Kreislauf sozialer Isolation

Alles zu Deiner persönlichen Situation, Deinen Erlebnissen und was Dir auf dem Herzen liegt als Absoluter Beginner.
Benutzeravatar
Einsamer Igel
Eins mit dem Forum
Beiträge: 10970
Registriert: 29 Nov 2012 16:57
Geschlecht: weiblich
Ich bin ...: vergeben.
Wohnort: Schuschiheim

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von Einsamer Igel »

Ich will am Wochenende ins Kino gehen. Alleine. Das habe ich früher schon gemacht und es nicht spaßig erlebt. Wenn viele Paare da sind, wird man unangenehm angestarrt, manchmal schnappt man noch Kommentare auf, die (absichtlich?) hörbar abgegeben werden.

Ich könnte eine Freundin fragen, ob sie mitkommt. Oder ich gehe alleine, in der Hoffnung, jemanden zu treffen, der auch alleine ist und dass man ins Gespräch kommt...

Vielleicht illusorisch. Mal sehen.
Benutzeravatar
klecks
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2590
Registriert: 20 Sep 2013 18:29
Geschlecht: weiblich
Ich bin ...: vergeben.

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von klecks »

@Einsamer Igel:

Interessant, ich kann mich nicht entsinnen, je komisch angegangen worden zu sein, wenn ich ins Kino gegangen bin. Bin aber auch keine große Kinogängerin. Paare an sich stören mich nicht.

Was mich mehr als stört, ist, wenn ich ein Paar unmittelbar neben mir habe, das an sich rumfummelt, sich mehr oder weniger auszieht, Sex hat und laut rumstöhnt. :twisted: Ich kann zwar ziemlich deutlich werden (und angeblich mit Worten töten :mrgreen: ) - dann bin ich ob der Dreistigkeit aber so ... beißgehemmt, dass ich mich nicht traue, einfach mal das blanke Stück, das da neben mir gezückt wird, derb anzufassen. (Mal abgesehen, dass ich nicht jedes beliebige gute Stück anfassen mag - und Lust mag ich dem Typen mir dann nicht auch noch zusätzlich verschaffen.)

Echt, das ist mir in Berliner Kinos mehr als einmal passiert - und das geht dann ganz gehörig über meine Schmerzgrenze und verleidet mir den Kinogang. :twisted:
I-for-one

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von I-for-one »

LesHommes hat geschrieben:
I-for-one hat geschrieben:Das ist ja das schlimme, um diese Gedanken weiß ich bestens bescheid und ich habe ehrlich angst davor, was aus mir noch wird (seelisch) und trotzdem krieg ich es nicht hin, etwas dagegen zu unternehmen. Das ist doch verrückt....... :fessel:
Das ist wirklich ziemlich verrückt, aber ich schätze mal in diesen Reihen bist du mit dieser Verrücktheit nicht allein. Wenn du schon mal weißt, dass es noch mehr von deiner Sorte gibt, kannst du doch etwas lockerer sein, oder?! Zur Not denkst du dir: "So Mädels, jetzt kommt der Loser, der will jetzt auch mal cool und gechillt in einem Café hocken."
Was glaubst du denn, was passieren wird, wenn du da reingehst!? Erstens: freut sich der Eisdielen-Mensch. Zweitens: freust du dich über Eis oder Café oder wonach dir grad der Sinn steht. Drittens: freust du dich, dass du so mutig warst, da zwischen all den Menschen zu sitzen. Viertens: okay, vom Nachbartisch wird vielleicht mal rüber geschaut, aber mein Gott, die reden nicht 1 Stunde über deine Frisur, sondern v.a. darüber was irgendeine Kollegin/Freundin/Bekannte neulich mal wieder für einen Mist verzapft hat und welche Pläne man nun nächstens hat.
Dazu kommt, dass viele superhübsche Leute genauso unsicher sind, wie andere auch. Dass heißt, sie werden nicht gleich über dich lästern (ich finds ja eher megaspannend, wenn jemand allein irgendwo im Café hockt und so sein Käffchen schlürft und arbeitet oder einfach so was liest oder so... vermutlich wegen dem Filmklischee).
Und dann finde ich es eigentlich auch mutig, dass du schon eine Therapie machst. Ich denke da solltest du dran bleiben. Du wirkst wie jemand, der sich selbst unendlich viel Druck macht. Da musst du irgendwie loslassen. Überleg dir mal - wenn du Udo auf der Insel wärst, ohne andere Menschen, was würdest du dann tagein tagaus am liebsten machen!? Ganz viele Leute machen doch was auf eigene Faust.
Und mit Literaturveranstaltungen meine ich z.B. Lesungen, Poetry Slams, Literaturwettbewerbe oder so. Keine Ahnung, ob dich sowas interessiert - aber wenn du nicht weißt wohin mit dir, kannst du einfach alles mal durchprobieren und vielleicht findest du etwas, was dir ein bisschen Spaß macht. Den Versuch wäre es doch wert oder!?

