen die Kinder deutlich gebildeter sind als ihre Eltern, wird es häufig so sein, dass sie helfen (müssen). Das ist ja dann auch gut so. Aber was wird, wenn es durch die Partnerin/den Partner ein weiterer Mensch hinzukommt, auf den man sich doch beziehen will. EIN gemeinsamer Haushalt mit den Eltern? Zwei Haushalte auf engem Raum, irgendwie miteinander verzahnt?
Die für mich naheliegendste Option wäre "Kind nimmt sich mit Partner eine eigene Wohnung". Das mag jetzt undankbar und herzlos klingen - aber ich sehe es nicht als Aufgabe der Kinder an, sich um ihre Eltern zu kümmern. Würde es selbst auch nicht wollen, dass meine Kids auf eine eigene Partnerschaft verzichten, um bei mir zu bleiben.
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Melli »

klecks hat geschrieben: 06 Jul 2019 19:26EIN gemeinsamer Haushalt mit den Eltern? Zwei Haushalte auf engem Raum, irgendwie miteinander verzahnt?
Ich habe solche Familien tatsächlich in der damaligen BRD öfters gesehen, erstaunlicherweise auch in der matrilokalen Variante.

Aber auch wenn die nicht im selben Haus wohnen konnten, dachte ich, es sei sowas wie die "Norm", daß die sich noch umeinander kümmerten. Zumindest wenn die noch am selben Ort wohnten. Aber vielleicht lag ich da falsch. Vereinsamte Elders im Altersheim gab es natürlich auch schon.

Aber was Familienzusammenhalt wirklich bedeutet, hat mir meine "Bonus-Familie" beigebracht. Bei denen bin ich bis heute persona non grata. Daß ich mich um die kümmerte, wäre das echt das Letzte was die wollten :specht:
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von NeC »

Tania hat geschrieben: 06 Jul 2019 22:02
klecks hat geschrieben: 06 Jul 2019 19:26 Für mich ist hier die Frage spannend, wie sich das Familiengefüge ändern würde, wenn plötzlich ein Partner/eine Partnerin da wäre.
Die für mich naheliegendste Option wäre "Kind nimmt sich mit Partner eine eigene Wohnung". Das mag jetzt undankbar und herzlos klingen - aber ich sehe es nicht als Aufgabe der Kinder an, sich um ihre Eltern zu kümmern. Würde es selbst auch nicht wollen, dass meine Kids auf eine eigene Partnerschaft verzichten, um bei mir zu bleiben.
Das fett markierte dürfte inzwischen bei den Leuten, die heute bis vielleicht Mitte 50 sind, ein ziemlicher Konsens sein. Ich selber sehe das natürlich auch so.

Bei den Generationen davor war diese Sichtweise glaube ich noch nicht so ausgeprägt. Meine Eltern sind/waren beides "Kriegskinder", der Vater sogar in Gefangenschaft. Ehrlich gesagt habe ich nicht den Eindruck, als hätten die sich viele Gedanken darum gemacht, wie sich das Leben ihrer Kinder in Bezug auf Eigenständigkeit, Partnerschaft oder eigener Familie entwickelt. Eher wurde alles so hingenommen, wie es sich entwickelt hat. Vielleicht war man froh, dass man überhaupt noch am Leben war, ein Dach über dem Kopf, alle Kinder beisammen und genug zu essen hatte. Mittlerweile lebt nur noch meine Mutter, und wenn es nach ihr ginge, könnten alle ihre Kinder gerne immer noch im Elternhaus wohnen. :lol: Erziehung zur Selbstständigkeit fand praktisch nicht statt, stattdessen wurde eher dagegen geredet (allerdings auch nicht vehement, eher wurde mit praktischen Überlegungen argumentiert; das hat sich vermutlich zum Teil auf mich übertragen).

