"Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

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Talbot
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Talbot »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 13 Nov 2017 14:49 Jop, dachte ich mir auch. Auch wenn er es oft abstreitet, da sticht wieder die eine Seite von ihm durch, die ich schon oft hier im Forum von ihm wahrgenommen habe: Missgunst bzw. jeden Erfolg anderer relativieren. Wie ich hier schon oft erwähnt habe, das ist genau das was Nietzsche über Missgunst geschrieben hat und davon, dass gesellschaftliche schlechter gestellte Menschen, sich mit "Märchen" vom moralischen Bessersein motivieren. Denn irgendwo muss "der da oben" ja schlechter sein, denkt sich der Mensch aus der Unterschicht. Das sieht man auch gut daran, dass wir in unserer Gesellschaft oft das Haar in der Suppe suchen bei besonders erfolgreichen Menschen. Wenn sie dann auch noch extrem intelligent und fähig sind, dann beginnen wir sofort zu zweifeln. Ich halte das für eine der grössten Schwächen unserer Gesellschaft. Interessanterweise ist diese Art von Missgunst im deutschsprachigen Kulturkreis wesentlich verbreiteter als zb im amerikanischen. Keine Ahnung, vielleicht glauben dort einfach immer noch alle an den "american dream", während hier alles Zyniker leben? Ich weiss auch nicht, an was das genau liegt. :gruebel:
+1.
Kann diese Neidkultur in Deutschland auch nicht leiden. Wäre sogar einer der wenigen Punkte den ich in der amerikanischen Kultur besser finde, auch wenn die es dann in die andere Richtung etwas übertreiben mit ihrem "Heldenkult".
Ist jemand in Deutschland reich, dann muss es natürlich an Steuerhinterziehung/Ausnutzung/Betrug liegen.
Macht jemand Karriere, dann sicherlich nur, weil er egoistisch/rücksichtslos/karrieregeil ist.
Sieht jemand gut aus, dann muss er natürlich eitel/ein Arschloch/dumm sein.
Hat jemand eine gute Figur, dann sicherlich nur, weil er dafür dumm/eitel ist oder irgendwie nachgeholfen hat.
(Passend fürs Forum) Ist jemand erfolgreich bei Frauen, dann sicherlich nur, weil er ein Arschloch/Blender ist.
Ist halt deutlich einfacher andere Leute kleiner zu reden als sich einzugestehen, dass man in manchen Bereichen einfach schlechter ist.
Entweder indem man die Erfolge relativiert bzw. versucht die Art und Weise des Erreichens der Erfolge zu diskreditieren oder indem man Mängel in anderen Bereich herbeidichtet.
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Elli
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Elli »

Echt, empfindet ihr das in Deutschland so stark so?
Ich störe mich eigentlich eher an der "Missgunst-Kultur", also so ein Missgönnen nach unten hin: die bösen Flüchtlinge und Hartz-IV-Empfänger, die die Gelder einstreichen. Sowas hört man meinem Eindruck nach viel häufiger als Geschimpfe auf erfolgreiche Leute, gerade in letzter Zeit.
Davon ab ist Kritik an ungerechtfertigtem Erfolg, Steuerhinterziehung oder ausbeuterischen Praktiken etc. ja oft auch nicht substanzlos. In meinem Fachgebiet sehe ich auch, dass Können und Erfolg nicht immer Hand in Hand gehen - manche sind wirklich gut und damit auch erfolgreich, manche sind gut und erfolglos (da nicht durchsetzungsstark), und manche sind eigentlich inkompetent, haben aber dank Vitamin B oder Ellbogenverhalten dennoch Erfolg. Kritisiert man Letzteres, ist "Neidkultur" dann immer ein schönes Totschlagargument ...
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Captain Unsichtbar
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Captain Unsichtbar »

