Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

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Vega

Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von Vega »

klecks hat geschrieben: Und dann würde ich gern fragen: Wer von euch hat (semi) professionell schon mal einen Porno gedreht oder war am Set von Pornodrehs mit dabei? ... Und dass der Mann zwar durchaus können muss. Aber der Preis, den die Darstellerinnen mal eben nebenbei unbezahlt noch leisten müssen, damit die männlichen Darsteller können, mitunter sehr hoch ist ...

??? Was meinst'n du, klecks?
Nein, ich war noch nie bei nem Dreh dabei, aber falls Du mit dem letzten Satz andeuten willst, dass es für die Darstellerinnen demütigend sein möge, wenn sie die männlichen Darsteller vor einer Szene einsatzfähig machen (...wieso eigentlich unbezahlt? Glaubst, das Honorar läuft auf Basis von Lutschsekunden?) dann muss ich da fast schon lachen. Kann aber sein dass ich den Satz missverstanden hab.

By the way bin ich eh dafür, dass man Porno gleich auch noch mit abschaffen sollten, gerade vor dem Hintergrund der vielen illegalen Zwangspornodarstellerinnen. Welcher Mann kann denn beim Pornoschauen noch mit gutem Gewissen behaupten, sicher zu sein, dass die jeweilige Darstellerin auch freiwillig zu Werke geht, oder ob se ihr nicht vor dem Dreh den Pass abgenommen haben...

:tanzen2: :tanzen2: :tanzen2: :tanzen2:
Grüßle
und net so ernst nehmen
Vega

P.S. Bei Pornos sind übrigens die Frauen die STARS. (Geh mal auf ne Erotikmesse und schau Dir die "geknechteten" Damen an.) Für die männlichen Darsteller interessiert sich hingegen kaum jemand. Die armen Typen dienen nur als Werkzeuge, Sexobjekte, eigentlich grausam, verdienen tun sie auch wesentlich weniger. Man müsste mal ne Gewerkschaft gründen...;-)
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klecks
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Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von klecks »

Vega hat geschrieben:
klecks hat geschrieben: Und dann würde ich gern fragen: Wer von euch hat (semi) professionell schon mal einen Porno gedreht oder war am Set von Pornodrehs mit dabei? ... Und dass der Mann zwar durchaus können muss. Aber der Preis, den die Darstellerinnen mal eben nebenbei unbezahlt noch leisten müssen, damit die männlichen Darsteller können, mitunter sehr hoch ist ...

??? Was meinst'n du, klecks?
Nein, ich war noch nie bei nem Dreh dabei, aber falls Du mit dem letzten Satz andeuten willst, dass es für die Darstellerinnen demütigend sein möge, wenn sie die männlichen Darsteller vor einer Szene einsatzfähig machen (...wieso eigentlich unbezahlt? Glaubst, das Honorar läuft auf Basis von Lutschsekunden?) dann muss ich da fast schon lachen. Kann aber sein dass ich den Satz missverstanden hab.

By the way bin ich eh dafür, dass man Porno gleich auch noch mit abschaffen sollten, gerade vor dem Hintergrund der vielen illegalen Zwangspornodarstellerinnen. Welcher Mann kann denn beim Pornoschauen noch mit gutem Gewissen behaupten, sicher zu sein, dass die jeweilige Darstellerin auch freiwillig zu Werke geht, oder ob se ihr nicht vor dem Dreh den Pass abgenommen haben...

:tanzen2: :tanzen2: :tanzen2: :tanzen2:


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P.S. Bei Pornos sind übrigens die Frauen die STARS. (Geh mal auf ne Erotikmesse und schau Dir die "geknechteten" Damen an.) Für die männlichen Darsteller interessiert sich hingegen kaum jemand. Die armen Typen dienen nur als Werkzeuge, Sexobjekte, eigentlich grausam, verdienen tun sie auch wesentlich weniger. Man müsste mal ne Gewerkschaft gründen...;-)
Ich weiß nicht, wie ich diplomatisch antworten soll. Vielleicht so:

Ich war mal in einem Workshop für Kreatives Schreiben. Wir sollten eine Szene zum Thema "Entführung" schreiben, jeder für sich. Anwesend waren einige Deutsche und eine Deutsch-Iranerin. Wir waren in Blödelstimmung und haben uns recht romantisierende Szenen ausgemalt, in denen Entführung eine Rolle spielte. Was niemand wusste: Die Deutsch-Iranerin war als Kind von ihrem Vater entführt worden, illegal in den Iran mitgenommen. Sie hat unsere "niedlichen" Entführungs-Szenen kaum ausgehalten, ich werde die Atmosphäre ihres Texts allerdings auch für den Rest meines Lebens nicht mehr vergessen.