Sowohl meine Mutter, als auch ihre Mutter davor haben sich jeweils um die älteren Herrschaften aus der vorherigen Generation gekümmert. Vermutlich haben sie das damals sehr wohl als ihre Aufgabe begriffen. Ob meine Mutter das nun auch von uns "Kindern" erwartet, lässt sich schwer sagen. Direkte Gespräche mit Ihr darüber sind kaum möglich bzw. führen leider zu keinen neuen Erkenntnissen oder Einsichten.
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Brax »

Ich habe den Eindruck, dass hier von manchen der Auszug aus dem Elternhaus in eine eigene Wohnung damit gleichgesetzt wird, sich nicht um seine Eltern zu kümmern, wenn sie es mal brauchen. Wieso? Man kann sich durchaus auch um die Eltern kümmern, wenn man eine eigene Wohnung hat.
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von NeC »

Brax hat geschrieben: 07 Jul 2019 10:37 Ich habe den Eindruck, dass hier von manchen der Auszug aus dem Elternhaus in eine eigene Wohnung damit gleichgesetzt wird, sich nicht um seine Eltern zu kümmern, wenn sie es mal brauchen.
Woran machst Du das fest?
Brax hat geschrieben: 07 Jul 2019 10:37 Man kann sich durchaus auch um die Eltern kümmern, wenn man eine eigene Wohnung hat.
Natürlich. Aber es ist ein anderes kümmern.
Alt werden ist kein Spaß. Manche können nicht mehr alleine in einer Wohnung oder einem Haus leben. Wenn Du dann nicht vor Ort bist, musst Du einen (für den alten Menschen manchmal unverständlichen) Umzug in einer Pflegeeinrichtung organisieren. Geht alles, keine Frage. Ist aber etwas anderes, als diesen Menschen persönlich zu pflegen (was heute schon wegen dem Job selbst dann nicht geht, wenn man noch im Elternhaus wohnen würde.)
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Nonkonformist »

Brax hat geschrieben: 07 Jul 2019 10:37 Ich habe den Eindruck, dass hier von manchen der Auszug aus dem Elternhaus in eine eigene Wohnung damit gleichgesetzt wird, sich nicht um seine Eltern zu kümmern, wenn sie es mal brauchen. Wieso? Man kann sich durchaus auch um die Eltern kümmern, wenn man eine eigene Wohnung hat.
Ich kann aus eigene erfahrung sagen, dass so was auf 800 Km distanz recht schwierig ist.....
(Ich habe jobs ablehnen muessen wann meine mutter terminal krebserkrankt war. Und eine kollegin hat sich ueberhaupt nicht mehr von ihren mutter verabschieden koennen: da war alles zu spaet.)
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Brax »

Nonkonformist hat geschrieben: 07 Jul 2019 10:55 Ich kann aus eigene erfahrung sagen, dass so was auf 800 Km distanz recht schwierig ist.....
Sicher. Aber man muss ja nicht gleich 800 km weit wegziehen.
Andere Frage: Bereust du es, dass du so weit weg warst?

NeC hat geschrieben: 07 Jul 2019 10:46
Brax hat geschrieben: 07 Jul 2019 10:37 Ich habe den Eindruck, dass hier von manchen der Auszug aus dem Elternhaus in eine eigene Wohnung damit gleichgesetzt wird, sich nicht um seine Eltern zu kümmern, wenn sie es mal brauchen.
Woran machst Du das fest?
Vielleicht nur mein Eindruck, aber das Kümmern um die Eltern wurde mehrmals genannt.

