Ich selbst bin übergewichtig, möchte aber doch gerne diese Aussage belegen und unterstreichen. Ich bin insulinpflichtige Diabetikerin. Als ich noch annähernd 100 kg wog, musste ich zur Nacht 70 Insulineinheiten Verzögerungsinsulin spritzen. Heute benötoge ich nur noch 15! und natürlich spritze ich vom schnellwirkenden auch deutlich weniger. Auch mir geht es besser, fühle mich attraktiver und beweglicher. Treppensteigen und ähnliches fallen mir heute viel leichter. Ich fühle mich viel wohler. Das Leben hat für mich dadurch, dass ich abgenommen habe, eine ganz andere Qualität bekommen. Ich weiß aber von mir mittlerweile, dass das Übergewichtsproblem definitiv ein psychisches ist, und bei mir zumindest auch sehr eng damit zusammenhängt, dass ich bislang kaum Nähe zulassen konnte. Beides zusammen ist eine Baustelle und ich könnte mir gut vorstellen, dass dies bei ganz vielen so ist. Ich arbeite an meiner Baustelle und komme enorm vorwärts. Deshalb bin ich mittlerweile auch immer mehr davon überzeugt, dass für mich eine (analythische!) Psychotherapie der einzig richtige Weg ist. Leider musste ich 49 Jahre alt werden, bis ich gewagt habe, diesen Weg einzuschlagen. Ich habe mich viel zu lange alleine gequält.Sorcier Vaudou hat geschrieben:(Achtung, provokanter Beitrag voraus!)
Das Problem ist nur, dass die ungesunden Folgen von Übergewicht leider real sind - egal wie fit und wohl man sich dabei im Moment fühlt.
Im Hintergrund verstopfen nämlich die Blutgefäße, die Leber verfettet, die Bauchspeicheldrüse kämpft auf verlorenem Posten, das Herz leistet Schwerstarbeit und die Gelenke reiben sich auf. Irgendwann fühlt man sich dann aber plötzlich nicht mehr wohl, weil man mit nem Schlauch in der Leiste im Herzkatheterlabor liegt.
Sicher sind manche Menschen eher dazu veranlagt, jede Erbse doppelt anzusetzen (ich gehöre im Übrigen dazu) und sicher ist das heutige retouchierte, "perfekte" Schönheitsideal unrealistisch. Aber: niemand, der nicht gerade schwanger ist, sollte seinen Bauch auf den Arm nehmen können. Das ist einfach ungesund und falsch und nur weil es heutzutage immer mehr Leute können, bleibt es trotzdem ungesund und falsch.
Da muss man nicht das Schönheitsideal anpassen, sondern seine Meinung zu seinem eigenen Körper und unserer "zivilisierten" Lebens- und Ernährungsweise. Mangelnde Bewegung und unsere fett- und zuckerhaltigen, industriellen Lebensmittel sind es nämlich, die uns langsam umbringen.
Und was die "Schlanken aus der Oberschicht" angeht, die definieren, was gesund ist, die sind nicht zufällig da. Die sind da, weil sie leistungsbereit und leistungsfähig sind, sowohl körperlich als auch geistig. Deshalb sind sie in der Lage, Forschungen anzustellen und aufgrund ihrer Ergebnisse solche Definitionen aufzustellen. Und selbst da laufen noch genug Dicke rum.
Wie gesagt, ich selbst bin weder schlank noch sportlich. Aber ich habe im letzten Jahr durch schmerzhaften Verzicht und harte Arbeit gute 25 Kilo abgenommen. Schöner geworden bin ich dadurch nicht. Aber gesünder. Und besser fühle ich mich auch.
Ich selbst stehe auf Mann mit Bauch, finde, dass ein solcher viel weicher und kuscheliger wirkt.