Ich habe nun lange sacken lassen, ob ich mich zu dem Scharmützel auf den Seiten 7+8 noch äußern will, und gerad ist mir so, dass es getan sein will.
Eure Antworten fand ich ziemlich grauslig. Wenn ihr das, was da steht, auch lebt, kann ich nur ehrlich sagen: ich will keine Welt, in der solche Menschen was zu sagen haben.
Gespräche grundsätzlicher Art scheitern regelmäßig daran, dass das erforderliche Methoden-Knowhow fehlt, um am Thema zu bleiben.
Ersatzweise täte es auch Selbstkritik und höfliche Zurückhaltung. Zugegebenerweise ist das mit dem Medium "Online-Forum" sind sonderlich kompatibel.
Tania hat geschrieben:Hoppala hat geschrieben:Jemand, der mich für seinen Feind hält, liegt auf der Straße und läuft Gefahr zu verbluten. Er schreit "hau ab! Deine Hilfe will ich nicht!" Soll ich nun den Unfallwagen rufen oder nicht? Sollte ich gegen seinen Widerstand versuchen, die Blutung zu stoppen?
Sofern Du nicht mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen kannst, dass der Mensch unzurechnungsfähig ist, lässt Du selbstverständlich die Finger von ihm. Natürlich kannst Du den Rettungswagen rufen und es denen überlassen herauszufinden, ob er vielleicht aus religiösen Gründen Berührungen durch Andersgläubige ablehnt oder nur einen an der Waffel hat.
Die Gesetzeslage ist da recht eindeutig: jeder mündige, geschäftsfähige Bürger hat das Recht, für sich jede medizinische Behandlung (und dazu gehört das Blutstillen) abzulehnen. Und es ist komplett egal, ob sich das mit den ethischen, moralischen und humanitären Prinzipien des potenziellen Hilfeleistenden vereinbaren lässt.
Bleibt natürlich immer zu klären, wie es um die Zurechnungsfähigkeit bestellt ist ... Soweit ich weiß, wird bei potenziellen Selbstmördern meist davon ausgegangen, dass diese vermindert ist. Demzufolge darf dann eingegriffen und gerettet werden.
Tanias gesetzliche Einwürfe haben mit dem von mir genannten Beispiel nicht viel zu tun. Ich will das gar nicht weiter kommentieren, weil es wirklich absurd abseitig ist. Jemand verbluten lassen, weil der "Finger weg" ruft und es eurer Gesetzesauslegung entspricht?
"schäbig" fiele mir da als Charakterisierung ein ... Aus tiefsten Herzen: ihr habt doch mehr Rückgrat!
Nur zwei Fakten:
Es ging nicht um irgendwelche Behandlungen und religiöse Ansichten. Es ging um "verbluten". Das impliziert akute Todesgefahr.
Es gibt auch gesetzliche Regelungen zur unterlassenen Hilfeleistung,
Und ein Kommentar:
Nein, für die gesetzliche Beurteilung ist die individuelle Prinzipienfrage eben gerade nicht wurscht. Es geht immer auch um die Motivationslage. Gesetzestexte sind Gesetzestexte. Was sie in Sachen "Schuld und Unschuld" konkret besagen, hängt von der Beurteilung des Einzelfalls ab. Und beurteilt wird von Menschen mit Prinzipien - und das im Zweifel sehr schnell; und dann müssen sie den Rest ihres Lebens mit den Konsequenzen zurecht kommen.
Abgesehen davon ging es nun eben gerade um diese individuellen Prinzipien, und nicht darum, persönliche Verantwortung in akuten Notlagen bei der Auslegung von Gesetzen abzugeben. Wie gesagt: der ganze Gedankengang ist weit vom Thema entfernt. Tut aber dummerweise so, als habe er substanziell damit zu tun.
Kief hat geschrieben:Die Gegenpole mMn zu " freier Wille" findest Du ja unter a) ...
Wo siehst Du die Gegenpole zu Deiner Vorgehensweise?
Woran erkennst Du, wenn Du zu weit gehst?
