Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

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Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

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Das ist kompliziert, das muss ich im Text erklären ...
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Giebenrath
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Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von Giebenrath »

Ich schätze den Anteil meiner Eltern sehr hoch ein, zumal offensichtlich auch mein Bruder vom AB-Phänomen betroffen ist.

Es fängt, wie viele es schon beschrieben haben, bei der emotionalen Kälte in meiner Familie an. Ich kann mich auch nicht daran erinnern, dass meine Eltern irgendwann Händchen gehalten oder sich geküsst haben, dabei sind sie noch immer verheiratet.
Die Eltern-Kind-Beziehungen würde ich eher als neurotisch bezeichnen. Mein Vater war auch eher AB-mäßig trauf, hatte kein eigenen Freundeskreis und nahm am sozialen und gesellschaftlichem Leben kaum Teil. Meine Mutter versuchte das Problem durch eine Art Rollentausch zu "lösen" und hatte oft mich anstatt des Vaters als Begleiter für gesellschaftliche Anlässe auserkoren. Für mich war natürlich die Lösung das Problem. Teilweise habe ich das Verhalten meines Vaters kopiert, um gegen die Mutter zu rebellieren.

Insgesamt war der Erziehungsstil von Exklusion geprägt.
An einer "normalen Entwicklung" hatten meine Mutter gewiss kein Interesse. Deshalb ging ich auch auf eine exklusive Privatschule. Dass die anderen Kinder dort Lehrerkinder waren oder irgendwelche angeblichen Positionen in einer fremden Welt hatten, war ich auch dort Außenseiter, weil ich aus eher bescheidenen Verhältnissen stamme.
Erziehungsbeiträge meines Vaters waren nicht der Rede wert.
Die meisten Jungen werden von ihren Vater irgendwie davon überzeugt, dass es auf Fußball ankommt - sowohl auf dem Sportplatz, als auch vor dem Fernseher. Bei mir in der Schulklasse waren eigentlich fast alle Jungen vom Fußballfieber betroffen - ich nicht.
Der Aufbau von Freundschaften wurde geschickt vereitelt. So hat meine Oma z.B. wiederholt Besucher einfach weggeschickt, weil ich ja noch Hausaufgaben machen muss. (Bezeichnenderweise hat auch niemand aus der Familie wirklich verstanden, was ich eigentlich auf dem Gymansium lerne. Kein Eltern- oder Großelternteil hatte die mittlere Reife. Trotzdem war insbesondere meine Mutter unverbesserlich und ich ließ sie in dem Glauben, alles besser zu wissen.)
Zwar hat er mich schon von frühster Kindheit an für Handlangerdienste herangezogen, hat es aber unterlassen, mir auch nur irgendetwas sinnvolles beizubringen. Jahrelang habe ich nur das Werkzeug angereicht, das zu benutzen für mich verboten war.
Überhaupt war Arbeit in ein wichtiger Punkt. Keine war schlecht genug für mich. Steine schleppen, mit Glaswolle isolieren, Ställe ausmisten ... dabei war das eigentlich ein Kindheit in den 90ern und nicht in den 50ern.
Für Beschäftigungen, die nicht als Arbeit ausgelegt werden konnten, bestand kaum Verständnis.
Zum Abschluss der Kindheit wurde mir in der Pubertät, auch die Teilhabe an der Jugendkultur verboten. Die Mitgliedschaft im Jugendklub des kleinen Ortes wurde mir untersagt.
Andererseits kritisierte meine Mutter natürlich meine fehlende Einbindung in die Gesellschaft. Doppelbindungen sind schon eine wesentliche Konstante.
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Reinhard
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Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von Reinhard »

Ich kann mich Giebenrath eigentlich nur anschließen. Nur in ein paar Details unterschiedlich. Gut möglich, dass auch mein Vater AB war, bevor er meine Mutter kennenlernte. Er hat zwar gern stolz erzählt, wohin er überall mit ausgegangen ist, aber eine Frauengeschichte war eigentlich nicht dabei. Oder ich habs schon wieder vergessen. Meine Mutter war mit Sicherheit keine Abine, die war mit 17 verheiratet. :o