NeC hat geschrieben: 07 Jul 2019 10:46
Brax hat geschrieben: 07 Jul 2019 10:37 Man kann sich durchaus auch um die Eltern kümmern, wenn man eine eigene Wohnung hat.
Natürlich. Aber es ist ein anderes kümmern.
Alt werden ist kein Spaß. Manche können nicht mehr alleine in einer Wohnung oder einem Haus leben. Wenn Du dann nicht vor Ort bist, musst Du einen (für den alten Menschen manchmal unverständlichen) Umzug in einer Pflegeeinrichtung organisieren. Geht alles, keine Frage. Ist aber etwas anderes, als diesen Menschen persönlich zu pflegen (was heute schon wegen dem Job selbst dann nicht geht, wenn man noch im Elternhaus wohnen würde.)
Was meinst du mit "alt werden ist kein Spaß"? Das ist kein Argument für irgendwas. Pflegen ist auch kein Spaß.
Außerdem ist das wieder ein Extrembeispiel. Es ist ja gar nicht garantiert, dass man sich überhaupt mal um seine Eltern kümmern muss. Manche brauchen das gar nie, weil sie bis zu ihrem Tod fit genug sind. Bei vielen reicht es, wenn man ab und zu vorbeischaut und ihnen schwere Arbeiten oder Besorgungen abnimmt. Dazu muss man nicht im selben Haus wohnen. Und manche Eltern wollen die Pflege durch ihre Kinder gar nicht. Ich kenne eine Frau, deren Mutter es abgelehnt hat, sich von ihrer Tochter pflegen zu lassen. Sie ist lieber ins Altenheim gegangen.

Und wenn die Eltern tatsächlich schwer pflegebedürftig werden, kann man immer noch zurück zu ihnen ins Haus ziehen oder sie zu sich nach Hause nehmen. Wobei, wie du schon sagst, es wohl in vielen Fällen gar nicht machbar sein wird. Weil zum einen der Aufwand so groß sein wird, dass man es mit seiner Arbeit nicht vereinbaren kann und zum anderen auch die psychische Belastung für einen selbst enorm wird. Es geht ja auch nicht nur um die Eltern, sondern auch um einen selbst. Ich bin nicht dafür, den Eltern nicht zu helfen, wenn sie es brauchen, aber ich bin auch nicht dafür, sein eigenes Leben aufzugeben. Und darauf läuft es hinaus, wenn man jemanden vollzeit pflegt.
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Nonkonformist »

Brax hat geschrieben: 07 Jul 2019 11:15
Nonkonformist hat geschrieben: 07 Jul 2019 10:55 Ich kann aus eigene erfahrung sagen, dass so was auf 800 Km distanz recht schwierig ist.....
Sicher. Aber man muss ja nicht gleich 800 km weit wegziehen.
Andere Frage: Bereust du es, dass du so weit weg warst?
In der periode schon, ja.
Bin nur wegen den besseren jobs umgezogen, nicht weil ich mich dermassen krass entfernen wollte, oder weil ich unbedingt nach Deutschland wollte. (Eigentlich war das alles nur fuer zwei monate gedacht, hat sich dann anders ergeben.)
Amerika waere mich zu weit weg gewesen, auch wann ich es mir eine weile ueberlegt habe.
In China war ich jeweils nur etwa 6 wochen am stueck.
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Brax »

Lonely_Boy18 hat geschrieben: 05 Jul 2019 17:17 Am besten soll man wohl möglichst weit vom Elternhaus wegziehen, ein vorzeigbares Leben vorweisen und 5 Jahre später, plötzlich, ganz überrascht tun, wenn die Eltern pflegebedürftig werden
Haben deine Eltern dich erst mit 50 bekommen, bist du mit 50 erst ausgezogen oder werden deine Eltern schon mit 50 pflegebedürftig?

Im Normalfall liegen zwischen dem Ausziehen der Kinder und dem Pflegebedürftig-werden der Eltern 20-30 Jahre, in denen du sie noch nicht pflegen musst. Deswegen die ganze Zeit bei den Eltern wohnen zu bleiben, nur weil sie vielleicht irgendwann mal Hilfe brauchen könnten ist schon ziemlich übertrieben.

Und überrascht tun wird wohl auch keiner, wenn er wegzieht und seine Eltern pflegebedürftig werden. Manche Menschen haben eben auch noch andere Ziele in ihrem Leben, als ihre Eltern zu pflegen. Dazu ziehen sie weg. Wohlwissend, dass sie eine Lösung finden müssen und auch werden, wenn ihre Eltern mal Hilfe brauchen sollten. :hut:

Und von "möglichst weit weg" hat übrigens auch keiner gesprochen.... :roll:
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von NeC »

