Wie ich befürchtet habe, lieferst du den Sparrenburgern dieser Welt eine Steilvorlage.
Ihr Verständnis: Nur MAB's haben ein eigenartiges Verhältnis zur Realität.
Nachdem ich das gelesen hatte, mochte ich nicht mehr wirklich weiterlesen.
Von MABs war in meinem Beitrag nicht die Rede, sondern ich hatte geschrieben:
Mir persönlich ist aufgefallen, dass manche (nicht alle!) derjenigen, die in diesem Forum schreiben, ein ganz eigenartiges Verhältnis zur Realität aufweisen.
"manche derjenigen, die in diesem Forum schreiben", sind aber nun mal nicht alle ausnahmslos MABs. Es gibt in diesem Forum MABs, WABs, Ex-ABs, bloss anderweitig am Thema interessierte und vielleicht auch einige Trolle.
Aber sogar wenn ich tatsächlich irgendwo behauptet hätte, dass MABs ein eigenartiges Verhältnis zur Realität hätten, wäre die daraus gezogene Folgerung,
nur MABs hätte ein eigenartiges Verhältnis zur Realität, logisch nicht zulässig. Bereits ein gewisser Aristoteles hat sich mit Sätzen beschäftigt, in denen Ausdrücke wie "alle", "einige" u. dgl. vorkommen. Wenn ich gesagt hätte, dass MABs ein eigenartiges Verhältnis zur Realität hätten, wäre dieser zunächst einmal gemäss Aristoteles zu verstehen als "einige MABs haben ein eigenartiges Verhältnis zur Realität". Dieser Satz bedeutet aber eben nicht, dass alle MABs ein eigenartiges Verhältnis zur Realität hätten, sondern eben nur dass eine ein solches haben, andere aber nicht.
Doch sogar wenn ich gesagt hätte, alle MABs hätten ein eigenartiges Verhältnis zur Realität, würde daraus gemäss Aristoteles nicht folgen, dass nur MABs ein eigenartiges Verhältnis zur Realität hätten, denn der Satz: "ALLE MABs haben ein eigenartiges Verhältnis zur Realität", sagt nur etwas über MABs aus, jedoch nichts über nicht-MABs. Somit ist es immer noch denkbar, dass es Leute gibt, die keine MABs sind, aber ebenfalls ein eigenartiges Verhältnis zur Realität haben.
Seit ein gewisser Georg Cantor die Mengenlehre entwickelt hat, kann man solche Aussagen auch noch schön als Mengenbilder veranschaulichen, wodurch es erst recht deutlich wird, dass die Mengen "MABs" und "Leute mit eigenartigem Verhältnis zur Realität" keineswegs identisch sind.
Wer also aus meinen Aussagen schliessen will, nur MABs hätten ein eigenartiges Verhältnis zur Realität, beweist nur, dass er entweder keine Ahnung von elementarer Logik hat, wie die meisten Menschen sie auch rein intuitiv erfassen, oder aber dass er vorsätzlich missdeutet, was ich schrieb. Vielleicht wird man sogar vermuten, dass die Betreffenden ein eigenartiges Verhältnis zur Realität hätten, wozu ich dann allerdings nur sagen könnte: Q. E. D.
Stellen wir das ganze also mal auf die Füße.
Ich habe einen Kollegen, der ist rot-grün blind, sieht die realität also ganz anders als ich und nicht weniger realistisch als ich. Allerdings sehen wir, wenn auch aus unterschiedlichem Blickwinkel, die gleiche Realität
Leider wird dann nichts auf die Füsse gestellt, sondern auf den Kopf.
Mein Vater ist rot-grün-sehschwach, mein ehemaliger Chef auf der Universität ist rot-grün-blind, sein Vorgänger war sogar fast total farbenblind, sogar der Berufsphotograph, bei dem ich einen Kurs über Farbmanagement besuchte, litt unter einer Rot-Gründ-Sehschwäche. Inzwischen ist bekannt, dass unter Menschen verschiedene Varianten des Gens existieren, das die Rot-Zapfen im Auge codiert, so dass also verschiedene Menschen unterschiedliche Rot-Frequenzen sehen. Noch nicht geklärt ist die Frage, ob es tatsächlich Frauen gibt, die zwei unterschiedliche Rot-Zapfen in den Augen haben und somit Tetrachromaten wären.