Kann sein, dass ich mir Druck mache. Bin auf jeden fall sehr selbstkritisch.

Mir fällt auf, dass ich einen wichtigen Punkt vergessen habe, zu erwähnen. Ja, ich bin viel alleine und habe keine tollen hobbies etc. Es ist aber nicht so, dass ich gerne im Mittelpunkt ansich stehen würde oder mit vielen Leuten was zu tun haben will, oder mich deshalb einsam fühle. Das Problem ist viel mehr, dass das ja anscheinend erste vorraussetzung ist, ein Weibchen "abzukriegen" Keine Frau will einen, der seinen Tag so wie ich verbringt und nur bedingt gesellig ist. Wie ich schon geschrieben hab, wäre ich ganz anders in vielen Dingen, wäre ich erstmal in einer Partnerschaft. So wie ich jetzt bin, komme ich nie an diesem Punkt. Scheiße, wenn "sei einfach du selbst" die falsche Wahl ist...

@Einsamer Igel: Allein in´Kino ist kein großes Problem, so lang ich von nur all zu vielen Pärchen verschont bleibe. Ich will mich eh auf den Film konzentrieren und nicht mittendrin reden
Shinji

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von Shinji »

Einsamer Igel hat geschrieben:Ich will am Wochenende ins Kino gehen. Alleine. Das habe ich früher schon gemacht und es nicht spaßig erlebt. Wenn viele Paare da sind, wird man unangenehm angestarrt, manchmal schnappt man noch Kommentare auf, die (absichtlich?) hörbar abgegeben werden.

Ich könnte eine Freundin fragen, ob sie mitkommt. Oder ich gehe alleine, in der Hoffnung, jemanden zu treffen, der auch alleine ist und dass man ins Gespräch kommt...

Vielleicht illusorisch. Mal sehen.
Ich war in den letzten Wochen mehrere Male alleine im Theater; bei einer Literaturlesung; bei einem Basketballspiel und vorgestern auf einen Blues-Konzert.
Und? Außer dem Anblick einiger Pärchen nichts...
Irgendwie gibt es überhaupt keine Kontaktpunkte; keine Möglichkeiten mit jemandem Kontakt aufzunehmen.
Viele Personen kommen auch in der Gruppe oder eben als Pärchen, was eine potentielle Kontaktaufnahme für mich noch viel schwieriger oder eben gleich zwecklos macht.
Mit mir hat bisher auch noch niemand versucht ein Gespräch angefangen.
Und mindestens die Hälfte der Besucher war häufig 50+.
So wie es aussieht, bin ich nach wie vor unsichtbar in meinem sozialen Stealth-Modus unterwegs. Bild
Dazu kommt noch, daß ich mich alleine unter Menschen noch viel einsamer fühle als alleine.
Korgan

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von Korgan »

Shinji hat geschrieben:
Einsamer Igel hat geschrieben:Ich will am Wochenende ins Kino gehen. Alleine. Das habe ich früher schon gemacht und es nicht spaßig erlebt. Wenn viele Paare da sind, wird man unangenehm angestarrt, manchmal schnappt man noch Kommentare auf, die (absichtlich?) hörbar abgegeben werden.

Ich könnte eine Freundin fragen, ob sie mitkommt. Oder ich gehe alleine, in der Hoffnung, jemanden zu treffen, der auch alleine ist und dass man ins Gespräch kommt...

