Hast du psychologische Therapieerfahrung?

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Hast du psychologische Therapieerfahrung?

m: Ich befinde mich im Moment in psychotherapeutischer Behandlung.
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m: Im Moment nicht, aber ich war schon mal in psychotherapeutischer Behandlung.
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m: Ich war noch nie in psychotherapeutischer Behandlung, denke aber darüber nach, eine zu beginnen.
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m: Ich war noch nie in psychotherapeutischer Behandlung und habe es im Moment auch nicht vor.
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BartS
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von BartS »

Savor hat geschrieben: Einzig und allein entscheidend ist, ob du momentan unter deiner Situation leidest und ob du mit fremder Hilfe daran etwas ändern willst?
Genau deshalb finde ich es wichtig, sich im Vorfeld zu überlegen, was man erreichen möchte. Weil erst dann wird auch klarer, ob eine Therapie überhaupt das geeignete Mittel ist. Wenn es darum geht, sich besser als vorher zu fühlen, so gibt es tausend einfache Wege, das zu erreichen. Freundschaften, Sport, Zeit für sich nehmen, Begegnungen, Ehrenamt übernehmen, öfters ins Kino gehen, Hobbys nachgehen und und und. Eine Therapie ist nicht die erste Anlaufstelle, wenn man persönliche Probleme hat, sonst würde die ganze Bevölkerung unter Behandlung sein. Ich gebe aber zu, dass man oft selbst gar nicht einschätzen kann, ob eine Therapie überhaupt das Richtige für einen ist, wenn man sich mit dem Thema wenig auskennt. Da braucht es einen guten Ansprechpartner. Manfred Lütz, Facharzt für Psychiatrie schrieb ja mal das Buch "Wir behandeln die Falschen – unser Problem sind die Normalen". :D

Also nochmal zusammengefasst, diese ganzen Vorüberlegungen, die ich dazu empfehle, sollen ja dazu dienen, herauszufinden, ob eine Therapie überhaupt das passende Werkzeug ist.
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von Savor »

BartS hat geschrieben:Also nochmal zusammengefasst, diese ganzen Vorüberlegungen, die ich dazu empfehle, sollen ja dazu dienen, herauszufinden, ob eine Therapie überhaupt das passende Werkzeug ist.
Ich denke als AB auch eher zuviel, aber ich kann dir aus eigener Erfahrung sagen, dass du dir hier mehr Gedanken machst als nötig.

Ob eine Therapie bzw. diese Therapieform für DICH und DEIN Problem das passende Werkzeug ist, wird dir der Therapeut eventuell sogar schon nach einem Kennenlerngespräch sagen können. Oder nach ein paar wenigen Probesitzungen.

Du kannst doch als Laie, noch dazu als potentieller Patient, gar nicht kompetent entscheiden, ob und was das "passende Werkzeug" ist. Dafür fehlt dir zu einem das Fachwissen, das der Therapeut hat, und als Betroffener die notwendige objektive Sicht.

Also diese Gedanken kannst du dir getrost sparen, das ist ja gerade die Aufgabe des Therapeuten, dir das zu sagen. Du musst ja nicht seine Arbeit machen! ;)
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BartS
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von BartS »

Sorry wenn ich jetzt einige hier vor dem Kopf stoße. Aber ich finde Aussagen, die in die Richtung laufen, man solle doch einfach zum Therapeuten gehen und der wird schon sehen, was man da tun kann, für ziemlich verheerend. Ich bin absolut sicher, dass das hier niemand mit böser Absicht macht. Aber man kann doch mal überlegen, was diese Art von Vorschlägen für eine Konsequenz hat? (Savor, nur zum Thema, sich zu viele Gedanken machen.)

Die durchschnittliche Wartezeit für einen Therapieplatz beträgt mittlerweile ein halbes Jahr, ehe man überhaupt ein erstes Gespräch bekommt. Im ländlichen Raum wartet man noch länger, weil es kaum Praxen gibt. Man redet immer davon, dass man im Gesundheitswesen Schritte unternimmt, um diese Zeiten zu verkürzen. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus, es wird immer nur eine begrenzte Anzahl an Praxen mit Fachärzten für Psychiatrie und Psychologie zugelassen. Menschen mit einer Depression, die wirklich auf diese ärztliche Hilfe angewiesen sind, sind in dieser Wartezeit sich selber überlassen.

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte ... Arzt-kommt

Verbunden ist das mit Kosten für die Krankenkassen, wenn man quasi auf Probe zur Therapie gehen will. Diejenigen, die wirklich diese Hilfe nötig hätten, müssen ewig warten oder bekommen nur einen Teil ihrer Kosten erstattet, weil andere Menschen im Vorfeld sich nicht ausreichend informiert haben und einen diffusen möchte-mich-besser-fühlen-Wunsch haben. Ist Euch das eigentlich bewusst?

Sorry für die harten Worte, aber manchmal habe ich den Eindruck, dass manche wie mit Scheuklappen argumentieren und nicht mitbekommen, was ihre Vorschläge in letzter Konsequenz bedeuten.
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von Tyralis Fiena »

BartS hat geschrieben: Ohne eigene Erwartungen und Wünsche was geändert werden soll, macht aber eine Therapie wenig Sinn. Es braucht eine inneren Antrieb, eine Motivation. Es ist ja nicht wie beim Facharzt, wo man sagen könnte, bin jetzt 40, checken sie mich mal durch, und sagen sie mir, ob was nicht stimmt. Ein Therapeut wird wohl als erstes fragen, was kann ich für Sie tun?

Richtig, ein Therapeut kann sagen, wie realistisch die geäußerten Erwartungen und Wünsche sind. Aber er selbst kann und wird nie sagen, was Erwartungen und Wünsche sind, die muss schon der Patient selber äußern.
Lustigerweise hatte ich damit so ungefähr meine Therapie angefangen. Nachdem sich meine depressive Episode während der Wartezeit von selbst erledigt hatte, war mein ursprüngliches schwaches Motiv weg. Einerseits hatte ich eh überwiegend Zweifel daran, dass ich überhaupt eine Therapie bräuchte. Andererseits gaben mir mehrere weiterhin den dringenden Rat, doch eine aufzunehmen. Mit meinen jahrelangen Überlegungen kam ich nicht weiter und einen emotionalen Indikator hatte ich dazu wie üblich auch nicht. Insofern hatte ich mir dazu lediglich fachliche Hilfe erwünscht, um etwas Licht rein zu bringen.

