Was mir bisher in der Diskussion um "Ausprobieren/Chance geben" gefehlt hat, ist der Punkt, dass sich unterschiedliche Menschen gegenüber anderen Menschen unterschiedlich gut öffnen können. Für diejenigen, die sich mit den meisten Menschen wohl fühlen, ist "einfach mal ausprobieren" möglicherweise ein guter und zielführender Tipp, weil eben auch viele verschiedene Menschen als Partner in Frage kommen können; für andere, die sich schwerer damit tun, Vertrauen aufzubauen und zwischen sich und anderen ein "Band" herzustellen, wohl weniger, weil überhaupt schon weniger Leute es schaffen, deren Vertrauen zu gewinnen und evtl. ein höheres Maß an Ähnlichkeit, Geduld, Verständnis, etc. (als bei den anderen) notwendig ist. Man braucht letztere dann auch nicht Anspruchs-AB schimpfen, weil das einfach psychisch bedingt ist.
Ganz wild draufloszuprobieren halte ich aber auch bei den Offeneren für keinen guten Ratschlag. Wenn man wirklich überhaupt nicht weiß, was man will (gibt es das?), sollte man erstmal sich selbst kennenlernen, dann findet man zumindest Anhaltspunkte heraus. Man kann natürlich auch durch blindes Ausprobieren einen tollen Joghurt finden, aber es kann auch sein, dass man ewig nur ein "Bäh" nach dem andern erlebt. Reine Glückssache. Man kann stattdessen aber auch mal bewusst darauf achten, welche Inhaltsstoffe einem an anderen Lebensmitteln (=Beziehungen) schmecken (man lebt ja trotz ABtum nicht auf dem Mond, sondern hat trotzdem Beziehungen zu anderen Menschen (Familie, Freunde, Arbeit, Hobby, Nachbarn, ...) und kann ja auch da sehen, welche Sorte Mensch einem guttut und welche Eigenschaften man bei anderen schätzt oder eben nicht.) Dann schaut man sich im Laden gezielt nach Lebensmitteln mit den entsprechenden Inhaltsstoffen um. Sprich: Ich träume von Schokolade, weil ichs süß mag. Ich kann in dem Fall auch mal den Gummibärchen eine Chance geben. Aber die Salami kann ich getrost gleich links liegen lassen, auch ohne sie ausprobiert zu haben, weil ich bereits weiß, dass sie nicht das ist, was ich will.