Freunde und ihre Erkenntnisse

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kreisel
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von kreisel »

Hallo Unchained

bei deinem Arztfreund, das klingt so, als wärst du an einen väterlichen Freund geraten.
Ich finde, das ist eine gute Sache und Glück, wenn jemand etwas Mitleid hat
oder Sorge tragen möchte, gerade wenn man selbst von Haus aus (Familie) keine Sorge kennengelernt hat.

Ich vermute aber auch, dass du jetzt an einem Scheideweg bist, irgendwann werden mal
alle vernachlässigten Küken und Welpen groß ;) oder auch nicht? hmmm, vielleicht gibts wirklich auch
irgendwo mal Entwicklungsstop? oder es braucht mehr Anlauf, um die nächste Hürde zu nehmen?


Ich vermute auch, dass dein Freund dich gerade herausfordert, "jetzt ist Zeit zum selbst kümmern
und erwachsen verhalten" - würde man bei seinem eigenen Kind ja auch machen.

Dieses Schuldgefühl, was du deinem Freund gegenüber hast, könnte ja auch daher rühren,
dass du innerlich weißt, dass du deinem Freund eine Entwicklung "schuldig" bist?
"Kind hat nicht gelernt und hat nicht gemacht was gut ist und hat väterliche Person
enttäuscht".

Also ich denke, es könnte jetzt für dich ein Scheideweg sein zum erwachsen sein
und selbst Verantwortung übernehmen.
Das würde irgendwie auch eine Art Dankbarkeit zeigen, dass man sehr viel gutes
bekommen hat von der freiwilligen Elternperson, und es nicht zum Faß
ohne Boden wird, ein immer abhängiges Kind.

Vielleicht kann dir die Therapie dabei helfen? (Denn man kann sich ja nicht einfach entschließen,
jetzt bin ich einfach mal erwachsen, das ist eben ein Lernprozess)


Ich vermute mal, dass deine Kollegen / Chef / Arztfreund bemerken, dass du zu selbst-verletzendem
Verhalten neigst, und dass man Angst haben muss, dich alleine zu lassen?
(also dass die da in der Elternrolle sind, besorgt, auch hier?)

Du vermittelst so "huch da war der Alkohol und huch da war das Messer und huch da war mein Arm"
also nicht gerade nachvollziehbares erwachsenes Verhalten, sondern selbstgefährdend im Sinne
von "passiert halt".
Ist auch nicht als Angriff gemeint, ich versuche nur zu schildern, wie es bei mir ankommt.


Man kann sich ja auch Hilfe holen, ohne innerlich Kind zu sein, halt mehr so auf partnerschaftlicher
Ebene.
[+] Arztbeziehungen
Wobei ich das bei den Ärzten manchmal auch mache eher so gleichberechtigt , und die wirken teilweise schon eher etwas verunsichert,aber gleichzeitig erzählen sie dann manchmal auch von ihren Schwächen und Unsicherheiten,
bei den Ärzten merke ich, die nehmen das Angebot an - auf einer Ebene.

Ich weiß ja auch, dass die kompetenter sind in ihrem Bereich, aber ich mag halt hier normal
kommunizieren und nicht so wortlos irgendwie behandelt werden.
Ich finde, das ist so eine dritte Möglichkeit zwischen "alles alleine" und "nur abhängig" - nämlich
zwar abhängig von Hilfe aber mitbestimmend, eher erwachsen als Gegenüber.
Kannst du das nachvollziehen, dass du z Zt eher in so einer Kind-Rolle bist (und damit deinem
väterlich fürsorglichen Freund schuldig bist, ein braves Kind zu sein)? Und dass es eine gute Entwicklung
sein könnte, wenn du mehr so das erwachsene an dir entdeckst und entwickelst? Dass du damit
deinem Freund etwas gutes auch tun könntest? Und es dir selbst ja auch zu gute kommt?
oder ist das eher so Nonsens?

VG
kreisel
Murmel

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Murmel »

Ich bin mal neugierig. Ist dein Verhältnis zu deinem Chef so, dass Du mit ihm über Dinge wie Therapie reden kannst? Das ist ja ungewöhnlich aber auch positiv.