Ich hatte dafür auch gleich zu Anfang offen formuliert, dass ich selbst Zweifel an einer Therapienotwendigkeit hatte und auch in Erwägung gezogen, dass ich wieder nach Hause geschickt werde.

Im Grunde geht es mir immer noch nur ums nüchterne Sichtbarmachen möglicher Problematiken. Das Motiv, dass es mir "besser" gehen möge (was auch immer das heisst bzw. mir ist das zu schwammig), habe ich dagegen nicht. Damit will ich mich auch nicht an andere Menschen wenden.
Teetrinker

Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von Teetrinker »

BartS hat geschrieben:Wenn es darum geht, sich besser als vorher zu fühlen, so gibt es tausend einfache Wege, das zu erreichen. Freundschaften, Sport, Zeit für sich nehmen, Begegnungen, Ehrenamt übernehmen, öfters ins Kino gehen, Hobbys nachgehen und und und. Eine Therapie ist nicht die erste Anlaufstelle, wenn man persönliche Probleme hat, sonst würde die ganze Bevölkerung unter Behandlung sein.
Daher ist die Frage nach den persönlichen Problemen oder damit einhergehenden Gefühlsreaktionen die weniger wichtige, sondern die nach dem Umgang damit und den Gedanken darüber - die vielen einfachen Wege wirksam gehen zu können, sie zu kennen zu lernen wird auch dazu gehören, dennoch wird es beim "Dann machen sie doch mal dieses..." nicht sein Bewenden haben. Oft führt einiges dazu, eine Art geordnetes, soziales Leben nicht so ganz hinzubekommen; entsprechend dauerhaft unzufrieden zu sein und zu leiden. Das wird je nach Therapieform herausgearbeitet, "verarbeitet", hinterfragt, abgelöst - etwa unangemessene Verhaltensmuster und Denkweisen.


Aussagen der Richtung "man solle doch einfach zum Therapeuten gehen" sind kein Problem. Vielleicht gehen wir von unterschiedlichen Ausgangslagen aus: Ich zB setze voraus, daß der Betroffene bereits seit langem weiß, spürt oder fühlt, daß er nachhaltig leidet und wahrscheinlich in irgendwelche Teufelskreise verstrickt ist.

Daß jedermann wegen irgendwelcher persönlichen Probleme gleich blindlings therapeutische Hilfe suchen soll habe ich dagegen nicht im Sinn. Wie BartS die "einfach zum Therapeuten"-Aussage versteht weiß ich natürlich nicht. Bei den persönlichen Problemen oder den Hinweis auf Wartezeiten etc vermute ich, daß er von einem ganz weiten Menschenkreis ausgeht die einfach so wegen Allerweltskram an Therapie denkt. Auch vermute ich, daß Hoppela und andere das aber so gar nicht meinen, sondern vielleicht auch bereits voraussetzen, daß wir einen Menschen haben, dem es mit Blick auf gelingendes Leben, Zufriedenheit oder so nachhaltig schlecht geht und wo man berechtigterweise sagen könnte: Hilfe durch Psychotherapie kann man schon andenken.
Savor

Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von Savor »

BartS hat geschrieben:Aber ich finde Aussagen, die in die Richtung laufen, man solle doch einfach zum Therapeuten gehen und der wird schon sehen, was man da tun kann, für ziemlich verheerend.
Ich gehe natürlich davon aus, dass niemand zum Therapeuten geht, weil ihm mal ein Pups quer sitzt, sondern wer sich mit dem Gedanken einer Therapie spielt hat ja in der Regel ein Problem, das ihn BELASTET und unter dem er auch LEIDET.

Ja und wenn das der Fall ist, dann ist der Gang zum Hausarzt die allererste Station. Schon im Gespräch mit ihm kann man vorfühlen und wenn er der Meinung ist, das sollte mal mit einem Therapeuten besprochen werden, dann bekommst du auch dafür die Überweisung und dann vereinbart man eben Probesitzungen bei einem Therapeuten, sobald einer dafür Zeit hat. Und der wird dir dann schon sagen, ob und was er da machen kann oder eben auch nicht und ob eventuell eine andere Therapieform geeigneter wäre.

Wenn ich Zahnschmerzen habe, gehe ich zum Zahnarzt und wenn ich BELASTENDE langdauerende "Seelenschmerzen" habe, dann frage ich eben einen Therapeuten um Rat und ggf. um Hilfe. Dafür ist dieser Berufsstand nämlich da.

Du unterstellst hier quasi, dass Leute mal "so aus Jux" zum Therapeuten gehen könnten und dadurch Plätze blockieren oder die Kassen belasten. Wem seine "Seelenschmerzen" nicht belasten, der wird doch gar nicht auf die Idee kommen, mal zum Zeitvertreib zum Therapeuten zu gehen. Dein Einwurf geht hier eindeutig am Problem vorbei.
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BartS
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von BartS »

Teetrinker hat geschrieben: Aussagen der Richtung "man solle doch einfach zum Therapeuten gehen" sind kein Problem. Vielleicht gehen wir von unterschiedlichen Ausgangslagen aus: Ich zB setze voraus, daß der Betroffene bereits seit langem weiß, spürt oder fühlt, daß er nachhaltig leidet und wahrscheinlich in irgendwelche Teufelskreise verstrickt ist.
Ich setze das ehrlich gesagt nicht voraus. Man kann sich schon mit dem Thema Therapie befasst haben (das habe ich auch), ohne einen wirklich starken Leidensdruck verspürt zu haben. Ich finde da das eigene Beispiel von Tyralis Fiena ziemlich passend dazu. Ihm war nicht so klar, ob eine Therapie der richtige Weg ist (und ist da immer noch nicht sicher). So dürfte es wohl vielen gehen. Da den pauschalen Tipp zu geben, ach weißt Du, probier es doch einfach mal aus, finde ich ziemlich unüberlegt. In Anbetracht der Kenntnis über die Situation in den Facharztpraxen, finde ich so einen Vorschlag gerade zu unsozial und egoistisch. Mal aus dem SZ-Artikel, den ich vorhin verlinkt hatte:

Nur die Hälfte aller Psychotherapeuten führt überhaupt noch eine Warteliste. Als die Psychotherapeutenkammer Nordrhein-Westfalen herausfinden will, warum es nicht mehr sind, erhält sie Antworten wie: »Eine Warteliste habe ich vor Jahren aufgegeben, da ich den Patienten hätte sagen müssen: Rufen Sie mich in zwei, drei Jahren wieder an.« Wird in einer solchen Praxis ein Therapieplatz frei, vergeben ihn die Therapeuten jetzt nach dem Glücksshow-Prinzip: Der nächste Anrufer bekommt ihn – egal wie lange er gewartet hat. Eine Sprechstundenhilfe haben die wenigsten.
Teetrinker hat geschrieben:Bei den persönlichen Problemen oder den Hinweis auf Wartezeiten etc vermute ich, daß er von einem ganz weiten Menschenkreis ausgeht die einfach so wegen Allerweltskram an Therapie denkt. Auch vermute ich, daß Hoppela und andere das aber so gar nicht meinen, sondern vielleicht auch bereits voraussetzen, daß wir einen Menschen haben, dem es mit Blick auf gelingendes Leben, Zufriedenheit oder so nachhaltig schlecht geht und wo man berechtigterweise sagen könnte: Hilfe durch Psychotherapie kann man schon andenken.
Ich glaube wir haben hier ein generelles Kommunikationsproblem. Die schriftliche Kommunikation ist nunmal fehlerbehaftet, damit müssen wir leben. Es wäre trotzdem hilfreich, wenn man seine Ausführungen auch entsprechend erläutert und das man auch gründlich liest, was der andere schreibt. Mich ärgert mittlerweile, dass einige User nur noch auf Widerspruch und Kontra aus sind, und gar nicht mehr schauen, in welchen Aussagen man einen Konsens hat.

Und nochmal zum Thema, ich habe leider nicht einen Beitrag mit dem Hinweis gelesen, versuch Dich so gut es geht zu informieren und Dir klar zu machen, ob überhaupt eine Therapie sinnvoll ist. Stattdessen wurde die Kompetenz des Patienten geradezu abgesprochen und der Hinweis gegeben, man solle eine Therapie probieren, um herauszufinden, ob eine Therapie das Richtige ist. Man kann doch gerade von Menschen mit Einblick in das System erwarten, dass sie auch die Konsequenz ihres Vorschlages überblicken können. Mehr verlange ich gar nicht.
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von BartS »

Savor hat geschrieben: Ich gehe natürlich davon aus, dass niemand zum Therapeuten geht, weil ihm mal ein Pups quer sitzt, sondern wer sich mit dem Gedanken einer Therapie spielt hat ja in der Regel ein Problem, das ihn BELASTET und unter dem er auch LEIDET.
Sorry, aber zwischen "Pups quer sitzen" und beispielsweise die Schwere einer behandlungswürdigen Depression liegen einfach Welten, wo sich das gesamte Spektrum des AB-Daseins abspielt. Ich finde man sollte schon die Schwere und die Art und Weise der Belastung und des Leidens vorher thematisieren, ehe man überhaupt in der Diskussion eine Therapieempfehlung abgibt. Und ich wiederhole mich, nicht für jeden, den etwas belastet und der leidet, ist eine Therapie angebracht.
Savor hat geschrieben:Ja und wenn das der Fall ist, dann ist der Gang zum Hausarzt die allererste Station. Schon im Gespräch mit ihm kann man vorfühlen
Das ist endlich mal eine Aussage, die von der pauschalen Therapieempfehlung weggeht und einen möglichen Weg vorzeichnet. Danke. *ohne Ironie*
Savor hat geschrieben:Wenn ich Zahnschmerzen habe, gehe ich zum Zahnarzt und wenn ich BELASTENDE langdauerende "Seelenschmerzen" habe, dann frage ich eben einen Therapeuten um Rat und ggf. um Hilfe. Dafür ist dieser Berufsstand nämlich da.
Ich finde den Vergleich zum Zahnarzt deshalb unpassend, weil wir glücklicherweise sehr gut mit ZA-Praxen ausgestattet sind und noch am selben Tag einen Termin bekommen kann und eben nicht ein halbes Jahr oder länger warten muss. Ich würde das eher mit einem Facharzt vergleichen, für den man eine Überweisung braucht, damit eben kein Zusammenbruch des System stattfindet, sondern man die Fälle schon filtern und vorsortieren kann.
Savor hat geschrieben: Du unterstellst hier quasi, dass Leute mal "so aus Jux" zum Therapeuten gehen könnten und dadurch Plätze blockieren oder die Kassen belasten.
Nein, ich unterstelle hier, dass einige Leute, die sich eigentlich mit dem Thema auskennen, bewusst oder unbewusst wichtige Informationen unterschlagen und somit ein falsches Bild über die Abfolge einer Therapie und was im Vorfeld passieren muss, vermitteln. Und ich finde schon, dass man sich als Schreiber, der sich mit dem Thema auskennt, sich dieser Verantwortung bewusst sein sollte. Bis jetzt hat hier kein Einziger geschrieben, dass in den allermeisten Fällen eine Überweisung notwendig ist. Für den unbedarften Leser wurde der Eindruck vermittelt, als könne er a) einfach so zu einem Therapeuten gehen und da mal was ausprobieren und b) habe es keine Auswirkung für andere Patienten. Ich bitte Dich einfach, Dir das bewusst zu machen.
Savor hat geschrieben: Wem seine "Seelenschmerzen" nicht belasten, der wird doch gar nicht auf die Idee kommen, mal zum Zeitvertreib zum Therapeuten zu gehen. Dein Einwurf geht hier eindeutig am Problem vorbei.
Die Welt ist nicht Schwarz-Weiß. Es gibt keinen binären Zustand über die Belastung der Seelenschmerzen, an, aus. Wir leiden alle mal mehr, mal weniger unter unseren Belastungen. Auch die Schwere der Schmerzen sagt noch nichts darüber aus, ob jemand behandlungsbedürftig ist. Jemand der sich vom Partner getrennt hat oder einen Trauerfall in der Familie durchlebt, kann akut sehr darunter leiden, braucht aber deswegen noch keine Therapie. Die Behandlungsbedürftigkeit hängt einfach von vielen verschiedenen Faktoren ab, das sollte hier zum Ausdruck kommen.
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von straightd0pe »

Tintenmalerin hat geschrieben:
straightd0pe hat geschrieben:Ich möchte irgendwann einmal eine Psychotherapie machen, aber erst wenns mir gut geht, vorher nicht.
Mit der klasssischen Ledercouch.