Vielleicht illusorisch. Mal sehen.
Ich war in den letzten Wochen mehrere Male alleine im Theater; bei einer Literaturlesung; bei einem Basketballspiel und vorgestern auf einen Blues-Konzert.
Und? Außer dem Anblick einiger Pärchen nichts...
Irgendwie gibt es überhaupt keine Kontaktpunkte; keine Möglichkeiten mit jemandem Kontakt aufzunehmen.
Viele Personen kommen auch in der Gruppe oder eben als Pärchen, was eine potentielle Kontaktaufnahme für mich noch viel schwieriger oder eben gleich zwecklos macht.
Mit mir hat bisher auch noch niemand versucht ein Gespräch angefangen.
Und mindestens die Hälfte der Besucher war häufig 50+.
So wie es aussieht, bin ich nach wie vor unsichtbar in meinem sozialen Stealth-Modus unterwegs. Bild
Dazu kommt noch, daß ich mich alleine unter Menschen noch viel einsamer fühle als alleine.
Ich habe auch die Erfahrung gemacht das es egal wo man hingeht die Leute bzw. Frauen entweder mit Freundinnen/Freunden mit dem Partner da sind und ich habe auch den Eindruck das die meisten Frauen gar keinen Kontakt wünschen, wohingegen ich mir schon Kontakt wünschen würde. Aber das Interesse scheint immer nur Einseitig zu sein.
Auf so öfffentlichen Veranstaltungen jemanden kennenzulernen ist aber auch recht schwierig. Einfacher ist es im vertrauten Kreis, z.b. auf Privatparties und im Freundeskreis, da kennt oft jemand den ein oder anderen der auch Single ist. Womit wir wieder beim Punkt soziale Isolation wären.
Stefan73

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von Stefan73 »

Im Kino oder bei kulturellen Veranstaltungen habe ich auch nur selten Kontakt gefunden, da musste schon was besonderes passieren (Platzregen beim Open Air, Konzertabbruch wegen technischer Probleme), sonst ist da meistens jeder für sich / als Paar da. Daher empfehle ich ja auch soziale / Tierschutz- / Hobby-Gruppen (und ähnliche), wo automatisch viel im Dialog abläuft.
sontin

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von sontin »

Shinji hat geschrieben:Ich war in den letzten Wochen mehrere Male alleine im Theater; bei einer Literaturlesung; bei einem Basketballspiel und vorgestern auf einen Blues-Konzert.
Und? Außer dem Anblick einiger Pärchen nichts...
Irgendwie gibt es überhaupt keine Kontaktpunkte; keine Möglichkeiten mit jemandem Kontakt aufzunehmen.
Viele Personen kommen auch in der Gruppe oder eben als Pärchen, was eine potentielle Kontaktaufnahme für mich noch viel schwieriger oder eben gleich zwecklos macht.
Mit mir hat bisher auch noch niemand versucht ein Gespräch angefangen.
Und mindestens die Hälfte der Besucher war häufig 50+.
So wie es aussieht, bin ich nach wie vor unsichtbar in meinem sozialen Stealth-Modus unterwegs. Bild
Dazu kommt noch, daß ich mich alleine unter Menschen noch viel einsamer fühle als alleine.
Das Problem liegt daran, dass die Leute bei solchen Veranstaltungen eben nicht mit anderen (=Fremden) sprechen wollen.

Man muss sich wohl oder übel also in Vereinen/Gruppen/Whatever einschreiben, wo es man als Gruppe solche Veranstaltungen besucht und danach die Möglichkeit des Gespräches hat... :crybaby:
Benutzeravatar
Einsamer Igel
Eins mit dem Forum
Beiträge: 10970
Registriert: 29 Nov 2012 16:57
Geschlecht: weiblich
Ich bin ...: vergeben.
Wohnort: Schuschiheim

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von Einsamer Igel »

Nach so einem Treffen geht man dann aus dem Haus und eine Teilnehmerin sucht Kontakt, indem sie fragt: Und was machst du so beruflich?

Ihr harmloser Tonfall täuscht darüber hinweg, dass sie möglicherweise auf der Suche nach einer Schublade ist, in die sie mich reinpacken will.

Was kann ich ihr da antworten?

Was wäre die richtige Antwort?

Da meine Antwort nicht wie aus der Pistole geschossen kommt und ich sie vermutlich komisch angucke... erzählt sie von sich. Erwartet dann aber erst recht, dass man ihre Frage beantwortet

Leider weiß ich auch dann noch keine Antwort und möchte sie gern zum Mond schießen. Das merkt sie und verabschiedet sich.

Die Situation dauerte vielleicht 2 Minuten, gefühlt aber 2 Ewigkeiten. Zurück bleibt das Gefühl: Ich passe nicht dazu. Ich kann nicht antworten. Ich bin ein Sonderling.
Benutzeravatar
klecks
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2590
Registriert: 20 Sep 2013 18:29
Geschlecht: weiblich
Ich bin ...: vergeben.

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von klecks »

Es wird euch wenig trösten, aber ich kann aus meiner aktuellen Situation heraus nur schreiben, dass die ... mhm ... Kontaktarmut und geringe Aufgeschlossenheit Unbekannten gegenüber ein allgemeineres Phänomen ist, nicht nur für Single oder AB.