Unchained hat geschrieben: 22 Jan 2018 08:16 Der Gedanke an ein Therapiegespräch ist für mich immer noch ziemlich einschüchternd, aber dann doch lange nicht so schlimm wie der an die letzten ärztlichen Behandlungen. Und beim Therapeuten muss man sich schließlich auch nicht ausziehen, oder? :shock:
Denk immer dran, dass Du bei einem Therapiegespräch der Bestimmer bist. Du kannst entscheiden was Du mitteilst und was nicht. Wenn Du bei einem Thema das Gefühl hast, dass Du darüber (noch) nicht reden möchtest, ist das in Ordnung. Meiner Erfahrung nach bringt es nichts mit Gewalt an Dinge ranzugehen, bevor man soweit ist.

Und das mit dem Ausziehen hast Du als Scherz gemeint aber ich gehe trotzdem daruf ein: Es gibt leider Therapeuten die "übergriffig" sind. Die zum Beispiel versuchen einen Klienten zu früh zu Dingen zu drängen zu denen er noch nicht bereit ist. In so einer Situation ist es in Ordnung Nein zu sagen und für sich einzustehen. Auch wenn das schwer ist.
Aber ich will jetzt nicht den Teufel an die Wand malen ;) Die meisten Therapeuten sind in Ordnung.
Unchained

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Unchained »

kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:19 Hallo Unchained

bei deinem Arztfreund, das klingt so, als wärst du an einen väterlichen Freund geraten.
Ich finde, das ist eine gute Sache und Glück, wenn jemand etwas Mitleid hat
oder Sorge tragen möchte, gerade wenn man selbst von Haus aus (Familie) keine Sorge kennengelernt hat.
So ist es, ein väterlicher Freund. Als wir uns kennenlernten war er 30 und ich 8. Und er und seine Frau waren immer Anlaufstelle für mich, wenn ich jemanden brauchte. Das ist auch heute noch so. Meine (Pflege-)Eltern sind ausgewandert als ich 20 war und zum Rest meiner Familie habe ich mit Ausnahme meines Bruders keinen Kontakt bzw. es gibt auch nicht viel Rest. Die Beziehung zu meinem Freund und seiner Frau gestaltete sich aber immer so, dass sie mir zwar Dinge vorschrieben und verboten (also als ich noch Kind war), aber nie mit letzter Konsequenz, sie waren ja nicht meine Eltern. Und wenn's eng wurde, bin ich eben abgehauen. Dass sie trotzdem nach wie vor noch soviel Zeit und Energie in mich investieren ist fast ein Wunder, aber ihre Geduld ist nicht endlich.
kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:19 Ich vermute aber auch, dass du jetzt an einem Scheideweg bist, irgendwann werden mal
alle vernachlässigten Küken und Welpen groß ;) oder auch nicht? hmmm, vielleicht gibts wirklich auch
irgendwo mal Entwicklungsstop? oder es braucht mehr Anlauf, um die nächste Hürde zu nehmen?
Auch richtig, die nächsten Welpen rücken nach. Und ich finde es auch ein Stück weit peinlich, immer wieder für an sich selbstverständliche Dinge ermahnt zu werden.
kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:19 Ich vermute auch, dass dein Freund dich gerade herausfordert, "jetzt ist Zeit zum selbst kümmern
und erwachsen verhalten" - würde man bei seinem eigenen Kind ja auch machen.
Seine eigenen Kinder haben das deutlich besser drauf als ich. :?
kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:19 Dieses Schuldgefühl, was du deinem Freund gegenüber hast, könnte ja auch daher rühren,
dass du innerlich weißt, dass du deinem Freund eine Entwicklung "schuldig" bist?
"Kind hat nicht gelernt und hat nicht gemacht was gut ist und hat väterliche Person
enttäuscht".