Elli hat geschrieben: 13 Nov 2017 18:49 In meinem Fachgebiet sehe ich auch, dass Können und Erfolg nicht immer Hand in Hand gehen - manche sind wirklich gut und damit auch erfolgreich, manche sind gut und erfolglos (da nicht durchsetzungsstark), und manche sind eigentlich inkompetent, haben aber dank Vitamin B oder Ellbogenverhalten dennoch Erfolg. Kritisiert man Letzteres, ist "Neidkultur" dann immer ein schönes Totschlagargument ...
Das funktioniert doch umgekehrt genauso. In dem du jetzt jegliche Kritik an der Kritik als "Totschlagargument" klassifizierst, öffnest du damit Tür und Tor für jegliche Missgunst bzw. Neid. Denn man kann es ja dann hervorragend als Kritik tarnen.

Was ich mich halt eher frage: weshalb fühlt man sich überhaupt so sehr dazu berufen den Erfolg anderer zu bewerten/hinterfragen? Wieso ist das so wichtig für einen selbst? Weshalb fokussiert man sich sosehr darauf, andere zu bewerten? Was bringt einem das? Ich meine was bringt das dir persönlich? Ausserdem solltest du unterschieden zwischen berechtigter Kritik nach einem Vorfall welcher relevant für die Öffentlichkeit ist, und dem vorauseilenden Misstrauen, welches in 90% der Fälle in der Neidkultur der Fall ist. Gerüchte, Hörensagen, Mythen zählt für mich alles nicht als berechtigte Kritik. Das ist BILD-Niveau... An der Stelle würde ich einen Menschen dann darauf hinweisen zuerst einmal vor der eigenen Türe zu kehren. ;)
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Fred91

Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Fred91 »

Elli hat geschrieben: 13 Nov 2017 18:49 Echt, empfindet ihr das in Deutschland so stark so?
Ich störe mich eigentlich eher an der "Missgunst-Kultur", also so ein Missgönnen nach unten hin: die bösen Flüchtlinge und Hartz-IV-Empfänger, die die Gelder einstreichen. Sowas hört man meinem Eindruck nach viel häufiger als Geschimpfe auf erfolgreiche Leute, gerade in letzter Zeit.
Höre ehrlich gesagt mehr über Leute, denen es besser geht als man selbst.
Elli hat geschrieben: 13 Nov 2017 18:49 Davon ab ist Kritik an ungerechtfertigtem Erfolg, Steuerhinterziehung oder ausbeuterischen Praktiken etc. ja oft auch nicht substanzlos.
Direkt davon auszugehen, dass es so ist und dies als alleinigen Grund für deren Erfolg ausführen halte ich schon für eine Art Ausrede und Missgunst. Nach dem Motto...Ach, ist doch kein Wunder, dass der erfolgreich ist...wäre ich auch wenn ich unfair arbeiten würde...
Steuerhinterziehung hmm...jeder Kiosk, jeder kleine Laden an der Ecke hinterzieht Steuern, aber da wird es milde hingenommen, weil die ja nicht in Reichtum baden, aber die Praxis ist die selbe.
Finde es absolut falsch Leuten ihren Erfolg abzusprechen, in dem man immer wieder darauf verweist, dass sie ja theoretisch "nicht fair" gehandelt haben.
Elli hat geschrieben: 13 Nov 2017 18:49 In meinem Fachgebiet sehe ich auch, dass Können und Erfolg nicht immer Hand in Hand gehen - manche sind wirklich gut und damit auch erfolgreich, manche sind gut und erfolglos (da nicht durchsetzungsstark), und manche sind eigentlich inkompetent, haben aber dank Vitamin B oder Ellbogenverhalten dennoch Erfolg. Kritisiert man Letzteres, ist "Neidkultur" dann immer ein schönes Totschlagargument ...
Viele Wege führen nach Rom und es gewinnen halt die, die das beste aus ihrer Situation machen und sich gescheit in der Gesellschaft zu positionieren wissen. Das ist eben eher gefragt als wenn ein Autist im Rechenzentrum in der Lage ist Wunder zu vollbringen, weil er einfach so schnell und intelligent ist.
Gute Musiker gibt es wie Sand am Meer...es werden sich aber dennoch nur die durchsetzen, die hart arbeiten und vllt Glück hatten.
Die Welt ist kein "fairer" Ort. Das sollte man hinnehmen und das beste draus machen und nicht ständig anderen erzählen, dass sie ja soweso Dreck am stecken haben und ohne das ja gar kein Erfolg hätten blablabla.
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Fred91 »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 13 Nov 2017 19:06
Elli hat geschrieben: 13 Nov 2017 18:49 In meinem Fachgebiet sehe ich auch, dass Können und Erfolg nicht immer Hand in Hand gehen - manche sind wirklich gut und damit auch erfolgreich, manche sind gut und erfolglos (da nicht durchsetzungsstark), und manche sind eigentlich inkompetent, haben aber dank Vitamin B oder Ellbogenverhalten dennoch Erfolg. Kritisiert man Letzteres, ist "Neidkultur" dann immer ein schönes Totschlagargument ...
Das funktioniert doch umgekehrt genauso. In dem du jetzt jegliche Kritik an der Kritik als "Totschlagargument" klassifizierst, öffnest du damit Tür und Tor für jegliche Missgunst bzw. Neid. Denn man kann es ja dann hervorragend als Kritik tarnen.