Da prallten einfach recht unterschiedliche Vorerfahrungen aufeinander. Bzw. Nicht-Erfahrungen prallten auf Erfahrung. Und rein "zufällig" hatten wir Deutschen alle aus der Perspektive des Entführers (es gab da tatsächlich nur männliche Protagonisten) geschrieben, die Deutsch-Iranerin aus der Perspektive der Entführten ...

Und, ja, ich war einige Stunden am Set von Pornodrehs dabei (war aber keine Darstellerin). Damit habe ich nicht DIE Erfahrung zum Thema gepachtet. Aber ich schüttele hier bei vielen Posts einfach sehr mit dem Kopf.

Mir kommt gerade der Vergleich: Ein bisschen ist es so, als würden wir uns über Krieg austauschen. Wir beziehen unsere "Erfahrungen" aus Filmen, Video-Spielen, Kleinkindspielen. Ich könnte mir vorstellen, dass da Kräuterfrau auch nur mit dem Kopf schütteln würde ... (und uns vielleicht um unseren naiven Blickwinkel ... mhm ... "beneiden")

Es ist leichter, Themen nicht so ernst zu nehmen, von denen man keine Ahnung hat (oder von mir aus eine sehr glückliche, naive Perspektive. ;) )
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Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von Felis_Silvestris »

klecks hat geschrieben: Was niemand wusste: Die Deutsch-Iranerin war als Kind von ihrem Vater entführt worden, illegal in den Iran mitgenommen. Sie hat unsere "niedlichen" Entführungs-Szenen kaum ausgehalten, ich werde die Atmosphäre ihres Texts allerdings auch für den Rest meines Lebens nicht mehr vergessen.
Wow. hört sich ziemlich bedrückend an. auf seine Art vermutlich spannend das so zu hören aber auch verstörend
klecks hat geschrieben: Und, ja, ich war einige Stunden am Set von Pornodrehs dabei (war aber keine Darstellerin). Damit habe ich nicht DIE Erfahrung zum Thema gepachtet. Aber ich schüttele hier bei vielen Posts einfach sehr mit dem Kopf.
Hmm... Interessant. Würde mich näher interessieren. Ich kenne es halt nur von making ofs und von Reportagen zu Drehs. Und wüsste jetzt nicht unbedingt worauf du rauswillst. Dass es Frauen gibt, die die Männer vorher und ev zwischendurch 'aufbauen'? Ich mein Pornodarsteller zu sein ist sicher nix wonach man sich sehnen sollte, das ist zermürbende Arbeit, keine Frage.
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Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von klecks »

Gute Frage, worauf ich hinaus will ... :D

Zum einen, dass es bei dem Thema (Prostitution und Pornos) sehr darauf ankommt, was man für Erfahrungen hat und aus welcher Perspektive man sich dem Thema nähert. Und dass ich Erfahrungen mit ... mhm ... tiefen Gefühlen/tiefer Verbundenheit mit einem Thema assoziiere.

Gut möglich, dass ich jetzt ein bisschen stark vereinfache und auch provoziere. Aber wenn ich mir die Beiträge hier durchlese und mich frage, wer sich wie mit welcher Perspektive dem Thema nähert, dann urteile ich so:

Bei den Männern ist die tiefste Verbundheit zum Thema die: Aus aktuell mangelnder besserer Alternative würde es mich bedrohen, wenn Prostitution oder Pornografie "weg" wären. Denn dann käme ich mir wie einer kurz vorm Verdursten vor. Lieber die Alternative, als gar keine ... (irgendwie lässt da schlichter sexueller wie psychischer Druck grüßen) Und ich Mann sehe das Thema aus der Perspektive eines potentiellen Nutznießers.