Also ich denke, es könnte jetzt für dich ein Scheideweg sein zum erwachsen sein
und selbst Verantwortung übernehmen.
Das würde irgendwie auch eine Art Dankbarkeit zeigen, dass man sehr viel gutes
bekommen hat von der freiwilligen Elternperson, und es nicht zum Faß
ohne Boden wird, ein immer abhängiges Kind.
Genau das.
kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:19 Vielleicht kann dir die Therapie dabei helfen? (Denn man kann sich ja nicht einfach entschließen,
jetzt bin ich einfach mal erwachsen, das ist eben ein Lernprozess)
Ich war tatsächlich heute Vormittag bei einem Therapeuten und habe einen Termin für ein Erstgespräch gemacht.
kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:19 Ich vermute mal, dass deine Kollegen / Chef / Arztfreund bemerken, dass du zu selbst-verletzendem
Verhalten neigst,
Ja.
kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:19 und dass man Angst haben muss, dich alleine zu lassen?
(also dass die da in der Elternrolle sind, besorgt, auch hier?)
Das mal hoffentlich nicht.
kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:19 Du vermittelst so "huch da war der Alkohol und huch da war das Messer und huch da war mein Arm"
also nicht gerade nachvollziehbares erwachsenes Verhalten, sondern selbstgefährdend im Sinne
von "passiert halt".
Ist auch nicht als Angriff gemeint, ich versuche nur zu schildern, wie es bei mir ankommt.
Auch hier ein ja. Und keine Sorge, ich werte das nicht als Angriff. Je öfter ich das höre desto bewusster wird mir hoffentlich, wie das bei anderen ankommt.

Man kann sich ja auch Hilfe holen, ohne innerlich Kind zu sein, halt mehr so auf partnerschaftlicher
Ebene.
[+] Arztbeziehungen
kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:19Wobei ich das bei den Ärzten manchmal auch mache eher so gleichberechtigt , und die wirken teilweise schon eher etwas verunsichert,aber gleichzeitig erzählen sie dann manchmal auch von ihren Schwächen und Unsicherheiten,
bei den Ärzten merke ich, die nehmen das Angebot an - auf einer Ebene.


Das verstehe ich nicht so ganz. Hältst Du da ein Schwätzchen mit Deinem Orthopäden (z.B.) darüber, ob er auch Senkspreizfüße hat?

kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:19 Ich weiß ja auch, dass die kompetenter sind in ihrem Bereich, aber ich mag halt hier normal
kommunizieren und nicht so wortlos irgendwie behandelt werden.
Ich finde, das ist so eine dritte Möglichkeit zwischen "alles alleine" und "nur abhängig" - nämlich
zwar abhängig von Hilfe aber mitbestimmend, eher erwachsen als Gegenüber.

Also wortlos irgendwie behandelt werden geht bei mir schon mal gar nicht. Bevor irgendetwas passiert frage ich genau nach, was das wird. (Sofern ich dazu noch in der Lage bin :lach: ) Und wenn mir jemand z.B. die Mandeln rausnehmen wollte, würde ich mir auch erstmal eine zweite und dritte Meinung einholen. Meistens hole ich mir aber gar keine ein und ignoriere das.
kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:19 Kannst du das nachvollziehen, dass du z Zt eher in so einer Kind-Rolle bist (und damit deinem
väterlich fürsorglichen Freund schuldig bist, ein braves Kind zu sein)? Und dass es eine gute Entwicklung
sein könnte, wenn du mehr so das erwachsene an dir entdeckst und entwickelst? Dass du damit
deinem Freund etwas gutes auch tun könntest? Und es dir selbst ja auch zu gute kommt?
oder ist das eher so Nonsens?
Da ist mit Sicherheit was dran, wobei ich 'brav' lieber mit 'einsichtig' ersetzen möchte. Ich bin in der Vergangenheit immer irgendwie durch die Maschen gerutscht und kam mit allem durch, auch wenn es noch so blödsinnig war. Jetzt sind beide Kinder von meinem Freund und seiner Frau in eine andere Stadt zum studieren gezogen, vielleicht möchten sie ihren Erziehungsauftrag jetzt an mir weiterführen? Aber das klingt zu negativ, so ist es gar nicht gemeint. Sie haben jetzt einfach mehr Zeit für mich. Und wenn man Zuwendung gibt, dann möchte man sie nicht mit Füßen getreten sehen.
Unchained