Ich bin vor wenigen Jahren in ein Dorf gezogen im Südwesten, von Berlin aus. Ich kannte außer meinem Mann und meinen Kindern niemanden. Ich bin kontaktfreudig, gehe auf Menschen zu, bin da hartnäckig und ausdauernd. :mrgreen: Aber es kostet unendlich viel Energie, auch nur ein zartes soziales Netz aufzubauen. Der Kontakt erfolgt am ehesten über die Kinder und meine Rolle als Mutter. Aber im Grunde sind das Kontakte, die ähnlich wie Kollegenkontakte sind. Als Teil eines (damals intakten) Ehepaars wird man irgendwie unsichtbar. Für Männer offenbar unattraktiv - es sein denn, man zeigt Interesse an sexuellen Affären (ein No-Go für mich, so lange ich oder der andere Teil eines Paars ist). Man geht auch irgendwie davon aus, dass alle sozialen Bedürfnisse innerhalb der Kleinfamilie befriedigt werden. :cry:

Ich bin den Weg gegangen, mir ein schulisches Ehrenamt zu suchen, das ein übergeordnetes Ehrenamt nach sich zog. So bekomme ich Kontakt zu Vereinen, Institutionen und anderen Erwachsenen. Aber auch da braucht es einen langen Atem. Und ich singe wieder in einem übergeordneten gemischten Chor. Da sehe sich wenigstens überhaupt mal ab und zu Männer. :mrgreen:

Als ich 31 war, waren alle aus meiner Familie tot. In der Zeit, in der andere Familie gegründet haben, habe ich mein Elternhaus aufgelöst, Erbangelegenheiten geregelt (und mir bewusst gemacht, dass ich die Nächste bin, die aus meiner Familie sterben wird - aber auch, dass es niemanden mehr "über" mir gibt, der mir sagt, wo es langgeht). Kontakten gehört zum täglich Brot, das ist mir früh klar geworden. Ich glaube, ich habe mir eine Haltung angewöhnt, jedem erst einmal mit einem freundlichen Lächeln zu begegnen und davon auszugehen, dass mein Gegenüber die Fähigkeit hat, meinen Wunsch nach Kontakt etwas zu erfüllen, und sei es in homöopathischen Dosen.

(Und wenn ich mies drauf bin, was natürlich auch vorkommt, dann denke ich: Ich hasse das Gefühl, aggressiv in einen offenbar gesättigten Beziehungsmarkt eindringen zu müssen, um nicht unterzugehen.)
Benutzeravatar
klecks
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2590
Registriert: 20 Sep 2013 18:29
Geschlecht: weiblich
Ich bin ...: vergeben.

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von klecks »

Einsamer Igel hat geschrieben:Nach so einem Treffen geht man dann aus dem Haus und eine Teilnehmerin sucht Kontakt, indem sie fragt: Und was machst du so beruflich?

Ihr harmloser Tonfall täuscht darüber hinweg, dass sie möglicherweise auf der Suche nach einer Schublade ist, in die sie mich reinpacken will.

Was kann ich ihr da antworten?

Was wäre die richtige Antwort?

Da meine Antwort nicht wie aus der Pistole geschossen kommt und ich sie vermutlich komisch angucke... erzählt sie von sich. Erwartet dann aber erst recht, dass man ihre Frage beantwortet

Leider weiß ich auch dann noch keine Antwort und möchte sie gern zum Mond schießen. Das merkt sie und verabschiedet sich.

Die Situation dauerte vielleicht 2 Minuten, gefühlt aber 2 Ewigkeiten. Zurück bleibt das Gefühl: Ich passe nicht dazu. Ich kann nicht antworten. Ich bin ein Sonderling.
Einsamer Igel, aus deiner Sicht kann ich deine Pein verstehen. Ich "kenne" dich zu wenig, aber offenbar ist die Frage nach deinem Beruf ein wunder Punkt. Das kann sie nicht wissen. Ich kenne Zeiten aus meinem Leben, in denen ich auch den Eindruck hatte, man kann sich mir gar nicht nähern, weil der Zugang zu mir ein Minenfeld ist. Quasi gespickt mit hochexplosiven Fragezeichen.

