Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen krank

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fifaboy1981
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Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von fifaboy1981 »

Ich finde auch das einfach zu viel Druck gemacht wird, immer muss alles schneller und besser gehen usw. das sage ich aber auch schon länger, kein wunder das so viele an Burnout erkranken. Ich sehe das je selbst, es ist ja nicht so das man jetzt gezielt langsam machen soll, aber je schneller du deine Arbeit machst, umso besser ist es, aber je schneller du machst umso mehr Fehler machst du eben auch. Im TV kam mal ein Bericht über Auswanderer, da sagte auch einer, da wird auch gearbeitet, aber im Gegensatz zu Deutschland wird da längst nicht so ein druck gemacht. Und ja ich sehe es auch schon kommen, das wird noch schlimmer werden künftig wenn sich da nicht grundlegend etwas ändert. Das hat weniger etwas mim normalen Lebensstil zu tun, als eben mit der Leistungsgesellschaft.
Menschen sind nun mal keine Robotter, wenn ich natürlich immer nur mache und tue und renne dann kommt auch schnell das Gefühl und die Frage auf, wozu eigentlich?
Tirak

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Tirak »

Es bleibt aber fraglich, wieviel von diesen Burnout Betroffenen wirklich erkrankt sind. Burnout selbst ist eigentlich keine eigenständige Erkrankung. Der Begriff ist auch wahnsinnig überstrapaziert und in der Fachwelt ist man sich darüber auch nicht einig. Stattdessen werden nur extreme Widersprüche in Bezug auf die möglichen Zielgruppen erzeugt (angeblicher Burnout bei Arbeitslosen zb. :lol: ) und der Begriff selbst viel unkritisch verwendet.
Corp.INC

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Corp.INC »

Tirak hat geschrieben:Es bleibt aber fraglich, wieviel von diesen Burnout Betroffenen wirklich erkrankt sind. Burnout selbst ist eigentlich keine eigenständige Erkrankung. Der Begriff ist auch wahnsinnig überstrapaziert und in der Fachwelt ist man sich darüber auch nicht einig. Stattdessen werden nur extreme Widersprüche in Bezug auf die möglichen Zielgruppen erzeugt (angeblicher Burnout bei Arbeitslosen zb. :lol: ) und der Begriff selbst viel unkritisch verwendet.
Man weiß nicht wie viele nur Simulieren. Bei Leuten die nach einem Streit mit dem Chef am nächsten Tag Burn out melden, ist es eigentlich klar das die innerlich schon gekündigt haben und jetzt noch ein halbes Jahr Geld raus holen ohne zu arbeiten. Das hat nichts mit burn out zu tun.
Bei allen psychisch bedingten Störungen hat man immer das Problem, dass man nicht wirklich in die Köpfe gucken kann. Vor 20 Jahren hätte ein Arzt einen Burn out Patient nicht krank geschrieben, sondern ihm gesagt, er ist einfach nur erschöpft, wie jeder nach einem harten Tag, er soll sich mal einen Tag frei nehmen. Die Regelarbeitszeit ist systematisch gesunken. Die Nachkriegszeit war arbeitsmäßig eine härtere Belastung. Keiner hat auch nur daran gedacht mit burn out zum Arzt zu gehen.

Selbes Problem ist auch bei den Bundeswehrsoldaten, die über posttraumatische Belastungsstörung klagen. Von 1996-2003 waren es zusammen 348 Fälle. Jetzt sind es seit drei Jahren jedes Jahr über 900 Fälle. Klar, es gibt die Krankheit, aber sicherlich nicht so hoch. Da die Soldaten meistens auf Zeit eingestellt sind, machen auch sie das Beste daraus. Kassieren ohne zu dienen. Mich würde mal die Statistik interessieren wie die Ausfallzeiten bei unseren befreundeten Miltärs sind. Dann kann man vergleichen und es würde sofort auffallen wenn eine Nation übermäßig viele Simulanten in den Reihen hat. Betrug ist bei uns schon Volkssport. Und besonders wenn man dem Arbeitgeber noch eines mitwischt.
Rosta