Bei Frauen (die sich hier geäußert haben) ist die tiefe Verbundenheit mit dem Thema vielleicht so: Jemanden an bzw. sogar IN meinen Körper ran-/reinlassen zu sollen, den ich mir gar nicht so dicht bei mir/in mir wünsche, geht mir an die Substanz. Es ekelt mich. Und ich habe Angst vor dem Aspekt der männlichen Sexualität, der (angeblich?) zeigt, dass Sex leider nicht nur mit Lust und Zuneigung zu tun hat, sondern auch mit simplem Druckabbau bzw. Demonstration von Macht ...

Ich weiß nicht, ob ihr Männer manchmal auch Angst vor den Kräften eurer eigenen Sexualität habt. Ich meine, es könnte doch auch Männern vielleicht unheimlich sein, dass Männer z. B. bei Verwaltigungen im Zusammenhang mit Krieg tatsächlich einen hochkriegen und "abschießen".

Zu meinen Erfahrungen am Set (die nur im genauen Zugeschauthaben bestehen und in intensiven Gesprächen mit den DarstellerInnen) könnte ich sehr viel schreiben, aber ich glaube, das will ich hier in der Forumsöffentlichkeit nicht. Es sei denn, es stellt jemand eine ganz konkrete Frage, die ich klar beantworten kann.

Eine meiner für mich damals (ist 12 bis 15 Jahre her) überraschenden Erkenntnisse war, dass dieses "Milieu" sogar auf mich eine gewisse Sogwirkung hatte. :shock: Es ist wie eine Parallelwelt. Nach ein paar Stunden ist mir der Fakt des Pornodrehens an sich und das ganze Prozedere banal vorgekommen. Vergleichbar mit gemischter Sauna. :shock: Ich war da am Set stets vollkommen bekleidet, aber nach ner Weile ist mir nicht mehr aufgefallen, dass da bildschöne nackte Männer neben mir hocken in den Drehpausen, wir alle Kaffeetassen in der Hand haben und plaudern. Fehlte nur noch die Erdbeersahnetorte. :mrgreen: (O.k., Kuchen gab's auch ab und zu). Ich hatte für mich das Gefühl, die Schwelle zur Darstellerin wäre nicht mehr sehr hoch ... :shock:

Schwer zu beschreiben. Ich gestehe, ich war früher in meinem Urteil oft herablassend, wenn jemand meinte: ich bin da in diese oder jene Sache einfach so reingerutscht. - Ich kann nur sagen, dass ich mir jetzt sehr gut vorstellen kann, dass man da in ein "Milieu" schnell reinrutscht, ohne es zu raffen. Und dass es nicht leicht ist, aus dieser Parallelwelt wieder rauszukommen. Mir hat sich da eine ganz merkwürdige Scheinwelt aufgetan.

Insofern ist mein Fazit: Weder Prostituierte, noch PornodarstellerIn ist ein "ganz normaler Job".

Na ja, und erotisch ging es am Set so gut wie nie zu. Aber es gab einige wenige Sequenzen, wo "gefakte Sexualität" in "echte" Sexualität hinüberglitt. Überaus gut verwertbares Filmmaterial, aber halt wohl eher selten. Ansonsten empfand ich es beim Zusehen eher als recht zermürbende Arbeit. Gerade (was oft passierte!) wenn der kleine "Kumpel" partout nicht (mehr) wollte, auch schon wund war. Die Frauen oder auch der Vereiser ran mussten ... Ich bin kein Mann, aber beim Zugucken dachte ich mir: Es muss Schöneres geben, als unter Erwartungsdruck, wund und lächelnd (innerlich mit zusammengebissenen Zähnen) mit einer "Kollegin", mit der man sooo viel nun wieder auch nicht am Hut hat, können zu müssen. Ich habe mich ertappt, dass ich in Gedanken betete: Lieber Gott, lass sie es bald packen ... :oops: Zuschauen kann auch echte Arbeit sein!

