Beitrag
von Bergfan » Donnerstag 25. November 2010, 13:39
Vielleicht habe ich mich noch nicht genügend verständlich ausgedrückt, was ich mit dem Kennenlernen der eigenen Person und der eigenen Bedürfnisse meine. Drei Dinge will ich da herausgreifen:
Erstens vermute ich, dass Du dein eigenes "Spiegelbild" suchst. Natürlich reicht "Nett" nicht. Solange Du aber deine eigenen Stärken und Schwächen nicht genügend kennst, wirst Du eher nach etwas Gleichem suchen. Tatsächlich aber strebt der Mensch nach Ergänzung und Vervollständigung. Wenn Du z.B. Angst hast, allein vor die Tür zu gehen, wirst Du nach jemand suchen, der dir das Gefühl von Sicherheit gibt. Vielleicht durch seine Größe oder sein Auftreten usw. Ich will mich da als Beispiel nehmen: Jahrelang dachte ich, dass ein finanziell gleichgestellter Partner mir relativ wichtig wäre. Als Studentin kannst Du das wohl noch nicht so gut nachvollziehen. Ich aber stehe seit 25 Jahren im Berufsleben. Als ich diese Forderung gegen andere Dinge abgewogen habe, z.B. mit einer Partnerin zusammen zu sein, die ernsthaft eine Familie gründen will, von der ich annehme, dass sie auch treu ist und die den ernsthaften Willen hat, sich in einer Beziehung durchzubeissen und Kompromisse einzugehen, ist mir bewusst geworden, dass der finanzielle Gesichtspunkt mir nicht mehr so wichtig ist. Ich verdiene selbst genügend Geld und denke mir immer wieder: Hauptsache es reicht. Die Tatsache, dass meine Freundin arm ist beruht ja nicht auf dem Umstand, dass sie faul oder verschwenderisch wäre, sondern darauf, dass sie in einem relativ ärmeren Land lebt. Wen DU aber deine eigenen Stärken und Schwächen nicht genügend kennst, wirst Du auch nicht wissen, was Du suchst. Ich weiß nicht was Du studierst. Wenn dir dein Studium ein gutes Einkommen sichert, solltest Du dich -ähnlich wie orchideen- fragen, ob Du das Gleiche bei deinem Partner ebenfalls brauchst. Das kommt auf deine Lebensplanung an.
Zweitens denke ich, dass Du dich selbst zum Maßstab für die Beurteilung anderer Personen machst. Keine Angst, das ist eine normale menschliche Gewohnheit, vor der auch Personalchefs bei der Beurteilung ihrer Mitarbeiter nicht gefeit sind. Da sollte man sich um ein möglichst objektives Urteil der anderen Person bemühen, wobei manchmal die Meinung anderer durchaus hilfreich sein kann.
Drittens denke ich, dass es in der Beziehung hilfreich ist, sich den anderen schön zu denken, sich auf die postiven Seiten der anderen Person zu konzentrieren. Damit sollte man aber nicht schon in der Beziehungsanbahnung bewusst anfangen, weil das zum Ausblenden wesentlicher negativer Eigenschaften führen kann.
Zuletzt geändert von Bergfan am Donnerstag 25. November 2010, 14:13, insgesamt 1-mal geändert.