Brax hat geschrieben: 07 Jul 2019 11:15
NeC hat geschrieben: 07 Jul 2019 10:46
Brax hat geschrieben: 07 Jul 2019 10:37 Man kann sich durchaus auch um die Eltern kümmern, wenn man eine eigene Wohnung hat.
Natürlich. Aber es ist ein anderes kümmern.
Alt werden ist kein Spaß. Manche können nicht mehr alleine in einer Wohnung oder einem Haus leben. Wenn Du dann nicht vor Ort bist, musst Du einen (für den alten Menschen manchmal unverständlichen) Umzug in einer Pflegeeinrichtung organisieren. Geht alles, keine Frage. Ist aber etwas anderes, als diesen Menschen persönlich zu pflegen (was heute schon wegen dem Job selbst dann nicht geht, wenn man noch im Elternhaus wohnen würde.)
Was meinst du mit "alt werden ist kein Spaß"? Das ist kein Argument für irgendwas. Pflegen ist auch kein Spaß.
Außerdem ist das wieder ein Extrembeispiel. Es ist ja gar nicht garantiert, dass man sich überhaupt mal um seine Eltern kümmern muss. (...)
Du klingst ein wenig, als fühltest Du Dich angeriffen. Das ist nicht meine Absicht. Ich argumentiere gar nicht für oder gegen irgendwas.

Heute morgen gingen meine Gedanken in Richtung von Tanias Statement "ich sehe es nicht als Aufgabe der Kinder an, sich um ihre Eltern zu kümmern." Ich glaube, für die Generation meiner Mutter, oder zumindest für sie selbst war das anders. Sie hat sich vor Ort um die älteren der vorherigen Generation gekümmert. Das war sicherlich eine ziemliche Belastung. Du und ich machen das nicht, denn wir sind ausgezogen. Ich fragte mich, ob Menschen der älteren Generation ähnliches nicht auch von uns erwarten.

Falls das so ist, fühle ich mich trotzdem nicht moralisch verpflichtet, genau dem zu entsprechen. Wie Du selbst schreibst, kann man sich auch auf andere Weise kümmern, und wie Tania schreibt, sollte das nicht auf Kosten der eigenen Entwicklung gehen. Mit der Entgegnung auf Deine Antwort wollte ich zeigen, warum andere Menschen, z.B. die Betroffenen der alten Generation, oder auch deren Kinder, die sich moralisch verpflichtet fühlen, das anders sehen können. Darum geht es doch beim Austausch hier: zu verstehen, wie andere Menschen auf ihre Sichtweisen kommen. Den für sich selbst richtigen Weg muss jeder selber finden.
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Nonkonformist »

@Brax: aus reiner neugier, nur so mal eine frage.
Stell, du hast ein partner.
Und der wird aus irgendwelchen grund zum (dauer)pflegefall.
Was wuerdest du machen...?
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Tania »

Brax hat geschrieben: 07 Jul 2019 11:15 Ich bin nicht dafür, den Eltern nicht zu helfen, wenn sie es brauchen, aber ich bin auch nicht dafür, sein eigenes Leben aufzugeben. Und darauf läuft es hinaus, wenn man jemanden vollzeit pflegt.
Wenn meine Eltern es brauchen würden, würde ich mein Bestes tun, um sie zu pflegen. Ich weiß nur, dass ich es nicht allein schaffen würde, und würde deswegen wohl einen Pflegedienst hinzuziehen.

"Das eigene Leben aufgeben ..." - so schlimm ist das für mich nun auch nicht. Das, was ich bekomme, ist mehr wert als das, was ich dafür aufgebe. Und im Gegensatz zur Aufzucht von Kindern (wofür man wesentlich mehr aufgibt) dauert die Pflege ja meist keine 18 Jahre ...