Ach zum Schluss noch ein weiteres überraschendes Aha-Erlebnis von mir: Ganz stupide Rein-Raus-Pornos können mich - entgegen meiner Vorstellung von mir selbst - bei entsprechender Stimmung körperlich in Schwung bringen. ;) Soweit so gut. Sie tun es aber auch in der Trickfilm-Variante. :shock:

Deshalb wäre ich ja dafür, Pornos nur noch als Trickfilm zu produzieren. Scheint den Körper bei Bedarf auch zu animieren - und man kann die echten Menschen dafür in Ruhe lassen. :mrgreen:
Vega

Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von Vega »

Danke für den Bericht, klecks.

Das hört sich echt spannend an, was Du da schreibst.
Für mich ist Deine Ansicht jetzt auch viel nachvollziehbarer. Auch das Thema Sogwirkung kann ich absolut verstehen.
Irgendwo warst Du sicherlich auch ein bisschen stolz, dass Du in dieser Parallelwelt hinter die Kulissen blicken durftest, oder? Glaube ich schon, dass einen das anzieht!!

Viele Grüße
Vega
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klecks
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Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von klecks »

Vega hat geschrieben:Danke für den Bericht, klecks.

Das hört sich echt spannend an, was Du da schreibst.
Für mich ist Deine Ansicht jetzt auch viel nachvollziehbarer. Auch das Thema Sogwirkung kann ich absolut verstehen.
Irgendwo warst Du sicherlich auch ein bisschen stolz, dass Du in dieser Parallelwelt hinter die Kulissen blicken durftest, oder? Glaube ich schon, dass einen das anzieht!!

Viele Grüße
Vega
Stolz ... mhm ... ja und nein. :mrgreen:

Ich gebe unumwunden zu, dass ich einiges wage, um Themen, die mich berühren/betreffen/interessieren, mit einer selbst erarbeiteten Haltung und Erfahrung unterfüttern zu können. Ich mute mir da wirklich allerhand zu. Ich plappere nicht gern einfach nur nach. Und da ich gern rede ... :mrgreen: :kopfstand: Meine Haltung ist und bleibt zutiefst subjektiv. Aber sie ist MEINE, ich weiß, wie sie entstanden ist ... und sie kann sich durchaus mit weiterer Erfahrung weiterentwickeln.

Das heißt aber nicht, dass ich ALLES im Selbstversuch ausprobiere. Ich muss nicht jede Droge ausprobiert haben (aber ich war auch mal jung ... :frech2: ). Und gerade nach dem Ausflug in die Pornowelt wurden mir auch die Gefahren bewusster. Neugier und Interesse hin und her: Es gibt Erlebnisse/Bilder, die kriegt man schwer wieder aus dem Kopf und aus dem Herzen. Viele davon sucht man sich ja nicht aus, die kommen - gefühlt - auf einen zu. Man muss sich gut überlegen, was man wie an sich ran (bzw. in sich rein - hallo ihr Mitfrauen! ;) :shylove: ) lässt.

Wir werden alle geprägt durch das, was wir erleben - und wie wir es verarbeiten ...

Beim Ausflug in die Pornowelt (nein, ich verrate nicht meine Quellen :mrgreen: ) habe ich gespürt, dass ich da Abstand halten muss. Der Ausflug hat mich viele schlaflose Nächte gekostet - weil da so viel für mich überraschende Eindrücke auf mich niedergeprasselt sind, dass ich ne Weile brauchte, um die zu verarbeiten. Da hat jeder auch eine andere Art. Ich nehme dann in der Regel die Wörter zu Hilfe. In dem Fall habe ich damals einen Teil meiner Eindrücke in eine vielleicht etwas schräge Kurzgeschichte "gebannt".