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Unchained »

Murmel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:51 Ich bin mal neugierig. Ist dein Verhältnis zu deinem Chef so, dass Du mit ihm über Dinge wie Therapie reden kannst? Das ist ja ungewöhnlich aber auch positiv.
Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zueinander. Und er bekommt natürlich auch mit, was um mich herum so passiert. Und wenn irgendeine Verletzung im Dienst passiert, was schon mehrfach vorkam, wird er ohnehin davon unterrichtet. Und davon mal ganz abgesehen falle ich ja je nach dem auch immer wieder aus und das ist natürlich keineswegs in seinem Interesse. Ein Vorschlag zur Therapie kam auch schon von ihm, deswegen unterstützt er die aktuelle Entwicklung auch. Und wenn er Zeit hat, kann ich auch immer mit ihm reden, wenn irgendwas ist, auch über Privates.
Murmel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:51
Unchained hat geschrieben: 22 Jan 2018 08:16 Der Gedanke an ein Therapiegespräch ist für mich immer noch ziemlich einschüchternd, aber dann doch lange nicht so schlimm wie der an die letzten ärztlichen Behandlungen. Und beim Therapeuten muss man sich schließlich auch nicht ausziehen, oder? :shock:
Denk immer dran, dass Du bei einem Therapiegespräch der Bestimmer bist. Du kannst entscheiden was Du mitteilst und was nicht. Wenn Du bei einem Thema das Gefühl hast, dass Du darüber (noch) nicht reden möchtest, ist das in Ordnung. Meiner Erfahrung nach bringt es nichts mit Gewalt an Dinge ranzugehen, bevor man soweit ist.
Das ist ein guter Hinweis, das nehme ich mal mit in meine Notizen für das Erstgespräch auf.
Murmel hat geschrieben: 22 Jan 2018 11:51 Und das mit dem Ausziehen hast Du als Scherz gemeint aber ich gehe trotzdem daruf ein: Es gibt leider Therapeuten die "übergriffig" sind. Die zum Beispiel versuchen einen Klienten zu früh zu Dingen zu drängen zu denen er noch nicht bereit ist. In so einer Situation ist es in Ordnung Nein zu sagen und für sich einzustehen. Auch wenn das schwer ist.
Aber ich will jetzt nicht den Teufel an die Wand malen ;) Die meisten Therapeuten sind in Ordnung.
Das war nur ein halber Scherz. Ich habe keine Ahnung, wie es bei einem Therapeuten so abläuft, aber da es hier ja auch um meinen Körper und meinen Umgang damit geht, wer weiß? Aber keine Sorge, mein Fluchtreflex ist außergewöhnlich gut ausgeprägt. :mrgreen: Unvoreingenommen kann ich sowieso nicht zu dem Termin gehen, aber ich unterstelle dem Therapeuten bzw. der Therapeutin jetzt vorab erstmal nichts Böses. ;)
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TheRealDeal
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von TheRealDeal »

Wir haben übrigens alle kindliche Anteile in uns. Weil die mit dem Erwachsenwerden nicht verschwinden und wir in unserem Kulturkreis keine Übergangsriten durchführen. Es also entwicklungstechnisch keinen exakten Zeitpunkt für die Mannwerdung gibt. Da der erwachsene Unchained verstanden hat, worum es geht und was von ihm als erwachsener Mann erwartet wird, wäre es interessant, warum sich unvernünftige, verharmlosende Verhaltensweisen zeigen, die vom "Inneren Kind" herrühren. Mein "Inneres Kind" musste z. B. mal von seinen beschützen Aufgaben entbunden werden, weil mich das als Erwachsener behindert hat, bzw. diese Dienste nicht mehr benötigt wurden und werden.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Unchained

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Unchained »