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Rosta »

BurnOut ist keine Krankheit sondern beschreibt lediglich ein Zustand.
sich physisch und körperlich nicht in der Lage befinden, [Hoch]leistungen zu erbringen;
Leistungen wie Hochleistungen. Das kann Arbeitslose ebenso betreffen.
Corp.INC hat geschrieben:Vor 20 Jahren hätte ein Arzt einen Burn out Patient nicht krank geschrieben, sondern ihm gesagt, er ist einfach nur erschöpft, wie jeder nach einem harten Tag, er soll sich mal einen Tag frei nehmen. Die Regelarbeitszeit ist systematisch gesunken. Die Nachkriegszeit war arbeitsmäßig eine härtere Belastung. Keiner hat auch nur daran gedacht mit burn out zum Arzt zu gehen.
Was ja auch zutrifft. "Burnout" sollte eigentlich nur einen extremeren Zustand der Erschöpfung darstellen: Eine dauerhaft anhaltende Erschöpfung, in dem der Körper nicht mehr wirklich im Stande ist sich zu regenerieren.
Es gibt unterschiedliche Arten von Stress, unterschiedliche Ursachen. Die Symptome unterscheiden sich ja von Mensch zu Mensch auch. Am Ende kommt es dann aber meistens doch auf's selbe hinaus.
Corp.INC hat geschrieben:Mich würde mal die Statistik interessieren wie die Ausfallzeiten bei unseren befreundeten Miltärs sind. Dann kann man vergleichen und es würde sofort auffallen wenn eine Nation übermäßig viele Simulanten in den Reihen hat.
Vielleicht möglich wenn man in der Statistik ein paar Sachen berücksichtigt. Man kann z.B. schlecht eine Armee, in der Soldaten hinter einem Bildschirm die ferngesteuerte Objekte wie Drohnen steuern, mit Armeen die ausschließlich mit Soldaten an der Front kämpfen direkt miteinander vergleichen.
Mannanna hat geschrieben:Und das WAREN die einfachen Leute.
.. und heute bin ich das u.a. . :hut:
Meiner Meinung nach ziehst du hier einen Trugschluss.
Wie sollen sich die Leute eine wirkliche Meinung über etwas bilden können, wenn sie sich von bestimmten Informationen, wichtigen Hintergründen eines Ablaufs nicht bewusst sind? Wenn dieses Wissen bewusst der Bevölkerung unterschlagen wird aber gleichzeitig in unserem Land verbreitet und auch daran geglaubt wird dass hier die Meinungsfreiheit und (eher) objektive Berichterstattung (ich meine auch Tagesschau) herrschen würde, dann braucht man sich nicht wundern dass kaum einer von sich aus die "alternativen Medien" besucht. Man muss ja erstmal darauf kommen das hier etwas von Grund auf falsch läuft. (bei mir was es reiner Zufall)
Ich muss jedes mal lachen wenn sich über die "aktuelle Kamera" lustig gemacht wird. Aber so, als ob wir diese Art der Berichterstattung heute nicht hätten. Buahaha. :roll:

Naja, egal... bla bla bla :verwirrt: :verwirrt:
kräuterfrau

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von kräuterfrau »