Ich erinnere mich an eine Geburtstagsparty bei einem sehr guten Freund von mir. Ich musste gehen, weil mir ständig die Tränen kamen (und es mir bis heute sehr schwer fällt, in Gegenwart anderer Tränen zu zeigen): Da saßen lauter Leute etwa in meinem Alter, die hatten, was ich vermisste: Einen festen Job (und nicht nur mies bezahlte Honorar- und Lehraufträge, die zwar Ehre einbrachten, mich aber nicht wirklich ernährten), einen Partner; die, die es wollten, auch Kinder. Ich kam mir wie eine (hoch ausgebildete und durchaus beliebte/anerkannte) Versagerin vor, ein Nichts. Ein Frau, die aus anderen Gründen eher gehen musste, begleitete mich ein Stück. Sie war gerade in schon vorgerücktem Alter erstmals Mutter geworden. Ihr gegenüber (ich kannte sie kaum) habe ich dann ein bisschen was gezeigt von meinem miesen Gefühl. Da habe ich Anteilnahme gefunden. Und sie meinte: Das kann in einem Jahr ganz anders aussehen, und irgendwie klang das nicht nur wie eine Floskel, um mich wegzuschieben. Tja: Und 13 Monate später war ich doch tatsächlich verheiratet und schwanger. :lol:
Benutzeravatar
Einsamer Igel
Eins mit dem Forum
Beiträge: 10970
Registriert: 29 Nov 2012 16:57
Geschlecht: weiblich
Ich bin ...: vergeben.
Wohnort: Schuschiheim

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von Einsamer Igel »

Danke dir für deinen Erfahrungsbericht und deinen Versuch Mut zu machen.
klecks hat geschrieben:Einsamer Igel, aus deiner Sicht kann ich deine Pein verstehen. Ich "kenne" dich zu wenig, aber offenbar ist die Frage nach deinem Beruf ein wunder Punkt. Das kann sie nicht wissen. Ich kenne Zeiten aus meinem Leben, in denen ich auch den Eindruck hatte, man kann sich mir gar nicht nähern, weil der Zugang zu mir ein Minenfeld ist. Quasi gespickt mit hochexplosiven Fragezeichen.
Das Folgende kommt vielleicht patzig rüber, das liegt aber an meiner momentanen Stimmung und ist nicht unfreundlich gemeint.

Es hilft mir leider auch kein Stück weiter, dass ich weiß, dass sie das nicht wissen kann. Dass ich weiß, dass sie es nicht böse meint, sondern einen Anknüpfungspunkt sucht. Was mir fehlt, sind die richtigen Antworten. Sozialverträgliche, passende Antworten, mit denen ICH mich wohlfühle und der Zuhörer auch. Aber bisher habe ich solche Antworten nicht gefunden.

Derzeit bin ich genervt vom wenigen Erfolg, den mein Engagement zeigt. Irgendwann... muss doch mal was fruchten. Aber offenbar nicht. Heute bin ich sehr niedergeschlagen und befürchte, dass ich wohl allein bleiben werde. Was nutzt es mir, mal hier und mal da einen ganz kurzen Kontakt hergestellt zu haben und mich der Illusion hingegeben zu haben, da könnte jemand vielleicht interessiert sein...

Es heißt, man braucht den langen Atem und Frustrationstoleranz.

Nun ja... jeder geht damit auf seine Weise um. Ich verkrieche mich in mein Schneckenhaus und esse Schokolade. Bis ich so fett bin, dass ich nicht mehr rauskomme... oder das Haus platzt.

Jaaa... ich bin heute echt mies drauf. :sadwoman:
Benutzeravatar
klecks
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2590
Registriert: 20 Sep 2013 18:29
Geschlecht: weiblich
Ich bin ...: vergeben.

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von klecks »

Einsamer Igel hat geschrieben:Danke dir für deinen Erfahrungsbericht und deinen Versuch Mut zu machen.
klecks hat geschrieben:Einsamer Igel, aus deiner Sicht kann ich deine Pein verstehen. Ich "kenne" dich zu wenig, aber offenbar ist die Frage nach deinem Beruf ein wunder Punkt. Das kann sie nicht wissen. Ich kenne Zeiten aus meinem Leben, in denen ich auch den Eindruck hatte, man kann sich mir gar nicht nähern, weil der Zugang zu mir ein Minenfeld ist. Quasi gespickt mit hochexplosiven Fragezeichen.
Das Folgende kommt vielleicht patzig rüber, das liegt aber an meiner momentanen Stimmung und ist nicht unfreundlich gemeint.

