OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

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DJones82

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von DJones82 »

Es juckt der westlichen Medien- und POlitikerwelt nicht das aktuell in Kiew der rechte Mop in der Regierung, welche noch nicht mal vom Volk legitimiert ist, regiert.

Der Grund ist einfach, die "neue" Regierung und Kiew ebnet aktuell den Weg zum Beitritt in die EU und in die NATO, somit fällt ein weiteres "Ostblock" Land in die Hände "des Westens" wirtschaftlich, politisch und militärisch (NATO) abhängig. HInzu kommt, das mit einer zukünftigen NATO Mitgliedschaft die USA einen weiteren NATO-Stützpunkt (US-Stützpunkt) direkt an Russland hat und der Weg der dort zukünftig aufgestellten Raketen nach Moskau nicht mehr soweit ist wie von Polen und Tschechien aus....

Das sind alles Machtpolitische Spielchen vom Westen und vom Osten....Putin ist das Fass jetzt einfach zu voll geworden....
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BartS
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Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von BartS »

Ja, dann sollte man doch einfach das Unvermeidliche tun und Russland in die NATO aufnehmen.

Gruss
BartS, heute an akuter Schlaueritis erkrankt
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DJones82

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von DJones82 »

BartS hat geschrieben:Ja, dann sollte man doch einfach das Unvermeidliche tun und Russland in die NATO aufnehmen.

Gruss
BartS, heute an akuter Schlaueritis erkrankt

Dann würde die NATO aber ihren Zweck nicht mehr erfüllen und Nutzlos für die Amerikaner werden... ;-)

Die NATO ist ein Militärbündnis gegen Russland und China!
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Le Chiffre Zéro
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Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Natürlich versuchen die gleichgeschalteten Massenmedien wieder einmal, die Bürger westlicher Länder für dumm zu verkaufen und hinters Licht zu führen und ihnen somit eine vorgefertigte Meinung zu implantieren.

Ein paar Dinge, die schön im Nachrichtenwirbel der westlichen Mainstream-Medien untergegangen sind:
  • Wiktor Janukowytsch wurde 2012 demokratisch vom ukrainischen Volk gewählt.
  • Die Schüsse aus dem Maidan fielen allesamt ausschließlich aus einem einzigen Hotel. Geschossen haben Rechtsradikale. Und die haben sowohl auf friedliche Demonstranten als auch auf Sicherheitskräfte geschossen. Janukowytsch hat nie seine Landsleute mit scharfer Munition beschießen lassen.
  • Genau das war der EU-Außenbeauftragten Catherine Ashton schon Ende Februar (!) bekannt; sie erfuhr es vom lettischen Außenminister. Die EU, bitteschön, wußte, daß Janukowytsch nicht sein eigenes Volk abschlachtet! Weder aber darf das Volk in USA und EU davon erfahren, noch darf es wissen, daß es der EU längst bekannt ist.
  • Wieder einmal gibt es begründete Vermutungen, daß die Putschisten vom Westen unterstützt und bezahlt wurden, um Janukowytsch, der die Verhandlungen mit der EU abgesagt hat, abzusägen. Überhaupt trägt das alles stark die Handschrift eines typischen von der CIA inszenierten Putsch: US-unfreundlicher Staatschef wird abgesetzt. Wer danach kommt, ist egal, auch, wie derjenige handelt, solange er eine US-Marionette bleibt.
  • Wenn dem so ist, hatte Janukowytsch allen Grund, nach Rußland abzuhauen: Die CIA ist hinter ihm her. Und wenn es einen Ort auf diesem Planeten gibt, wo amerikanische Geheimdienste nichts zu melden haben, ist das Moskau, ganz besonders der Kreml.
  • Auch wenn Jazenjuk vom politisch schwer einzuordnenden Vaterland ist, ist die ukrainische Übergangsregierung von Swoboda- und artverwandten Neonazis und Ultranationalisten durchsetzt. Die in der Ukraine lebenden Russen haben allen Grund dazu, Angst zu haben.
  • Die bewaffneten Söldner auf der Krim, die keine nationalen Insignien tragen, sind russischstämmige Ukrainer, die dort leben, und somit Zivilisten. Und nicht etwa russische Soldaten, die die russischen Insignien von ihren Uniformen entfernt haben.
  • Sämtliche russischen Soldaten, die auf der Krim gesehen wurden, waren schon zu Janukowytschs Zeiten auf der Krim. Rußland ist nie auf der Krim einmarschiert.
  • John McCain würde es wohl am liebsten sehen, ließen die USA die Kriegshunde los, und hat Barack Obama als Weichei bezeichnet, weil der angesichts der Drohungen Rußlands gegenüber der Ukraine nicht sofort einen Militärschlag gegen Rußland (inklusive Marschflugkörper auf Moskau wie damals auf Bagdad) angekündigt hat. Wohlgemerkt: Kein US-Präsident war je so übergeschnappt, einen direkten Krieg gegen Rußland anzuzetteln – Harry S Truman nicht, Richard Nixon nicht, Ronald Reagan nicht und auch keiner der beiden Bushs.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

