DDR und Wendezeit Erinnerungen

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ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Volltrottel

DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Volltrottel »

Hallo,
ich bin mal so mutig und eröffne einen neuen Thread.
Ich habe gestern in einem anderen Forum einen Tipp für einen alten Film auf Youtube gefunden und dieser hat mich wieder in diese wunderbare leider längst vergangene Zeit zurückversetzt.
https://m.youtube.com/watch?v=GhNpnJ9MjQ8
Ich habe selbst die DDR leider nur nach der Wende miterlebt, bin ein typisches Wendekind als Jahrgang 1989.
Mich hat die DDR und ihr Alltag immer fasziniert, alles war viel wertvoller als heute und das Strassenbild bot einem Halt im Alltagsleben.
Wer erinnert sich auch an diese wundervolle Zeit?

ERSTER BEITRAG DES THEMAS
Don Rosa

Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Don Rosa »

Volltrottel hat geschrieben: 08 Sep 2020 12:08 ... alles war viel wertvoller als heute und das Strassenbild bot einem Halt im Alltagsleben.
Bitte erkläre doch, was genau du damit meinst.
Volltrottel

Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Volltrottel »

Alles war einfach und funktionell, wie für die Ewigkeit gemacht. Keine schnelllebige Veränderung wie heutzutage. Das gibt mir zumindestens enormen Halt im Alltag, der mir zunehmends immer mehr fehlt.
Ninja Turtle

Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Ninja Turtle »

Witzig, da wird man direkt nostalgisch.

Aber man merkt auch den ganzen Frust.
Ninja Turtle

Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Ninja Turtle »

Und ich finde es supper mal wieder Leute ungeniert berlinern zu hören. :mrgreen:
Acealus

Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Acealus »

Die Menschen, die sich bewusst an die DDR erinnern und sie erlebt haben, scheinen oftmals einen weniger nostalgischen Blick auf die Zeit zu haben. Sieht man z.B. bei FDJ Demos - die Gegenstimmen kommen da recht häufig von Menschen, die aus der Zeit kommen.

Und wenn es in der DDR nur halb so extrem war wie in der Sowjetunion, möchte ich ganz bestimmt nicht unser heutiges System dagegen tauschen.
Zwerg
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Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Zwerg »

Volltrottel hat geschrieben: 08 Sep 2020 12:08 Mich hat die DDR und ihr Alltag immer fasziniert, alles war viel wertvoller als heute und das Strassenbild bot einem Halt im Alltagsleben.
Wer erinnert sich auch an diese wundervolle Zeit?
Klar. So ein Trabbi war schon was wert wenn man sich 15 Jahre darauf freuen durfte.
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Einsamer Igel
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Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Einsamer Igel »

Volltrottel hat geschrieben: 08 Sep 2020 12:08 Mich hat die DDR und ihr Alltag immer fasziniert, alles war viel wertvoller als heute und das Strassenbild bot einem Halt im Alltagsleben.
Wer erinnert sich auch an diese wundervolle Zeit?
2 Fragen, die man mal dagegen stellen kann:
Glaubst du nicht, dass es denselben Effekt auch in der BRD gab?
Woher rührt deine Sehnsucht nach Beständigkeit und Wertschätzung?

Ich würde es aus eigener Perspektive nicht so sehr verklären wollen, "die gute alte Zeit" hatte auch ihre Schattenseiten. Hüben wie drüben.
Sicherlich waren Gebrauchsgegenstände damals wertiger, da die Obsoleszenz noch nicht nach so kurzer Zeit wie heutzutage eingeplant war.
Dafür waren die Dinge auch teurer, man brauchte vieles nicht, weil man dafür lange hätte sparen müssen. Man war vielleicht aus Gewohnheit genügsamer und setzte Prioritäten.

Heute sind wir überflutet mit Billigkram, fast jeder kann sich ganz viel leisten. Das Anspruchsdenken hat sich gewandelt und dass der Kram nicht lange hält, interessiert viele erst mal nicht. Heute "muss" man viel mehr Kram haben, weil dieser Kram stärker noch als vor einigen Jahrzehnten einen sozialen Zweck erfüllt. Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Die Dinge, die wir kaufen, haben wenig Wert. Und selbst wenn sie, gemessen an einem vielleicht sehr kleinen Budget, teuer waren, sind sie doch oft wertlos, weil sie nicht lange halten und noch nicht mal repariert werden können. Man kauft für die Mülltonne.
Nachbarschaftsbeziehungen und familiärer Zusammenhalt war auch wertvoller. Wir folgen seit Jahrzehnten dem Trend zur Vereinzelung. Man hat es nicht mehr nötig. Und die Digitalisierung sozialer Welten tut ihr übriges dazu.

