Reborn hat geschrieben:
- Die meisten haben in ihrer Heimat gelernt, dass es strengstens untersagt und sozial unerwünscht ist mit einer jungen Frau zu reden (ganz besonders in Afghanistan). Dort entscheidet nämlich der Vater welchem Mann seine Tochter vermittelt wird und eine Frau direkt anzusprechen ist sowas ähnliches wie Diebstahl und kann zur Tötung des Mannes durch die Familie der Frau führen. Ein Mann darf nur mit alten Frauen sprechen. Daher empfinden es die meisten Syrer und Afghanen als unangenehm mit Frauen im gebährfähigen Alter zu sprechen. Denn in der Heimat ist das sozial unangebracht.
- Andere wiederrum lernten zwar deutsche Frauen kennen, aber die Beziehung scheiterte sehr schnell an kulturellen Differenzen. Z.B. dass die Syrer/Afghanen jede körperliche Annährung abwehrten, weil dies nach ihrem Verständnis nur in der Ehe erlaubt ist.
Die Syrer und Afghanen wirken auf mich größtenteils eher etwas schüchtern und unsicher, da sie sich in einer für sie fremden Welt bewegen. Man kann sie absolut nicht mit Deutschtürken vergleichen von denen manche hier ein auf Macho machen. Das ist was völlig anderes. Sie scheinen mir ihre Religion extrem ernst zu nehmen. Anders als die Türken die die Religion größtenteils eher so ausleben wie die Deutschen das Christentum. Also mehr so als Hobby das nicht viel bedeutet.
Zwischen Syrien und Afghanistan gibt es viele Unterschiede, man kann diese Länder nicht in einen Topf werfen. Mit Afghanistan kenne ich mich persönlich nicht so gut aus, aber mit dem syrischen Kulturraum bin ich etwas vertraut und möchte daher diese Punkte differenzieren:
Es ist in Syrien nicht "strengstens untersagt und sozial unerwünscht", mit Frauen im gebärfähigen Alter zu sprechen. Öffentlicher Körperkontakt ist nicht so gern gesehen, aber normale Kontakte unter Nachbarn, Bekannten, Kollegen, gemischtgeschlechtliche Freundeskreise etc. sind völlig im Rahmen. Dass ein bloßes Ansprechen einer Frau direkt zu einer Tötung des Ansprechenden durch die Familie führt, halte ich für ein sehr unrealistisches Szenario, selbst für das weitaus konservativere Afghanistan. Es entscheidet in Syrien auch nicht der Vater, wen die Tochter heiratet - die Zustimmung der Familie zu einer Verlobung ist zwar unerlässlich und private Treffen zu Hause zwischen unverheirateten Paaren sind nicht möglich, aber die Kinder, auch Töchter, dürfen durchaus selbst ihre Partner aussuchen und diese der Familie vorstellen.
Zudem ist auch für viele junge Syrer die Religion nicht mehr die Grundlage ihres Lebenswandels. Meiner Erfahrung nach sind viele Syrer in Deutschland ganz froh, nicht mehr direkt der Aufsicht der noch etwas konservativeren Elterngeneration zu unterstehen. Sie führen ganz normale westliche Beziehungen, in denen auch Intimitäten schon früh in der Kennenlernphase die Regel sind. Bei meinem Freund und mir war/ist das so und ich kenne einige weitere Beispiele. Allerdings ist das natürlich abhängig von der jeweiligen Prägung. Ich kenne auch einige traditionelle syrische Familien, für die es absolut undenkbar wäre, eine Beziehung wie unsere im Umfeld zu akzeptieren. Mein Freund erzählt in solchen Fällen immer, wir wären verheiratet.