Corp.INC hat geschrieben:
Tirak hat geschrieben:Es bleibt aber fraglich, wieviel von diesen Burnout Betroffenen wirklich erkrankt sind. Burnout selbst ist eigentlich keine eigenständige Erkrankung. Der Begriff ist auch wahnsinnig überstrapaziert und in der Fachwelt ist man sich darüber auch nicht einig. Stattdessen werden nur extreme Widersprüche in Bezug auf die möglichen Zielgruppen erzeugt (angeblicher Burnout bei Arbeitslosen zb. :lol: ) und der Begriff selbst viel unkritisch verwendet.
Man weiß nicht wie viele nur Simulieren. Bei Leuten die nach einem Streit mit dem Chef am nächsten Tag Burn out melden, ist es eigentlich klar das die innerlich schon gekündigt haben und jetzt noch ein halbes Jahr Geld raus holen ohne zu arbeiten. Das hat nichts mit burn out zu tun.
Bei allen psychisch bedingten Störungen hat man immer das Problem, dass man nicht wirklich in die Köpfe gucken kann. Vor 20 Jahren hätte ein Arzt einen Burn out Patient nicht krank geschrieben, sondern ihm gesagt, er ist einfach nur erschöpft, wie jeder nach einem harten Tag, er soll sich mal einen Tag frei nehmen. Die Regelarbeitszeit ist systematisch gesunken. Die Nachkriegszeit war arbeitsmäßig eine härtere Belastung. Keiner hat auch nur daran gedacht mit burn out zum Arzt zu gehen.

Selbes Problem ist auch bei den Bundeswehrsoldaten, die über posttraumatische Belastungsstörung klagen. Von 1996-2003 waren es zusammen 348 Fälle. Jetzt sind es seit drei Jahren jedes Jahr über 900 Fälle. Klar, es gibt die Krankheit, aber sicherlich nicht so hoch. Da die Soldaten meistens auf Zeit eingestellt sind, machen auch sie das Beste daraus. Kassieren ohne zu dienen. Mich würde mal die Statistik interessieren wie die Ausfallzeiten bei unseren befreundeten Miltärs sind. Dann kann man vergleichen und es würde sofort auffallen wenn eine Nation übermäßig viele Simulanten in den Reihen hat. Betrug ist bei uns schon Volkssport. Und besonders wenn man dem Arbeitgeber noch eines mitwischt.
Ich hoffe dir ist es klar, dass diese Unterstellungen den Betroffenen ein Schlag ins Gesicht sind. PTSD ist ein ernst zu nehmender Zustand und ich schätze die Betroffenen bleiben manchmal verborgen, weil sie sich dafür schämen.

Ist es dir klar wieviele Menschen die den 2. WK erlebt haben noch Albträume haben und die Verhaltensweisen pflegen, die klar mit Kriegtraumata verbunden sind.

Burn out ist kein konkreter Begriff leider und sehr schwer einzugrenzen. Aber, dass Menschen durchaus an Erschöpfungsdepression erkranken scheint dir fremd zu sein.
Es ist kein Betrug, daran zu erkranken. Und nur weil die Diagnose neu benannt ist, bedeutet sie noch lange keine Modeerscheinung. In den anderen Gegenden kann man es sich einfach nicht leisten und entweder erkrankt man noch schlimmer oder wählt man den Freitod.
Corp.INC

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Corp.INC »

Nein nein nein, ich wollte den Betroffenen nicht disrespektierlich sein, die Krankheiten gibt es wirklich. Ich wollte eher darauf hinweise, dass es einfach ist diese Krankheiten vorzutäuschen. In meinen kurzen Soldatenleben wurde unter uns sogar gesagt, welche Merkmale man den Psychoonkel nennen muss, um sicher die PTSD-Diagnose zu bekommen. Da wird man von den Kameraden quasi geschult. Jeder weiß es. Wie ein offenes Geheimnis.
Aus der Privatwirtschaft weiß ich auch, dass einer keine Lust mehr auf seinen Job hatte und beim Arzt ein halbes Jahr burn out markiert hat.
Aber nochmal: Nicht gegen die Betroffenen! Mögen denen gut geholfen werden.
april

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von april »