TheRealDeal hat geschrieben: 22 Jan 2018 13:35 Mein "Inneres Kind" musste z. B. mal von seinen beschützen Aufgaben entbunden werden, weil mich das als Erwachsener behindert hat, bzw. diese Dienste nicht mehr benötigt wurden und werden.
Was waren das denn für Aufgaben und wie hast Du das gelöst?
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Nell The Sentinel
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Nell The Sentinel »

Unchained hat geschrieben: 22 Jan 2018 12:56Ich habe keine Ahnung, wie es bei einem Therapeuten so abläuft, aber da es hier ja auch um meinen Körper und meinen Umgang damit geht, wer weiß? Aber keine Sorge, mein Fluchtreflex ist außergewöhnlich gut ausgeprägt. :mrgreen: Unvoreingenommen kann ich sowieso nicht zu dem Termin gehen, aber ich unterstelle dem Therapeuten bzw. der Therapeutin jetzt vorab erstmal nichts Böses. ;)
Da ich das Prozedere gerade selbst durchlaufe, kann ich dir ja mal berichten, wie das so ablaufen kann: Ihr begrüßt euch, setzt euch und der Therapeut wird dich fragen, was dich zu ihm führt. Dann erzählst du davon. Welches Problem dich zu ihm geführt hat, was du dir erhoffst (wenn du mutig genug bist, kannst du ihm auch von deinen Befürchtungen erzählen, die du hier geäußert hast), usw. Er wird dich als Neuling mglw. über Psychotherapie aufklären und dir die eine oder andere Frage stellen, wenn er etwas nicht verstanden hat, ihm Informationen fehlen oder er mehr über ein bestimmtes Thema wissen möchte.
Kurz: Er wird dich kennenlernen, so wie du ihn.
Am Anfang bist du durch die "Aufwärm- und Kennenlernstunden" ohnehin noch nicht fest an eine Therapie gebunden. Vielleicht mildert das deinen Fluchtreflex etwas ab. Du musst nicht, sondern du willst. Wenn Ersteres stärker wird als Letzteres, kannst du immer noch fliehen - allerdings mit entsprechenden Konsequenzen.
Baustelle :hallo:
Unchained

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Unchained »

Nell The Sentinel hat geschrieben: 22 Jan 2018 15:03
Unchained hat geschrieben: 22 Jan 2018 12:56Ich habe keine Ahnung, wie es bei einem Therapeuten so abläuft, aber da es hier ja auch um meinen Körper und meinen Umgang damit geht, wer weiß? Aber keine Sorge, mein Fluchtreflex ist außergewöhnlich gut ausgeprägt. :mrgreen: Unvoreingenommen kann ich sowieso nicht zu dem Termin gehen, aber ich unterstelle dem Therapeuten bzw. der Therapeutin jetzt vorab erstmal nichts Böses. ;)
Da ich das Prozedere gerade selbst durchlaufe, kann ich dir ja mal berichten, wie das so ablaufen kann: Ihr begrüßt euch, setzt euch und der Therapeut wird dich fragen, was dich zu ihm führt. Dann erzählst du davon. Welches Problem dich zu ihm geführt hat, was du dir erhoffst (wenn du mutig genug bist, kannst du ihm auch von deinen Befürchtungen erzählen, die du hier geäußert hast), usw. Er wird dich als Neuling mglw. über Psychotherapie aufklären und dir die eine oder andere Frage stellen, wenn er etwas nicht verstanden hat, ihm Informationen fehlen oder er mehr über ein bestimmtes Thema wissen möchte.
Kurz: Er wird dich kennenlernen, so wie du ihn.
Am Anfang bist du durch die "Aufwärm- und Kennenlernstunden" ohnehin noch nicht fest an eine Therapie gebunden. Vielleicht mildert das deinen Fluchtreflex etwas ab. Du musst nicht, sondern du willst. Wenn Ersteres stärker wird als Letzteres, kannst du immer noch fliehen - allerdings mit entsprechenden Konsequenzen.
Ich danke Dir. Mein Problem ist im Moment der Einstieg, also wenn der Therapeut mich fragt, weshalb ich genau da bin. Das gibt wahrscheinlich erstmal ein ziemliches Gestammel. Aber da wird er oder sie mir vermutlich helfen.