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Shifty

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von Shifty »

Ich glaube, dass Du deine Infos ausschließlich aus russisch sprachigen Medien beziehst? Ein gesamtes Volk als bloße Terroristen zu diffamieren, so wie es Putin tat, ist ziemlich schäbig. Aber was will man auch von einem "lupenreinen Demokraten" erwarten.
Es geht schon längst nicht mehr um die Ukraine, sondern um Russlands geopolitische Interessen.
Dass Janukowytsch von seinem eigenen Volk davon gejagt wurde, hatte er selbst zu verschulden, als er eine Entscheidung entgegen des Interesses seines eigenen Volkes traf. Janukowytsch ist nichts weiter, als Putins Marionette und der Steigbügelhalter Russlands, um deren Interessen im Bezug auf die Ukraine zu sichern.

Alles andere ist billige Propaganda von Ost und West. Dieser Konflikt kann nur diplomatisch gelöst werden, wenn man mit, statt gegen Russland argumentiert. Man muss ihnen deutlich machen, dass ihre geostrategischen Interessen gewahrt bleiben können, indem die Militärstützpunkte nicht aufgegeben werden müssen. Aber genau dies befürchtet Putin nun, da er seine Marionette in Kiew verloren hat. Um nichts weiter geht es...
dfg82

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von dfg82 »

Le Chiffre Zéro hat geschrieben: [*]Sämtliche russischen Soldaten, die auf der Krim gesehen wurden, waren schon zu Janukowytschs Zeiten auf der Krim. Rußland ist nie auf der Krim einmarschiert.
Nur um mal einen Punkt aufzugreifen: Woher hast Du diese Information?
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Le Chiffre Zéro
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Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von Le Chiffre Zéro »

Shifty hat geschrieben:Ich glaube, dass Du deine Infos ausschließlich aus russisch sprachigen Medien beziehst? Ein gesamtes Volk als bloße Terroristen zu diffamieren, so wie es Putin tat, ist ziemlich schäbig. Aber was will man auch von einem "lupenreinen Demokraten" erwarten.
Wo habe ich behauptet, die ganze Ukraine bestünde aus Terroristen? Zitat, oder es ist nicht passiert.

Swoboda hat nur die Gelegenheit der öffentlichen Unzufriedenheit des Volkes beim Schopfe gepackt. Aber nicht die ganze Ukraine ist Swoboda.
Shifty hat geschrieben:Es geht schon längst nicht mehr um die Ukraine, sondern um Russlands geopolitische Interessen.
Dass Janukowytsch von seinem eigenen Volk davon gejagt wurde, hatte er selbst zu verschulden, als er eine Entscheidung entgegen des Interesses seines eigenen Volkes traf. Janukowytsch ist nichts weiter, als Putins Marionette und der Steigbügelhalter Russlands, um deren Interessen im Bezug auf die Ukraine zu sichern.
Und Putin braucht insbesondere in der Ukraine eine Marionette. Da und in Weißrußland, um eine wirksame Pufferzone zur EU und NATO zu haben, die sich immer weiter nach Osten ausbreitet. Außerdem ist da immer noch Sewastopol, das der russischen Schwarzmeerflotte zur Verfügung steht, der einzige Hafen der russischen Marine, der ganzjährig eisfrei ist. Vor allem: Diesen Hafen hat Rußland nur noch bis 2017, dann läuft der Pachtvertrag aus, und die Schwarzmeerflotte kann sehen, wo sie bleibt. Speziell, wenn in Kiew keine Kreml-Marionette sitzt, die den Pachtvertrag verlängert.

