Sorry Leute, der Text ist ein wenig länger geworden...
Ich brauche echt ne neue Beschäftigung.
kräuterfrau hat geschrieben: Ich glaube nicht, dass die Prävalenz der psychischen Erkrankungen wesentlich höher war.
Wer weiß... aber gerade die Diagnose einiger psychischer Erkrankungen ist doch recht seltsam. Früher übte man Exorzismen aus, Hexenverbrennungen... heute diagnostiziert man beispielweise großzügig ADHS und verschreibt den "Betroffenen" Beruhigungspillen.
Man sollte vielleicht eher fragen was als psychisch krank definiert wird oder wurde, sowie aus welchen Gründen diese hergeleitet wurden. Die Diagnostik ändert sich ja selbst heute immer wieder.
kräuterfrau hat geschrieben:Am Anfang des 20. Jahrhunderts war die Arbeitssituation wesentlich schlechter.
Hm...du machst hier den Fehler die Situation zu grob und auch nur mit dem Anfang des 20.Jahrhunderts zu vergleichen. Man könnte genau so gut auch den Anfang des 18.Jahrhunderts betrachten. Anders als in England, wie UngebetenerGast es erwähnte, herrschte In der Zeit hierzulande noch großflächig ein familiäres Verhältnis zwischen Familie und den Gesellen o.ä. einer Arbeit. Sie lebten also durchaus unter dem selben Dach.
Heute hat man im Gegenzug irgendwo eine ~45m² Wohnung und arbeitet für "irgendwen", es wird also unpersönlicher, einsamer. Natürlich gibt es auch hier Vor- und Nachteile.
Jedes Zeitalter, jeder Ort hat ihr eigene Mentalität, ihre eigene geschichtliche Prägung. Man kann die Situationen auch daher nicht direkt miteinander vergleichen, da heute vor allem die Globalisierung vorranschreitet, die ja noch eine recht neue Erscheinung ist. Allein die Erfindung des Radios oder des Fernsehers und deren Art der Anwendung hat vieles unter den Menschen verändert.
kräuterfrau hat geschrieben:Mit dem wachsenden Wohlstand wachsen die Ansprüche und verändert sich auch die Bewertung der eigenen Situation. Deswegen spricht man auch von einer relativen Armut.
Man spricht aber auch von einer relativen Armut, wenn man die Armut nicht von der konkreten Lebenssituation eines einzelnen Menschen her betrachtet sondern den Nettolohn einer Person nimmt und mit ihm mithilfe von Durchschnitts/Medianwerten seine "Armutsgefährdung" errechnet.
Beispiel: Im Jahr 2010 zählt man als armutsgefährdet, wenn man 939,85€ oder weniger verdient. Mit 715,67 € oder weniger galt man als "relativ arm". Eine weitere Steigerung der Bechreibung der Armut fällt hier aus. Nach dem Motto als ob es hierzulande keine armen Menschen gäben würde. Eben nur "relativ arm"... armuts"gefährdend"...
Bleiben wir mal bei der durchschnittlichen Betrachtungsweise: Ist es wirklich ein Fortschritt wenn die Menschen immer mehr vereinsamen, von Dritten immer abhängiger werden? Besonders was die Nahrungsmittel betrifft? Wir haben zwar im Supermarkt Nahrungsmittel im Überfluss, sind aber von der Qualität schlechter und werden es auch zunehemst weiterhin tun. (Siehe die Tage -> EU-Zulassung für Genmais)
Schon meine Großmutter hat sich damals, als mein Vater selbst noch ein Kind war, sich über den faderen Geschmack der Tomaten beschwert.
kräuterfrau hat geschrieben:Das ist wieder Bewertungssache. Du bewertest diese Situation als schlecht, während sie für Tausende der Menschen erstrebenswert ist.
Stimmt. Meinungsverschiedenheiten wird es immer geben.
Wenn für den einen etwas besser ist, kann es für den nächsten dafür schlechter ergehen. Wo es Gewinner gibt, wird es auch Verlierer geben. Das liegt aber in der Natur der Sache, ich will das auch nicht künstlich abschaffen. Es ist nur eine Frage in welchem Verhältnis das alles zueinander steht, oder auch welche Möglichkeiten man selbst als Alternativen / als Flucht, als Ablenkung hätte. Wenn die auch ausbleiben, auch aus der eigenen Unfähigkeit heraus, dann wird's problematisch.
Rosta hat geschrieben:Das was uns heute als normal verkauft wird, es aber nicht ist, das macht die Menschen krank.
kräuterfrau hat geschrieben:Tja Medienverfügbarkeit ist gleichzeitig ein Segen und ein Fluch.