Was ich mich halt eher frage: weshalb fühlt man sich überhaupt so sehr dazu berufen den Erfolg anderer zu bewerten/hinterfragen? Wieso ist das so wichtig für einen selbst? Weshalb fokussiert man sich sosehr darauf, andere zu bewerten? Was bringt einem das? Ich meine was bringt das dir persönlich? Ausserdem solltest du unterschieden zwischen berechtigter Kritik nach einem Vorfall welcher relevant für die Öffentlichkeit ist, und dem vorauseilenden Misstrauen, welches in 90% der Fälle in der Neidkultur der Fall ist. Gerüchte, Hörensagen, Mythen zählt für mich alles nicht als berechtigte Kritik. Das ist BILD-Niveau... An der Stelle würde ich einen Menschen dann darauf hinweisen zuerst einmal vor der eigenen Türe zu kehren. ;)
Sehe ich exakt genau so.
Warum ist es überhaupt nötig ständig auf andere schauen zu müssen, um sie zu bewerten? Fühlt man sich einfach besser wenn man die Tatsachen für sich so verändern kann, dass sie akzeptabel sind?
Ist es denn so schwer zu akzeptieren, dass andere Menschen einfach viel viel härter und gewissenhafter und vor allen Dingen smarter an die Dinge rangehen als man selbst? Das ist mir in Deutschland auch sehr stark aufgefallen. In den USA ist das nicht so gewesen. In Kalifornien waren die Leute daran interessiert wie man dahinkommt und haben den Leuten zugehört, um etwas für sich mitzunehmen.
Hier in Deutschland wird einfach alles schlechtgeredet, um ja klarzustellen, dass man es theoretisch auch selbst machen kann und dass es keine Kunst ist.
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Unkreativer
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Unkreativer »

Ich denke, das ist eine Art Egoismus. Wenn man allen Besseren falsches Verhalten vorwirft, kann man darauf aufbauend eher fordern, dass man auch ein Anrecht auf den Erfolg hätte, ohne das Gleiche leisten zu müssen.
Pierre

Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Pierre »