Bist Du denn schon über die Kennenlern-Stunde(n) hinaus? Und hat es bei dem ersten Therapeuten bei Dir direkt geklappt, also dass Du Dich bei ihm/ihr wohlgefühlt hast? Und wie lange musstest Du nach der Kennenlern-Stunde auf die richtige Therapie warten?
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Nell The Sentinel »

Unchained hat geschrieben: 22 Jan 2018 15:28 Ich danke Dir. Mein Problem ist im Moment der Einstieg, also wenn der Therapeut mich fragt, weshalb ich genau da bin. Das gibt wahrscheinlich erstmal ein ziemliches Gestammel. Aber da wird er oder sie mir vermutlich helfen.

Bist Du denn schon über die Kennenlern-Stunde(n) hinaus? Und hat es bei dem ersten Therapeuten bei Dir direkt geklappt, also dass Du Dich bei ihm/ihr wohlgefühlt hast? Und wie lange musstest Du nach der Kennenlern-Stunde auf die richtige Therapie warten?
Das Gestammel oder auch die Leere im Kopf wirst du ein Stück weit in Kauf nehmen müssen. Dass du generell wissen solltest, warum du zur Therapie gehst, dürfte klar sein. Ich rede da einfach von der Leber weg. Gebe Vermutungen ab und bin auch mal planlos. Der Therapeut erwartet von dir auch keinen sorgfältig analysierten und interpretierten mündlichen Vortrag über all deine Lebensprobleme.
Was du uns hier geschildert hast, ist schon sehr viel. Schreib dir aus deinen Beiträgen ein paar Stichpunkte auf, wenn dich das sicherer macht.

Ich bin immer noch in der Probephase - auch weil die Vermutungen seitens der Therapeuten es evtl. nötig machen, dass ich nochmal neu suchen muss, weil ich in einer tiefenpsych. fundierten Therapie mit meinen Problemen besser aufgehoben bin.
Bezgl. des Wohlfühlens höre ich da auf mein Bauchgefühl. Ich analysiere nicht das Für und Wider (da kommt mir meine intuitive Art zu handeln mal zugute). Würde ich dir auch nicht raten. Der einzige Rat diesbezüglich wäre nur nicht gleich nach dem ersten Termin zu entscheiden. Das ist das Schöne an den Probesitzungen. Erste Eindrücke können durchaus auch fehlerhaft sein.
Baustelle :hallo:
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von kreisel »

Hallo Unchained
da bin ich froh, dass du meine Einschätzung nicht krumm genommen hast.
Kann ja manchmal auch überheblich oder beschuldigend rüberkommen.
Unchained hat geschrieben:Dass sie trotzdem nach wie vor noch soviel Zeit und Energie in mich investieren ist fast ein Wunder, aber ihre Geduld ist nicht endlich.
Ja ich finds toll, dass da zwischen euch sowas ist.
Heißt ja auch, dass es zwischen euch irgendwie gut passt und viel Sympathie ist.
Seine eigenen Kinder haben das deutlich besser drauf als ich. :?
So ganz vergleichen kann man da wohl auch nicht, da ihre Kinder einen gut behüteten Hintergrund haben.

Da brauchst du für dich auch wieder ein Verständnis, dass es einen Grund hat, dass bei dir
die Entwicklung anders läuft, denke ich.
Ich vermute, für dich wird so der Grad zu finden sein zwischen positivem Druck " es wird Zeit was
zu tun" und zuviel Druck "ich bin ein wertloser Loser" oder so.

Denn das zweite würde dir auch nicht gut tun.