Wenn sich die Ukraine als Ganzes dem Westen öffnet und vielleicht gar der NATO beitritt, heißt das zwei Sachen: Zum einen liegt Rußlands wichtigster Marinehafen auf einmal als winzige Exklave auf ansonsten NATO-Gebiet, und ab 2017 liegt da eher die U.S. Navy als die russische Schwarzmeerflotte. Zum anderen stünden US-Truppen direkt an einer russischen Landgrenze, wo sie doch jetzt schon in Polen und Bulgarien sind. Mal ganz davon abgesehen, daß die NATO auch einen signifikant größeren Teil des Schwarzen Meeres kontrollieren würde.

Und genau das ist insgeheim das Ziel gewisser Kreise in den USA: ein Ring williger Alliierter, der direkt an Rußland und China grenzt. Das heißt, es reicht aus, wenn man seine Einheiten in diesen Ländern parken darf Und natürlich weitreichende globale Hegemonialmacht. Die Ukraine als Westverbündeter wäre ein schönes, großes, fettes Kuchenstück gewesen, gewissermaßen der Jackpot.

Außerdem ist der Poker um die Krim Grund genug, die angekündigten Kürzungen im Militärbereich "gefährlich" zu nennen, zurückzuziehen und statt dessen vielleicht gar wieder auf Aufrüstung zu setzen, wo sich doch ausgerechnet der Erzfeind wieder regt, auf den fast das gesamte US-Militär spezialisiert ist.

Das Volk der Ukraine, woher auch immer man stammt, wiederum hat keine große Lust darauf, daß globalstrategische Schachspielchen auf ihrem Rücken ausgetragen werden. Auf die Kreml-Marionette Janukowytsch haben sie noch weniger Lust als auf die Oligarchin Tymoschenko mit immensem Reichtum unbekannter Herkunft und wohl auch intakten Beziehungen zu ihrer Oligarchenclique. Diese Oligarchen haben sich ja unter dem Wodka-Endlager Boris Jelzin in Rußland breitgemacht zwecks hemmungsloser Selbstbereicherung, und es bedurfte der eisernen Faust eines Wladimir Putin, ihre Macht wieder zu beschränken. Auf Neonazis an der Macht haben sie auch keine Lust, besonders nicht die in der Ukraine lebenden Russen, die genau wissen, daß Russen das Hauptfeindbild der militanten Ultrarechten sind. Daß es jetzt gerade auf der Krim so heiß hergeht, liegt ganz einfach daran, daß gerade auf der Krim sehr viele Russen leben und obendrein der Swoboda-Verteidigungsminister Truppen auf die Krim schickt. Immerhin war die Krim russisch, bis Nikita Chruschtschow sie in den 50ern der Ukraine übergab. Und wenn die Russen gegen ihren Willen von der Krim geholt würden, wäre das nicht das erste Mal, daß ein ganzer Volksstamm von der Krim vertrieben wird; dem Krimtataren ist zu Sowjetzeiten dasselbe passiert.

Und so verhärten sich die Fronten weiter.

Swoboda will die Ukraine als Ganzes behalten. Inklusive der Krim, die zum sehr weit überwiegenden Teil von Russen bewohnt wird. Aber möglicherweise ohne Russen.

Das paßt den USA gut in den Kram, denn auch die wollen die Ukraine inklusive der Krim in ihrer Machtsphäre; im Grunde geht es ihnen im wesentlichen um die Krim. Eine verwestlichte Ukraine würde bedeuten, daß sie ihren Raketenabwehrschild direkt an der russischen Grenze parken und den Russen ab 2017 den Zugang zu Sewastopol verwehren können. Der EU wird in dem Zuge ein neues riesiges Billiglohnland hingestellt, dann ist die auch happy, und die Ashton hält die Klappe.