Für eine Partnerschaft kann so eine Elternpflege allerdings ne harte Belastung werden. Insbesondere wenn Partner und Eltern nicht gut miteinander auskommen. Oder wenn die Eltern auf beiden Seiten zeitgleich pflegebedürftig werden und in verschiedenen Städten wohnen ...
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von TheRealDeal »

Tania hat geschrieben: 07 Jul 2019 12:11
Brax hat geschrieben: 07 Jul 2019 11:15 Ich bin nicht dafür, den Eltern nicht zu helfen, wenn sie es brauchen, aber ich bin auch nicht dafür, sein eigenes Leben aufzugeben. Und darauf läuft es hinaus, wenn man jemanden vollzeit pflegt.
Wenn meine Eltern es brauchen würden, würde ich mein Bestes tun, um sie zu pflegen. Ich weiß nur, dass ich es nicht allein schaffen würde, und würde deswegen wohl einen Pflegedienst hinzuziehen.
Das würde ich auch tun, weil sie es verdient haben. Sie haben mir viel gegeben. Das ist in meinen Augen die entscheidende Frage. Wenn die eigenen Eltern einem nichts, bzw. nahezu nichts gegeben haben (egal aus welchem Grund), sehe ich keinen Anlass dafür, seine Eltern zu pflegen.

Oder anders gesagt: Wenn Eltern keine Eltern sondern "Erzeuger" waren, dann sollte man dies würdigen, denn sonst würde es einen ja nicht geben, mehr sollte man dann aber nicht tun.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Brax »

Nonkonformist hat geschrieben: 07 Jul 2019 12:02 Was wuerdest du machen...?
Ihn pflegen.

Tania hat geschrieben: 07 Jul 2019 12:11 Wenn meine Eltern es brauchen würden, würde ich mein Bestes tun, um sie zu pflegen. Ich weiß nur, dass ich es nicht allein schaffen würde, und würde deswegen wohl einen Pflegedienst hinzuziehen.

"Das eigene Leben aufgeben ..." - so schlimm ist das für mich nun auch nicht. Das, was ich bekomme, ist mehr wert als das, was ich dafür aufgebe. Und im Gegensatz zur Aufzucht von Kindern (wofür man wesentlich mehr aufgibt) dauert die Pflege ja meist keine 18 Jahre ...
Dann kennst du aber offenbar deine Grenzen.
Es gibt durchaus Leute, die ihr eigenes Leben aufgeben, um sich um die Eltern zu kümmern - die ihren Job an den Nagel hängen, ihr Studium unterbrechen oder auch "nur" keine freie Minute mehr haben, keinen Urlaub, kein Weggehen, keine 5 Minuten für sich selbst. Und bei den Eltern wohnen bleiben im Hinblick auf eine irgendwann vielleicht nötige Pflegebedürftigkeit klingt für mich jedenfalls nicht so, als würde man sein Leben leben.
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von LonesomeCoder »

Brax hat geschrieben: 07 Jul 2019 10:37 Ich habe den Eindruck, dass hier von manchen der Auszug aus dem Elternhaus in eine eigene Wohnung damit gleichgesetzt wird, sich nicht um seine Eltern zu kümmern, wenn sie es mal brauchen. Wieso? Man kann sich durchaus auch um die Eltern kümmern, wenn man eine eigene Wohnung hat.
Sofern diese nicht zu weg ist. Bei meinen bis auf mich und eine Ausnahme nach der Schule alle weggezogenen Mitschülern geht das nicht, weil die einfache Distanz mehrere Autostunden sind. Da kann man einmal pro Woche am WE kommen, aber nicht etwa täglich zum kochen.
Warnung vor Pickup: https://www.abtreff.de/viewtopic.php?p=1062199#p1062199
Wissenschaftliches Standardwerk über (männliches) AB-tum: https://www.springer.com/de/book/9783658059231
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Onkel ABobert »

Ich muss sagen, über manche Ansichten bin ich recht verwundert.
Mir ist ja durchaus klar, dass mein enges Verhältnis zu den Eltern ungewöhnlich und nicht das Maß aller Dinge ist. Ebenso ist es unstrittig, dass man nicht zwingend im Haus der Eltern bleiben muss bzw. sollte, weil sie irgendwann in der Zukunft vielleicht einmal pflegebedürftig werden könnten. Kein Widerspruch.

