Tony2021 hat geschrieben: ↑02 Mär 2022 18:33
Hallo zusammen,
ich schreibe mir gerade mit einer recht sympathischen Frau auf einer OD-Plattform. Wir haben beide unsere Profile gegenseitig als interessant markiert und dann hab ich sie angeschrieben. Sie ist allerdings geschieden und das stand auch in der Beschreibung.
Wahrscheinlich ist das völlig unerheblich. Ich persönlich glaube, dass "Geschieden" genauso wenig über die Chancen einer Beziehung aussagt wie "AB".
Aber meine Frage an euch: Würdet ihr das machen, eine(n) Geschiedene(n) kennenlernen wollen? Oder schließt ihr das aufgrund eures AB-Tums aus?
Ich komme mal zurück auf die Ausgangsfrage.
Ich verstehe die Frage nämlich auch so, inwieweit die Vergangenheit - gleich ob AB oder getrennt/geschieden - Einfluss auf eine bestehende oder bevorstehende Beziehung haben darf.
Kann ich jemaden ablehnen, weil er AB oder geschieden ist? Die Frage ist mir eigentlich nicht präzise genug.
Ich glaube, da sind wir uns überwiegend einig, dass, sofern man an jemanden Interesse hat, dieses Interesse auch so weit gehen sollte, dass man diesen Menschen nicht pauschal ablehnt. Ich kann also niemanden, nur weil er AB, geschieden, Ost(West-)deutscher, Ausländer, etc ist, deswegen per se ablehnen. Die Frage ist doch eher, ob ich es mir zutraue, mit gewissen Punkten aus der Vergangenheit umzugehen und mit dem, was dies mit meinem (potenziellen) Partner gemacht hat.
Ich glaube, das ist dann wieder eine Sache, die man mit sich (und dem möglichen Partner ausmachen muss: Traue ich es meinem (möglichen) Partner und mir zu, das Vergangene hinter mir/uns zu lassen und uns auf die Gegenwart und Zukunft und alles, was für uns als Paar wichtig ist, zu konzentrieren? Vertraue ich da meinem Partner, dass er dabei mitmacht und kann ich es selbst?
Wenn ich es überhaupt niemanden zutraue, mit meiner individuellen Situation umzugehen, liegt das m.E. nicht am möglichen Partner, sondern vor allem an mir selbst, ebenso, wenn ich pauschal irgendjemand ablehne. Wenn ich also als Normala pauschal ABs als Partner ausschließe, bedeutet das vor allem, dass ich Angst vor einer möglichen Enttäuschung habe. Das ist aber eher mein Problem und Probleme muss man sich entweder leisten können oder sie angehen.
Ich denke, du hast da schon mal die Hürde genommen, dass du dich mit deinen eigenen Bedenken und Ängsten auseinandersetzt. Letztendlich helfen sie dir ja auch, das Augenmerk auf das Wesentliche zu legen: wo bestehen die größten Unterschiede zwischen euch (vermutlich in der Beziehungserfahrung) und wie kann man das Problem lösen? Hier würde ich mich darauf konzentrieren, ob einzelne Aspekte eher gemeinsam gelöst werden müssen oder ob das jeder für sich kann. Beim Sex zum Beispiel, ob der andere mithelfen kann, vorhandene Hemmungen zu beseitigen oder ob das eher eine Kopfsache ist, die man mit sich selbst ausmachen muss. So werden die Unterschiede zwischen euch auch nicht übermächtig und bleiben händelbar.
Wenn du den Eindruck gewinnst, dass ihr als Team gut funktionieren würdet, dann funktioniert ihr auch dann gut, wenn ihr als Team Probleme gemeinsam angehen müsst. Was in der Vergangenheit nicht geklappt hat, muss nicht dein Problem sein. Wichtig ist dein Eindruck jetzt und deine Einschätzung für die Zukunft. Das ist jedenfalls meine Erfahrung.