Spliff hat geschrieben:
Ihr beiden seid ziemlich kritisch gegenüber Euch selber.
In wie weit denkt ihr den etwas falsch zu machen? Was kann man falsch machen wenn man Menschen anlächelt?
Was ist so schlimm an Euch das ihr meint andere würden Euch ablehnen?
Es ist einfach das Gefühl, sich zu weit aus dem Fenster zu lehnen. Etwas einzuleiten, woraufhin man nicht in der Lage ist, souverän aufzubauen.
Spliff hat geschrieben:
Und in wiefern hat Euch denn Eure Selbstkritik bis jetzt geholfen Euer Verhalten zu 'verbessern'?
In dem "Bereich" weswegen wir alle hier sind, hat es mir sicherlich nicht geholfen.
Ich bin mir aber absolut sicher, dass es mir in anderen Bereichen des Lebens durchaus hilft, selbstkritisch zu sein:
Wenn man seinem Umfeld ständig signalisiert, seine eigenen Fähigkeiten kritisch zu sehen, gewöhnt es sich im Laufe der Zeit daran und bewertet die
Fähigkeiten wesentlich besser als bei jemandem der die objektiv gleichen Fähigkeiten besser verkauft (eventuelle Schwächen werden dann nämlich viel höher gewichtet).
Wenn ein Kellner explizit Trinkgeld von mir fordert, wird er von mir keins bekommen - egal wie gut er sich als Kellner geschlagen hat.
Wenn er sagt, die Bestellung habe viel zu lange gedauert, er nehme das Trinkgeld nicht an, würde ich umso mehr darauf bestehen ihm welches zu geben und sogar mit dem Gedanken spielen nochmal nachzulegen.
Wenn jemand im Beruf zu allem "klar, mache ich doch mit Links" sagt und sich hier und da mal etwas mit seiner Aussage überschätzt, wird demjenigen wohl nicht so schnell etwas zugetraut, was weit über das bisherige Qualifikationsprofil hinausgeht.
Wenn man allerdings immer sagt "ich bin mir nicht sicher, ob ich das hinbekomme, kann es ja mal versuchen" aber objektiv gleichauf oder sogar etwas besser ist,
wird sich der Arbeitgeber eher als im erstgenannten Fall denken: "Oh, den habe ich unterschätzt. Mal sehen was der noch so alles kann!".
Ich kenne einige, die aufgrund ihres starken Egos unterschätzt werden (weil sie der suggerierten Erwartungshaltung nicht genügen), und andere die aufgrund ihres schwachen Egos überschätzt werden (weil sie ständig die suggerierte Erwartungshaltung übertreffen).
Ich bin aufgrund solcher Erfahrungen darauf konditioniert, dass Understatement wesentlich mehr Perspektive hat, als Overstatement.
Wenn ich mit meinem Hintergrund jemanden verführerisch anlächle nur weil ich diejenige interessant finde (wenn es ein situationsbezogenes Lächeln ist, ist das natürlich was anderes), komme ich mir vor wie ein Hochstapler (ich gebe vor, mich wohl dabei zu fühlen, zu flirten; ich gebe vor, dass es für mich selbstverständlich ist, zu selbstbewusst flirten - weiß aber aus Erfahrung, dass ich diese Erwartungen SICHER enttäuschen werde, wenn diejenige darauf eingehen sollte). Das verstößt derart gegen meine Konditionierung, dass ich in solch einem Moment gar nicht fähig bin, authentisch zu lächeln.