Ich glaub, wenn du dich überhaupt in Bewegung setzt und einen Schritt gehst,
dann gehts du schon in die Richtung, die deine Möglichkeiten erweitert, und
auch die Balance zu deinem Umfeld schafft.
Denn da wird dir jeder gönnen, dass es dir besser geht.
Ich war tatsächlich heute Vormittag bei einem Therapeuten und habe einen Termin für ein Erstgespräch gemacht.
super, das ist doch schonmal ein wichtiger Schritt.
Das verstehe ich nicht so ganz. Hältst Du da ein Schwätzchen mit Deinem Orthopäden (z.B.) darüber, ob er auch Senkspreizfüße hat?
Hihi, nee :mrgreen:
Ich meine mehr so das präsent sein, viel Fragen und indirekt wissen lassen, dass ich ein Gegenüber
bin, was mitreden will.
Das scheinst du aber ja auch schon zu machen. (so wie du es von den Ärzten beschrieben hast,
erst mal wissen was die machen, solange man noch reden kann und nicht unter Narkose ist oder so :verwirrt: )

Im Prinzip kannst du das bei der Therapie auch so machen mit dem mitreden.

Ich hab meine erste Therapie mit knapp 20 gemacht und war lange so ein geducktes
eingeschüchtertes Häschen gerade in diesem Bereich Psychotherapie, als müsste
man still halten und das Wunder Therapie wirken lassen.

Im nachhinein wäre es weniger Zeitverschwendung wenn ich klar geredet hätte, hier ist so mein Problem,
was haben Sie denn so drauf, und kann diese Methode bei meinem Problem weiterhelfen?

Da sind ja die Probesitzungen auch ganz gut, und ich denke ein guter Therapeut wird ja auch sich äußern,
was liegt wohl vor, was bietet er an, und passt ein gemeinsamer Weg.
Ich bin in der Vergangenheit immer irgendwie durch die Maschen gerutscht und kam mit allem durch, auch wenn es noch so blödsinnig war. Jetzt sind beide Kinder von meinem Freund und seiner Frau in eine andere Stadt zum studieren gezogen, vielleicht möchten sie ihren Erziehungsauftrag jetzt an mir weiterführen?
Ja, ich vermute hat was mit Sorge / Fürsorge / Erziehung zu tun.
Machen sie ja auch sicherlich freiwillig.

Mein Gefühl wäre aber einfach, dass du ihnen das größte Geschenk machen kannst, wenn du gut für
dich sorgst.
Und man dann immer noch freundschaftlich verbunden sein kann, aber dann eben
ohne Drama und Notfall und auch das ist ein schönes Gefühl.

Diese Seite wäre mehr so eine Motivation "ich tue es für sie".
Vielleicht findest du auch noch eine zusätzliche Motivation "ich tue es für mich" (hätte da weniger
Leiden oder könnte irgendwas besser?)

VG
kreisel
Pierre

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Pierre »

Unchained hat geschrieben: 22 Jan 2018 07:49 Das ist dann der Unterschied zwischen uns beiden. Die gleiche Frage habe ich mir selbst gestellt und die Antwort lautet, ja es fehlt was und die Konsequenzen will ich nicht.
Ja, und deswegen kann man solche Dinge nur für sich selber rausfinden.
Ich finde es aber trotzdem interessant, auch die andere Seite - also Dich - zu hören, da Du Dich für diesen Weg entschieden hast und damit wohl auch gut zurechtkommst. Gibt es denn bei Dir niemanden, der Dir da reinredet?
Interessanter ist zu fragen, wer das überhaupt darf.
Das darf mein zweiter Beziehungsversuch, nach wie vor (aber die ist weit weg). Das dürften sehr enge Freunde. Und das dürften Ordensbrüder, wenn ich in einem funktionierenden Orden wäre.