Wenns mir schlecht geht ne Therapie machen? Dann gehts mir nachher noch schlechter, wer weiß...
Wozu willst du denn dann noch ne Therapie machen? Therapie soll doch dabei helfen, dass es einem besser geht. Meines Wissens funktioniert das auch meist...

Und die Ledercouch ist ein Klischee. Es gibt zwar auch Therapeuten, die psychoanalytisch arbeiten und auch so, dass der Patient liegt, aber der Regelfall ist das nicht.
Ich würde eine Therapie machen, um mich mit einem "Professionellen" ganz nett und kultiviert über mein Innenleben zu unterhalten, irgendwas gibts ja immer was man dann zu Tage fördern könnte.
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von Sittenhaft »

Zwischen 2011 und 2015. Verhaltenstherapie. Hat'n scheiß gebracht. Lag aber sicher auch teilweise an mir. Durch das Gerede mit einem Therapeuten springt einem auch niemand auf den Schoß ;)
Savor

Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von Savor »

BartS hat geschrieben:Und ich wiederhole mich, nicht für jeden, den etwas belastet und der leidet, ist eine Therapie angebracht.
Da stimme ich dir zu. Es gibt Problemfälle und Belastungen, bei denen eine Therapie nichts oder nur sehr wenig bewirken könnte.

Wie schon erwähnt, kann das aber der Betroffene, noch dazu als fachlicher Laie, nicht selbst einschätzen. Dazu bedarf es eben die fachliche Hilfe von Außen. Wie eben der "klassische Weg", der mit einem Besuch beim Hausarzt startet.

Das ist aber nicht der einzige Weg. Es gibt eine Vielzahl von psychologischen Therapieformen, die die gesetzliche Krankenkasse zum Beispiel erst gar nicht übernimmt. Als Selbstzahler hat man dann schon einen ganz anderen Spielraum an Möglichkeiten, um mal seine Fühler auszustrecken und das eine oder andere Erstgespräch mit einem Therapeuten zu machen.

Ich kann deine Haltung nicht nachvollziehen, die einen leidenden Betroffenen noch in die "Pflicht" nimmt, sich selbst darüber Gedanken zu machen, ob ihm eine Therapie und wenn ja auch noch welche, helfen kann und er oder sie ERST DANN sich darum bemühen sollte, um ja nicht irgendeinem anderen einen Platz wegzunehmen und die Krankenkasse nicht unnötig zu belasten.

Mal ehrlich, wenn es mir so richtig dreckig geht, dann will ich Hilfe. Und welche Art von Hilfe erfolgversprechend ist, das kann ich eben nicht selbst entscheiden.

Ich gehe ja auch nicht erst dann zum Arzt, wenn ich selbst zu Hause herausgefunden habe, was mir fehlt und wie man mir helfen kann, sondern das überlasse ich eben dem Arzt. Das ist sein Job!
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BartS
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von BartS »

Savor hat geschrieben: Das ist aber nicht der einzige Weg. Es gibt eine Vielzahl von psychologischen Therapieformen, die die gesetzliche Krankenkasse zum Beispiel erst gar nicht übernimmt. Als Selbstzahler hat man dann schon einen ganz anderen Spielraum an Möglichkeiten, um mal seine Fühler auszustrecken und das eine oder andere Erstgespräch mit einem Therapeuten zu machen.
Natürlich ist das richtig. Bedeutet gleichzeitig, dass das mit erheblichen Eigenkosten verbunden ist. Einfach mal was ausprobieren kann man dann, wenn einem das ausgegebene Geld nicht so weh tut.
Savor hat geschrieben:Ich kann deine Haltung nicht nachvollziehen, die einen leidenden Betroffenen noch in die "Pflicht" nimmt, sich selbst darüber Gedanken zu machen, ob ihm eine Therapie und wenn ja auch noch welche, helfen kann und er oder sie ERST DANN sich darum bemühen sollte, um ja nicht irgendeinem anderen einen Platz wegzunehmen und die Krankenkasse nicht unnötig zu belasten.
Ich sehe den Betroffenen immer in der Pflicht, um sich selbst zu kümmern. Er hat das höchste Eigeninteresse an seiner eigenen Gesundheit, sei sie physisch oder psychisch. Er sollte mit seinem Körper und seiner Psyche sorgsam umgehen und kann die Verantwortung nicht auf andere abwälzen so nach dem Motto, mach mich wieder gesund, ich will damit nix zu tun haben.

Natürlich fehlen dem Betroffenen das Wissen und Können alleine festzulegen, welche Schritte die besten sind. Dafür gibt es professionelle Unterstützung. Aber den Schritt zum Therapeuten muss er alleine und freiwillig gehen. Deshalb finde ich es auch wichtig, sich zuvor und währenddessen seine Gedanken macht, weil er muss letztendlich die Entscheidung treffen, Therapie, ja, nein. Ein Hausarzt kann eine Überweisung schreiben, aber er kann keine Termine und sonstiges mit dem Therapeuten oder der Tagesklinik aushandeln, das muss der Patient machen.