Aber um auf der Objektebene zu bleiben: Es gibt auch heute noch Ecken, in denen sich in den letzten Jahrzehnten kaum was verändert hat. Wo das Straßenbild eine gewissen Stabilität ausstrahlt. Wo die Zeit wie stehen geblieben anmutet. Aber das ist heute auch nicht mehr modern, es wird sich immer irgendwer finden, der das unbedingt ändern muss. Weil Veränderung ja Fortschritt ist und somit "gut". Es fängt vielleicht ganz harmlos an, mit Verbesserung der Nutzungsqualität für die Anwohner. Eine modernere Ampelanlage, ein Ausbau der Parkplätze, Erneuerung der Straßenbeleuchtung. Wiederbelebung stagnierender Stadtteile/Schaffung neuer Arbeitsplätze durch Wirtschaftsförderung. Und nach und nach verändert sich alles. Alteingesessene Läden können nicht mithalten und werden ersetzt durch Großgeschäfte auf der grünen Wiese, die ohne Auto aber kaum erreichbar sind. Autolose Menschen werden schlicht ignoriert und können bleiben, wo der Pfeffer wächst. Man wird auch nicht gefragt: Möchtest du große Mengen Zeugs aus großen Geschäften in dein idealerweise großes Auto verfrachten, oder willst du einfach nur deinen Tagesbedarf im Laden um die Ecke einkaufen? Diese Entwicklung sehe ich als autoloser Mensch als Verschlechterung an. Aber gefragt hat mich danach freilich keiner. :roll:

Was ich noch ganz witzig finde: Wenn man früher was im Tante Emma Laden nicht gekriegt hat, war der Inhaber aber meist so nett, in seinen KATALOGEN nachzublättern und das Gewünschte extra für einen zu bestellen. Wenn es erhältlich war, dann wollte man dem Kunden den Wunsch auch erfüllen. Man war serviceorientiert. Heutzutage ein Fremdwort. Da wird nix mehr für einen Kunden bestellt, das muss der sich im Internet selber bestellen. Hat man dadurch mehr Freiheit oder weniger?
Ich fand es ganz nett, dass die Händler sich damals (neben dem eigenen Umsatz) noch für das Wohlergehen der Kundschaft interessiert haben.
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Axolotl
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Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Axolotl »

Ninja Turtle hat geschrieben: 08 Sep 2020 13:46 Und ich finde es supper mal wieder Leute ungeniert berlinern zu hören. :mrgreen:
Dit kannste jerne jedn tach habn.
Acealus hat geschrieben: 08 Sep 2020 15:11
Die Menschen, die sich bewusst an die DDR erinnern und sie erlebt haben, scheinen oftmals einen weniger nostalgischen Blick auf die Zeit zu haben. Sieht man z.B. bei FDJ Demos - die Gegenstimmen kommen da recht häufig von Menschen, die aus der Zeit kommen.
Komisch. Ich erlebe das genau andersherum. 99 % der Leute die ich so treffe wollen die DDR lieber wieder zurück 🤷‍♂️
Acealus hat geschrieben: 08 Sep 2020 15:11
Und wenn es in der DDR nur halb so extrem war wie in der Sowjetunion, möchte ich ganz bestimmt nicht unser heutiges System dagegen tauschen.
Wie war es denn so in der Sowjetunion?
Einsamer Igel hat geschrieben: 08 Sep 2020 16:43
Glaubst du nicht, dass es denselben Effekt auch in der BRD gab?
Ehrlich gesagt nein.
私はウーパールです。

저는 아홀로틀입니.
Melli

Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Melli »

Ich gehöre zu den Leuten, für die – u.a. – der Ostblock noch zu Lebzeiten einen gewissen nostalgischen Effekt bereithielt, weil da vieles aussah wie früher mal im Westen. (Aber glücklicherweise war das noch lange nicht alles :oops:)

Was auch beinhaltet, daß ich manchmal ähnlich über meine erste Zeit in der BRD, Ende der 1960er, Anfang der 70er Jahre denke. Aber von ein paar Archaismen kann man schlecht leben, insbesondere was Architektur oder auch gerade deren Fehlen (auf damals noch freien Flächen) angeht.

Ich kann nichteinmal sagen, ob die Leute früher oder später wenigstens etwas duldsamer mit mir gewesen wären. "Fremd ist der Fremde in der Fremde," wußte schon Karl Valentin :shy:

Die Entwicklungen der Technik beschäftigen mich nicht sonderlich. Aber meine "Bonus"-Familie hatte ein wirklich gutes schon damals sehr altes Röhrenradio im Haus. Ein unwiderstehlicher satter Sound war das. Ich hätte mir das Teil unter den Nagel reißen und mal überholen lassen sollen (neue Röhren und so) :oops:
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Mannanna
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Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Mannanna »

Die Wendezeit... erst die ganzen Leute in Ungarn, dann Genscher in der Prager Botschaft und plötzlich war die Mauer auf.
Begrüßungsgeld.
Die ersten Trabis und Wartburgs gesehen.
Die DDR hat nach Braunkohle gerochen.
Zweitbestes Titelbild ever: Titanic: "Zonen-Gabi (17) im Glück: Meine erste Banane!"