Weiter ist erwiesen, dass die Linse des Auges mit der Zeit vergilbt, so dass man im Alter Farben anders wahrnimmt als in der Jugend.
Weiter ist es natürlich so, dass die Welt aus 160cm Höhe anders aussieht als aus 180cm, mit Brille anders als ohne usw.
Wenn man lange genug sucht, findet man fast unendlich viele kleine Unterschiede in der Wahrnehmung, wenn man zwei beliebige Menschen vergleicht.
Doch was soll das zum Thema beitragen?
Die Erkenntnis, dass die Realität unterschiedlich wahrgenommen wird, ist banal. Schon vier- oder fünfjährige Kinder beginnen das zu begreifen.
Es ist auch nicht so, dass ein Farbenblinder ein "gestörtes" Verhältnis zur Realität hätte, sondern dass ihm eine Sinneswahrnehmung fehlt, die andere Menschen haben. Allerdings bemerken die Betroffenen diesen Mangel in aller Regel auch schnell einmal selbst und sind sich ihrer andersartigen Wahrnehmung durchaus bewusst, was bei dem von mir genannten eigenartigen Verhältnis zur Realität eher nicht der Fall ist.
Bei starker Kurzsichtigkeit zum Beispiel lässt sich mit einer Brille oder Kontaktlinse durchaus weitgehende Abhilfe schaffen. Auch dann kann nicht von einem eigenartigen Verhältnis zur Wahrheit gesprochen werden.
Der Begriff "eigenartig" meint denn auch in diesem Fall nicht etwa "individuell", sondern "bizarr", was ich aber nicht eigens betonen wollte, da es nach meiner Erfahrung keinen Gewinn bringt, andere Leute vorsätzlich und unnötigerweise vor den Kopf zu stossen.
Natürlich müssen dann auch noch die Nazis erwähnt werden. Mit Nazis diskutiere ich allerdings äusserst selten, weil erstens diese Sorte Mensch in meinem Bekanntenkreis nicht wirklich vertreten ist und weil mir zweitens schon klar ist, dass sie durch normale Argumente nicht überzeugt werden können.
Allerdings musste ich mich ein Mal der Diskussion mit einer Holocaustleugnerin stellen. Sie eröffnete die Debatte mit einem Lamento des Inhalts, dass sie es satt sei, dass ständig Deutschland heruntergemacht werde. Jemand wies sie darauf hin, dass Entrüstung über den Holocaust nicht bedeute, dass Deutschland heruntergemacht werde, sondern sich nur auf die daran schuldigen bezöge, also die NSDAP und ihre Helfer.
Es stellte sich dann heraus, dass aus Sicht jener Holocaustleugnerin Nazis mit Deutschland identisch waren. (Dazu könnte man nachlesen, was ich eingangs über Logik ausgeführt habe.)
Sehr schnell verschob sie dann aber die Diskussion auf Gaskammern, wie sie etwa in Auschwitz zur Tötung von Menschen benutzt wurden. Sie führte dazu aus, dass es technisch gar nicht möglich sei, auf die behauptete Art Menschen umzubringen; die Gaskammern, wie sie von Historikern rekonstruiert wurden, könnten aus technisch-naturgesetzlichen Gründen nicht funktionieren.
Nachdem die Argumente hin und her gewechselt worden waren, schlug ich vor, den Disput zu beenden, der auf diese Weise sicher nicht zu einem Ergebnis gelange. Vielmehr sollten jene Teilnehmer der Diskussion, die nicht an der Existenz der Gaskammern von Auschwitz usw. zweifelten, eine solche rekonstruieren und funktionsfähig herstellen. Sie, die Holocaustleugnerin, könne sich dann ja gefahrlos in diese Gaskammer stellen und abwarten, was geschehe, denn wenn sie Recht habe, könne ihr ja unmöglich etwas zustossen, da ja diese Gaskammer nicht funktionieren könne.
Da war sie dann plötzlich nicht mehr bereit, mit mir zu sprechen, sondern verschwand und liess nie mehr etwas von sich hören, was ich im übrigen nicht im geringsten bedauere.