Zwerg hat geschrieben: ↑12 Sep 2019 06:35
Dann bin ich wohl der Einzige, der die Bemerkung, Menschen seien uninteressant, als überheblich empfindet.
Viele werden sagen: So war es nicht gemeint. Das bestreite ich ausdrücklich nicht.
Ich weiß nicht ob "überheblich" das passende Wort ist, denn ich empfinde mich selbst nicht dabei als überheblich, wenn ich sage: die meisten Menschen
existieren einfach nur, es ist garnicht so leicht jemanden zu finden der wirklich
bewusst lebt.
Erstere befinden sich ausschließlich in ihrem Hamsterrad, erleben an 90% der Tage die gleiche Wiederholung (=> Täglich grüßt das Murmeltier), ihr Freizeitleben findet überwiegend auf passive Art und Weise statt (z.B. sich von diversen Medien berieseln lassen bzw. einfach nur durch Konsum geprägt).
Letztere - die bewusst leben - sind komplexere Persönlichkeiten, sie machen sich Gedanken über das Wie und Warum in der Welt, gehen neugierig durchs Leben und wollen neue Erfahrungen machen, Dinge verstehen und hinterfragen, sich eigene Gedanken dazu machen und Schlussfolgerungen daraus ziehen (sie plappern nicht nur nach was in der Bild oder meinetwegen auch im Spiegel steht), sie haben noch Träume und warten nicht wie viele andere auf die Rente, um dann noch mehr "nichts" zu tun.
Erstere kenne ich zur Genüge, 3/4 meines Bekanntenkreises ist voll davon. Das sind keine unsympathischen Menschen, man kann eine nette Zeit mit ihnen verbringen, aber nach dem zweiten Bier gibt es da keine besondere Gesprächsbasis mehr, weil ihr Fundus an Gesprächsthemen über das Erzählen netter Anekdoten aus der Vergangenheit hinaus erschöpft sind. Sie haben häufig eine unreflektiert übernommene (Stammtisch-)Meinung zu politischen und gesellschaftlichen Themen, die leider nicht von eigenen klugen Gedanken geprägt ist und haben i.d.R. an Dingen außerhalb ihres engen Kosmos "Familie" und "Hobbys" (bei männlichen Bekannten häufig nur: Fußball oder Computerspiele) keinerlei Interesse (und auch kein Wissen).
Letztere hingegen machen meinen Freundeskreis aus und sind schwerer zu entdecken, das sind dann diejenigen, mit denen man bis tief in die Nacht tiefgründig über Gott und die Welt reden kann. Mit denen kann ich auch nach Jahren noch spannende und bereichernde Gespräche führen, während sich bei ersteren die 30min-Gespräche bei jedem Treffen um die gleichen wenigen Themen drehen, bevor alles ausgeschöpft ist.
Ich kann also aus eigenem Erleben gut nachvollziehen, warum jemand, der nicht gerade auf der Suche nach neuen Freunden ist, wenig Interesse an anderen Menschen hat. Man muss sich halt erstmal offen auf sehr viele einlassen um einen Menschen der zweiten Art zu identifizieren, dafür braucht man Energie wenn man nicht gerade zu den richtig Extrovertierten gehört, die dabei sogar ihre Batterien aufladen.
Bei mir persönlich wechselt sich das phasenweise immer wieder ab: mal habe ich eine zeitlang Lust mich auf neue Menschen vorbehaltlos einzulassen (und entdecke dann auch hier und da einen Diamanten
) und mal bin ich einfach nur gelangweilt von den immergleichen Themen und Persönlichkeiten, die mir begegnen.
Ich habe Sandkasten"freunde" (bzw. heute eher Bekannte), die immer noch die gleichen Menschen sind wie vor 15 Jahren. Einziger Unterschied: sie gehen jetzt arbeiten anstatt in die Schule und haben evtl. ein oder zwei Kinder, die sie nach der Arbeit versorgen/bespaßen müssen, anstatt vor der Playstation sitzen zu können. Die gleichen Sichtweisen, die gleichen unreflektierten Meinungen, die gleichen "Interessen" (TV, Serien, Fußballspiele, Playstation, Kneipe) wie früher schon. Das sind liebe Menschen, aber leider auch recht "flache" und ausrechenbare Persönlichkeiten, die keine Entwicklung durchmachen.
Bevor ein Aufschrei kommt: Das ist alles lediglich meine zutiefst persönliche Sichtweise und Überzeugung.
Es ist politisch unkorrekt, aber ja: so herrlich individuell ist die Masse an Menschen nicht, ein Großteil "existiert" nur und lebt ein größtenteils fremdbestimmtes Leben, richtig tiefgründige Persönlichkeiten muss man suchen und finden.