Stolz oder vergnügt macht mich allerdings, dass mein früheres Gefühl, irgendwie immer "zwischen den Stühlen" zu leben, neben der gefühlten Schattenseite eben auch eine Sonnenseite hat. Ich bin eine Wanderin zwischen Welten, die sich eher selten berühren. (Wer weiß, vielleicht stecke ich da hinein einen Großteil meiner sexuellen Energie. Die entfaltet sich ja nicht nur im Rein-Raus-Spiel. :mrgreen: ) Man sieht mir ja nicht an, wo ich mich schon überall rumgetrieben habe. Ich bin eine kleine dicke ältliche Mama. :tanzen2:

Aber wenn dann wer zu sehr auf die Kacke haut, weil er (hust, ja meist ist es ein ER) sich zwischen Unerfahrenen wähnt und so tut, als hätte er die Erfahrung mit Löffeln gefressen, dann stelle ich schon gern mal ein paar naive Mama-Fragen ... :cooler: (Menno, ich hätte gern ein weibliches Pendant-Smiley ;) )

(Das ist jetzt natürlich ein hochstaplerischer Vergleich: Aber ein bisschen wie der alte Inspektor Columbo - Peter Falk - den ich als Kind mochte und verehrte ... ein Hoch auf meine Eltern, dass sie mich so lange aufbleiben ließen, dass ich die Krimis sehen konnte: in schwarz-weiß, aus dem verbotenen Westfernsehen, muss in den 70ern gewesen sein. 8-) )
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Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von kräuterfrau »

Klecks: du hast Recht. Ich habe in meinen Militärzeiten die Razzien mitgesichert.(Bei der Polizei waren damals nicht genug Frauen dabei...) Die Frauen wurden nackt festgenommen, sie standen nicht selten unter Einfluss von Drogen, sie sahen für mein Verständnis gedemütig und erniedrigt aus. Ich habe mich fast geschämt, da in Uniform zu stehen und "Macht" zu haben. Mir taten sie unglaublich leid. Noch mehr Wut hatte ich auf die Freier.

Ich habe mich gefragt, warum werden sie nicht bestraft. Sie gangen angetrunken und befriedigt nach Hause und verließen das Schlachtfeld als ob es nicht gewesen wäre. Ich habe mich gefragt, warum werden die Frauen fest genommen und wieder mit dem ersten Flieger nach Hause geschickt um wieder in einem anderen Land zu probieren. Sie sagten alle aus, dass sie mit Hilfe einer Einschleuserbande unter Vorwand als Kellnerinnen und Kinderfrauen zu arbeiten eingeschleust. Sie haben nur ihre Familien ernähren wollen, sie wollten nur eine Ausbildung oder Studium. Es ist auch nicht jede Frau dazu geeignet Soldatin zu werden...(wenn das überhaupt eine Alternative sein sollte).

Ich habe mich gefragt, warum kein solcher Mann auf die Idee kommt, mich zu so etwas zu zwingen. Und wie man diesen Frauen helfen kann. Ich weiß es nicht wie. Ich weiß es nur, dass mich diese Bilder immer noch beschäftigen.

Ich war als Teenager in Lebensgefahr, ich habe schwere Zeiten erlebt, doch nirgendwo überkam mich dieses Gefühl von Hilfslosigkeit wie bei den Razzien(Againist Trafficking dauerte 3 Wochen).

Meine persönliche Meinung dazu ist, dass solange Menschen einen moralisch unbedenklichen Anspruch darauf erheben, solche Leistung in Anspruch zu nehmen, wird es nicht besser. Auch wenn ich glaube, dass es durchaus Menschen gibt, die dies freiwillig machen, die Nachfrage ist wesentlich größer als das Angebot der Freiwilligen. Deswegen sollten sich die Strafen vor allem meiner Meinung nach auf die Nutzer richten.

Und die Freiwilligkeit? Vielleicht durch etwas andere Rahmenbedingungen.
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Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von NBUC »

kräuterfrau hat geschrieben:
Und die Freiwilligkeit? Vielleicht durch etwas andere Rahmenbedingungen.
Anmelde- und Gesundheits - und Fachkundeprüfung und das in deutscher Sprache und am Ende ein entsprechender Ausweis sollte den echten Freiwilligen keine zu hohe Hürde sein. Klar kann man so etwas fälschen, aber spätestens wenn die Sprachkenntnisse offensichtlich nicht ausreichen, sollte sich keiner mehr rausreden können. Umgekehrt hätte damit jede Betroffenen die Gelegenheit sich entsprechend an die Behörden zu wenden.

