Reinhard hat geschrieben: ↑29 Nov 2019 17:33
Obelix hat geschrieben: ↑28 Nov 2019 19:39
Das funktioniert natürlich nicht ganz so plump und einfach wie hier formuliert, sonst gäbe es nicht so viele Leute, die hier ein Problem haben. Aber: Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die eigene Körperhaltung durchaus etwas mit der Psyche macht. Wenn ich mich nicht hängen lasse sondern mit beiden Füßen fest auf dem Boden stehe und von Kopf bis Fuß gerade stehe, mit einem festen Blick nach vorn, dann gibt dieser feste physische Stand auch ein Gefühl von mentaler Stabilität. Man atmet dann besser durch, hat eine festere Stimme, und spürt die Last seines Körpers nicht so sehr. Und letztlich ist so ein fester Stand auch nichts anderes als das, was man allgemein als "selbstbewusste Körperhaltung" beschreibt.
Natürlich sind die üblichen Blockaden im Kopf dadurch nicht weggezaubert. Aber man hat so einfach etwas mehr Energie, mit der man eher mal einen Sprung über den eigenen Schatten wagen kann.
So, und jetzt sollte ich das bei der nächsten Kontaktgelegenheit auch nochmal selbst sagen...
Du hast dann aber vorher schon etwas mit der Psyche gemacht, wenn du es dir vornimmst, dich so aufzustellen. Und das ist dann eben nachweis-technisch ein Problem, diesen Effekt vom So-Da-Stehen alleine abzugrenzen. Man muss die Leute dazu bringen, eine selbstbewusste Körperhaltung einzunehmen, ohne dass sie merken, dass sie das wegen des Selbstbewusstseins tun sollen.
Und natürlich wäre der Nachweis eines solchen Effekts auch deshalb interessent, weil man dann einfache mechanische Empfehlungen geben könnte wie "stell dich breitbeinig hin und die Arme auf die Hüften" anstatt so schwammige Sachen wie "wirke selbstbewusst".
Der Obertitel heißt "Embodiment".
Ist ein anerkanntes und auch mit Studien untermauertes Konzept. Wie absolut alles im Bereich des Psychologischen/Emotionalen natürlich auch nicht ohne Gegner/Gegenkonzepte, denn was letztendlich für den Einzelnen zählt ist die eigene Wahr-Nehmung, welche wiederum von den zu analysierenden Faktoren beeinflusst wird.
Objektiv sein kann hier nur, wer die komplexen Wechselwirkungen anerkennt und sich klar macht, dass es hierzu keine letzte Objektivität geben KANN, das Phänomen aber dadurch eher nicht unbedeutender wird. Was wiederum erfreuliche Spielräume eröffnet fürs Sich-selbst-überzeugen.
Selbst schlau machen macht schlau:
Embodiment
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Embodiment
"Wie Ihre Körperhaltung Ihr Denken beeinflusst"
https://rp-online.de/leben/gesundheit/p ... d-17827777
"Embodiment: Wie die Körperhaltung die Psyche beeinflusst"
https://www.ugb.de/ugb-medien/einzelhef ... einflusst/
"Körperhaltung beeinflusst Mut und Führungsqualität"
https://www.welt.de/gesundheit/psycholo ... itaet.html
"Wie die Körperhaltung das Selbstbewusstsein stärkt"
https://www.wissenschaft.de/umwelt-natu ... n-staerkt/
"Körper und Seele – nur gemeinsam stark"
https://www.zeit.de/zeit-wissen/2013/03 ... ettansicht
"Geht so"
https://www.zeit.de/zeit-wissen/2018/04 ... enlichkeit
(benötigt kostenlose Anmeldung)
Dies ist nur eine Schnellrecherche per Abfrage meiner bevorzugten Internet-Suchmaschine und der ersten Ergebnisseite, kein Anspruch auf irgendwas - außer zu zeigen, dass es hierzu wohl schon eine Menge ernst zu nehmende Gedanken von ernst zu nehmenden Menschen gibt, die man mal studieren könnte, wenn einem das Thema interessant erschient.
Ich selbst habe mich mal etwas praktisch mit Zapchen Somatics befasst und finde die Möglichkeiten, es auch auf meiner sehr laienhaften Ebene im Alltag fruchtbar zu machen, erstaunlich.
https://www.zapchen.com/jigglebook.html
Ich empfehle da u. a. den kurzen Absatz "from the Forward 1" (im Buch ist der wesentlicher ausführlicher und überzeugender; zumal es mittelrweile diverse ähnliche Experimente mit vergleichbaren Ergebnissen gibt; letztlich wird dem wahrscheinlich jeder gute Schauspieler per Berufserfahrung zustimmen, also alles nix Neues; nur aufgrund unserer Wissenschaftsgeschichte wenig beachtet).
Einer der "Nachteile" der Methode ist, dass man sie nur erfahren kann, wenn man sie im Sinne eines offenen Experimentes ausprobiert, möglichst im empfohlenen Umfeld. Die eher lockere Sprache, mit der die Methode nahegebracht wird, hat eher damit zu tun, die Neugier auf die Praxis zu wecken, als damit, dass es man sich nicht auch viel ernsthafter darüber auslassen könnte. Letzteres würde nur leider dem möglichen Effekt im Wege stehen (für eher nachdenkende Menschen - wie mich anfangs - kann schon allein das ein bedenkenswertes (sic!) Erlebnis (sic!) sein).
Die selbsternannten Kopfmenschen im Forum dürften davon profitieren, sich per wissenschaftlicher Ergebnislektüre (passende Literature bitte selbst suchen, obiges bedient das nicht) bewusst zu werden, dass Emotionen, Körper und praktisches Handeln gewichtigere Faktoren ihrer Gedanken, als umgekehrt.
Ja, das kann weh tun, wenn man warum auch immer einen Fokus auf die unschönen Erlebnisse der Vergangenheit legt.
Dann tut es aber sowieso schon weh. Also warum nicht mal schauen, ob man es - wenn auch eventuell initial schmerzhaft, aber was kann man schon verlieren? - mal anders machen kann?
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