Auch Putin paßt das eigentlich gut in den Kram. Wenn es für die Russen in der Ukraine ungemütlich zu werden droht, muß Väterchen Rußland ihnen zur Hilfe eilen. Am einfachsten geht das, indem die von der Bevölkerung her ohnehin russische Krim wieder an Rußland fällt. Aber mit Neonazis in der neuen ukrainischen Übergangsregierung wird das nicht gehen, so daß man gleich einen Grund hat, ins ukrainische "Festland" einzumarschieren. Man gewinnt wieder ein Stück ehemalige Sowjetunion zurück und kann den Yankees zeigen, daß das eigene Militär mitnichten unterentwickelt und verrostet ist.

Die ukrainische Übergangsregierung reagiert passend: Sie bittet um NATO-Unterstützung. Grundsätzlich hätten die Amis damit kein Problem, einer zu erheblichen Teilen rechtsradikalen Regierung zu helfen, haben sie doch die Khmer Rouge unter Pol Pot mit Waffen und Munition versorgt im Glauben, der könnte für sie im Vietnam einen Stellvertreterkrieg gegen die Sowjetunion kämpfen, und ausnahmslos alle westlichen Massenmedien geschlossen über die Greueltaten der Khmer Rouge schweigen lassen. (Die USA hätten wissen müssen, daß mit 'Nam nicht zu spaßen ist, und die CIA hätte wissen müssen, daß 'Nam kein Sowjetalliierter mehr war.)

Zumindest können die USA nun Präsenz zeigen. Die U.S. Navy Fifth Fleet ist mindestens auf dem Weg zur Krim, wenn nicht sogar schon da, und es heißt ja auch, daß sogar eine Carrier Strike Group dorthin bestellt worden sei. Auf gar keinen Fall aber werden die Amerikaner den ersten Schuß abgeben, schon gar nicht gegen Rußland. Dann könnte Rußland sich nämlich wunderbar in die Opferrolle begeben und den USA in Selbstverteidigung übelst die Hölle heiß machen, angefangen damit, daß die U.S. Navy auf die harte Tour lernt, daß die russische Marine seit Jahrzehnten die Kunst perfektioniert hat, amerikanische Kriegsschiffe zu versenken (nein, das Phalanx CIWS ist nicht imstande, einen ca. 6000 km/h schnellen BrahMos-II-Seezielflugkörper abzufangen), und wenn es hart auf hart kommen sollte, wäre es für Rußland ein Leichtes, einen ganzen Schwung nuklear bestückter Interkontinentalraketen an der amerikanischen Raketenabwehr vorbei zum Northeast Corridor zu schicken. Das heißt nicht, daß Rußlands Antwort ein sofortiger Atomschlag gegen die USA sein wird; das heißt allerdings, daß sie es jederzeit könnten und nichts und niemand sie daran hindern könnte, wenn sie es täten.

Putins Verhalten wiederum ist unberechenbar. Man sollte davon ausgehen, daß er weiß, daß die USA umgekehrt auch Rußland sehr gefährlich werden kann. Und wer die Amerikaner provoziert, der kann sich sicher sein, daß es ein Echo geben wird. Obama ist zwar Friedensnobelpreisträger, aber das ist er nur dafür, daß er nicht George W. Bush ist, und er ist außerdem ein merkelesker Wendehals. Gerade er kann es sich nicht erlauben, daß seinetwegen die USA ihren Ruf als Weltmacht verlieren, weil sie ausgerechnet von Rußland abgewatscht werden (sehr viele Amerikaner machen keinen Unterschied zwischen Rußland und Sowjetunion) und nicht sofort den Gunslinger heraushängen lassen. Und wenn die Russen zuerst angreifen, sind es die Amerikaner, die zunächst einmal ihre Hintern und letzten Endes auch ihre Ehre verteidigen müssen. Und genau das haben die USA mehr als ein halbes Jahrhundert lang vornehmlich trainiert: den Krieg gegen Rußland. Das gehört also zu den Dingen, die sie gut können sollten.

