Pierre hat geschrieben: ↑30 Dez 2017 11:58
Schneeleopard hat geschrieben: ↑28 Dez 2017 23:58
Pierre hat geschrieben: ↑28 Dez 2017 23:08
Und mit "Dominanz" und "Passivität" hat es auch nix zu tun, sondern es ist gegenseitiges Erkunden auf gleichem Level.
Das sind beides Begriffe aus einem total anderen Kontext. Sie sind auch wichtig .. haben mit dem 'Erkunden
und sich einlassen' aber nichts zu tun.
Das ist ja das Problem: es gibt da offenbar sehr verschiedene Kontexte, dazuhin unterschiedliche Vorstellungen und
Erwartungen, und noch recht unterschiedliche Erfahrungsspektren. Wenn dann noch von einigen hier etwas selektiv
gelesen wird, kann eigentlich nur Chaos herauskommen, und das Spektrum von "sex ist trivial" bis "sex muss man
anlernen" wird dabei in keiner Hinsicht verständlicher.
Da jeder andere Vorstellungen und Erwartungen hat, kann dir letztlich keiner eine ultimate Wahrheit vermitteln.
Es ist zwar ein Minenfeld, aber ich versuche mal etwas Ordnung reinzubringen.
"Passivität" meint das Aktivitätsniveau beim Sex. Im Idealfall lösen sich Phasen in denen mal der eine, mal der
Andere aktiv ist miteinander, und mit Phasen wo keiner oder beide aktiv sind, ab. Kritisch ist dabei eigentlich
nur selber weder alles an sich zu reissen noch zu faul rumzuliegen. Wie aktiv oder passiv nun richtig ist muss
man in jeder neuen Beziehung neu austesten und auch mal besprechen. Und das immer wieder mal.
"Dominanz" wird in zwei verwandten Bedeutungen benutzt. Einmal im BDSM-Kontext als Beziehungsmuster
(D/s-Beziehung) .. darauf geh ich aber mal nicht ein. Meistens meint es, dass einer (im Regelfal der Mann!)
die Verantwortung übernimmt und bestimmte Dinge vorgibt. Das geht vom Zeichen zum Aufbruch ins Bett,
über die Auswahl der Stellung bis zur Frage was es morgen zu Essen gibt. Wichtig ist dabei, dass er versucht
das Vorzugeben, was auch bei einer längeren Besprechung rausgekommen wäre und den Ansprüchen von
Beiden entspricht oder zumindest nicht unerträglich weit davon abweicht und es Vetorechte gibt. Und das es
immer für beide Bereiche gibt, in denen sie dominant sind. Letztlich geht es mehr darum die Arbeitsteilung zu
vereinfachen als um irgendeine 'Herrschaft'.
Beim Sex meint man mit Dominanz die Phasen, in denen einer aktiv ist und dadurch vorgibt was gemacht wird.
Gerade dabei mögen es viele Frauen, wenn er die Führung übernimmt und dies ihr gegenüber auch gegen
leichtes (testendes!) Maulen durchsetzt. Eigentlich will sie damit nur testen, ob er stark genug ist die Probleme
des Lebens zu lösen und seinen Teil vom Karren in der Partnerschaft ziehen kann.
Ein gutes Beispiel für Dominanz ist die Zusammenarbeit in einer Fussballmannschaft. Klar sind da ein Franz Becken-
bauer oder ein Oliver Kahn extrem dominant. Aber wenn sie sich nicht mal zurücknehmen und dann Andere die
Führung übernehmen, bricht alles zusammen!
Pierre hat geschrieben: ↑30 Dez 2017 11:58
Deswegen dachte ich, ich fang mal beim Grundlegenden an ("wenn sex nicht an sich trivial wäre, wären wir schon
ausgestorben") und taste mich weiter vor, entlang dessen was ich so mitgekriegt hab. Das ist natürlich auch nur
bruchstückhaft, und vieles davon ist mir selber nicht ganz klar, daher wäre es am schönsten, wenn man das hier
abwägen und ergänzen könnte.
Das liegt vorallem daran, weil es da zwei Ebenen gibt, die sich vermischen. Grundsätzlich ist der Akt sehr leicht
und mit etwas gutem Willen, Geilheit von Beiden und Instinkten kann nichts schiefgehen. Was da passiert ist
wunderschön und langt durchaus für die ersten zwei Wochenenden.
Dann aber kommt die nächste Ebene immer stärker ins Spiel: Das man sich zärtlich verwöhnt und den ganzen
Körper erkundet und sich gegenseitig so viel Freude wie möglich schenkt und immer neu experimentiert wie es
noch schöner werden könnte. Dabei helfen einem die Instinkte aber kaum noch und Dinge wie kulturelle Prägung,
Erfahrung, Vorurteile, Pornos usw mischen kräftig mit.