Burn out ist keine Diagnose, weils dafür keine Kriterien gibt, ist nur irgendein verwaschener Begriff der besser klingt als: Depression. Klingt eben nach: der hat sich stark verausgabt und ist deshalb krank. Genau auf Arbeitslose passt das ja ganz schlecht, weil sie "leisten" ja nichts.
Deshalb den Betroffenen ihre Krankheit abzuerkennen ist einfach. :omg:
Ein halbes Jahr krank "gemacht" - da schaut der medizinische Dienst auch drauf- Krankenkassen wollen auch Geld sparen.
Es ist schon beschissen genung krank zu sein, aber noch beschissener ist es Depressionen zu haben, weil eben immer der Simulantenvorwurf mitschwingt. Komm, nen schlechten Tag hat jeder mal, ach das Wetter ist so schlecht, ich glaub ich krieg ne Depression.
Ich hab mal eine kennengelernt die eine Depression und Brustkrebs unabhängig voneinander durchgemacht hatte- Du kannst besser Brustkrebs als Depressionen haben meinte sie, das wird gesellschaftlich ganz anders anerkannt. Mit Depressionen konnte keiner was anfangen.
Warum gibt es wohl mehr posttraumatische Belastungsstörungen bei Soldaten? Weil sie in Auslandseinsätzen sind und es dort Kriegsgebiete sind ? Was ist falsch daran die Merkmale zu wissen- schon mal was von Aufklärung gehört? Das man im Ernstfall weiß was mit einem los ist und sich Hilfe sucht statt sich am nächsten Baum aufknüpft?
Es bringen sich jedes Jahr ca. 10.000 Menschen in Deutschland um, die meisten wegen Depressionen. Die haben wohl auch alle simuliert oder hatten einen Streit mit dem Chef.
Rosta

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Rosta »

kräuterfrau hat geschrieben:Burn out ist kein konkreter Begriff leider und sehr schwer einzugrenzen.
Das liegt daran, dass das subjektive Wahrnehmen und die persönlich psychische und physische Belastungsgrenze bei jedem Einzelnen verschieden ist.
Viele Leute machen den Fehler ihre eigenen Grenzen mit denen der anderen vorschnell gleichzustellen, sowie auch die Situation der Betroffenen allein oder zu sehr aus ihrer eigenen Perspektive zu beurteilen. Stichwort: Mangelndes Einfühlungsvermögen.
Das führt dann meiner Meinung nach zu Missverständnissen wie von april beschrieben.

Der Begriff selbst ist konkret. In diesem Zusammenhang hat es die Bedeutung:
ausbrennen - hat seine seelischen Kräfte völlig verbraucht


---
Ja..., die Gesellschaft bzw. unsere heutigen Lebensbedingungen sind krankmachend.
Logan 5 hat geschrieben:Dennoch hat sich insbesondere Deutschland zu einer Gesellschaft entwickelt, in der nur noch der Gewinner zählt.
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Mannanna
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Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Mannanna »

Rosta hat geschrieben:
kräuterfrau hat geschrieben:Burn out ist kein konkreter Begriff leider und sehr schwer einzugrenzen.
Das liegt daran, dass das subjektive Wahrnehmen und die persönlich psychische und physische Belastungsgrenze bei jedem Einzelnen verschieden ist.
Viele Leute machen den Fehler ihre eigenen Grenzen mit denen der anderen vorschnell gleichzustellen, sowie auch die Situation der Betroffenen allein oder zu sehr aus ihrer eigenen Perspektive zu beurteilen. Stichwort: Mangelndes Einfühlungsvermögen.
Das führt dann meiner Meinung nach zu Missverständnissen wie von april beschrieben.

Der Begriff selbst ist konkret. In diesem Zusammenhang hat es die Bedeutung:
ausbrennen - hat seine seelischen Kräfte völlig verbraucht


---
Ja..., die Gesellschaft bzw. unsere heutigen Lebensbedingungen sind krankmachend.
Logan 5 hat geschrieben:Dennoch hat sich insbesondere Deutschland zu einer Gesellschaft entwickelt, in der nur noch der Gewinner zählt.