Wenn Putin also den Westen gewaltsam loszuwerden versucht, wird er damit binnen kürzester Zeit den Dritten Weltkrieg auslösen, in dem zur Abwechslung mal nicht Deutschland der Oberschurke ist, sondern Rußland.

Andererseits aber könnte Putin durch den Putsch in der Ukraine endgültig paranoid geworden sein. Man traut ihm mittlerweile zu, daß er das russische Militär nicht einfach nur die komplette Ukraine überrennen läßt, sondern auch diverse andere ehemalige Sowjetrepubliken und diese annektiert, offiziell zum Schutze der dort lebenden Russen, tatsächlich aber, um in klassischer Risiko-Manier, wie es ja auch die Amerikaner versuchen, die eigene Machtsphäre weiter auszubauen gerade in angrenzenden Ländern, bevor die Amis es zuerst tun (oder gar erst, nachdem der Westen es getan hat, siehe Baltikum). Er fängt auch schon tatsächlich damit an, indem er einen rohstoffreichen mittelozeanischen Rücken unter dem Arktischen Ozean (und somit im Endeffekt einen erheblichen Teil der Arktis, die eigentlich internationales Gewässer ist) für Rußland beansprucht (Daily Mail) (mit demselben Argument könnte Kanada nicht nur die Arktis, sondern ganz Kontinentaleuropa sein eigen nennen) und will das anscheinend mit Waffengewalt in Form einer erheblich erstarkenden Nordmeerflotte durchsetzen (Russia Today).

Ich meine, es ist natürlich verständlich, so, wie sich die USA in diesem Jahrtausend aufführen, sieht Rußland seine Felle davonschwimmen und kann sich nicht allein auf den geostrategischen Vorteil stützen, daß ganz Europa sein Erdgas von Gazprom bezieht, zumal der Winter so ziemlich vorbei ist. Und es ist auch klar, daß die USA ihre expansionistische Außenpolitik mitnichten reduzieren werden (ein verkleinertes Militär heißt doch einzig, daß statt dessen private Söldnerarmeen wie Academi zum Einsatz kommen, die dann arbeitslose Ex-Soldaten mit offenen Armen und besserem Sold aufnehmen, und die Kriegsverbrechen am laufenden Meter verüben können, ohne daß man dafür das Verteidigungsministerium oder den Präsidenten zur Rechenschaft ziehen kann). Für Rußland gibt es also in dieser Hinsicht kaum eine Alternative zu einem Wettrennen um die noch nicht von Großmächten beherrschten Flecken auf der Welt (und diejenigen, die einem selbst wichtig sein könnten, die aber im Einflußbereich einer anderen Großmacht liegen).

Aber so ein Wettrennen kann sehr schnell sehr gefährlich werden, gerade gegen die USA, die sich nicht nur als Weltpolizei gefällt und davon träumt, irgendwann den ganzen Globus zu beherrschen, sondern dank 9/11 die Paranoia zur Kunstform erhoben hat und sich damit genügend Feinde gemacht hat, daß diese Paranoia sogar gerechtfertigt ist.

Und sollte diese heiße Phase bis 2016 anhalten, wenn wieder US-Präsidentschaftswahlen sind, haben die Demokraten keine Chance mehr, weil die ganzen Hurrapatrioten, denen der McCarthyismus in die DNS eingebrannt ist, lieber einen republikanischen Kriegstreiber vom Schlage eines John McCain oder Mitt Romney wählen. Selbst wenn das nicht zwingend heißt, daß der dann als erster US-Präsident den Krieg gegen Rußland anfängt, wird das doch bedeuten, daß er dann nur darauf wartet, daß die Russen anfangen.

