Kief hat geschrieben: ↑01 Jan 2019 16:43
Unter den vielen Details geht mir jetzt die Uebersicht verloren.
Mir ist nicht klar, ob Xabber jetzt eine Version einer Teilaufgabe ist, und andere Versionen vielleicht doch ermoeglichen, dass man WhatsApp nutzt,
oder ob mit XMPP generell WhatsApp ned nutzbar ist.
XMPP an sich ist zunächst einmal ein in sich geschlossenes System und hat mit WhatsApp nichts zu tun. Alle privaten und öffentlichen Server (die nicht entsprechend gesperrt sind, das gibt es auch, das gehört aber nicht hierher) können miteinander kommunizieren. Aber XMPP ist kein Aufsatz auf WhatsApp und keine Fernsteuerung für WhatsApp.
Xabber ist ein Client für XMPP. Das ist ein Programm, eine App, die du unter Android installierst, um XMPP zu benutzen. Statt dessen kannst du auch Conversations installieren.
Oder wenn du ein iPhone hast, installierst du dafür ChatSecure.
Oder unter Windows installierst du dafür Psi. Oder Psi+. Oder Gajim. Oder Pidgin. Oder Miranda.
Xabber kann (genau wie Conversations, Psi, Psi+ und Gajim)
nur XMPP. Pidgin und Miranda können auch noch andere Sachen, z. B. IRC (AB-Chat etwa) oder ICQ (fragt sich, wie lange noch), aber WhatsApp kann keiner davon. Wenn du WhatsApp nutzen willst, hast du keine andere Wahl, als WhatsApp selbst zu installieren.
Ich möchte einmal versuchen, ohne Einbindung einer Grafik die Funktionsweisen von XMPP im Vergleich zu WhatsApp zu illustrieren.
WhatsApp:
Du (= Nutzer, identifiziert durch deine Telefonnummer, z. B. 0172 12345678)
↓ (Bedienung)
WhatsApp (= Client = Programm = App)
↓ (Datenübertragung)
whatsapp.com (= Server)
↓ (Datenübertragung)
WhatsApp (= Client = Programm = App)
↓ (Bedienung)
Talbot (= Nutzer, identifiziert durch Talbots Telefonnummer, z. B. 0174 47110815)
Dabei ist
alles Eigentum von WhatsApp und wird nur von WhatsApp verwaltet und gepflegt.
XMPP:
Du (= Nutzer, identifiziert durch deine Jabber-ID
<Nutzername>@
<Domain>.
<TLD>, z. B. kief@
jabber.ccc.de)
↓ (Bedienung)
Xabber unter Android (= Client = Programm = App)
↓ (Datenübertragung zum Server)
jabber.ccc.de (= der Server, wo du registriert bist)
↓ (Datenübertragung zwischen den Servern)
draugr.de (= der Server, wo ich registriert bin)
↓ (Datenübertragung vom Server)
Gajim unter Debian GNU/Linux (= Client = Programm = App))
↓ (Bedienung)
Ich (= Nutzer, identifiziert durch meine Jabber-ID, also lechiffrezero@
draugr.de)
Dabei werden die Client-Programme
Xabber und
Gajim und die öffentlichen Server
jabber.ccc.de und
draugr.de von jeweils verschiedenen, voneinander unabhängigen Leuten/Gruppen verwaltet und gepflegt.
Kief hat geschrieben: ↑01 Jan 2019 16:43
Gibt es einen "Proxy-Dienst" oder eine virtuelle Maschine-Spielerei, was fuer mich WhatsApp nutzbar macht?
Ist das mit XMPP moeglich?
Kurze und knackige Antwort: Möglich – ja. Kompliziert – ja, vor allem für den Von-null-Einsteiger. Praktisch – nein. Vorteile – na ja.
XMPP hat sogenannte Transports, manchmal auch Gateways genannt. Damit kann man sich aus XMPP heraus mit den Netzen anderer Dienste verbinden. In den Nullern wurden die gerne benutzt, wenn man als XMPP-User z. B. MSN oder ICQ (jeweils den Dienst) nutzen wollte, aber weder den jeweiligen offiziellen Client (ging sowieso nicht, wenn man GNU/Linux nutzte) noch einen dieser klobigen, für XMPP unterausgestatteten Multiclients wie Pidgin, die MSN, ICQ und XMPP nebeneinander konnten. Unsereins konnte damit MSN oder ICQ aus dem reinen XMPP-Client Psi heraus nutzen – man brauchte aber trotzdem noch ein MSN- bzw. ICQ-Konto, man konnte sich da also nicht direkt mit dem XMPP-Konto einklinken.
MSN ist inzwischen Geschichte. Aber wenn irgendein neuer Instant-Messaging-Dienst aufgetaucht ist, haben sich immer wieder Leute daran gemacht, dafür einen XMPP-Transport zu entwickeln. Das ist auch mit WhatsApp passiert.
Technisch funktioniert das Ganze so, daß der XMPP-Server, auf dem du bist, sich mit einem WhatsApp-Transport verbindet, der wiederum sich mit WhatsApp verbindet. Idealerweise liegt der WhatsApp-Transport auf demselben Server, wo du bist (transwhat.