Ich glaube nicht, daß die Gesellschaft heute krankmachender ist als die von früher. "Früher war alles besser" wird IMMER gesagt. Auch in 50 Jahren wird man sagen: "Ja, damals, in den 2010ern, da war alles noch freier und selbstbestimmter und gemütlicher... Als die Leute noch keine GPS-Chips hatten, damit der Chef immer sehen kann, wo sie gerade sind."

Depressionen und Burnout hat es auch schon früher gegeben, nur gab es da diese Worte noch nicht bzw die Definitionen. Da war sowas bestenfalls "Abgespanntheit", für die es ein belebendes Wässerchen oder Kokain, LSD, Morphin oder sonstige Drogen gab, die heute alle verboten sind (Und noch früher nach belieben den Aderlass oder die Schröpfköpfe). Und irgendwelche Arbeiter im Frühkapitalismus bekamen nichtmals das. Und die waren gewiß nicht glücklicher als wir heute.
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, daß er genug davon habe. (Descartes)

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Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Logan 5 »

Mannanna hat geschrieben:Ich glaube nicht, daß die Gesellschaft heute krankmachender ist als die von früher.
Es kommt darauf an. Ist die Gesellschaft heute krankmachender als z. B. vor 100 Jahren? Ich vermute nicht, das Leben war damals ziemlich hart im Vergleich zu heute.

Ist sie aber krankmachender als z. B. vor 30, 40 oder 50 Jahren? Da tendiere ich eher zu einem "ja". Im Vergleich zu den 60 bis 80er Jahren ist der Leistungsdruck und der Konkurrenzdruck dank Globalisierung (wieder?) erheblich gestiegen. Das seinerzeit straffe soziale Netz, wird zunehmend brüchiger. Das bedeutet heute für mehr Menschen als seinerzeit Existenzängste und Unsicherheiten - nach meinen persönlichen Erfahrungen quer durch alle "Schichten". Und von den ganzen wirklichen Krankmachern, die uns Verbrauchern heute um die Ohren gehauen werden (Chemienahrung u.v.m.) will ich mal gar nicht anfangen...
Mannanna hat geschrieben:Auch in 50 Jahren wird man sagen: "Ja, damals, in den 2010ern, da war alles noch freier und selbstbestimmter und gemütlicher...
Da gebe ich dir allerdings uneingeschränkt Recht :mrgreen:
Zumindest, wenn man die heutigen Entwicklungen weiterspinnt.

Aber hey, ist alles nur meine subjektive Wahrnehmung. Ich bin z. B. auch einer dieser komischen Typen, denen Datenschutz noch am Herzen liegt ;)
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Mannanna
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Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Mannanna »

Logan 5 hat geschrieben:
Mannanna hat geschrieben:Ich glaube nicht, daß die Gesellschaft heute krankmachender ist als die von früher.
Es kommt darauf an. Ist die Gesellschaft heute krankmachender als z. B. vor 100 Jahren? Ich vermute nicht, das Leben war damals ziemlich hart im Vergleich zu heute.

Ist sie aber krankmachender als z. B. vor 30, 40 oder 50 Jahren? Da tendiere ich eher zu einem "ja". Im Vergleich zu den 60 bis 80er Jahren ist der Leistungsdruck und der Konkurrenzdruck dank Globalisierung (wieder?) erheblich gestiegen. Das seinerzeit straffe soziale Netz, wird zunehmend brüchiger. Das bedeutet heute für mehr Menschen als seinerzeit Existenzängste und Unsicherheiten - nach meinen persönlichen Erfahrungen quer durch alle "Schichten". Und von den ganzen wirklichen Krankmachern, die uns Verbrauchern heute um die Ohren gehauen werden (Chemienahrung u.v.m.) will ich mal gar nicht anfangen...
Chemienahrung hat es schon im 1.Weltkrieg gegeben (Kunsthonig). Aber gut, das waren halt Dinge für Notzeiten.