Gruselstories:
1. DDR-Verwandtschaft ist zu Besuch. Fährt wieder nach Hause und nimmt Fernseher, Stereoanlage usw. mit und hinterläßt einen Zettel: "Ihr könnte euch das ja einfach neu kaufen." (Es gibt auch die Version, daß der Familienvater sie dann auf der Autobahn gen Osten noch einholt.)
2. DDRler hat Job im Westen gefunden: "Wann wird denn hier Karten gespielt?" "Gar nicht." "Was? Nee, das ist mir zu anstrengend." Sagt's und kündigt wieder.


DM-Einführung. Umtausch 1:1, Ältere Leute entrüstet: "Wie 1:1? Wir haben damals mit 20 Mark für jeden angefangen! Das muß man da auch so machen!"
Wieso kriegen die fast so viel Rente wie ein Wessi? Die haben doch nie ins System eingezahlt.
Gebrauchtwagenpreise schießen in die Höhe. Selbst die ketzte Schrottkarre kann man noch irgendeinem Ossi andrehen.
In der Ex-DDR wimmelt es plötzlich von Sex-Shops und Videotheken.

to be continued.....
Zuletzt geändert von Mannanna am 08 Sep 2020 17:37, insgesamt 1-mal geändert.
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, daß er genug davon habe. (Descartes)

"Man will immer, was man nicht hat, und wenn man's hat, ist's langweilig" (Rainald Grebe, "Krümel")
Mit müden Augen
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Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Mit müden Augen »

Ich "kenne" DDR nur aus dem Geschichtsunterricht und bin darüber auch ganz froh. Auch wenn sich manche Aspekte irgendwie zu wiederholen scheinen.
der Himmel brennt, die Engel fliehen
Ruhrpott-Mädsche

Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Ruhrpott-Mädsche »

Ich hab vom Mauerfall und der DDR erst Jahre später was mitbekommen.
Im Vakuum der Zeugen Jehovas hab ich damals echt null was mitbekommen. Erstaunlich, wie ab geschitten von der Lebenswirklichkeit man dein kann :surprise:

Aber wenn ich heute Ausschnitte darüber sehe, was beim Mauerfall abging, hab ich Pipi inne Augen!
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Obelix
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Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Obelix »

Meine Erinnerungen an meine Reisen durch (nicht in) die DDR:

Auf der Autobahn:
- die Propagandasprüche auf den Brücken über der Autobahn.
- Ein- und Ausfahrten ohne Beschleunigungs- bzw. Verzögerungsstreifen
- Tempolimit 100. Wer schneller fuhr, lief Gefahr, sich einen Achsbruch zu holen. Ganz besonders östlich von Berlin, wo es keine West-Subventionen mehr für Transitstrecken gab. Dort waren manche Brücken sogar nur einspurig befahrbar, mit Tempo 40.

In Berlin:
- Der Blick von Westen auf die Mauer - vor allem nachts war das richtig gruselig.
- Umsteigen von der (West-)S-Bahn auf die (West-)U-Bahn am Bahnhof Friedrichstraße (Osten): Man durfte nur schmale, strikt abgetrennte Gänge benutzen. Die U-Bahn fuhr dann ohne Halt durch ein paar "Geisterstationen", bevor sie wieder auf West-Territorium war.

... und überhaupt die Angst, bei den Grenzkontrollen Probleme zu bekommen.

Und dann war da noch der Trabifahrer, dem wir mit unserem VW-Bus ein Rücklicht kaputt gefahren hatten. Unser Fahrer drückte ihm als Entschädigung 30 DM (Westgeld) in die Hand. Der Mann war regelrecht happy über den Vorfall...

Tja, und dann kam die Wende, die ich im Fernsehen und in der Zeitung intensiv verfolgt habe - und die Enttäuschung, dass man bei uns "tief im Westen" im Alltagsleben eigentlich gar nichts davon merkte. Dafür umso mehr Geschichten von Ossis, die mit dem Wandel überfordert waren und/oder von Wessis über den Tisch gezogen wurden. Nicht gerade Momente, die mich stolz gemacht haben...
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Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Daniog »

Ich erinnere mich an die ersten aus dem Osten in der Schule.