Ach ja, was Putin auch wissen sollte: Die USA sind Meister der Täuschung. Wenn er es zu weit treibt, muß er sie nicht einmal direkt bedrohen oder gar angreifen. Der False-Flag-Angriff, der so aussieht, als hätten die Russen die Amerikaner angegriffen, und von den westlichen Massenmedien geschlossen als zweifelsohne authentisch verkauft wird (jeder, der etwas anderes behauptet, wird in Deutschland in die Verschwörungstheorie-Spinner-Ecke abgeschoben und in den USA von den Behörden gejagt), wäre nicht der erste seiner Art (*hust* Golf von Tonkin *hust*).

Umgekehrt: Kann man sich sicher sein, daß die Russen diese Taktik nicht einfach übernehmen, um einen Grund zu haben, sich lästiger NATO-Truppen gerechtfertigt zu entledigen?
dfg82 hat geschrieben:
Le Chiffre Zéro hat geschrieben: [*]Sämtliche russischen Soldaten, die auf der Krim gesehen wurden, waren schon zu Janukowytschs Zeiten auf der Krim. Rußland ist nie auf der Krim einmarschiert.
Nur um mal einen Punkt aufzugreifen: Woher hast Du diese Information?
Die Quelle habe ich jetzt nicht mehr vorliegen, das habe ich irgendwann im Laufe der Woche gelesen. Es war jedenfalls nicht Russia Today.

Wenn man sich mal die Karte der Ukraine ansieht, wird man feststellen, daß ein russischer Militärkonvoi von der russischen Grenze bis zur Krim einen weiten Weg vor sich hätte. Ich glaube kaum, daß das ukrainische Militär, noch dazu unter einem rechtsradikalen antirussischen Verteidigungsminister, einen russischen Militärkonvoi mehrere 100 km unbehelligt durchs eigene Land fahren läßt. Auch die ukrainische Marine (oder was davon noch übrig ist) dürfte russische Landungsboote nicht so ohne weiteres tolerieren.

Warum sollte Rußland auch zusätzliche Truppen auf die Krim schicken, wenn sie da sowieso schon eine nicht unerhebliche Menge an Soldaten offiziell stationiert haben, die sie nur einfach aktivieren müssen?

Putin sollte auch wissen, daß es ein ziemlich häßlicher Verstoß gegen geltende Regeln des Krieges ist, Soldaten ohne erkennbare nationale Markierungen in einen bewaffneten Konflikt gegen das Militär eines anderen Landes zu schicken. Obama ist zumindest schon mal so ehrlich und schickt private Söldnerarmeen, die sich überhaupt nicht an die Genfer Konventionen etc. halten müssen (sind ja kein Militär) und obendrein billiger sind als offizielles Militär (keine teuren Rückführungen und Bestattungen gefallener Kämpfer).
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.

Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.

INTJ nach Myers-Briggs
DJones82

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von DJones82 »

Der Pachtvertrag für den Hafen in Sewastopol läuft noch bis 2042.

Das Video sollten sich alle mal angucken: http://www.youtube.com/watch?v=sdrBMRSFqOg

Edit: Noch ein Erklärungsversuch: http://blog.fefe.de/?ts=ade57caa
Rosta

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von Rosta »

Shifty hat geschrieben:Janukowytsch ist nichts weiter, als Putins Marionette und der Steigbügelhalter Russlands, um deren Interessen im Bezug auf die Ukraine zu sichern.
Man sollte hierzu vielleicht mal wissen, dass er vor seiner medialen Niedermachung pro-EU eingestellt war. Als er seine Einstellung geändert hatte ging es los... naja zu detailierten Gedankengängen bin ich gerade nicht im Stande. :prost: Sorry.
Soweit ich weiß hat Russland ein Stationierungsabkommen mit der Ukraine bezüglich Krim (bis zu 25.000 Soldaten) . Desweiteren wird die ukrainische Regierung von Russland als nicht legitimiert angesehen, weil sie u.a. nicht demokratisch gewählt ist.
324 der 449 Abgeordneten sollen in der Ukraine für die Absetzung des Präsidenten gestimmt haben. Leider finde ich gerade die Videos nicht, in der sämtliche Leute, Abgeordnete bedroht worden sind, in sämtlicher Hinsicht auch derer Familien. Auch mit Kalaschnikows.
Video zum Thema
zebulon

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von zebulon »

Ich glaube ja nicht, dass man mit dem Erklärungsschema Urkaine = Bös | Russland = lieb | EU = doof weit kommt, ganz gleich wie viele Worte man bemüht.