Aber Aussagen wie "ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, mich um meine Eltern zu kümmern" erschüttern mich.
Ja wessen Aufgabe soll es denn sonst sein? Der "Gesellschaft", was immer dieser abstrakte Begriff darstellen soll? Heißt, Pflegeheim bzw. Pflegedienst anheuern und "der Staat", sprich wie alle mit unseren Steuergeldern bezahlen das? Und ein jährlicher Besuch zu Weihnachten ist dann das äußerste, was noch drin ist?

Geht's noch? Die Lösung einer aus Steuermitteln (teil-) finanzierten, anonymen Pflege ist eigentlich für die Fälle gedacht, die gar keine andere Möglichkeit haben, weil sie kinder- und/oder mittellos sind. Für alle übrigen Fälle galt seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte bis vor kurzem, daß zunächst die Familie einspringt, und erst wenn das nicht mehr ausreichend möglich ist, andere Maßnahmen getroffen werden.

Ich meine damit nicht, daß die "Kinder" ihr komplettes Leben und ihre Arbeit aufgeben sollen. Aber ein Zimmer für den/die Alten, Versorgung mit Essen und Wäsche und vor allem etwas Ansprache, sprich einfach nur der normale Familienanschluss, sollte in den allermeisten Fällen möglich sein, solange nicht vollständige Pflegebedürftigkeit vorliegt. Die große Mehrheit ist ja kein 24h-Rundum-Pflegefall, sondern ist ab einem bestimmten Alter eben nur nicht mehr in Lage, sich komplett selbst zu versorgen, also Essen kochen, Wäsche verrichten, einkaufen und solche Dinge.

Und ja, dabei zu helfen, sehe ich als originäre Aufgabe der "Kinder".
Warum hat man denn Kinder, wenn nicht aus der Hoffnung, dass diese im Alter auch für einen da sind? Ich meine damit gar nicht die finanzielle Seite, sondern einfach nur die menschliche!
Es grüßt euch

Onkel ABobert
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Re: "noch zu Hause wohnen" - wirklich ein KO-Kriterium?

Beitrag von Tania »

Onkel ABobert hat geschrieben: 08 Jul 2019 15:06
Aber Aussagen wie "ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, mich um meine Eltern zu kümmern" erschüttern mich.
Moment. Ich hatte geschrieben "Ich sehe es nicht als Aufgabe der Kinder an, sich um ihre Eltern zu kümmern." Das ist ein ziemlicher Unterschied zu dem, was Du schreibst.

Für alle übrigen Fälle galt seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte bis vor kurzem, daß zunächst die Familie einspringt ....
Früher war das Leben aber auch etwas anders organisiert. Unter anderem gab es durchschnittlich mehr Kinder pro Familie - da war es okay, wenn eine Tochter unverheiratet blieb, um sich dann um die alternden Eltern zu kümmern. Selbst wenn alle Kinder verheiratet wurden, standen die Chancen recht gut, dass eine davon rechtzeitig Witwe wurde. Zudem wurde nur in Ausnahmefällen erwartet, dass das pflegende Kind parallel für seinen Lebensunterhalt arbeitet. Und last but not least: die Lebensplanung hat sich generell verändert. Wenn heute jemand mit 75 pflegebedürftig wird, sind deren Kinder vielleicht 50-55, und deren Kinder 20-25, also schon aus dem Haus. Wenn ich 75 bin, ist meine Jüngste 37 und hat vermutlich Kleinkinder im Haus. Und ich erwarte absolut nicht, dass sie dann neben Kindern und Job noch eine alte Frau pflegt und bespaßt.

Warum hat man denn Kinder, wenn nicht aus der Hoffnung, dass diese im Alter auch für einen da sind? Ich meine damit gar nicht die finanzielle Seite, sondern einfach nur die menschliche!
So eine Last würde ich keinem meiner Kinder aufladen. Wenn sie die Ressourcen haben, und wenn wir gut miteinander klar kommen (inklusive etwaiger Partner), dann nehm ich ihre Hilfe gern an. Aber das ist absolut nichts, was ich erwarten würde. Und schon gar nicht der Grund, warum ich sie bekommen habe. Nicht einmal einer der Gründe.
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