LonesomeCoder hat geschrieben: 13 Nov 2017 13:34 Was er mit sich selber macht oder machen will (aufs Essen verzichten, um mehr arbeiten zu können, wenn es ginge) ist seine Sache. Ja, er hat Eigenschaften, die toll sind. Aber ebenso viele negative. Jemanden, der aber für seinen Erfolg andere ausbeutet, ist für mich nicht erbahr und verachtenswert. So gehts da zu: http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-05/t ... ex/seite-2 Er soll auch mal einen werdenden Vater einen Urlaubstag für den Geburtstermin seines Kindes verweigert haben, da sein Mitarbeiter "anstatt solcher Nichtigkeiten sich doch besser um die Arbeit an der Zukunft kümmern soll" oder so ähnlich. Für mich ist er extrem unsympathisch.
Meine Fresse, der Mann will nach hause fliegen!! Was würdest Du alles tun, wenn Du auf so einem komischen Planeten gestranded bist, um endlich wieder heimzukommen?!?
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Fred91 »

Unkreativer hat geschrieben: 13 Nov 2017 19:21 Ich denke, das ist eine Art Egoismus. Wenn man allen Besseren falsches Verhalten vorwirft, kann man darauf aufbauend eher fordern, dass man auch ein Anrecht auf den Erfolg hätte, ohne das Gleiche leisten zu müssen.
Denke ich auch...
Vor allem denke ich aber, dass es die Menschen dann greifbarer macht und man sich einbilden kann, dass diese eben lediglich Glück hatten. Mehr nicht.
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Elli
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Elli »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 13 Nov 2017 19:06 Das funktioniert doch umgekehrt genauso. In dem du jetzt jegliche Kritik an der Kritik als "Totschlagargument" klassifizierst, öffnest du damit Tür und Tor für jegliche Missgunst bzw. Neid. Denn man kann es ja dann hervorragend als Kritik tarnen.

Was ich mich halt eher frage: weshalb fühlt man sich überhaupt so sehr dazu berufen den Erfolg anderer zu bewerten/hinterfragen? Wieso ist das so wichtig für einen selbst? Weshalb fokussiert man sich sosehr darauf, andere zu bewerten? Was bringt einem das? Ich meine was bringt das dir persönlich? Ausserdem solltest du unterschieden zwischen berechtigter Kritik nach einem Vorfall welcher relevant für die Öffentlichkeit ist, und dem vorauseilenden Misstrauen, welches in 90% der Fälle in der Neidkultur der Fall ist. Gerüchte, Hörensagen, Mythen zählt für mich alles nicht als berechtigte Kritik. Das ist BILD-Niveau... An der Stelle würde ich einen Menschen dann darauf hinweisen zuerst einmal vor der eigenen Türe zu kehren. ;)
Wichtig ist es (in meinem Bereich) zum Beispiel, weil manchmal inkompetente Leute Posten und Entscheidungsmacht kriegen, die ich eher kompetenten Leuten gönnen würde. Das hat nicht unbedingt auf mich persönlich eine negative Wirkung, wirkt sich aber insgesamt negativ aus, und das ärgert einen dann halt. Ich persönlich tendiere eigentlich wenig dazu, irgendwelchen Leuten ihren Erfolg zu neiden, dazu steh ich auch zu sehr außerhalb. Betrachte die Dinge lieber vom Rand.
Es kann aber sein, dass wir aneinander vorbeireden, da wir jeweils einen unterschiedlichen Kontext im Kopf haben. Teilweise hast Du ja auch völlig recht, zB was vorauseilendes Misstrauen und Verleumdungen auf Bild-Niveau angeht.
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Elli »