Es geht nur und ausschließlich um die russische Präsenz im Schwarzen Meer. Dass Russland wenig zimperlich ist, sah man z.B. in Georgien.

Ich empfehle u.a. den Presseclub vom Sonntag: http://www.ardmediathek.de/das-erste/pr ... d=20076240
Kostas Klopsis

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von Kostas Klopsis »

zebulon hat geschrieben:Ich glaube ja nicht, dass man mit dem Erklärungsschema Urkaine = Bös | Russland = lieb | EU = doof weit kommt, ganz gleich wie viele Worte man bemüht.
Umgekehrt wird aber auch kein Schuh draus. So schwarz-weiß, wie es uns in sämtlichen Konflikten der letzten Zeit weißgemacht wird, ist die Welt nicht.
zebulon

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von zebulon »

Kostas Klopsis hat geschrieben:
zebulon hat geschrieben:Ich glaube ja nicht, dass man mit dem Erklärungsschema Urkaine = Bös | Russland = lieb | EU = doof weit kommt, ganz gleich wie viele Worte man bemüht.
Umgekehrt wird aber auch kein Schuh draus. So schwarz-weiß, wie es uns in sämtlichen Konflikten der letzten Zeit weißgemacht wird, ist die Welt nicht.
Das stimmt wohl. Da haben viele Köche einen ziemlich schmierigen Brei zusammen gerührt.
Cylon

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von Cylon »

Ich kann nicht verstehen, wie es in Deutschland Menschen geben kann, die Putin toll finden. Jetzt wo Berlusconi weg ist, ist er der lächerlichste Politiker überhaupt. Er bringt Zugvögel in Süden, er findet in Meeren seltene Schätze, reitet wie alternder Schwuler mit nackten Oberkörper durch Sibirien.... einfach nur peinlich. Und dann sitzt noch breitbeinig vor den Medien, wie der letzte Prolet. Noch peinlicher...

Am besten wäre es, sofort Sanktionen zu verhängen. Und wenn Putin, so zurück geblieben wie er nun mal ist, deutsche Firmen enteignet, dann ist das ein weiterer Schritt zum endgültigen Bankrott Russlands. Nie wieder würde eine Firma überhaupt in Russland investieren. Und wenn der Dummkopf Putin schon dabei ist, sollte er den Gashahn nach Europa zudrehen. Dann braucht er den auch gar nicht mehr aufdrehen. Denn dann würde Europa sich in endlich unabhängig machen von Russland. Norwegen, Holland und die Tommys haben noch genug Gas. Aus dem Kaukasus und Nordafrika kann Gas kommen, man kann Gas verflüssigen und transportieren usw. Aber wen kann Russland dann sein Gas verkaufen? Den Chinesen. Aber die Chinesen werden Putin gnadenlos runterhandeln, bis er es nur noch für ein paar Kröten los wird.

Des Weiteren muss es rasch Beitrittsverhandlung mit der Ukraine geben, damit sie schnell in die NATO kommt. Außerdem sollte man den Bosporus dicht machen (türkisches Hoheitsgebiet/NATO). Die NATO-Mitglieder Norwegen und Dänemark machen die Ostsee dicht und schwupps hat Russland zwei Planschbeckenflotten.

Russland hat nun mal keine Industrie, nur Rohstoffe. Von daher ist es eher vergleichbar mit dem Kongo oder Nigeria oder Angola. Obendrein genau so korrupt. Russland ist am Ende, das Ganze ist nur das letzte Aufbäumen einer alten Großmacht.
Kief

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von Kief »

Gerade deshalb sollte man Putin nicht blossstellen.

Hast Du mal erlebt, wie ein Lebewesen sich verhaelt, dass seinen Untergang kommen sieht, und um seine Existenz kaempfen will?
Was glaubst Du, woher Sun Zus Weisheiten kommen?