So richtig verboten wurde mir aber eigentlich selten was. Das ist natürlich eine denkbar schlechte Voraussetzung, um irgendwann mal gegen den Lebensstil zu rebellieren. Stattdessen (bzw. verstärkend dazu) fehlt mir so ziemlich so exploratives Verhalten der Art "geh raus und schau's dir an oder probier's aus", was ich denke was vor allem vom Vater aus vermittelt werden würde. Und das, obwohl ich Neugier eigentlich zu einer ausgeprägten Eigenschaft bei mir zähle. Vermutlich würden speziell mABs eher schlechte Eltern abgeben. :gruebel: Also zumindest die, bei denen es an den Verhaltensvoraussetzungen liegt und nicht an fehlender Attraktivität. (Verallgemeinerungen und so.)

Vielleicht ist es gar nicht mal so schlecht, wenn solche Leute keine Partner finden. Dann haben wenigstens nächste Generationen nicht das Problem, zumindest nicht aus dieser Ursache. Aber das ist jetzt sehr defätistisch gedacht. :twisted:
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Endura

Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von Endura »

Wenn meine Eltern 30 Jahre später geboren worden wären, hätten sie wahrscheinlich als AB geendet. Beide.

Meine Mutter alleine, ist ja nicht mal eine schlechte Mutter, vielleicht etwas zu ängstlich. Aber mein Vater hat eine denkbar schlechte Vaterfigur abgegeben. Er war die meiste Zeit betrunken, und hat sich um uns Kinder überhaupt nicht gekümmert.
Irgendwann hat er mir versucht das Fußballspielen beizubringen. Dabei hat er mich kleinen Knirps, der keine Ahnung vom Spiel hat, nur ausgetrippelt. Ich glaube, das war das einzige Mal, das er versucht hat mit mir zu Spielen.

Verbote gab es bei mir in der Kindheit und vor allem in der Jugend nie. Im Gegenteil. Meine Eltern wollten wahrscheinlich, dass ich mehr unternehme. Schon damals hatte ich keine Freunde, mit denen ich irgend etwas unternehmen konnte. Ich war aber eher an Büchern interessiert. Ich hätte einen belesenen Vater gebraucht, der meine Leidenschaft verstanden und mich in der Entwicklung unterstützt hätte.
blaufusstoelpel
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Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von blaufusstoelpel »

:gruebel: Also, dass ich bei meinen Eltern ausgezogen bin, ist über 20 Jahre her. Insofern hatte ich genügend Zeit, meine Persönlichkeit ohne den Einfluss meiner Eltern weiterzuentwickeln. Trotzdem haben mir meine Eltern während meiner Kindheit und Jugend Werte vermittelt, die mich auch heute noch ausmachen. Meine Eltern haben es mit harter Arbeit aus ärmsten Verhältnissen in die Mittelschicht geschafft. Daher wurden mir Werte vermittelt, die für meine Eltern für ihren Aufstieg zu ihrer Zeit unheimlich nützlich waren - einer von diesen Werten, die bei mir extrem ausgeprägt sind und sicherlich durch einen hohen Anteil elterlichen Einflusses entstanden sind, ist meine Bescheidenheit. Leider nutzt das heute, wo es überall darauf ankommt, sich gut verkaufen zu können und die Rampensau :gewinner: zu geben, kaum noch was. :crybaby: Auch meine Verklemmtheit hat sicherlich ihre Ursache in meiner Kindheit - allerdings war der Zeitgeist bei meinen Eltern anders als heute - es war also keine böse Absicht oder gar Schuld. Zeit gab es ja auch genug, in der ich mich hätte ändern können. Also ist es doch eher meiner Persönlichkeit als die Erziehung? :gruebel: Die beiden genannten Eigenschaften sind jedenfalls begünstigend, um ewig Single zu bleiben.
Was der Gierige sucht ohne zu finden, findet der Liebende ohne zu suchen. (Unbekannt)
lieschenmueller

Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von lieschenmueller »