Ich finde es schade, dass ich Dich auf die Problematik der übervollen Wartelisten scheinbar nicht sensibilisieren kann. Ich finde es generell furchtbar, dass Menschen mit einer Depression hierzulande über ein halbes Jahr warten müssen, ehe sie ein erstes Gespräch mit einem Spezialisten erhalten. Ich halte das für ein Unding in einem reichen Land wie Deutschland. Entsprechend muss man diese Situation nicht künstlich verschärfen, in dem man quasi den Vorschlag macht, jeder dem danach ist, solle doch einfach auf Probe mit einer Therapie anfangen und dann werde man schon sehen, ob eine Therapie überhaupt das richtige Mittel ist oder nicht. Therapieplätze sind ein kostbares Gut und man sollte deshalb im Vorfeld so gut es geht klären, ob man einen solchen Platz selbst braucht oder nicht. Ich sage es ganz offen, es ärgert mich persönlich, dass Du, mit entsprechender Erfahrung, dieses Thema völlig kalt lässt. Kann sein, dass ich Dich zu unrecht falsch einschätze, aber ich kann nur wieder zu sagen, jeder sollte mit Bedacht öffentliche Therapieempfehlungen aussprechen.
Savor hat geschrieben:Mal ehrlich, wenn es mir so richtig dreckig geht, dann will ich Hilfe. Und welche Art von Hilfe erfolgversprechend ist, das kann ich eben nicht selbst entscheiden.

Ich gehe ja auch nicht erst dann zum Arzt, wenn ich selbst zu Hause herausgefunden habe, was mir fehlt und wie man mir helfen kann, sondern das überlasse ich eben dem Arzt. Das ist sein Job!
Diese Argumentation solltest Du selber nochmal überdenken. Man würde auch nicht sagen, dass ein Patient mit einer aufkommenden Erkältung einen Krankenwagen rufen darf, weil er ja nicht selbst entscheiden kann, welche Art der Hilfe erfolgsversprechend ist, oder nicht genau weiß, was er konkret hat. Soviel Selbstverantwortung kann man von einem Menschen schon erwarten, dass er ganz grob die Verhältnismäßigkeit der Mittel selbst einschätzen kann. Und wenn es ihm wirklich dreckig geht, dann gibt es Wege und Mittel, die entsprechende Behandlung zu erhalten. Aber die Therapieplätze hierzulande sind nicht dazu da, dass man auf Kassenleistung eine neue Lebenserfahrung macht, wie es jemand hier schrieb. Verhältnismäßigkeit der Mittel ist hier das Stichwort, und das kann man in Eigenregie (mit Hilfe von Ansprechpersonen) herausfinden.

Ich will mich auch hier nicht weiter mit Dir streiten. Ich habe hier überdeutlich gemacht, worum es mir ging, mehr muss man dazu eigentlich nicht sagen. Ich halte Dich für einen erwachsenen, intelligenten Menschen, der auch in der Lage ist, die Argumentation anderer zur Kenntnis zu nehmen. Mehr kann ich da nicht tun.
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von Savor »

BartS hat geschrieben:Therapieplätze sind ein kostbares Gut und man sollte deshalb im Vorfeld so gut es geht klären, ob man einen solchen Platz selbst braucht oder nicht.
Dann kläre das in einem Gespräch mit deinem Hausarzt. Wenn er entsprechend ausgebildet ist, kann er das schon "vorsortieren".

Nochmal: Du kannst als Leidender NICHT selbst kompetent entscheiden, ob eine Therapie und wenn ja, welche Form für dich sinnvoll und hilfreich sein könnte. Da gibt es auch nichts zu diskutieren. Es geht nicht.

Insofern sehe ich eher deinen Ansatz als "verherrend" (dein Zitat) an, weil er einem Menschen, dem eventuell eine Therapie bei seinem Problem, unter dem er LEIDET, enorm helfen könnte, das Gefühl gibt, er könne unter Umständen "unnötig" einen Therapieplatz belegen. Mancher zögerliche Mensch, wird dann vielleicht darauf verzichten, weil es vielleicht einem anderen Menschen "noch schlechter" gehen könne. Nur kann er das auch nicht selbst beurteilen.

Genauso wie du sehe ich das Problem, dass es viel zu wenig Kassentherapieplätze gibt. Nur ist das nicht das Problem, das ein einzelner LEIDENDER lösen könnte. WENN er diese Hilfe braucht, dass soll er sie auch in Anspruch nehmen. Dafür gibt es eben diese Angebote.

Jemand, der eine Therapie gar nicht braucht, der wird auch nach einem Erstgespräch vom Therapeuten darauf hingewiesen und das war es dann. Da geht deswegen kein regelmäßiger Therapieplatz "verloren".
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von BartS »