Auf der anderen Seite muss dann aber auch die soziale Stigmatisierung von von der eigenen Sexualmoral abweichenden aber selbstbestimmten Verhaltensweisen im Kern unterbunden werden und die entsprechenden Multiplikatoren entsprechend schmerzhaft, inklusive zivilrechtlich belangt werden.
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wenn ich nicht antworten sollte heißt das nicht, dass du Recht hast, sondern ich kein Internet!
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Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von DiplAB »

klecks hat geschrieben:Bei den Männern ist die tiefste Verbundheit zum Thema die: Aus aktuell mangelnder besserer Alternative würde es mich bedrohen, wenn Prostitution oder Pornografie "weg" wären. Denn dann käme ich mir wie einer kurz vorm Verdursten vor. Lieber die Alternative, als gar keine ... (irgendwie lässt da schlichter sexueller wie psychischer Druck grüßen) Und ich Mann sehe das Thema aus der Perspektive eines potentiellen Nutznießers.
Ich denke nicht das die "sonst keine Alternative" Theorie stimmt. Ich kann zwar nicht von mir auf alle anderen Männer schließen, aber ich für meinen Teil sehe Prostitution nicht als mögliche Alternative an, sehe aber auch keinen Grund sie zu verbieten.
Ich sehe da keine Bedrohung für mich, sondern ich sehe einfach keine rationale Verbesserung. Denn Prostitution wird es so oder so geben. Es mag derzeit noch nicht das Optimum der gesetzlichen Vorgaben geben, aber ein Verbot sehe ich nicht als gute Alternative an.
Zum Thema "Perspektive des Nutznießers": Meine Perspektive aus Sicht der Frau ist die Freiwilligkeit. Wenn ich mir bewusst bin etwas freiwillig zu machen was mir nicht wirklich Spass macht, gehe ich davon aus das sich die Frau genau des gleichen bewusst ist.

klecks hat geschrieben:Ich weiß nicht, ob ihr Männer manchmal auch Angst vor den Kräften eurer eigenen Sexualität habt. Ich meine, es könnte doch auch Männern vielleicht unheimlich sein, dass Männer z. B. bei Verwaltigungen im Zusammenhang mit Krieg tatsächlich einen hochkriegen und "abschießen".
Vieles was im Krieg (und nicht nur da) geschieht ist für mich unbegreiflich. Da sehe ich den sexuellen Aspekt nicht als etwas spezielles an.
Interessant finde ich die Frage aber schon, aber als nicht Betroffener (da nicht im Krieg) kann ich da kaum zu einer vernünftigen Antwort kommen.
Mondstaub

Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von Mondstaub »

klecks hat geschrieben: Bei den Männern ist die tiefste Verbundheit zum Thema die: Aus aktuell mangelnder besserer Alternative würde es mich bedrohen, wenn Prostitution oder Pornografie "weg" wären. Denn dann käme ich mir wie einer kurz vorm Verdursten vor. Lieber die Alternative, als gar keine ... (irgendwie lässt da schlichter sexueller wie psychischer Druck grüßen) Und ich Mann sehe das Thema aus der Perspektive eines potentiellen Nutznießers.
Das ist übrigens auch mein Eindruck, weshalb bisher durch einen seltsamen Zufall ausschließlich Männer mit Pro-Seite gegen die Frauen der Kontra-Seite anredeten (zumindest, seitdem ich hier teilnehme)... und kein Verständnis für jeglichen Einwand hatten. Es ist der reine Selbstnutzen "Vielleicht könnte ich es ja mal gebrauchen". (Ich rede gerade nur von Prostitution, Pornografie ist ja wieder ein anderes Themengebiet.)
AnnaMolly

Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von AnnaMolly »