Ich habe über 90% angeklickt.
Sicher bin ich mir da nicht ganz, ich wüsste aber auch keine anderen Gründe.
Meine Erziehung war in dem Punkt (Männer und Intimitäten) sehr streng. Mein Machopapa erzog mich quasi nach dem Motto "Alles Schlampen außer Papa!" Meine Mutter hat sich in diesem Punkt ganz raus gehalten oder konnte sich nicht gegen ihn durchsetzen.
Das hat mich auch nachhaltig sehr geprägt. Alles was mit Männern + Sex zu tun hatte, war für mich schlecht und hatte etwas Verdorbenes an sich. Dementsprechend fühle/fühlte ich mich, wenn ich einen Mann näher kennen lerne. Es ist äußerst schwierig für mich, damit klar zu kommen und sich nicht als "Schlampe" zu fühlen, wenn es zu mehr als einem Kuss kommt. :shy:
Es wäre vielleicht anders gelaufen, hätte ich noch eine Schwester gehabt.
Aloha78

Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von Aloha78 »

Ich kann meine Eltern eigentlich nicht dafür verantwortlich machen. Vielleicht bis auf einen Punkt: Streitkultur.
Maverick hat geschrieben: 09 Jul 2017 20:53 Meine Mutter hat mich so erzogen, dass ich vor Konflikten zurückschrecke. Meine Mutter gibt immer klein bei, nur um keinen Streit zu provozieren, selbst wenn sie weiss, dass sie im Recht ist. Außer in der Familie. Da kann sie sehr aufbrausend sein und rumschreien, auch heute noch.
Meine Mutter ist auch sehr aufbrausend und wird dann sehr laut und unfair (auch wenn sich das jetzt mit zunehmenden Alter legt). Das hat mir immer viel Angst gemacht mit der Folge, dass ich von selbst immer mehr vor Konflikten zurückschrecke und lieber zurückstecke. Das ist eine Sache, wo ich denke, dass ist pure Energieverschwendung. Nur selten platzt es dann auch bei mir heraus und leider auch ein wenig geerbtes Temperament von meiner Mutter, worauf ich sehr gerne verzichtet hätte. Wenn es mal doch zu einer Streitsituation kommt die ich nicht ausweichen kann, versuche ich unter allen Umständen ruhig zu bleiben und es sachlich anzugehen. Das wirkt dann aber nach außen eher unbeholfen.

Das hat insofern was mit meinem AB-Tun zu tun als dass es ein Hauptargument für das bleiben des Singleseins ist: Ich habe absolut null Bock auf Streitereien und höchstwahrscheinlich eine Sache die mich sehr schnell weglaufen läßt. Somit mein Motto eigentlich: No woman - no cry. Aber ich weiss auch dass es nicht richtig und nicht gesund ist. Vielleicht eine Sache, die man therapeutisch angehen müsste/sollte. :gruebel:

Ganz sicher der Grund, warum ich immer ein Papakind war und es noch immer bin.
summertime

Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von summertime »

Ich geb meinen Eltern nicht die Schuld für irgendetwas und kann deshalb auch keine Prozentzahl angeben. Bei mir waren es eher Schicksalsschläge in der Kindheit, an denen meine Eltern keine Schuld hatten und von denen sie selbst betroffen waren. Ich merke aber umso mehr je älter ich werde, wie diese negativen Kindheitserlebnisse mich geprägt haben. Ich musste vieles als Erwachsene nachholen und mir selbst beibringen, was mir in der Kindheit nicht mit auf den Weg gegeben wurde. Dadurch habe ich viel Zeit verloren und mich anders entwickelt als Gleichaltrige, und das hat sich sowohl beruflich als auch was Beziehungen angeht niedergeschlagen und prägt mein Leben bis heute. Ich glaube, man hätte viel früher gegensteuern und mich schon in der Kindheit eine Therapie machen lassen müssen, aber das war in meinem sozialen Umfeld in den 70ern und 80ern völlig unüblich, da hat man bei Problemen in der Kindheit noch gedacht "das wächst sich aus". Insofern kann ich da auch meinen Eltern keine Schuld geben.
Reinhard
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Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von Reinhard »

summertime hat geschrieben: 03 Sep 2017 09:06 Ich geb meinen Eltern nicht die Schuld für irgendetwas und kann deshalb auch keine Prozentzahl angeben.
Nach Schuld im Sinne von "das ist ihnen anzurechnen, weil sie mit den Folgen rechnen mussten" ist aber ausdrücklich nicht gefragt. Nur mal so als Klarstellung.
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Hasemu

Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von Hasemu »

Meine Eltern haben schon einen guten Anteil an meinem AB-Tum.
Es war eine kaputte Familie in der ich aufwuchs, mein Vater ein prügelnder Alkoholiker, der das ganze Geld versoff, und meine Mutter extrem überbehütend. War keine gute Basis.
Aber wie Reinhard schon schrieb, ab dem Erwchsenenalter sehe ich die Verantwortung für meine Situation doch deutlich bei mir.
anbandoned

Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von anbandoned »

Bei mir sieht es ähnlich aus wie bei den meisten hier:
Vater war immer auf Montage, insbesondere in den Jahren wo es drauf ankommt - sprich Pubertät und zeigt generell eine Gefühlskälte. Die Ehe meiner Eltern ist auch nur noch auf dem Papier gegeben, bis heute streiten sie sich mit 60 noch regelmäßig und reden an einander vorbei. Demenstprechend ging die Erziehung ausschließlich von der Mutter aus und - die auch mit einer gewissen Strenge verbunden war. Anhand meines älteren Bruders sehe ich die extremen Auswirkungen dessen:
Er ist zwar kein AB, aber hatte auch nur eine kurze Beziehung mal mit 28 gehabt. Er zieht jetzt erst mit 33 aus seinem Kinderzimmer raus und weiß immer noch nicht so recht was er im Leben machen soll. Ich selber wohne auch noch mit 24 bei meinen Eltern (was in Anbetracht der Allgemeinsituation eigentlich auch sehr ungesund für mich ist, aber aus ökonomischen Gründen auch einfach nicht anders geht), da ich seit meinem Abitur von Selbstzweifeln geprägt war, wie ich mein Leben gestalten soll. Ich habe jetzt mit 24 erst den Elan mein Studium zu beenden (bin dann irgendwann bei 14 Semestern) und hatte auch jetzt erst die Reife einen dauerhaften Nebenjob zu ergattern. Meine ELtern wissen von meiner Gefühlswelt nichts, weil "man hat sich zusammenzureißen, alles findet sich schon im Leben" und haben auch keinen blassen Schimmer dass ich über Jahre nichts für die Uni gemacht habe.
Aufgrund meines Asthmas war ich nie in Sportvereinen, konnte das aber alles mit einer gewissen musikalischen Ader wieder ausgleichen. Jedoch durfte ich zur Schulzeit nie ein Instrument privat lernen ("mach erstmal die Schule, das ist wichtiger, danach kannst du alles machen"), außer Blockflöte in der Grundschule :roll:
Bis heute fehlt es mir an einer gewissen Spontanität im Leben (und die braucht man nun halt um bei Frauen irgendwie anfangen zu können) und mir wird auch immer mehr und mehr bewusst dass irgendwas mit mir psychisch nicht stimmt, auch bezogen auf den Hintergrund meiner Erziehung und den familiären Umständen. Auch wenn ich das nicht wahrhaben möchte aber an einer Therapie führt kein Weg vorbei...
Aloha78

Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von Aloha78 »

anbandoned hat geschrieben: 03 Sep 2017 11:40 Bis heute fehlt es mir an einer gewissen Spontanität im Leben (und die braucht man nun halt um bei Frauen irgendwie anfangen zu können)
Geht mir genauso. Mit dem Unterschied dass ich aber auch das meinen Eltern nicht anlasten kann (Spontanität gab es durchaus und hat mir auch nicht immer geschmeckt), aber (manchmal) man muss seinen A**** schon selber hochkriegen (denke ich mir jedenfalls). Ich weiss, leichter gesagt als getan, woe so viel bei unseren Problemen.
lieschenmueller

Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von lieschenmueller »

Reinhard hat geschrieben: 03 Sep 2017 09:22
summertime hat geschrieben: 03 Sep 2017 09:06 Ich geb meinen Eltern nicht die Schuld für irgendetwas und kann deshalb auch keine Prozentzahl angeben.
Nach Schuld im Sinne von "das ist ihnen anzurechnen, weil sie mit den Folgen rechnen mussten" ist aber ausdrücklich nicht gefragt. Nur mal so als Klarstellung.
+ 1
summertime

Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von summertime »

Reinhard hat geschrieben: 03 Sep 2017 09:22
summertime hat geschrieben: 03 Sep 2017 09:06 Ich geb meinen Eltern nicht die Schuld für irgendetwas und kann deshalb auch keine Prozentzahl angeben.
Nach Schuld im Sinne von "das ist ihnen anzurechnen, weil sie mit den Folgen rechnen mussten" ist aber ausdrücklich nicht gefragt. Nur mal so als Klarstellung.
Auch wenn man statt "Schuld der Eltern" "Anteil der Eltern" sagt, passt es für mich nicht richtig. Ich will hier nicht so ins Detail gehen, aber ich würde in meinem Fall eher sagen "Anteil der Lebensumstände in der Kindheit", was nicht dasselbe ist. Es gibt wie gesagt auch Schicksalsschläge, mit denen andere Eltern auch nicht anders umgegangen wären. Außerdem befürchte ich, dass ich ein paar ungünstige Gene mitbekommen habe, aber ich glaube nicht, dass das in diesem Thread mit "Anteil der Eltern" gemeint ist.
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Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von Lazarus Long »

Schuld enthält aber nunmal eine moralische Komponente.
Das eventuell gemeinte war ja vielleicht Ursache, aber das steht da nicht.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

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Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von lieschenmueller »

Man kann die Eltern trotzdem weiter lieben und respektieren oder ihnen verzeihen. Um an sich zu arbeiten, solte man allerdings die Ursachen (sofern es denn welche gibt ) kennen und auch klar benennen können. Alles andere ist Augenwischerei.
Zuletzt geändert von lieschenmueller am 03 Sep 2017 14:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von One One Seven »

Ich denke keinen.
Letzten Endes ist das alleine mein Problem und meine eigene Schuld.
Wenn Du etwas nicht kannst, versuche es Dir beizubringen.
Seb-X

Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von Seb-X »

anbandoned hat geschrieben: 03 Sep 2017 11:40 Bei mir sieht es ähnlich aus wie bei den meisten hier:
Vater war immer auf Montage, insbesondere in den Jahren wo es drauf ankommt - sprich Pubertät und zeigt generell eine Gefühlskälte. Die Ehe meiner Eltern ist auch nur noch auf dem Papier gegeben, bis heute streiten sie sich mit 60 noch regelmäßig und reden an einander vorbei. Demenstprechend ging die Erziehung ausschließlich von der Mutter aus und - die auch mit einer gewissen Strenge verbunden war. Anhand meines älteren Bruders sehe ich die extremen Auswirkungen dessen:
Er ist zwar kein AB, aber hatte auch nur eine kurze Beziehung mal mit 28 gehabt. Er zieht jetzt erst mit 33 aus seinem Kinderzimmer raus und weiß immer noch nicht so recht was er im Leben machen soll. Ich selber wohne auch noch mit 24 bei meinen Eltern (was in Anbetracht der Allgemeinsituation eigentlich auch sehr ungesund für mich ist, aber aus ökonomischen Gründen auch einfach nicht anders geht), da ich seit meinem Abitur von Selbstzweifeln geprägt war, wie ich mein Leben gestalten soll. Ich habe jetzt mit 24 erst den Elan mein Studium zu beenden (bin dann irgendwann bei 14 Semestern) und hatte auch jetzt erst die Reife einen dauerhaften Nebenjob zu ergattern. Meine ELtern wissen von meiner Gefühlswelt nichts, weil "man hat sich zusammenzureißen, alles findet sich schon im Leben" und haben auch keinen blassen Schimmer dass ich über Jahre nichts für die Uni gemacht habe.
Aufgrund meines Asthmas war ich nie in Sportvereinen, konnte das aber alles mit einer gewissen musikalischen Ader wieder ausgleichen. Jedoch durfte ich zur Schulzeit nie ein Instrument privat lernen ("mach erstmal die Schule, das ist wichtiger, danach kannst du alles machen"), außer Blockflöte in der Grundschule :roll:
Bis heute fehlt es mir an einer gewissen Spontanität im Leben (und die braucht man nun halt um bei Frauen irgendwie anfangen zu können) und mir wird auch immer mehr und mehr bewusst dass irgendwas mit mir psychisch nicht stimmt, auch bezogen auf den Hintergrund meiner Erziehung und den familiären Umständen. Auch wenn ich das nicht wahrhaben möchte aber an einer Therapie führt kein Weg vorbei...
Mir hätte es sehr gut getan, wenn mein Vater während meiner Pubertät selten dagewesen wäre.
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Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von Reinhard »