Das ein Arbeitsloser in den 60ern abgesicherter dastand als heute, glaube ich nicht. Nur war es da eben einfacher, irgendeinen Job zu kriegen: "Gehste halt auf'm Bau, Sand schippen." Heute wird kaum noch wer gebraucht, der Sand schippt.

Krankmacher waren damals auch die gleichen wie heute, nur ist man sorgenloser damit umgegangen. Müll landete halt im nächsten Fluß, Wald oder auf irgendeiner Müllkippe. Was da unten raussickerte, war jedem wurscht, weil niemand wirklich wußte, was das anrichtet. Und was nicht im Fluß landete, wurde halt in der Nordsee verklappt.
Filteranlagen in Fabrik und Kraftwerks-Schloten? " :lach: Wozu denn so ein Mumpitz, dat verfliecht doch und is wech..."
Rauchen war noch unschädlich, weil man den Zusammenhang zu Krebs noch nicht heraushatte und fettes Essen war per se erstmal "gut", weil es das damals noch nicht so viel gab.

Das Leben damals war diesbezüglich natürlich einfacher, aber gesünder?
Nichts auf der Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand. Denn jedermann ist überzeugt, daß er genug davon habe. (Descartes)

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Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von april »

Rosta hat geschrieben:
kräuterfrau hat geschrieben:Burn out ist kein konkreter Begriff leider und sehr schwer einzugrenzen.
Der Begriff selbst ist konkret. In diesem Zusammenhang hat es die Bedeutung:
ausbrennen - hat seine seelischen Kräfte völlig verbraucht[/i)]


Aber trotzdem ist das keine medizinische Diagnose, weils nicht in diesem ICD-Dingens drin steht. Das ist dieser Diagnose-Verschlüsselungskatalog. Auf der Krankschreibung für die Krankenkasse steht immer son Kürzel für deine Diagnose. Drum kann dich kein Arzt wegen Burnout krankschreiben. Das ist und bleibt eine evtl. von der Gesellschaft mehr akzeptierter Begriff für nichts anderes als eine Depression. Die gibts in unterschiedlichen 3 unterschiedlichen Schweregraden eingetreilt, darum ist eine Depression nicht gleich Depression, der eine braucht Medikamente, der andere Therapie und die ganz schlimmen Fälle vielleicht auch einen Krankenhausaufenthalt. Uhu der war inner Klapse.

Mannanna hat geschrieben: Depressionen und Burnout hat es auch schon früher gegeben, nur gab es da diese Worte noch nicht bzw die Definitionen. Da war sowas bestenfalls "Abgespanntheit", für die es ein belebendes Wässerchen oder Kokain, LSD, Morphin oder sonstige Drogen gab, die heute alle verboten sind (Und noch früher nach belieben den Aderlass oder die Schröpfköpfe). Und irgendwelche Arbeiter im Frühkapitalismus bekamen nichtmals das. Und die waren gewiß nicht glücklicher als wir heute.


Die Psychologie steckte in den Kinderschuhen, oder soll ich besser sagen, steckt eigentlich heute immer noch?
In der Romantik war es sogar schick etwas melankolisch zu sein- genau aber nur für die bessere Gesellschaft.
Gehörtest du nicht zu diesem Kreis warst du ein Faulpelz oder ein Simulant, siehe Kriegszitter aus dem ersten Weltkrieg.
Aber ist ja heute auch noch so, finden die Ärzte nichts wird man als Simulat hingestellt, zu neudeutsch: psychsomatisch. Hatte meine Schwester auch und dann- ups wir hatten da ja einen Befund ganz übersehen, da ist ja doch ne Entzündung im Nervenwasser. :wuetend:
Achja, und die die eine schwere Depression hatten, haben sich eben umgebracht weil sie es nicht ausgehalten haben. Da gibts wohl sogar Statistiken was zu welcher Zeit welche Methode gerade besonder "in" war. Ertrinken wird z.B. heute nicht mehr so oft gewählt- es können heute wohl zu viele schwimmen.
Sind dafür dann noch posthum bestraft worden und kamen nicht in Gottesacker. War Selbstmord nicht sogar mal eine Straftat?