Savor hat geschrieben: Nochmal: Du kannst als Leidender NICHT selbst kompetent entscheiden, ob eine Therapie und wenn ja, welche Form für dich sinnvoll und hilfreich sein könnte. Da gibt es auch nichts zu diskutieren. Es geht nicht.
Da besteht überhaupt keine Uneinigkeit in dem Punkt zwischen uns. Was ich bemängele ist die Aussage, man solle dann einfach eine Therapie machen, um herauszufinden, ob eine Therapie geeignet ist oder nicht. Das kann nun wirklich nicht die Lösung sein. Wenn man das vorher mit seinem Hausarzt abspricht und die Vor- und Nachteile abwägt, spricht überhaupt nichts dagegen.
Savor hat geschrieben:Insofern sehe ich eher deinen Ansatz als "verherrend" (dein Zitat) an, weil er einem Menschen, dem eventuell eine Therapie bei seinem Problem, unter dem er LEIDET, enorm helfen könnte, das Gefühl gibt, er könne unter Umständen "unnötig" einen Therapieplatz belegen. Mancher zögerliche Mensch, wird dann vielleicht darauf verzichten, weil es vielleicht einem anderen Menschen "noch schlechter" gehen könne. Nur kann er das auch nicht selbst beurteilen.
Nochmal und wirklich zum letzten Mal, verheerend finde ich die Aussage, man solle eine Therapie ausprobieren, um festzustellen, ob eine Therapie sinnvoll ist oder nicht. So eine Aussage sollte man sich in Anbetracht unseres Gesundheitssystems mindestens zweimal überlegen. Soviel soziale Verantwortung sollte wirklich jeder haben, sich ernsthaft mit der Frage zu beschäftigen, ist eine Therapie auf Kassenleistung wirklich eine gute Wahl. Und ich sage es nochmal, diese Entscheidung kann ein Patient nicht unter Hilfestellung von Ansprechpersonen und weiteren Informationen treffen, aber er muss sie letztendlich für sich treffen. Nicht sein Hausarzt oder ein Therapeut legt fest (mal von ganz extremen Situationen abgesehen), Du machst eine Therapie, sondern das sind immer noch wir, die Patienten. Wir haben das letzte Wort bei dieser Entscheidung, entsprechend sollte man verantwortungsvoll damit umgehen, vor allem für sich selbst, aber auch für seine Umwelt. Niemand fordert hier Menschen auf, KEINE Therapie zu machen. Es geht um den ziemlich banalen, aber wichtigen Umstand, das so gut es geht um Vorfeld zu klären, mit jeder erdenklichen und verfügbaren Informationsquelle. Um nicht mehr und nicht weniger geht es. Eigenverantwortlich handeln.
Savor hat geschrieben:Genauso wie du sehe ich das Problem, dass es viel zu wenig Kassentherapieplätze gibt. Nur ist das nicht das Problem, das ein einzelner LEIDENDER lösen könnte. WENN er diese Hilfe braucht, dass soll er sie auch in Anspruch nehmen. Dafür gibt es eben diese Angebote.
100%ige Zustimmung Das entbindet uns aber nicht, eigenständig zu denken und zu handeln. Das Gesagte kann nicht dazu dienen, beispielsweise zur Notaufnahme eines Krankenhauses zu fahren, wenn man lange auf einen Augenarzttermin warten muss. Es gibt leider unverantwortliche Menschen im Netz, die genau solche Vorschläge machen und das finde ich echt furchtbar.
Savor hat geschrieben:Jemand, der eine Therapie gar nicht braucht, der wird auch nach einem Erstgespräch vom Therapeuten darauf hingewiesen und das war es dann. Da geht deswegen kein regelmäßiger Therapieplatz "verloren".
Die Erfahrung habe ich in meinem Umfeld überhaupt nicht gemacht. Ich kenne Menschen, die schon jahrelang in Therapie sind und offen sagen, dass ihnen das überhaupt nichts gebracht hat, aber die Therapie wird trotzdem fortgesetzt, weil der Therapeut das angeblich so will. Diese Erfahrungsberichte kann man auch hier im Forum lesen. Ein Therapeut kann in einem Erstgespräch nur an der Oberfläche kratzen und nur bedingt einschätzen, wie therapiebedürftig jemand ist. Man sollte sich davon keine Wunderdinge erwarten.
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Savor

Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von Savor »

BartS hat geschrieben:Nicht sein Hausarzt oder ein Therapeut legt fest (mal von ganz extremen Situationen abgesehen), Du machst eine Therapie, sondern das sind immer noch wir, die Patienten. Wir haben das letzte Wort bei dieser Entscheidung, entsprechend sollte man verantwortungsvoll damit umgehen, vor allem für sich selbst, aber auch für seine Umwelt.
Ich versuche mich kurz zu fassen:

Wenn ich unter Problemen LEIDE und damit zu einem Hausarzt/Therapeuten gehe und der mit mir ein Erstgespräch macht und danach der Ansicht ist, eine bestimmte Therapie könnte mir bei dem Problemen, unter denen ich LEIDE, helfen, dann mache ich diese Therapie "aus gutem Grund". Dann macht das auch Sinn und ich "nehme nichts weg", sondern ich benötige dann diesen den Platz.

Ich würde keinem Patienten, der LEIDET, nahelegen, sich trotz eindeutiger Empfehlung des Hausarztes/Therapeuten sich NICHT in Therapie zu begeben, weil es vielleicht ja "unnötige Platzverschwendung" wäre. Diesen Gedankengang halte ich für nicht ungefährlich und deshalb betone ich das hier einfach nochmals.
Judy

Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von Judy »

Hat denn gestern abend jemand zufällig die Sendungen auf 3 sat gesehen, in denen es um Psychopharmaka und Therapien ging?
Ich habe nur einen Teil des zweiten Teils gesehen, das aber aufgenommen, weshalb ich es wohl heute schauen werde.
Ich selbst bin gerade in einer Situation, in der ich merke, wie schwer das ist, schnell einen Therapieplatz zu bekommen. Mein bisheriger Therapeut ist vor 5 Monaten schwer erkrankt und wird kaum wieder kommen. Mir geht es seit 5 Monaten schlecht und immer schlechter, grünes Licht von der Krankenkasse habe ich, daß ich mir jemanden suchen darf. Aber 1. ist das sowieso nicht leicht, einfach mal einen Therapeutenwechsel vorzunehmen, das ist ja eben kein Zahnarzt, zum anderen fühle ich mich ein bißchen wie ein Ableger, und zum dritten, bisher habe ich nur erfahren, daß vorerst nicht mal mit einem Erstgespräch zu rechnen ist. Das ist schon echt bitter, v.a. wenn man Hilfe braucht. So kann man schnell in der Psychiatrie landen, ich glaube, ich bin da gerade mal wieder dran vorbeigeschlittert, "angeboten" wurde es mir.
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von BartS »

Savor hat geschrieben:Ich würde keinem Patienten, der LEIDET, nahelegen, sich trotz eindeutiger Empfehlung des Hausarztes/Therapeuten sich NICHT in Therapie zu begeben, weil es vielleicht ja "unnötige Platzverschwendung" wäre.
Das hat nun wirklich niemand hier geschrieben! Weißt Du was an der Diskussion wirklich frustrierend ist? Ich schreibe schon seit über zwei Seiten hier mit und Du hast immer noch nicht verstanden, was ich zum Ausdruck will. Liegt es am nicht wollen, oder nicht können? Man kann ja unterschiedlicher Ansicht und Meinung sein, das ist ziemlich normal. Aber wenn man es noch nicht mal schafft, herauszufinden, welche Meinung der andere hat, ist die Diskussion nur noch ermüdend und fruchtlos.
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klecks
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von klecks »

@BartS: Kannst du dir für dich vorstellen, dass du zu einem Hausarzt oder gleich zu einem Therapeuten gehst und einfach sagst: Ich bin mit meinem Latein am Ende, ich brauche Hilfe! Und dann vertraust, dass du passende Hilfe erfährst? Wenn ja - wäre es dir da egal, ob du dich einem Mann oder einer Frau anvertraust?