In der Phase kann es einem AB schon helfen wenn ein erfahrener Partner ihm Wege zeigt und vorallem ihm vorlebt,
dass man über alles reden kann. Es kann aber auch sehr schön sein, wenn zwei Unerfahrene sich da gemeinsam
vortasten. Wichtig ist eigentlich nur, dass man offen redet und wirklich jeden Wunsch des Partners versucht auszu-
probieren. Wenns nicht klappt .. auch gut. Dabei sind körperliche Grenzen ebenso zu beachten wie psychische
Grenzen oder auch Ekelbarrieren. Man sollte sich selbst aber auch gut überprüfen was man wirklich von sich aus will
und bei dem was man ablehnt nachzudenken warum man es nicht will und ob es nicht doch Wege dahin gibt. Im
Zweifelsfall lieber später noch mal drüber reden und erst mal anderes ausprobieren und die Dinge reifen lassen!
Viele Männer bleiben leider in ihrer Entwicklung auf der Ebene des reinen 'rumfickens' hängen und definieren Sex
nur über die Penetration mit dem Penis .... und erfahren nie wie schön und erotisch z.B. auch eine gegenseitige
Fuss- oder Kopfmassage sein kann. Die sollten wirklich in Tantrakurse gehen
Pierre hat geschrieben: ↑28 Dez 2017 23:08
Was ich von Leuten höre, die zb Ninjutsu in der authentischen japanischen lineage machen, scheint diese strittige
okkulte Angelegenheit doch sehr konkrete praktische Resultate zu liefern - auch wenn ich nicht so genau weiss
wofür man die brauchen kann.
Da ist wohl eine Klärung was alles 'okkultes Denken' ist notwendig. FÜr mich fällt darunter alles was jenseits des wissen-
schaftlichen Weltbildes (incl. der Philosophie!) rumkrabbelt. Das geht von Astrologie über Wünschelrute, Akupunktur,
Kartenlegen und sowas bis zu sich als Wissenschaft tarnenden Bereichen wie Homöopatie oder Dianetik. Sport, Kampfküste
und Massagetechniken fallen für mich nicht darunter. Also auch nicht Ninjutsu oder Tantra auch wenn beide eine okkulte
Komponente in Form ihrer religiösen Einbindung haben.
Pierre hat geschrieben: ↑28 Dez 2017 23:08
In puncto Selbsterfahrung und Körperbewusstsein kann man da auf jeden Fall eine ganze menge interessante Dinge
mitkriegen, und abgesehen davon ist die dortige Szene auf jeden Fall der Meinung, dass man eine besondere Art der
Sexualität pflegt, die Uneingeweihte erstmal erlernen müssen.
Abgesehen davon, dass solche Szenen immer zur Selbstüberschätzung neigen und auch diese Kurse teilweise recht
nahe an der Prostitution sind, stimme ich dir da völlig zu. Anatomische Kenntnisse über Muskel- und Nervenverläufe
und Techniken um diese zu stimulieren und zu verwöhnen sind was sehr wertvolles beim Sex ebenso wie Selbstkon-
trolle und Körperbeherrschung. Nur gibt es diese Kenntnisse mehr oder weniger identisch in vielen Schubladen wie
zum Beispiel der Meditation oder dem authogenen Training oder auch dem Zen oder dem Rosenkranzgebet.
Pierre hat geschrieben: ↑28 Dez 2017 23:08
Mit Erfahrung hat diese Spielwiese nun also ganz klar einiges zu tun. Mit "Dominanz" und "Passivität" allerdings gar nicht,
denn wenn man eines über diese Spielarten sagen kann, dann, dass Mann und Frau dabei gleichwertig erscheinen und auch
die Zuneigungsbezeugungen ausgeglichen sind.
Mit etwas 'Altersweisheit' sieht man auch bei 'Dominanz' und 'Passivität' etwas weiter und begreift, dass man garnicht
beurteilen kann, ob Mann und Frau dabei gleichwertig erscheinen und ob die Zuneigungsbezeugungen ausgeglichen
sind. Wenn man Dominanz als Arbeitsteilung versteht, stellt sich zum Beispiel die Frage nach der Gleichwertigkeit nicht
und selbst wenn, so kommt es doch darauf an, dass beide glücklich sind und 'Gleichwertigkeit' fällt aus dem Kontext.
Auch 'Zuneigungsbezeugungen' sieht man mit etwas Distanz großräumiger. Wer zeigt denn mehr Zuneigung? Der
Aktive der streichelt und massiert oder der Passive, der sich öffnet und hingibt und ausliefert? Oder der, der liebevoll
führt und die Verantwortung auf sich nimmt?