Ich möchte es trotzdem nicht mehr missen.
Das war nicht direkt auf die Medien bezogen sondern eine allgemeine Aussage. Da ich damit nichts spezielles meine und da jeder eine andere Interpretation von "krank" hat... nunja, ist meine Aussage eher nichtsaussagend. Naja egal. Dumdidum.
kräuterfrau hat geschrieben:Eben nicht. Zu teuer. Und eine minor depression wird nicht mal medikamentös behandelt. Schon was von "aggressivem Abwarten" gehört?
Nein habe ich nicht. Aber können wir bei diesem Thema nicht recht oberflächlich/allgemein bleiben? Können doch jetzt nicht jede Sonderform wie z.B. die Minor-Depression anschneiden. Dann kommt man ja nie auf einen Nenner.
kräuterfrau hat geschrieben:In den Zeiten nach den du dich Rosta sehnst, übernahm Seelsorger die Aufgaben der Psychotherapeuten.
Ich habe nur geschrieben dass ich mich fühle als wäre ich in der falschen Zeit gelandet. Nach welcher ich mich sehne hab ich nicht geschrieben. Es gibt auch keine bestimmte Zeit, nach der ich mich sehne.
kräuterfrau hat geschrieben:Die große Frage ist, wie finden wir ein gesundes Maß um unsere Bedürfnisse nach Freiheit und Selbstverwirklichung mit unserem Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Geborgenheit unter einen Hut zu bringen.
So kann man es sagen, ja.
UngebetenerGast hat geschrieben:Ja, die heutige Gesellschaft macht die Menschen krank.
Auch heute werden in gewissen Orten auf der Welt Menschen auf bestialische Art und Weise hingerichtet, missbraucht oder gefoltert. Es kommt nur darauf an zu welcher Zeit man sich an welchem Ort befindet.
Und ob du in der Öffentlichkeit gehängt wirst oder du dich in deiner Garage umbringst, weil du auf das Leben nicht mehr klarkommst... was macht das schon ein Unterschied? Nagut, bei Letzterem darf man den Weg des Todes zumindest freiwillig gehen. Und
allein. Moment, freiwillig? Eher unfreiwillig freiwillig...
Nee, wir sollten nicht solche Vergleiche aufstellen. Das ist genauso als ob man darüber diskutieren möchte was schlimmer ist: Peitschenhiebe oder einen Aufenthalt in einem völlig schallisoliertem Raum. Es ist beides grausam. Jedes auf seine Weise.
Logan 5 hat geschrieben:Wenn man den Menschen lange genug eintrichtert was erstrebenswert ist und was nicht, dann glauben sie es irgendwann. Das können Medien, Wirtschaft und Politik sehr gut.
So ist es...
kräuterfrau->Logan5 hat geschrieben:Nein, aber die Menschen hier sehen es als Nachteil 2 Jobs zu haben,
... 2 Jobs haben zu
müssen. Das ist ein feiner Unterschied.
triangulum hat geschrieben:Den Titel finde ich aber übermässig pauschalisierend und falsch. Viele Forumsdamen werden sicher auch nicht die Nachkriegsjahre zurückwünschen, wo z.B. der Ehemann unterschreiben musste, wenn die Frau arbeiten wollte. Und wo die s.g. Emanzipazion und "Selbstverwirklichung" der Frauen kein Thema waren!
Du musst das Thema im Gesamtpaket sehen und dich nicht auf bestimmte Themenbereiche oder Zeitepochen beschränken.
Ich meine..es gab hier, ich sag mal beispielweise auch ein Leben vor 2000 Jahren.
triangulum hat geschrieben:Eine Studienreise zu den Armen in der Dritten Welt würde vielen Sozialhilfeempfängern guttun. Zu jenen, die den ganzen Tag auf der Müllhalde nach Verwertbarem suchen. Jenen, die an Kreuzungen betteln, den ganzen Tag die Abgase von Autos ohne Kat einatmen. Zu jenen, die sich keinen Arzt leisten können. Jenen, die im Winter erfrieren.
Man sollte sich vielleicht eher angucken
warum das so ist. Ja klar, es geht um Korruption. Aber den Meisten ist nicht bewusst, von wem sie erst initiert wird. Gerade wohlhabenere Länder haben da ihre Hände im Spiel.
triangulum hat geschrieben:Die würden sich nicht über die Maßnahmen beschweren, wenn sie im Gegenzug eine geheizte Wohnung, ärztliche Versorgung in der Ersten Welt und noch mehrere hundert Euro Geld pro Monat bekämen.