Wem vertraust du dich bisher bei persönlichen (!), nicht beruflichen Problemen an?

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Meine Erfahrung zum Thema Therapie - vielleicht zähle ich bei dir auch zu den "Unverantwortlichen":

In jüngeren Jahren, da gab es das inzwischen gar nicht mehr so neue Psychotherapeutengesetz noch nicht, wonach man auch ohne Überweisung vom Hausarzt sich an einen Therapeuten wenden kann, hatte ich das Gefühl, ich drehe mich im Kreis, ich brauche Hilfe. Da habe ich meine Hausärztin darauf angesprochen. Das war eine DDR-Ärztin, es war in den Wendewirren, sooo allgemein anerkannt waren da Psychotherapien noch nicht (schien mir jedenfalls so). Sie schaute mich mit großen Augen an und meinte: Sie und Psychotherapie? Da kenne ich aber ganz andere, die das dringend nötig hätten. - Ich wurde kleinlaut - es passte in mein Lebensmuster: Du funktionierst doch bestens, hast dein Leben im Griff (was man so sah) - Hilfe, Aufmerksamkeit, Fürsorge ist für andere da. Du kannst sehen, wie du selbst klarkommst.

Ein paar Jahre später pfiff ich (gefühlt) psychisch auf dem letzten Loch. Da konnte ich mich inzwischen direkt an die Therapeutin wenden. Ich habe ihr die Geschichte mit der Hausärztin erzählt und gleich gemeint: Wie krank muss ich sein, damit auch mir Hilfe zusteht, wenn ich sie - gefühlt - dringend brauche? Muss ich erst einen Selbstmordversuch vortäuschen oder gar antäuschen? Sie hat sich ein wenig mit mir unterhalten und dann sinngemäß gemeint: Ihre bisherige Biografie reicht an Stoff für mindestens drei Therapien. :shock: (Ähm, wollte ich es so genau wissen? :lol: ) Sie zahlen regelmäßig in die Krankenkasse ein, also steht Ihnen ganz selbstverständlich Hilfe zu.

Obwohl ich es nicht unbedingt brauchte, bin ich wieder zu meiner Hausärztin(es war dieselbe, halt nur einige Jahre später) und habe sie um eine Überweisung zur Psychotherapeutin gebeten. Ich habe sie problemlos bekommen. ( :shock: )

Und dann hat die Therapeutin diese 5 fünf Vorgesprächs-Termine für mich genutzt. Und nach 4 Monaten bekam ich einen regulären Therapieplatz, weil eine Patientin beruflich ins Ausland musste und der Platz frei wurde.

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Nach vielen Jahren war ich ein zweites Mal in Kurztherapie. Da merkte ich selbst, wie eine Erschöpfungswelle über mich hereinzubrechen drohte.Obwohl ich meist nach außen hin weiterhin gut funktioniere. Da bin ich - inzwischen an einem anderen Ort - zum Hausarzt und habe dasselbe gesagt: Ich brauche Hilfe, wen können Sie mir empfehlen? Ich bekam Empfehlungen, habe mich gemeldet. Das war eine Ärztin für Psychosomatik und Psychotherapie. Sie war vom längeren Antragsverfahren befreit. Ich bekam SOFORT einen Platz für eine Kurztherapie.

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Ich hatte kein Vitamin B, habe niemanden bestochen ... ;) Was ich aber wohl hatte: Die innere Einstellung, die nach außen strahlte: Ich brauche Hilfe, und ich bin auch gewillt, sie anzunehmen.

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Will damit sagen: Der Gedanke:" Sooo schlimm bin ich doch nicht dran, andere brauchen die Hilfe mehr, es ist unverantwortlich, noch schlimmeren "Fällen" den Platz wegzunehmen." könnte Teil des Problems sein, sich nicht als hilfsbedürftig einordnen zu wollen. Es sich nicht wert zu sein, Hilfe zu brauchen und annehmen zu wollen. Es könnte auch mit ... mhm ... Eitelkeit zu tun haben. Andere sind hilfsbedürftig, ich doch aber nicht. Gegen mich hat sich nur die ganze Welt verschworen. ;)

Ich glaube, dass Therapeuten sehr gut erkennen, ob jemand bereit ist, Hilfe annehmen zu wollen, ob er wirklich für sich selbst Veränderung wünscht. Da öffnen sich manchmal Türen, von denen man bisher gar nichts wusste.

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Aber, vielleicht ist das wieder Wasser auf deine Mühlen: Mir hat auch eine Therapeutin gesagt (das war eher in einem fachübergreifenden Gespräch), dass sie durchaus die Gefahr sieht, dass Psychotherapie missbraucht wird von Menschen, die einsam sind einfach mal jemanden zum Reden brauchen. Die aber nicht willens sind, die Therapie dafür zu nutzen, Handwerkszeug dafür in die Hand zu nehmen, ihren Handlungsspielraum zu erweitern, um sich in RL Menschen zu suchen, mit denen sie vertrauensvoll reden können.
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BartS
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Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von BartS »

klecks hat geschrieben:@BartS: Kannst du dir für dich vorstellen, dass du zu einem Hausarzt oder gleich zu einem Therapeuten gehst und einfach sagst: Ich bin mit meinem Latein am Ende, ich brauche Hilfe! Und dann vertraust, dass du passende Hilfe erfährst? Wenn ja - wäre es dir da egal, ob du dich einem Mann oder einer Frau anvertraust?
Hallo klecks, ich verstehe nicht ganz, was Deine Fragen mit der bisherigen Diskussion zu tun haben. Worauf möchtest Du hinaus?
klecks hat geschrieben: Wem vertraust du dich bisher bei persönlichen (!), nicht beruflichen Problemen an?
Zum einen beschäftige mich mit der Thematik meines Problems, lese mich ein, suche weiterführende Information. Dazu suche ich mir Gesprächspartner aus, die eigene Erfahrungen gesammelt haben und denen ich vertraue.
klecks hat geschrieben: Will damit sagen: Der Gedanke:" Sooo schlimm bin ich doch nicht dran, andere brauchen die Hilfe mehr, es ist unverantwortlich, noch schlimmeren "Fällen" den Platz wegzunehmen." könnte Teil des Problems sein, sich nicht als hilfsbedürftig einordnen zu wollen. Es sich nicht wert zu sein, Hilfe zu brauchen und annehmen zu wollen. Es könnte auch mit ... mhm ... Eitelkeit zu tun haben. Andere sind hilfsbedürftig, ich doch aber nicht. Gegen mich hat sich nur die ganze Welt verschworen. ;)
Das gesamte Thema bedarf einer differenzierten Sichtweise. Aussagen wie, man solle eine Therapie machen, wenn es einem schlecht geht oder man solle nur eine Therapie machen, wenn man kurz vor der Psychose steht, sind alles andere als hilfreich. Eigentlich kann man das gesamte Thema nicht mit ein paar Sätzen abhandeln. Sich selbst nicht als hilfsbedürftig einzuschätzen, ist ein großes Problem. Ein anderes Problem ist auch, ob man Hilfe von außen überhaupt annehmen kann.