Fred91 hat geschrieben:Viele Wege führen nach Rom und es gewinnen halt die, die das beste aus ihrer Situation machen und sich gescheit in der Gesellschaft zu positionieren wissen. Das ist eben eher gefragt als wenn ein Autist im Rechenzentrum in der Lage ist Wunder zu vollbringen, weil er einfach so schnell und intelligent ist.
Gute Musiker gibt es wie Sand am Meer...es werden sich aber dennoch nur die durchsetzen, die hart arbeiten und vllt Glück hatten.
Die Welt ist kein "fairer" Ort. Das sollte man hinnehmen und das beste draus machen und nicht ständig anderen erzählen, dass sie ja soweso Dreck am stecken haben und ohne das ja gar kein Erfolg hätten blablabla.
Wenn ich aber halt genau weiß, dass der Autist im Rechenzentrum besser arbeiten würde als der smarte Macher, der eingestellt wird, oder dass sich der mittelmäßige, aber strategisch vorgehende Violinist gegenüber den besser begabten Kollegen seines Jahrgangs durchgesetzt hat, dann nervt mich das trotzdem. Nicht weil ich neidisch auf diejenigen wäre, aber weil mir die Welt insgesamt ein besserer Ort schiene, wenn Erfolg stärker an Können gekoppelt wäre. Und sobald es um Machtpositionen geht, können inkompetente Leute dann auch richtig Schaden anrichten.
Ja ja, die Welt ist nicht fair. Ob ich das hinzunehmen habe oder nicht, ist dann aber wieder meine Entscheidung, ich kann zB auch (im Rahmen meiner Möglichkeiten halt & bezogen erstmal auf meinen Mikrokosmos) versuchen, was dagegen zu tun.

Geht ja auch nicht drum, allen Erfolgreichen irgendwas zu unterstellen. Manchmal ist Erfolg gerechtfertigt, manchmal aber auch nicht. Im Grunde ist eben "Neidkultur" ebenso blöde wie blinder Erfolgsglaube, man muss sich schon die konkreten Fälle und Zusammenhänge angucken.
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Captain Unsichtbar »

Elli hat geschrieben: 13 Nov 2017 19:30 Es kann aber sein, dass wir aneinander vorbeireden, da wir jeweils einen unterschiedlichen Kontext im Kopf haben. Teilweise hast Du ja auch völlig recht, zB was vorauseilendes Misstrauen und Verleumdungen auf Bild-Niveau angeht.
Das kann gut sein. Ich meinte eigentlich keine Erlebnisse aus erster Hand, von denen man direkt betroffen ist. Das ist etwas anderes, das man dort verärgert ist, ist verständlich.
Ich meinte solche Anschuldigungen wie die von LC. Solche Pauschalurteile die man Erfolgreichen und Menschen des Öffentliche Lebens ständig unterstellt. Ich würde mir zb auch nie eine Meinung über einen fremden Menschen bloss über einen Zeitungsartikel aus zweiter, dritter und vierter Hand machen. Erstens steht es mir nicht zu und zweitens habe ich wichtigeres in meinem Leben.

Gerade vor kurzem sinnbildlich gelesen:
Der Nachbar hat ein neues Auto.
Der Deutsche denkt sich: der hat Glück gehabt, wieso hab ich das nicht. Mir steht das auch zu.
Der Amerikaner denkt sich: das erreicht man wenn man fleissig ist. Ich kann es auch schaffen. Gratulation an meinen Nachbarn. Der Nächste werde ich sein.
Diese Unterschiede fallen nur schon im Social Media-Bereich auf. Die Kommentarspalten von deutschen und amerikanischen Usern unterscheiden sich teilweise erheblich. Aber wie gesagt woher das kommt, kann ich mir selbst auch nicht erklären. Aber irgendwie sagt es doch schon viel aus, dass das man in allen grossen westlichen Sprachen kein eigenes Wort für Schadenfreude kennt und stattdessen das Deutsche als Lehnwort verwendet.