Es hilft mir leider auch kein Stück weiter, dass ich weiß, dass sie das nicht wissen kann. Dass ich weiß, dass sie es nicht böse meint, sondern einen Anknüpfungspunkt sucht. Was mir fehlt, sind die richtigen Antworten. Sozialverträgliche, passende Antworten, mit denen ICH mich wohlfühle und der Zuhörer auch. Aber bisher habe ich solche Antworten nicht gefunden.

Derzeit bin ich genervt vom wenigen Erfolg, den mein Engagement zeigt. Irgendwann... muss doch mal was fruchten. Aber offenbar nicht. Heute bin ich sehr niedergeschlagen und befürchte, dass ich wohl allein bleiben werde. Was nutzt es mir, mal hier und mal da einen ganz kurzen Kontakt hergestellt zu haben und mich der Illusion hingegeben zu haben, da könnte jemand vielleicht interessiert sein...

Es heißt, man braucht den langen Atem und Frustrationstoleranz.

Nun ja... jeder geht damit auf seine Weise um. Ich verkrieche mich in mein Schneckenhaus und esse Schokolade. Bis ich so fett bin, dass ich nicht mehr rauskomme... oder das Haus platzt.

Jaaa... ich bin heute echt mies drauf. :sadwoman:
Einsamer Igel: :umarmung2:

Was wären denn das für Anworten, mit denen du dich wohlfühlen kannst: Ich arbeite als xx im Unternehmen xy? Und du weißt aktuell nicht, wie du dahin kommen könntest, so etwas wahrheitsgemäß sagen zu können?

Welche Antworten brauchen denn deiner Meinung nach die Zuhörer, damit sie sich wohlfühlen? Antworten, die danach klingen, dass du mit deinem Berufsleben im Reinen bist? Hast du Angst, dass deine Zuhörer gleich noch weiter weg von dir rutschen, wenn du die Wahrheit sagst? Weil Leute anderer Leute Frust und Ohnmacht unbehaglich ist?

Traust du dich nicht, dich den Leuten mit deiner momentanen, subjektiven Wahrheit und Situation zuzumuten?

:umarmung2:
Benutzeravatar
Einsamer Igel
Eins mit dem Forum
Beiträge: 10970
Registriert: 29 Nov 2012 16:57
Geschlecht: weiblich
Ich bin ...: vergeben.
Wohnort: Schuschiheim

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von Einsamer Igel »

Ja, so in etwa. Danke dir fürs :umarmung2:

Ich habe es schon oft erlebt, dass Leute wie vor den Kopf gekloppt reagiert haben. Das war eine Gesprächsbremse und weg waren sie. Und leider bezieht sich das auch noch auf andere Lebensbereiche, die man im Small Talk erfragen könnte. Partnerschaft, Familie...

Oft werde ich auch speziell was zu meinen Erkrankungen/Einschränkungen gefragt. Von Leuten, die schon mal mitgekriegt haben, das ich oft aus Krankheit fehle (z.B. im Sport) oder nicht alles essen kann usw. Und ich muss sagen, inzwischen empfinde ich diese Fragen als grenzüberschreitend. Das ist zu persönlich, so gut kennen wir uns nicht! Aber die denken, sie können mich locker flockig solche Sachen fragen. Vor allem auch Sachen, die ich 1. selber nicht beantworten kann oder 2. die man bequem googlen könnte. Ich könnte innerlich platzen. Äußerlich bin ich gelassen. Ich finde keine akzeptable, angemessene Reaktionsweise... die MIR gerecht wird, aber den Anderen nicht unnötig vergrätzt. ;)
Benutzeravatar
klecks
Keiner schreibt schneller
Beiträge: 2590
Registriert: 20 Sep 2013 18:29
Geschlecht: weiblich
Ich bin ...: vergeben.

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von klecks »

Oh, dann wäre ich vermutlich in RL jemand, der dir ständig im Minenfeld rumläuft und dir zu nahe tritt. :oops: Und das irgendwie ganz naiv und aus Interesse. Vielleicht, um einen Teufelskreis durchbrechen zu wollen. Wenn man immer Themen zurückhalten muss, igelt ( :lol: ) man sich ein. Das schafft Verunsicherung und Distanz bei den anderen, jedenfalls bei mir. Wenn manche Themen "draußen" sind, dann finde ich sie oft ungefährlicher. Dann kann man gelassener zur Tagesordnung übergehen.