Der Spruch: Abends werden Faule muter ist ist z.B. genau eine Beschreibung eine Depression, abends gehts den Betroffenen meist besser.
Aber ein gutes Beispiel ist Firomyralgie- galt auch lange als Simulantenkrankheit weil man nichts fand- gibts auch neue Erkenntnisse, ist ist doch was zu finden an den Nervenenden.
Zuletzt geändert von april am 21 Feb 2014 10:35, insgesamt 1-mal geändert.
Rosta

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Rosta »

Mannanna hat geschrieben: Ich glaube nicht, daß die Gesellschaft heute krankmachender ist als die von früher.
Nönö, nur "anders krankemachend". ;)
Aber was heißt schon früher?!
Mannanna hat geschrieben: "Früher war alles besser" wird IMMER gesagt.
Also wenn ich das richtig gesehen habe wurde der Spruch hier noch nicht losgelassen.
Es geht ja auch nicht darum was, wo und wann genau "früher" alles besser war, sondern das die jetzige Situation einfach nur ein geballter Haufen Scheiße ist.
Mannanna hat geschrieben: Da war sowas bestenfalls "Abgespanntheit"
Abgespanntheit beschreibt nur den allgemeinen Erschöpfungs- oder Müdigkeitszustand. Das Ausgebranntsein ist die extremere, genauere Variante davon. Die weitere, finale Steigerung wäre glaube ich "Tod durch Erschöpfung".

Aber darum sollte es ja auch nicht gehen. Man siehe sich nur die Entwicklungen der letzten Jahrzehnten an.
Wenn man aber in guten Verhältnissen aufwächst und die Armut in den Städten nicht kennt, der kann das glaube ich wirklich schlecht nachvollziehen. Durch Sanktionen, wenn man sich z.B. den unmenschlich unterbezahlten 1€-Jobs verweigert, kann man durchaus auf der Straße landen. (dokumentierte Todesfälle zum Thema gibt es im Netz, auch auf Youtube)
Mannanna hat geschrieben:Chemienahrung hat es schon im 1.Weltkrieg gegeben (Kunsthonig). Aber gut, das waren halt Dinge für Notzeiten.
Es kommt eben auf den Umfang an.
Mannanna hat geschrieben:Das Leben damals war diesbezüglich natürlich einfacher, aber gesünder?
Du machst Vergleiche. :roll:
Es ist schon ein Unterschied ob man die Auswahl hat gesundes, normales Essen zu kaufen oder ob der Supermarkt/Wochenmarkt mit Genfood oder sonstigen Zusatzstoffen zugemüllt ist.
april hat geschrieben:Aber trotzdem ist das keine medizinische Diagnose
Mir ging es um keine Diagnose, sondern nur um den Begriff Burnout / ausgebrannt sein. Nichts weiter. :gruebel:
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Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Lazarus Long »

Rosta hat geschrieben:...wenn man sich z.B. den unmenschlich unterbezahlten 1€-Jobs verweigert, ...
Hättest du mal Beispiele für solche Jobs? Ich kenne ein paar 1€-Jobs, keinen davon finde ich unmenschlich.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

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Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Rosta »

@Lazarus Long: Damit meinte ich die Bezahlung.