anbandoned hat geschrieben: 03 Sep 2017 11:40 Meine ELtern wissen von meiner Gefühlswelt nichts, weil "man hat sich zusammenzureißen, alles findet sich schon im Leben" und haben auch keinen blassen Schimmer dass ich über Jahre nichts für die Uni gemacht habe.
Oh ja, das kenne ich. :oops:
Ich hätte auch ... rückblickend ... gern mit 24 jemanden gehabt, der mich motiviert hätte, mehr für die Uni zu tun ...

Deshalb einmal Arschtrittsmiley :mrgreen:
anbandoned --> Bild

:umarmung2:
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Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von Reinhard »

Lazarus Long hat geschrieben: 03 Sep 2017 13:21 Schuld enthält aber nunmal eine moralische Komponente.
Das eventuell gemeinte war ja vielleicht Ursache, aber das steht da nicht.
Auf was sich der Anteil bezieht wollte ich gar nicht so genau angeben. Ursache, Auslöser, Schuld, Verantwortung, Umstände, etc. Vielleicht will ich auch den größten Wert von allen diesen. Allerdings, wenn es Leute gibt, die sagen, dass die Eltern einen großen Anteil haben, an der Ursache meinetwegen, aber ihnen keine Schuld geben wollen (aus welchen Gründen auch immer, weil sie selbst genauso gehandelt hätten, beispielsweise), und deshalb mit einem niedrigen Wert antworten, dann wäre das eine Einengung der Frage, die ich nicht beabsichtige. Ich wollte keine moralische Diskussion anstoßen, dann hätte die Frage gelautet "gebt ihr euren Eltern die Schuld?"

Oder die TL;DR-Version: beantwortet nach "Anteil an der Ursache", das dürfte meistens passen.
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Re: Welchen Anteil haben eure Eltern daran, dass ihr AB wurdet?

Beitrag von Brax »

Meine Eltern sind der Grund für mein ABtum.

Ich lernte als Kind, dass ich eine Belastung sei; dass ich immer an allem Schuld sei; dass man sich Liebe verdienen muss. Außerdem sind meine Eltern Psychopathen: Sie manipulieren ständig (auch heute noch), damit man das tut, sagt und denkt, was sie wollen. Und meine Mutter konnte jederzeit wegen der kleinsten Nichtigkeit explodieren, ich hatte als Kind solche Angst vor ihr. Mein Vater verzog sich dann immer nur anstatt mir mal beizustehen. Überhaupt haben sie mich bei Problemen nie unterstützt. Viel einfacher war es ja, zu fragen, was ich denn wieder falsch gemacht hätte.

All das habe ich bis heute verinnerlicht. Eine Beziehung sah in meiner Fantasie immer so aus, wie ich es bei meinen Eltern gelernt hatte (einerseits durch die Mann-Frau-Rollenverteilung, die sie mir vorlebten; andererseits dadurch, wie sie mich behandelten): Dass ich uneingeschränkt meinem Mann zur Verfügung stehen müsse und ihn nicht enttäuschen dürfe (ergo alles tun, was er will), ohne aber im Gegenzug irgendeine Hilfe oder Unterstützung von ihm zu erwarten. Verachtet, beschuldigt und gedemütigt zu werden war für mich Normalität und auch das gehörte in meiner Vorstellung zu einer Beziehung mit mir dazu.
Logischerweise fand ich eine Beziehung nie erstrebenswert und dachte bis Anfang 20, dass ich sowas ja eh nicht will. Außerdem kriege ich bis heute Panik und sabotiere jegliche Beziehungsanbahnung, wenn ein Mann sich für mich interessiert, weil ich dieses innere Bild immer noch nicht wirklich überwunden habe und mein Unterbewusstsein alles dafür tut, damit ich nicht wieder in so eine Situation gerate.