Ich fürchte, ich lasse da manchmal in Begegnungen keinen Fettnapf aus. :cry:

Na ja, ich lasse dir noch mal eine :umarmung2: da.
Benutzeravatar
Einsamer Igel
Eins mit dem Forum
Beiträge: 10970
Registriert: 29 Nov 2012 16:57
Geschlecht: weiblich
Ich bin ...: vergeben.
Wohnort: Schuschiheim

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von Einsamer Igel »

Wenn man immer Themen zurückhalten muss, igelt ( :lol: ) man sich ein.
Ja, der Name ist nicht ganz grundlos gewählt. :schuechtern:
Benutzeravatar
LesHommes
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 1773
Registriert: 29 Jul 2013 10:50
Geschlecht: weiblich
AB-Status: AB
Ich bin ...: offen für alles.

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von LesHommes »

Einsamer Igel hat geschrieben:Und ich muss sagen, inzwischen empfinde ich diese Fragen als grenzüberschreitend. Das ist zu persönlich, so gut kennen wir uns nicht! Aber die denken, sie können mich locker flockig solche Sachen fragen. Vor allem auch Sachen, die ich 1. selber nicht beantworten kann oder 2. die man bequem googlen könnte. Ich könnte innerlich platzen. Äußerlich bin ich gelassen. Ich finde keine akzeptable, angemessene Reaktionsweise... die MIR gerecht wird, aber den Anderen nicht unnötig vergrätzt. ;)
Antworte doch auf solche Fragen so, wie du es hier schilderst. Dass du das selbst nicht beantworten kannst, dass das Gegenüber verstehen sollte, dass du nicht darüber sprechen möchtest, oder dass dir das jetzt zu persönlich ist. Mensch kann halt gegenseitig keine Gedanken lesen und weiß oft nicht wo beim anderen die Grenzen liegen. Wenn man höflich und bestimmt eine entsprechende Antwort parat hat, dann sollte das doch okay sein. Ich habe für manche ungeliebten Themen einfach die Antwort "Kein Kommentar. Nächste Frage". Sowas mag für den Moment etwas irritierend sein, aber ich denke, die meisten verstehen den Wink mit der Farm.
Insgesamt merke ich bei mir aber auch, dass ich mit neuen, unbekannten Leuten oft besser über Details aus meinem Privatleben reden kann, ohne dass es mir peinlich wird. Wenn man ein Thema in einem Satz abhaken kann, dann kommt dem oft nicht mehr so viel Bedeutung zu.
Everyone is in one room; and I'm in the next room.
Benutzeravatar
Kolinatan
Begeisterter Schreiberling
Beiträge: 2053
Registriert: 01 Mai 2023 08:56
Geschlecht: männlich
AB-Status: AB Vergangenheit
Ich bin ...: unfassbar.
Wohnort: Nähe Würzburg

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von Kolinatan »

Confessor1985 hat geschrieben:Meine Frage: Wie ausbrechen aus diesem Kreislauf / diesen Kreisläufen?
Ich weiß nicht ob eine ähnliche Antwort auf die Frage schon gegeben wurde, aber aus der Einsamkeit auszusteigen hat nach meiner persönlichen Erfahrung nichts mit Aktionen im Außen zu tun. Die empfundene Einsamkeit kommt von innen, die damit einhergehende Kälte kommt aus der inneren Leere.

Der Ausstieg daraus ist wie bei allen inneren Aspekten vom Selbst, sehr einfach und zugleich unendlich schwer. Es ist ganz leicht, weil es nur einen anderen Gedanken - oder auch Glaubenssatz - braucht, um es zu ändern. Damit sind wird aber schon bei der schwersten Aufgabe die sich ein Mensch stellen kann: Sich zum Herr über die eigenen Gedanken zu machen, statt dem eigenen Denken z.B. in Form des Ego, ausgeliefert zu sein.

Was genau meine ich damit?
Ich weiß noch, dass ich früher selbst auf der Geburtstagsparty einer Freundin oder der Weihnachtsfeier der Firma einsam sein konnte. Ich habe nicht in einer Ecke gesessen, sondern ich war im Kontakt mit Menschen habe mich mit ihnen unterhalten und hatte einen schönen Abend. Aber die innere Leere, die Sehnsucht nach einem Menschen der einen "kennt" und das Leben mit mir teilt, konnten solche äußeren Erlebnisse einfach nicht füllen. Inzwischen habe ich meinen Glaubenssatz über die Einsamkeit geändert. Ich habe den Gedanken: "Ich bin einsam." verwandelt in "Ich bin verbunden." Es klingt nach wenig. Aber es hat eine große Wirkung. Ich würde es mit einer Analogie aus der Photographie vergleichen: Vorher war die Welt grundsätzlich im Negativ und nun hat es sich umgekehrt. Es ist immer noch alles auf dem Bild zu sehen und eigentlich hat sich inhaltlich nichts geändert und doch ist es eine andere Welt. Natürlich gibt es auch heute noch Momente in denen ich mich einsam - oder eher alleine - fühle, aber dieser Gedanke und die damit verbundene Empfindung ist nicht mehr von Dauer, weil ich mich dann daran erinnere, dass dieser Gedanke für mich keine Wahrheit mehr besitzt.