Felis_Silvestris hat geschrieben:Au contraire... kann er absolut.
Kann er, natürlich. In der Regel ist er das aber nicht, davon sprach ich.
Felis_Silvestris hat geschrieben:Stimmt so auch nicht. Dann muss halt Gleitgel her. Ich verweise nochmal auf die Pornoindustrie. Der Job eines Mannes ist viel schwieriger weil er können muss. Frau drückt sich ne Tube rein und lässt sich beackern (übertrieben gesagt natürlich).
Gleitgel hilft nicht, die Muskeln zu entspannen. Ein viel zu enger, wortwörtlich "verklemmter" Muskelschlauch, in den du einen harten Gegenstand rammst, wird sehr schmerzen und kann verletzt werden.
Felis_Silvestris hat geschrieben:Auch diese Illusion muss ich dir aus eigener Erfahrung nehmen. Auch Männer sind nicht so einfach gestrickt.
Und wieder betone ich, dass ich die Mehrheit der Männer bei der Mehrheit ihrer Sexerlebnisse meinte. Die meisten Männer sind absolut dazu in der Lage, zumindest meistens allein durch GV zum Orgasmus zu kommen. Bei den Frauen sind es 30%, die überhaupt einen rein vaginalen Orgasmus erreichen, unabhängig davon, ob das regelmäßig passiert oder alle Jubeljahre einmal.
Felis_Silvestris hat geschrieben:Es wär immer noch ein falscher Vergleich weil das eine eine sinnvolle naturgewollte Öffnung ist, das andere nicht (Anal machen auch viele Prostituierte nicht). Abgesehen davon dass wir hier eher von 1/Frau am Tag reden (so rein vom Verdienst her).
Als jemand, der schon Praktikum auf ner Gyn-Station gemacht hat und dadurch bei vielen gynäkologischen Untersuchungen dabei war, kann ich dir sagen, dass bei entsprechender körperlicher und mentaler Konstitution der Frau die vaginale Untersuchung weitaus schmerzhafter sein kann als die anale. Wenn Frau nicht will, ist es EXTREM schmerzhaft. So viel zum Thema naturgewollte Öffnung ;)


klecks hat geschrieben:Dann ist das für mich wieder einmal ein Thread, bei dem (für mich) die unterschiedliche Sicht auf (den an sich ja gemeinsamen) Sex von (manchen) Frauen (zu denen ich mich zähle) und (manchen) Mann/Männern auf eine Art spürbar wird, dass ich aufpassen muss, dass mir nicht die Lust vergeht ... :cry:
Ja, mich bestätigt das Lesen dieses Threads mal wieder sehr stark darin, dass es richtig war, bis jetzt AB zu bleiben. Mit den meisten Männern bin ich in Bezug auf Ansichten zum Sex einfach völlig inkompatibel.


klecks hat geschrieben:Bei den Männern ist die tiefste Verbundheit zum Thema die: Aus aktuell mangelnder besserer Alternative würde es mich bedrohen, wenn Prostitution oder Pornografie "weg" wären. Denn dann käme ich mir wie einer kurz vorm Verdursten vor. Lieber die Alternative, als gar keine ... (irgendwie lässt da schlichter sexueller wie psychischer Druck grüßen) Und ich Mann sehe das Thema aus der Perspektive eines potentiellen Nutznießers.

Bei Frauen (die sich hier geäußert haben) ist die tiefe Verbundenheit mit dem Thema vielleicht so: Jemanden an bzw. sogar IN meinen Körper ran-/reinlassen zu sollen, den ich mir gar nicht so dicht bei mir/in mir wünsche, geht mir an die Substanz. Es ekelt mich. Und ich habe Angst vor dem Aspekt der männlichen Sexualität, der (angeblich?) zeigt, dass Sex leider nicht nur mit Lust und Zuneigung zu tun hat, sondern auch mit simplem Druckabbau bzw. Demonstration von Macht ...

Ich weiß nicht, ob ihr Männer manchmal auch Angst vor den Kräften eurer eigenen Sexualität habt. Ich meine, es könnte doch auch Männern vielleicht unheimlich sein, dass Männer z. B. bei Verwaltigungen im Zusammenhang mit Krieg tatsächlich einen hochkriegen und "abschießen".
Das ist auch mein Eindruck. Und ich frage mich, wie man als Mann so egoistisch denken kann. Ich bin ja auch nicht für ein striktes Verbot von Prostitution, ich weiß, dass manche Frauen es freiwillig und vielleicht sogar gern machen, und dass es dann besser ist, wenn sie diesen Job mit Krankenversicherung und staatlichem Schutz ausüben können, als ohne ... aber dass die meisten Männer sich so wenig um die möglichen Konsequenzen scheren, finde ich schon bedenklich.
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Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von Swenja »

ogor hat geschrieben:...Und um genau diese Frage ging es dem Autor in dem Ursprungsbeitrag dieses Threads:
Ist "dies oder das" in unserer Gesellschaft mit der Menschenwürde vereinbar oder nicht? Und diese Frage muss die Gesellschaft auch für Prostituition finden....