btw @LonesomeCoder: interessant finde ich ja, dass du vor einem Weilchen noch Steuerhinterziehung von Multimillionären als "gut" gepriesen hast... wenn es dir tatsächlich um echte Kritik ginge, würdest du das anders sehen.
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von NBUC »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 13 Nov 2017 19:42 Gerade vor kurzem sinnbildlich gelesen:
Der Nachbar hat ein neues Auto.
Der Deutsche denkt sich: der hat Glück gehabt, wieso hab ich das nicht. Mir steht das auch zu.
Der Amerikaner denkt sich: das erreicht man wenn man fleissig ist. Ich kann es auch schaffen. Gratulation an meinen Nachbarn. Der Nächste werde ich sein.
Diese Unterschiede fallen nur schon im Social Media-Bereich auf. Die Kommentarspalten von deutschen und amerikanischen Usern unterscheiden sich teilweise erheblich. Aber wie gesagt woher das kommt, kann ich mir selbst auch nicht erklären. Aber irgendwie sagt es doch schon viel aus, dass das man in allen grossen westlichen Sprachen kein eigenes Wort für Schadenfreude kennt und stattdessen das Deutsche als Lehnwort verwendet.
Der Sozialismus ist eben eine deutsche Erfindung ... :pfeif:
Natural Born UnCool

Alle gesellschaftlichen Betrachtungen enthalten zwangsläufig Verallgemeinerungen und werden daher Ausnahmen und Einzelfälle enthalten, denen sie nicht gerecht werden können.

wenn ich nicht antworten sollte heißt das nicht, dass du Recht hast, sondern ich kein Internet!
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Reinhard »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 13 Nov 2017 14:49 Keine Ahnung, vielleicht glauben dort einfach immer noch alle an den "american dream", während hier alles Zyniker leben? Ich weiss auch nicht, an was das genau liegt. :gruebel:
:no:
Ne, ne ... Nicht an den "american dream" zu glauben ist doch Realismus.

Ich würde ja eher den Glauben daran in die Nähe des Zynismus rücken. "Können wir nicht alle mehr Erfolg haben?" :verwirrt:
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Endura »

Reinhard hat geschrieben: 14 Nov 2017 09:04
Captain Unsichtbar hat geschrieben: 13 Nov 2017 14:49 Keine Ahnung, vielleicht glauben dort einfach immer noch alle an den "american dream", während hier alles Zyniker leben? Ich weiss auch nicht, an was das genau liegt. :gruebel:
:no:
Ne, ne ... Nicht an den "american dream" zu glauben ist doch Realismus.

Ich würde ja eher den Glauben daran in die Nähe des Zynismus rücken. "Können wir nicht alle mehr Erfolg haben?" :verwirrt:
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Fred91 »

Reinhard hat geschrieben: 14 Nov 2017 09:04
Captain Unsichtbar hat geschrieben: 13 Nov 2017 14:49 Keine Ahnung, vielleicht glauben dort einfach immer noch alle an den "american dream", während hier alles Zyniker leben? Ich weiss auch nicht, an was das genau liegt. :gruebel:
:no:
Ne, ne ... Nicht an den "american dream" zu glauben ist doch Realismus.

Ich würde ja eher den Glauben daran in die Nähe des Zynismus rücken. "Können wir nicht alle mehr Erfolg haben?" :verwirrt:
Und du glaubst, dass man seinem Schicksal ausgeliefert ist und rein nichts daran ändern kann wäre realistisch?
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von LonesomeCoder »

Captain Unsichtbar hat geschrieben: 13 Nov 2017 19:42 btw @LonesomeCoder: interessant finde ich ja, dass du vor einem Weilchen noch Steuerhinterziehung von Multimillionären als "gut" gepriesen hast... wenn es dir tatsächlich um echte Kritik ginge, würdest du das anders sehen.
Ich finde sie nicht gut, aber verständlich. Ich sehe den Staat mit seiner Verschwendung an Steuergeldern (Schwarzbuch) mitschuldig. Es gibt auch einen Unterschied zwischen legalen Steuertricks und illegaler Hinterziehung.