CU, Kief
Cylon

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von Cylon »

Putin tickt ja schon durch. Man muss ihm endlich seine Grenzen aufzeigen und hoffen, dass er das begreift.
Kief

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von Kief »

Cylon hat geschrieben:Putin tickt ja schon durch. Man muss ihm endlich seine Grenzen aufzeigen und hoffen, dass er das begreift.
Und wie koennte das ablaufen, ohne ihn zu brueskieren?
Wie koennte das ablaufen, ohne dass er durchdreht?
Wie willst Du ihn davon abhalten, einfach aus einem Wutanfall heraus mal ein paar Atomraketen hier und da und dorthin abzufeuern?


CU, Kief
Cylon

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von Cylon »

Kief hat geschrieben:
Cylon hat geschrieben:Putin tickt ja schon durch. Man muss ihm endlich seine Grenzen aufzeigen und hoffen, dass er das begreift.
Und wie koennte das ablaufen, ohne ihn zu brueskieren?
Wie koennte das ablaufen, ohne dass er durchdreht?
Wie willst Du ihn davon abhalten, einfach aus einem Wutanfall heraus mal ein paar Atomraketen hier und da und dorthin abzufeuern?
Ich glaube nicht, dass er so durchgeknallt ist. Aber natürlich kann man was Gesichtwahrendes aushandeln. Z.B. dass die Ukraine nicht Mitglied in der NATO wird. Aber ohne Härte könnte ich mir vorstellen, dass er demnächst auf baltische Staaten losgeht. Er fing ja auch vor ein paar Jahren mit Georgien an.
Kief

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von Kief »

Cylon hat geschrieben:
Kief hat geschrieben:Wie willst Du ihn [ Putin ] davon abhalten, einfach aus einem Wutanfall heraus mal ein paar Atomraketen hier und da und dorthin abzufeuern?
Ich glaube nicht, dass er so durchgeknallt ist. Aber natürlich kann man was Gesichtwahrendes aushandeln. Z.B. dass die Ukraine nicht Mitglied in der NATO wird.
Dafuer wiederum musst Du die andere Seite unter Kontrolle haben, die ihn provoziert.
Genau genommen sind beide Aggressoren ausser Kontrolle - Russland und Amerika.


CU, Kief
Nasobem

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von Nasobem »

Cylon hat geschrieben:Putin tickt ja schon durch. Man muss ihm endlich seine Grenzen aufzeigen und hoffen, dass er das begreift.
Putin tickt überhaupt nicht durch. Bisher hat er sehr genau die Schwächen des Westens, insbesondere der EU und der NATO erkannt und richtig gedeutet, dass der Westen sich für die Ukraine nicht zu weit aus dem Fenster lehnen wird und es bei Drohungen, Verurteilungen und dergleichen belassen wird. Für einen Machtpolitiker, der die russische EInflusssphäre möglichst gross ausbauen will und gleichzeitig westlichen Einfluss zurückdrängen wird, handelt er sehr rational.

Wenn der Westen was für seine NATO-Mitglieder tun will, so sollte er auf keinen Fall Zweifel daran aufkommen lassen, dass er für die baltischen Staaten jederzeit mit seinen zur Verfügung stehenden Mitteln einstehen wird.
Rosta

Re: OT: Ukraine und Putin/ In was für einer Welt leben wir?

Beitrag von Rosta »

Cylon hat geschrieben:Des Weiteren muss es rasch Beitrittsverhandlung mit der Ukraine geben, damit sie schnell in die NATO kommt.
Stimmt, denn NATO ist Frieden. Haben wir ja in Jugoslawien oder Irak gesehen.
Kief hat geschrieben:Genau genommen sind beide Aggressoren ausser Kontrolle - Russland und Amerika.
Sehe ich auch so. Wobei Amerika zur Zeit um Weiten mehr außer Kontrolle bzw. der eigentliche Aggressor hier ist.

Edit: Russland außer Kontrolle... hmm :gruebel: wenn ich so darüber nachdenke: Eigentlich nicht.