<DeinServer>.de). Die meisten öffentlichen Server haben keinen WhatsApp-Transport, nur ganz wenige bieten so etwas. Aber man kann auch Transports auf anderen Servern nutzen (also z. B. von jabber.
<DeinServer>.de über transwhat.
<GanzAndererServer>.de nach whatsapp.com).
Das sieht dann so aus:
vvvvvvvvvv XMPP vvvvvvvvvv
Du (= Nutzer, identifiziert durch deine Jabber-ID
<Nutzername>@
<Domain>.
<TLD>, z. B. kief@
jabber.ccc.de)
↓ (Bedienung)
Xabber unter Android (= Client = Programm = App)
↓ (Datenübertragung zum Server)
jabber.ccc.de (= der Server, wo du registriert bist)
↓ (Datenübertragung zu einem Server, der einen WhatsApp-Transport hat)
transwhat.
<XMPP-Server, der einen WhatsApp-Transport hat>.org (Transport zwischen XMPP und WhatsApp; hier identifizierst du dich mit deiner Telefonnummer, z. B. 0172 12345678)
^^^^^^^^^^ XMPP ^^^^^^^^^^
vvvvvvvvvv WhatsApp vvvvvvvvvv
↓ (Datenübertragung)
whatsapp.com (= Server)
↓ (Datenübertragung)
WhatsApp (= Client = Programm = App)
↓ (Bedienung)
Talbot (= Nutzer, identifiziert durch Talbots Telefonnummer, z. B. 0174 47110815)
^^^^^^^^^^ WhatsApp ^^^^^^^^^^
Du verbindest dich mit dem Transport also nicht direkt mit den Apps, die andere Leute auf ihren Smartphones haben, sondern mit den zentralen Servern von WhatsApp. Und die lassen dich nur mit einem WhatsApp-Konto rein.
Warum jetzt „Praktisch – nein“?
Weil du diesen WhatsApp-Transport nicht mit derselben WhatsApp-Identität nutzen kannst, die du normalerweise nutzt. Die ist ja bombenfest an deine Telefonnummer und deine SIM-Karte gebunden. Der WhatsApp-Transport bietet aber nicht die Möglichkeit, dich einfach so über diese Identität mit WhatsApp zu verbinden, wie es der offizielle WhatsApp-Client für Android tut. Wenn du dein bisheriges Konto mit dem Transport benutzen willst, mußt du dein eigenes (von WhatsApp normalerweise nicht herausgegebene, also rein intern geheimgehaltene) Paßwort abschnorcheln. Ansonsten mußt du dir bei WhatsApp ein zusätzliches neues Konto anlegen.
Erstmal ist das
beides ein ziemlicher Aufwand.
Dann hängt an einer neuen Identität kein Smartphone-Adreßbuch, aus dem sich diese neue Identität vollautomagisch die Kontakte holen kann, wie es die Smartphone-App tut. Nein, auch nicht, wenn du den Transport mit Xabber oder Conversations von deinem Smartphone aus nutzt. So ein WhatsApp-Transport kann nämlich nicht über eine XMPP-App dein Adreßbuch auslesen.
Vom Datenschutz her ist das gut, weil du auf dem neuen Konto nur diejenigen Kontakte hast, die das auch wirklich wollen (sofern du sie fragst, bevor du sie hinzufügst, bzw. sie dein neues Konto hinzufügen). Aber du mußt dir alle deine Kontakte noch einmal neu auf dieser zweiten Identität zusammensuchen. Und die werden sich fragen, warum du auf einmal zwei WhatsApp-Identitäten hast. Außerdem weiß ich nicht, wie ein WhatsApp-Konto identifizert werden soll ohne daran hängende Telefonnummer.
Warum „Vorteile – na ja“?
Weil für den typischen WhatsApp-Nutzer a) die Nachteile überwiegen und b) die Vorteile gar keine Rolle spielen.
Vorteil wäre höchstens, daß man WhatsApp aus einem reinen XMPP-Client heraus benutzen kann.
Aber das ist keine Erleichterung (höchstens, wenn man nur eine App für alles nehmen will). Dem Datenschutz ist es auch nicht dienlich. Das ist eine reine Nerd-und-Hacker-„weil es geht“-Sache ohne praktischen Nutzen für Otto Normal-Smartphone-Nutzer. Selbst wenn man vor einem größeren technischen Aufwand nicht zurückschrecken sollte, hat dieser Aufwand keinen nennenswerten Nutzen.
Man kann ja auch Debian auf einem Smartphone installieren, das ist auch aufwendig und bringt auch nichts. Es geht, aber es ist sinnlos (zumal man damit nicht die ganze Funktionalität hat, die man mit der normalen Firmware hätte).
tl;dr: Vergiß es.
← Das da sind keine Klaviertasten. Es sind Synthesizertasten. Doch, da gibt es Unterschiede.
Ich kann es euch erklären. Ich kann es aber nicht für euch verstehen. Das müßt ihr schon selbst tun.
INTJ nach Myers-Briggs