Der Gegenpol ist implizit automatisch mit dabei. Das ist ja das Schöne an einer Idee, die auf die Balance von sich gegenseitig im Gleichgewicht haltenden Antagonismen setzt.
Wenn mir das Wohlergehen einer anderen Person aktiv amn Herzen liegt, dann erkenne ich, dass ich zu weit gehe daran, dass es ihr mit meiner Einflußnahme schlechter geht.
Das beinhaltet die Verantwortung, das richtig zu erkennen.
Es beinhaltet auch die Möglichkeit des Fehlers und der Verantwortung dafür. Soziale Beziehungen funktionieren aber letzen Endes nur so. "Vereinbarte Regeln" aller Art sind im Extremfall nur eine billige Ausrede. "Im Extremfall" zählt ausschließlich persönliche Entscheidung und Handeln. Mit dem Risiko, dass das in die Hose geht. Ohne dieses Risiko findet soziale Beziehung nicht statt. Dieses Risiko eingehen zu können, dafür haben wir Freiheit.
Welches Sinn hat sie sonst? Für sich selbst frei zu sein? Den meisten Menshcen wird das nicht erstrebenswert vorkommen. Man ist frei für andere; und sei es nur die Freiheit, anderen nicht mehr als nötig zur Last zu fallen. Freiheiot st ein Begriff, der nur aus dem sozialen Kontext heraus - und damit aus der sozialen Verantwortung füreinander - existiert. Der einzige Mensch des Universums hat keinen Begriff von "Freiheit". Er braucht ihn nicht. Die ganze Idee wäre in seiner Existenz sinnlos.
Deine "Gegenpole unter a)" sind keine. Es ist ein Auslagern persönlicher Verantwortung und persönlichen Positionsbeziehenn auf Gesetze und Regeln. Man könnte auch sagen; "lass das andere regeln, dann brauch ich mir die Finger nicht schmutzig machen." Das ist keine Option. Weil es der Sachlage nicht gerecht werden kann. Akute Notlage eines Menschen, und du, nur du, bist am Zug. Nutze deine Freiheit.
Kief hat geschrieben:Da frage ich mich dann naemlich erstmal, ob die Ideologie dahinter so fundiert sein kann, wenn sie derartiges Feingefuehl vermissen laesst.
Solche grundlegend menschlichen Selbstverständlichkeiten Ideologie zu nennen, ist weit ab jeder Diskussionswürdigkeit. Da könnte man auch Themen wie Leben oder Liebe der Ideologie verdächtigen. Sind das nicht nur extreme Ideenpositionen? Sollte man da nicht erst die Gesetze konsultieren, ob das so auch seine Ordnung hat?
Die Selbstverständlichkeit lautet: Position beziehen für seine Mitmenschen. Und für ihr Wohlergehen Verantwortung zu übernehmen.
Das ist menschliche Freiheit.
Das ist reflektiert. Und sehr einfach. "Feintuning" sorgt hier nur dafür, das klare Prinzipien zur Unsichtbarkeit getunt werden.
Einer der Anlässe, warum ich das hier schrebe, sind Unterhaltugen mit Freunden und Bekannten, die überhaupt keine Zweifel gelassen haben und teils noch bestimmter waren als ich, dass meine Sichtweise Selbstverständliches formuliert - bzw. das, was selbstverständlich sein sollte.
Alle in jahrzehntelangen festen Beziehungen, mit Kindern und was so dazu gehört. Ich weiß nicht, ob das eine Rolle spielt, aber es ist eventuell ein bedenkenswerter Aspekt.
Ich will hier nochmal zitieren, was ich BartS geschrieben hatte:
Alles gut soweit?
Und falls ja: hätten wir das nicht auch kürzer haben können? Mit weniger ablenkenden Mutmaßungen und Wertungen?
Menschliches Maß:
Stellung beziehen für die Mitmenschen.
Und 5 gerade sein lassen können.
Einfache Wahrheiten sind, soweit es um lebende Wesen geht, irreführend.
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