Stinkende Trabbies auf der Straße und als ich das erste Mal rüber kam McDonalds als schönstes Gebäude im Ort.
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Ringelnatz
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Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Ringelnatz »

Meine Schwiegereltern kommen aus der ehemaligen DDR und erzählen von Angst und Unfreiheit. Man durfte sich nicht frei äußern, musste Bespitzelung fürchten. Ein Land, das eine Mauer brauchte, um die Leute daran zu hindern es zu verlassen. Positiv in Erinnerung gebieben ist ihnen der Zusammenhalt unter Nachbarn. Man hat sich gegenseitig mehr geholfen. Und die Kinderbetreuung war flächendeckend besser, sodass Frauen früher wieder in den Job zurückkehren konnten.

EDIT: Ah ja, meine Schwieger-Großeltern waren Bauern und wurden enteignet. Auch nicht toll.
Zuletzt geändert von Ringelnatz am 08 Sep 2020 19:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von LesHommes »

Volltrottel hat geschrieben: 08 Sep 2020 12:08 Mich hat die DDR und ihr Alltag immer fasziniert, alles war viel wertvoller als heute und das Strassenbild bot einem Halt im Alltagsleben.
Wer erinnert sich auch an diese wundervolle Zeit?
Filmtipp: die Langzeit-Doku (1961 bis 2005) Die Kinder von Golzow in der rbb Mediathek

Vermittelt einen sehr guten Einblick in das Leben der Eltern und Großeltern-Generation, insbesondere diese ganzen nervigen Regime-Gängeleien. Deckt sich auch sehr gut mit den Erzählungen, die ich so aus meiner Familie kenne. Ich kann nicht behaupten, dass mir der meist "vorprogrammierte" Lebensweg dieser "wundervollen Zeit" gefallen würde. Ich stehe auch auf Reisefreiheit. Was ich an der Mentalität der Altvorderen allerdings mag - die Notwendigkeit der Güter- und Personalknappheit hat Improvisation, Self-Made-und-Bewahrungs-Attitüde (weil man hatte ja nischt) und die Selbstverständlichkeit für Frauen in allen Jobs gefördert. Anscheinend war das Bildungssystem auch ziemlich gut. Aber "nostalgisch" ist für mich am ehesten, dass mich der Schlag Leute, die dort porträtiert sind, an meine Heimat erinnern. Wäre das ganze weiter nördlich oder südlich entstanden, sähe es vll auch anders aus.
Runtergerockt war alles zur Wende, aber mittlerweile hat sich das Bild ja etwas gewandelt und nun sieht der Westen auch mancherorts aus wie der alte Osten, unsanierte Nachkriegs- und Brutalismus-Architektur. Aber gut, Städte finde ich eh meistens hässlich.
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Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Finnlandfreundin »

Meine persönlichen Erinnerungen: Geruch des Trabbis - damals nicht wahrgenommen, heute liebe ich es / mit dem Trabbi zur Ostsee - ich stand teilweise in der Mitte hinten im Auto / die Platten auf der Autobahn - dieses gleichmäßige Geräusch, schön zum Schlafen / Jungpionier / einen Teil der Familie nur von Fotos und Erzählungen kennen / Intershop / Handrührgerät RG 28 in orange - hat meine Mutti und er funktioniert immer noch
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Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Axolotl »

Ringelnatz hat geschrieben: 08 Sep 2020 18:57
Meine Schwiegereltern kommen aus der ehemaligen DDR und erzählen von Angst und Unfreiheit. Man durfte sich nicht frei äußern, musste Bespitzelung fürchten.
Jetzt mal ohne das runterzuspielen, aber bespitzelt wird man heute auch. Fängt an wenn einen Alexa weckt und hört erst da auf, wo man das Smartphone zum Duschen ablegt. Netzwerkdurchsuchungsgesetze und der wenn der Verfassungsschutz vor der Tür steht, hast du garantiert auch Abhörgeräte in der Wohnung. Nur irgendwie stört sich daran kaum jemand.
私はウーパールです。

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Re: DDR und Wendezeit Erinnerungen

Beitrag von Ringelnatz »

Axolotl hat geschrieben: 08 Sep 2020 19:36
Ringelnatz hat geschrieben: 08 Sep 2020 18:57
Meine Schwiegereltern kommen aus der ehemaligen DDR und erzählen von Angst und Unfreiheit. Man durfte sich nicht frei äußern, musste Bespitzelung fürchten.
Jetzt mal ohne das runterzuspielen, aber bespitzelt wird man heute auch. Fängt an wenn einen Alexa weckt und hört erst da auf, wo man das Smartphone zum Duschen ablegt.
Ich verstehe worauf du anspielst. Immerhin: Keiner zwingt dich Alexa zu nutzen, oder? Und wenn du was gegen Merkel sagst, wirst du auch nicht verhaftet ;) Ich bin politisch unbewandert, aber einen kleinen Unterschied bezüglich Möglichkeiten und Konsequenzen meine ich da erkennen zu können.
In a world where you can be anything, be kind.