Artikel 1 GG und Prostitution sind für mich unvereinbar.
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Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von NBUC »

Swenja hat geschrieben:
ogor hat geschrieben:...Und um genau diese Frage ging es dem Autor in dem Ursprungsbeitrag dieses Threads:
Ist "dies oder das" in unserer Gesellschaft mit der Menschenwürde vereinbar oder nicht? Und diese Frage muss die Gesellschaft auch für Prostituition finden....

Artikel 1 GG und Prostitution sind für mich unvereinbar.
Es findet sich sicher auch jemand, der die Unwilligkeit seines Gegenübers seinen sexuellen Nöten zu folgen als Verstoß gegen seine Menschenwürde sieht.

Art. 1GG ist effektiv ein unsäglicher Gummiparagraph, welcher dem mit genug Macht ihn verbindlich interpretieren zu dürfen erlaubt, den Rest Recht effektiv auszuhebeln, eine Sollbruchstelle der Macht. Damit kann man dreist udn mächtig genug effektiv alles rechtfertigen.

Also streng dich ein wenig mehr an.
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Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von Swenja »

oha - na dann streng ich mich mal an, NBCU....

Prostitution und Menschenwürde ist für mich nicht miteinander vereinbar.


besser?

...und einen schönes wochenende dir.

lg, Swenja
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Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von NBUC »

Nein.
Was ist dann "Menschenwürde"?

Und wo endet die in Abgrenzung zu der "Menschenwürde" des anderen.

Und wenn zwei "unteilbare" Menschenwürden kollidieren, wessen ist dann doch nicht ganz so "unteilbar".

Ich sehe die praktische Ausführung des Konzepts "Menschenwürde" als faule, ausweichende Stümperei, welche aus Unfähigkeit oder Vorsätzlichkeit eben keine Rechtssicherheit bietet, sondern wachsweiche, politisch zu füllende Manipulationsmöglichkeiten zur Norm macht und das dann mit einem toll klingenden, scheinbar unangreifbaren Label versieht.

Ein Freisler hätte denselben Paragraphen herangezogen, um KZs zu legitimieren.
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Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von Swenja »

ach NBCU ....

meine Meinung ist MEINE Meinung. punkt.


...und das - " Ein Freisler hätte denselben Paragraphen herangezogen, um KZs zu legitimieren. " -
ist Polemik im Konjunktiv.

Swenja
Reyn

Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von Reyn »

Würde morgen die Zivilisation wegbrechen (Zombie-Apokalypse z.B? ;) ), wären die Rechte der Frau das erste, was in die Steinzeit zurückfiele.
Mit jeder neuen Generation kommen wir weiter davon weg. Jeder Mensch, der mit gleichgestellten Verhältnissen aufwächst, verwurzelt sie mehr im Bewusstsein der Gesellschaft.

Das ist für mich der Aspekt, der mich am meisten zum Nachdenken bringt, ob es so falsch wäre, wenn irgendwelche Vollpfosten, die in Freierforen "Prachtstuten" bewerten, sich mit mit Illegalität konfrontiert sähen.
DannyDark

Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von DannyDark »

NBUC hat geschrieben:Ein Freisler hätte denselben Paragraphen herangezogen, um KZs zu legitimieren.
Nichts für ungut, aber Vergleiche mit
der NS-Zeit finde Ich sehr unpassend...
DannyDark

Re: Kommentar bei faz.net zum Thema Prostitution

Beitrag von DannyDark »

Stefan73 hat geschrieben:Fast jeder Mensch hat das tiefe Bedürfnis nach sexueller Interaktion mit einem anderen Menschen.
Ich würde sogar behaupten das es ein Grundbedürfnis ist... :hierlang:

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