Wie genau kommt man nun zu dieser Änderung?
Genau genommen gar nicht. Auch wenn es paradox klingt, aber Du bist bereits in diesem Zustand. Mach Dir nur bewusst, dass Du auf einem Planeten mit über sieben Mrd. Menschen lebst und Du glaubst Du bist einsam. Wo ist Dein Beweis, dass Dein Glaube wahr ist? Wie kannst Du mir beweisen dass Du einsam bist? Einfach Antwort: Du kannst es mir nicht mehr beweisen, weil ich Dir keinen Glauben schenken werde. Ich weiß was Du meinst, wenn Du davon sprichst, dass Du Dich so fühlst, aber Einsamkeit ist kein Zustand. Du kannst alleine sein oder mit Menschen zusammen, die empfundene Einsamkeit ist davon unabhängig. Du kannst mir Beweisen, dass es Zeiten gibt, in welchen Du alleine bist. Einsamkeit ist nur in Dir selbst. Sie ist das woran Du glaubst, weil Du Dich als getrennt von mir oder von anderen erlebst. Aber dieses ist Deine Wahrheit und zugleich aus meinem heutigen Blickwinkel, Deine Illusion. Ich habe eine andere Illusion für mich als besser erlebt und daher folge ich dieser und haben meinen Glaubenssatz geändert. Nicht weil meine Wahrheit wahr wäre, sondern weil mich dieser Glaube stärkt.
Das Du an etwas glaubst, was eine Illusion ist, hast Du schon bewiesen. Also ändere Deinen Glauben einfach ab. Dein Risiko? Du müsstest anerkennen, dass der Schmerz, welchen Du eventuell in Verbindung mit der empfundenen Einsamkeit spürt, Dir von Dir selbst zugefügt wurde. Du hast das Risiko, Dir diesen Schmerz zu vergeben, Dir zu verzeihen, dass Du Dir so etwas angetan hast. Es ist Deine Entscheidung. Du darfst auch weiterhin in einer empfundenen Ausweglosigkeit in der Einsamkeit verharren, um Dich dem noch viel größeren Schmerz nicht stellen zu müssen. Dem Schmerz, - oder eher der Erkenntnis - dass Du viel mehr von Deinem Leben in der Hand hast, als wofür Du heute bereit bist die Verantwortung zu übernehmen. Ich kann Dir aus meiner persönlichen Erfahrung nur sagen, es lohnt sich, sich diesem Schmerz zu stellen und Verantwortung übernehmen.
spirit

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von spirit »

Den aus meiner Sicht sehr treffenden Beitrag von Kolinatan ergänzend bzw zusammenfassend möchte ich formulieren, dass man - ganz allgemein, nicht nur auf den Aspekt der Einsamkeit bezogen - im Außen nicht finden kann, was man im Inneren nicht bereits hat.
Billy

Re: Kreislauf sozialer Isolation

Beitrag von Billy »

Einsamer Igel hat geschrieben:Ich will am Wochenende ins Kino gehen. Alleine. Das habe ich früher schon gemacht und es nicht spaßig erlebt. Wenn viele Paare da sind, wird man unangenehm angestarrt, manchmal schnappt man noch Kommentare auf, die (absichtlich?) hörbar abgegeben werden.

Ich könnte eine Freundin fragen, ob sie mitkommt. Oder ich gehe alleine, in der Hoffnung, jemanden zu treffen, der auch alleine ist und dass man ins Gespräch kommt...

Vielleicht illusorisch. Mal sehen.

Ich gehe oft und manchmal sogar gerne alleine in Kino- Finde das ehrlich gesagt ganz normal und habe auch noch nie böse Kommentare wahrgenommen. Ich glaube, den meisten Leuten fällt das gar nicht auf ob jemand allein, zu zweit oder in einer großen Gruppe in einen Film geht...

Bei deinem zweiten Punkt gebe ich dir allerdings voll und ganz recht, auf solche Zufälle hoffe ich auch immer :)