Laut einer Studie sollen die Karrierechancen zu 90 % vom Verhalten gegenüber den Vorgesetzten abhängen und nur zu 10 % von der eigentlichen Arbeitsleistung. Wer also seine Leistung besser darstellen kann als sie ist und dem Chef nach dem Mund redet, hat es leichter wie jemand, der sich Kritik üben traut (manche Führungskräfte sehen Kritik generell als Zweifel an der Kompetenz an) oder seine Leistung nicht so gut verkaufen kann. Diesen Umstand soll ich nicht kritisieren dürfen?
Warnung vor Pickup: https://www.abtreff.de/viewtopic.php?p=1062199#p1062199
Wissenschaftliches Standardwerk über (männliches) AB-tum: https://www.springer.com/de/book/9783658059231
Geschlechtsspezifische Partnerwahl und Sexualitätsmerkmale: https://d-nb.info/1037687477/34
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Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Fred91 »

LonesomeCoder hat geschrieben: 14 Nov 2017 11:02 Laut einer Studie sollen die Karrierechancen zu 90 % vom Verhalten gegenüber den Vorgesetzten abhängen und nur zu 10 % von der eigentlichen Arbeitsleistung. Wer also seine Leistung besser darstellen kann als sie ist und dem Chef nach dem Mund redet, hat es leichter wie jemand, der sich Kritik üben traut (manche Führungskräfte sehen Kritik generell als Zweifel an der Kompetenz an) oder seine Leistung nicht so gut verkaufen kann. Diesen Umstand soll ich nicht kritisieren dürfen?
Hast du eine Quelle dieser Studie?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der Schäfchen spielt auch die besten Chancen hat. Ich denke es kommt eher auf die persönliche Beziehung zum Chef an und da ist natürlich zwischenmenschliche Kommunikation gefragt.
Kritik an der Arbeit des Chefs ist kontraproduktiv, sofern man selber keine Lösungsvorschläge anbietet. Ich bezweifle nicht, dass man damit im Unrecht liegt, aber auf zwischenmenschlicher Ebene wirkt Kritik, egal ob konstruktiv oder nicht, erstmal wie ein Stein, den man auf jemanden wirft. Wenn demjenigen dann im Gegenzug kein Schutzschild(Alternative) geboten wird, dann bleibt die Person auch verletzt und natürlich wirkt sich das auf die Beziehung aus.
Kannst einer Person halt nicht einreden, dass man es ja nur gut meint, wenn sie selbst nicht so fühlt ;)
Das sollte man aus persönlicher Erfahrung auch wissen.
SciFiGirl

Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von SciFiGirl »

Hach ja, der böse, böse Staat. Stellt Lehrer, Feuerwehr und Polizisten zur Verfügung. Aber dafür zahlen will natürlich niemand. :roll:
Fred91 hat geschrieben: 14 Nov 2017 11:38 Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand, der Schäfchen spielt auch die besten Chancen hat. Ich denke es kommt eher auf die persönliche Beziehung zum Chef an und da ist natürlich zwischenmenschliche Kommunikation gefragt.
Da tickt doch auch jeder Mensch anders. Aber ich selbst habe auch den Eindruck, dass nicht unbedingt diejenigen Karriere machen, die was auf dem Kasten haben, sondern vor allem jene, die a) rücksichtslos sind und b) gut reden können. Aber wer will schon Karriere machen? Es gibt Wichtigeres auf der Welt.
Endura

Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Endura »

SciFiGirl hat geschrieben: 14 Nov 2017 11:45 Hach ja, der böse, böse Staat. Stellt Lehrer, Feuerwehr und Polizisten zur Verfügung. Aber dafür zahlen will natürlich niemand. :roll:
Das haben schon Staaten mit Steuerquoten unter 5% geschafft.
Fred91

Re: "Junge geh doch einfach mal raus vor die Tür!"

Beitrag von Fred91 »

Xanopos hat geschrieben: 14 Nov 2017 11:48
SciFiGirl hat geschrieben: 14 Nov 2017 11:45 Hach ja, der böse, böse Staat. Stellt Lehrer, Feuerwehr und Polizisten zur Verfügung. Aber dafür zahlen will natürlich niemand. :roll:
Das haben schon Staaten mit Steuerquoten unter 5% geschafft.
Ohne Korruption?