Reinhard hat geschrieben:Das ist jetzt so formuliert, als wäre Liebe und Sexualität gegeneinander austauschbar. Als würden Frauen mit Männern schlafen, wenn sie entweder verliebt oder scharf auf ihn sind, und es ist mehr oder weniger egal, welches von beiden.
Dann war es schlecht formuliert - so meinte ich das nicht.
Aber vermutlich: stärkerer Sexualtrieb ist erstmal "nur" der Weg zur SC-Abine. Es erhöht dann klar die Chance, dass der Mann "kleben bleibt" und Zeit da ist, dass sich Gefühle entwickeln können, oder der Sex ist selber Anlass, dass sich Gefühle einstellen. Aber zwangsläufig sehe ich das nicht. Dann trennt man sich wieder, wenn der (sexuelle) Reiz des Neuen verflogen ist.
Ersteres, was Du sagst, hatte ich im Sinne (obwohl ich selbst, technisch gesehen, "SC-Abine" bin). Es gibt natürlich die unterschiedlichsten Arten der Beziehungsanbahnung und Beziehungsführung, aber man hört doch immer wieder, dass Sex in der Anfangsphase einer Beziehung für viele ein wichtiges Kennenlern- und Bindemittel ist. Der Sexdrive macht die Einstiegsschwelle in eine Beziehung niedriger, das würde ich schon sagen. Man kann es spielerischer angehen und einfach mal schauen, was sich entwickelt.
Umgekehrt kann ich mir Liebe auch ohne Sex vorstellen. Meine Vorstellungskraft ist so stark. Das sieht dann so aus, dass man alles gemeinsam macht (Wohnen, Essen, Ausgehen, Verreisen), nur halt nie Sex miteinander hat. Gemeinsam schläft, ohne miteinander zu schlafen. Vielleicht sogar zusammen Kinder groß zieht, auch wenn da jetzt ein paar technische Detailfragen
... egal ...
Ich kann mir das auch vorstellen. Und würde mir vor allem wünschen, dass eine Liebesbeziehung nicht von sexueller Anziehung abhängig wäre. Aber dafür müsste ich wohl jemanden finden, der ähnlich asexuell ist wie ich. Und das gibt es nicht so oft, bzw. diejenigen sind dann oft auch gar nicht an Liebe und Beziehung interessiert.
soukous hat geschrieben:Es gibt den schönen Roman von Marga Berck, "Sommer in Lesmona". Der Roman besteht aus den authentischen Briefe, die Marga Berck Ende des 19. Jahrhunderts an ihre Freundin geschrieben hat. Es ist also nichts Ausgedachtes, sondern das ist wirklich so passiert. Marga Berck ist zum Zeitpunkt der Niederschrift 17 bis 20 Jahre alt und hat ein ähnliches Problem wie einige Frauen hier. Sie findet viele Männer toll und einige umwerben sie sogar sehr direkt, aber sie kann sich in keinen von ihnen verlieben. Das bedrückt sie und sie klagt es ihrer Freundin in den Briefen.
Dann passiert es aber doch. Sie geht mit einem Mann ein paarmal aus, er ist begeistert von ihr, sie mag ihn auch und in einer stillen Minute küsst er sie auf den Mund. Das ist ihr peinlich, sie will sich den Kuss abwischen. Kurz darauf trifft sie die Verliebtheit trifft mit all ihrer Wucht und lässt sie nicht mehr los.
Das klingt ja ganz nett, aber das kann in der Praxis ganz anders laufen. In einer stillen Minute küsst er sie auf den Mund und bei ihr stellt sich ein Gefühl völliger Ent- und Befremdung ein ... zum Beispiel.