Solange man über die Ursachen hinwegsieht und seine Lebenssituation immer nur mit dem Schlimmsten vergleicht kann es auch gar nicht besser werden. Im Gegenteil.
Kleines Beispiel: Die Idee für Gentechnik in Lebensmittel wurde damit umworben, weil man dadurch den Ertrag steigern konnte und so den Hunger auf der Welt bekämpfen wollte. Was wird z.T. in Afrika angebaut? Getreide welches für Biosprit oder sonstige Energiequellen angebaut wird. Dabei sind sogar einige Sorten nicht mal für den Menschen essbar. Und die werden von dort aus exportiert.
Oder wenn man bedenkt dass Deutschland
aus wirtschaftlichen Gründen, im Sinne der BRD, in fremden Ländern unterwegs ist. Ex-Bundespräsident Köhler durfte wegen einer ähnlichen Aussage das Amt verlassen. Leyen sagt es jetzt ganz offen, Steinmeier wirbt mittlerweile sogar für eine aktivere Außenpolitik Deutschlands. Aus humanitären Gründen... kennen wir doch irgendwoher... achja, aus dem Jugoslawienkrieg 1999, der mit einer Lüge begann...
triangulum hat geschrieben:Sozialhilfe wird vom Steuerzahler (= der Allgemeinheit) getragen, aus dem, was diese erarbeitet haben. Da ist es das Selbstverständlichste der Welt, zu fordern, dass sich deren Nutznießer bemühen (und zwar nicht wie sie gerade Lust haben, sondern mit voller Kraft!), wieder wirtschaftlich selbstständig zu werden.
Och warum? Wir scheinen ja genug Geld zu haben.
Wir haben Platz in Deutschland! Bei seinem Indien-Besuch ruft Joachim Gauck junge Inder zu Studium oder Arbeit in Deutschland auf. Weil die deutsche Bevölkerung immer kleiner werde, gebe es genug Platz, sagt das Staatsoberhaupt.
Oder das ordentlich Kindergeld bezahlt wird, auch wenn die Familie eines rumänischen Einwanderers
gar nicht in Deutschland lebt.
Schon die Bankenrettungen vergessen? Ach, es gebe so viele weitere Gründe dir aufzuzeigen dass das Zeigen auf Hartz4-Bezieher in diesem Bezug einfach falsch ist.
janina hat geschrieben:Gefühlt vergeht die Zeit für mich heute schneller als in meiner Kindheit/ Jugend, das geht erschreckenderweise wohl auch schon den heutigen Teenagern so. Die älteren Menschen, die ich danach gefragt habe, empfinden das dagegen nicht so. Filme und Reportagen aus den 60igern und 70igern erscheinen langsamer abzulaufen.
Geht Euch das mit der Zeit auch so?
Hm, für mich vergeht die gefühlte Zeit persönlich nicht schneller.
Was aber Reportagen oder Interviews betrifft: Die laufen heutzutage wirklich schnelller ab. Wenn ich an die ZoomIn/Zoomout oder sonstigen Kameraschwenks bei Interviews oder Diskussionsrunden sehe. Ich verweise da gerne mal auf den Stil von ZDF-Zoom.
Diskussionssendungen wie z.B. damals mit Rudi Dutschke (1967) oder Alice Schwarzer mit Esther Vilar(1975), oder auch sonstige politische Diskussionen wurden ganz anders geführt. Heute kommt mir das so vor, als wolle man an einem Abend nur viele Unterthemen anknabbern aber nie wirklich zum Punkt kommen oder irgendwie ins Detail gehen. Mal schnell hier, mal schnell da, aber nichts richtig.
Besonders interessant finde ich in dem Zusammenhang auch die Zuschauerreaktionen eines Fußballspiels. Während früher bei einem Tor eher applaudiert, gejubelt wurde, viele sogar dabei noch sitzend, sind die heutigen Zuschauer bei einem Tor eher völlig außer sich. Ich denke da an meinem Vater: Wenn seine Mannschaft ein Tor schießt ist das Jubelgebrüll nicht zu überhören.
Es ist für mich nur insofern komisch, weil man diese Leute doch gar nicht persönlich kennt... in keinster Weise... es ist kein eigener Verdienst, nicht der eigene Verein in dem man selbst spielt. Naja, wie auch immer...
april hat geschrieben:Das es das Phänomen AB schon immer gab das glaube ich auch, aber im Eingangspost gings ja nicht nur ums Absein.
Ich gehe
stark davon aus, dass sich die heutigen Gründe ,warum man als AB endet, sich von den damaligen unterscheiden. Da wären wir vielleicht wieder bei der Gesellschaftskritik im Eingangspost.