@Mannanna: Ahhh, nicht falsch von mir verstehen: Diese Burnouts sind auch (vor allem? weiß ich grad nicht) in höheren Schichten zu finden. Nicht das der Eindruck erweckt wird dass ich meinen würde, dass es das nur in den unteren geben würde. ;)
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Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Lazarus Long »

Rosta hat geschrieben:@Lazarus Long: Damit meinte ich die Bezahlung.
Die Arbeiten, die ich kenne, würden zumeist einfach gar nicht gemacht werden, wenn sie denn mehr Kosten verursachen würden. Im Übrigen wird es, meines Wissens, als Aufstockung gesehen, d.h. man arbeitest dafür, dass man sein Harz 4 bekommst, dass was man zusätzlich bekommst soll ein zusätzlicher Anreiz sein.
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Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Silvina »

Lazarus Long hat geschrieben:
Rosta hat geschrieben:...wenn man sich z.B. den unmenschlich unterbezahlten 1€-Jobs verweigert, ...
Hättest du mal Beispiele für solche Jobs? Ich kenne ein paar 1€-Jobs, keinen davon finde ich unmenschlich.
Ich habe selbst schon 1-Euro-Jobs gemacht, und eigentlich find ich das ok. Das Einzige, was mich wirklich daran stört, ist, daß man mittlerweile die Fahrtkosten selbst tragen muß. Heißt, von etwa 100 Euro, die man im Monat dafür bekommt, gibt man hier etwa 60 für eine Fahrkarte aus. Ganz blöd ist, wenn man krank wird, dann bleibt man auf diesen Kosten sitzen, was ich nicht fair finde.
Manchmal muss man das Chaos nur ein bisschen schütteln, und es wird ein Wunder draus.
Stefan_T

Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Stefan_T »

Lazarus Long hat geschrieben:Ich kenne ein paar 1€-Jobs, keinen davon finde ich unmenschlich.
Eine Stunde zu arbeiten und dafür nur einen(!) Euro zu bekommen ist unmenschlich, ganz egal was für Arbeit das ist.

Das ist moderne Sklaverei, sonst nichts.
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Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Mannanna »

Rosta hat geschrieben:
Mannanna hat geschrieben:Das Leben damals war diesbezüglich natürlich einfacher, aber gesünder?
Du machst Vergleiche. :roll:
Es ist schon ein Unterschied ob man die Auswahl hat gesundes, normales Essen zu kaufen oder ob der Supermarkt/Wochenmarkt mit Genfood oder sonstigen Zusatzstoffen zugemüllt ist.
Das kommt eben davon, wenn die Leute nur nach "billiger, billiger, billiger" rufen und dabei natürlich trotzdem Spitzenware haben wollen. Wenn z.B. Obst keine "Stellen" mehr haben darf, 14Tage frisch und knackig bleiben muß und kein Wurm im Apfel sein darf, muß eben gespritzt werden oder, als Fortzetzung davon, zur Gentechnik gegriffen werden.
Jeden Morgen ein Ei für jeden? Legebatterien.
Jeden Tag Schokokekse, Schokomuffins, Schoko-irgendwas im AB-Forum? Braucht man halt schädlingsresistente Hochleistungs-Kakaopflanzen.

Auch hier formen die Leute eben das System, nicht das System die Leute.
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Re: Unsere heutigen Lebensbedingungen machen die Menschen kr

Beitrag von Lazarus Long »

Stefan_T hat geschrieben:
Lazarus Long hat geschrieben:Ich kenne ein paar 1€-Jobs, keinen davon finde ich unmenschlich.
Eine Stunde zu arbeiten und dafür nur einen(!) Euro zu bekommen ist unmenschlich, ganz egal was für Arbeit das ist.

Das ist moderne Sklaverei, sonst nichts.
Du bekommst dafür nach dem Verständnis der 1€-Jobs eben nicht nur den einen Euro ... Du bekommst dafür dein Harz 4 + den einen Euro pro Stunde.
Silvina hat geschrieben:... gibt man hier etwa 60 für eine Fahrkarte aus. Ganz blöd ist, wenn man krank wird, dann bleibt man auf diesen Kosten sitzen, was ich nicht fair finde.
Kann ich gut verstehen.
Zuletzt geändert von Lazarus Long am 21 Feb 2014 11:51, insgesamt 1-mal geändert.
Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.

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