Es hilft aber nix, wenn man hier bestimmte Aspekte und Wahrheiten verschweigt. Was wirklich hilfreich wäre, ist wenn erfahrene Patienten für Nicht-Patienten erklären können, was mögliche Schritte sein könnten, wenn man eine Therapie erwägt. An wen sollte ich mich wenden, wo kann ich Informationen bekommen, was kann ich eigentlich selber machen und vor allem, was muss ich über eine Therapie im Vorfeld wissen. Am Anfang der Diskussion gab es Aussagen, ich überspitze mal, die meinten, mach eine Therapie und Du wirst wissen, ob eine Therapie Dir hilft. Später kam dann endlich der Hinweis, dass man sich u.a. an seinen Hausarzt wenden könnte. Weitere Infos wären da sicher begrüßenswert und sinnvoll.

Und es gehört auch zur Wahrheit dazu, dass man auf die sehr langen Wartezeiten für die Therapieplätze hinweist. Darunter leiden die Betroffenen, wie man aktuell an der Erzählung von Judy sieht. Ich denke damit sollte eigentlich klar sein, wie wichtig und wertvoll so ein Therapieplatz ist.
klecks hat geschrieben: Aber, vielleicht ist das wieder Wasser auf deine Mühlen: Mir hat auch eine Therapeutin gesagt (das war eher in einem fachübergreifenden Gespräch), dass sie durchaus die Gefahr sieht, dass Psychotherapie missbraucht wird von Menschen, die einsam sind einfach mal jemanden zum Reden brauchen. Die aber nicht willens sind, die Therapie dafür zu nutzen, Handwerkszeug dafür in die Hand zu nehmen, ihren Handlungsspielraum zu erweitern, um sich in RL Menschen zu suchen, mit denen sie vertrauensvoll reden können.
Ich finde, solche Aussagen sollte man in dem Zusammenhang nicht verschweigen. Das hat nix damit zu tun, dass man bedürftigen Menschen nicht ihren bezahlten Therapieplatz gönnt. Im Gegenteil. Wenn leider so wenige freie Plätze verfügbar sind und man so lange auf ein erstes Gespräch warten muss, dann sollten wirklich alle Beteiligten (Patienten, Hausärzte, Therapeuten, Krankenkassen usw.) so gut es geht, verantwortungsvoll damit umgehen.

Um mal auch aus dem Nähkästchen zu plaudern, eine langjährige Tanzpartnerin arbeitet in einer entsprechenden Tagesklinik und habe da einen gewissen Einblick in die Abläufe bekommen. Sie macht sehr viel das Aufnahmemanagement und sie erlebt es sehr oft, dass Hausärzte versuchen direkt Therapieplätze für ihre Patienten zu vereinbaren. Jedes Mal muss sie denen sagen, dass die Patienten (mit der Überweisung) und nicht die Hausärzte bei ihnen anrufen und die Termine klären sollen, weil man direkt vom Patienten einen Eindruck erhalten möchte. Der Patient ist da immer noch der entscheidende Faktor in der ganzen Behandlung und kein Objekt, was man hin und herschieben kann. Ich finde man kann gar nicht zu viel betonen, wie wichtig Eigenverantwortung für die eigene Gesundheit ist.
"Liebe ist, dass man sich so lange gehen lässt, bis man nicht mehr gehen kann."
(Hazel Brugger)
Savor

Re: Hast du psychologische Therapieerfahrung?

Beitrag von Savor »

BartS hat geschrieben:Aber wenn man es noch nicht mal schafft, herauszufinden, welche Meinung der andere hat, ist die Diskussion nur noch ermüdend und fruchtlos.
Du wirfst halt immer wieder eine "Eigenverantwortung" bei PSYCHISCHEN PROBLEMEN gerade im Hinblick auf die lange Wartezeit auf Therapieplätze in den Raum und ich frage mich tatsächlich wozu und warum?

Also nochmals: Wenn ich unter seelischen Problemen LEIDE, dann kann ich entweder zu einem Hausarzt gehen oder auch direkt mit einem Therapeuten ein Erstgespräch verabreden. Das muss ja nicht zwingend ein kassenärztlicher Therapeut sein, wenn ich es schneller haben will.

Ich schildere denen meine Probleme, die mich BELASTEN und kläre im Gespräch mit ihnen ab, ob und wie man mir helfen könnte. Und wenn die eine Therapie für eine sinnvolle Maßnahme in Betracht ziehen, dann kann ich die selbstverständlich auch in Anspruch nehmen. Und wenn die mir sagen, dass eine Therapie eher nicht geeignet ist, dann lasse ich es eben.

Ich muss mir als LEIDENDER doch nicht im Vorfeld zu Hause Gedanken machen, ob in meiner aktuellen Situation eine Therapie sinnvoll wäre oder nicht und wenn ja, welche?

Das zu entscheiden ist Aufgabe der Fachleute. Genau dafür sind die doch da und auch ausgebildet!

Dein Hinweis auf lange Wartelisten hat hier genau NULL verloren. Der passt hier überhaupt nicht rein. Er kann nur eventuell Leute verunsichern, die sich aufgrund ihres LEIDENS mit der Möglichkeit einer Therapie beschäftigen.