Ich meine, schau:
Ein Fakir sticht sich einen Stab durch die Zunge (und schlimmeres) und verletzt sich nicht. Reinhold Messner ging allein und ohne Sauerstoff in die Todeszone. Peter Scholl-Latour traf sich mit arabischen "Terroristen" zum Tee. Manche Menschen tun Dinge, die für andere gefährlich und mitunter tödlich wären - aber sie wissen was sie tun, und der Rat, das doch besser sein zu lassen, ist dann wertlos und einfach nur nervig. Und nur Freunde, die einen sehr gut kennen, wissen, wann sie besser den Mund halten sollten.
Pierre hat geschrieben: 21 Jan 2018 18:05 Ich für meinen Teil hab solche guten Gründe, in vielerlei Hinsicht, und die auszuführen würde länglich. Hier soll die Andeutung genügen, dass ich laut den Medizinern womöglich gar nicht mehr leben dürfte, weil ich nicht all das hab wegschneiden lassen was sie mir schon wegschneiden wollten. ;)
Mit "Selbstversorger" hast Du einen sehr schönen Begriff gewählt, der auf den Punkt das trifft, was mir wichtig ist: ich will mich ja nicht von Menschen abgrenzen, sondern nur zu den Segnungen der modernen Zivilisation ein Stück Distanz wahren.
Die Gründe würden mich schon auch interessieren. In Kurzform vielleicht?
Für den medizinischen Aspekt gibt es ein schönes Buch dazu: Ivan Illich, Die Enteignung der Gesundheit:
https://www.antipsychiatrieverlag.de/ve ... illich.htm
Wegschneiden kann ich übrigens selbst ganz gut, ungeschicktes Fleisch halt. Dafür brauche ich gar keinen Mediziner.
Das ist eben das was mir zu denken gibt. Wir haben normalerweise Instinkte, die unsere Unversehrtheit schützen - so eine art "hull integrity service". Und wenn der nicht greift, dann, würde ich mal sagen, scheint da irgendwo ein Bug zu sein. ;) Das ist nix schlimmes, wir wissen ja dass es keine bugfreien Systeme gibt - aber man sollte doch mal schauen ob man ihn finden kann...
Unchained

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Unchained »

kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 18:14 Hallo Unchained
da bin ich froh, dass du meine Einschätzung nicht krumm genommen hast.
Kann ja manchmal auch überheblich oder beschuldigend rüberkommen.
Hallo Kreisel,
Du hast Dir Sorgen gemacht, dass ich das negativ auffassen könnte? Das ist ja lieb von Dir. :umarmung2: Tja, das geschriebene Wort. Aber keine Sorge, zur Not hätte ich nochmal nachgefragt.
kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 18:14
Unchained hat geschrieben: Seine eigenen Kinder haben das deutlich besser drauf als ich. :?
So ganz vergleichen kann man da wohl auch nicht, da ihre Kinder einen gut behüteten Hintergrund haben.

Da brauchst du für dich auch wieder ein Verständnis, dass es einen Grund hat, dass bei dir
die Entwicklung anders läuft, denke ich.
Ich vermute, für dich wird so der Grad zu finden sein zwischen positivem Druck " es wird Zeit was
zu tun" und zuviel Druck "ich bin ein wertloser Loser" oder so.

Denn das zweite würde dir auch nicht gut tun.

Ich glaub, wenn du dich überhaupt in Bewegung setzt und einen Schritt gehst,
dann gehts du schon in die Richtung, die deine Möglichkeiten erweitert, und
auch die Balance zu deinem Umfeld schafft.
Denn da wird dir jeder gönnen, dass es dir besser geht.
Mein Bruder sagt immer, ich hätte das Temperament von unserem Vater geerbt, aufbrausend und unbeherrscht. Nach dem Motto 'Ich bin der Chef und lasse mir nichts sagen'. Vielleicht ist es wirklich auch so einfach, aber das wird sich in der Therapie vielleicht rauskristallisieren. Als wertlosen Loser habe ich mich aber nie empfunden, eher hier und da als Vollidiot. :roll:
kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 18:14
Unchained hat geschrieben: Das verstehe ich nicht so ganz. Hältst Du da ein Schwätzchen mit Deinem Orthopäden (z.B.) darüber, ob er auch Senkspreizfüße hat?
Hihi, nee :mrgreen:
Ich meine mehr so das präsent sein, viel Fragen und indirekt wissen lassen, dass ich ein Gegenüber
bin, was mitreden will.
Das scheinst du aber ja auch schon zu machen. (so wie du es von den Ärzten beschrieben hast,
erst mal wissen was die machen, solange man noch reden kann und nicht unter Narkose ist oder so :verwirrt: )

Im Prinzip kannst du das bei der Therapie auch so machen mit dem mitreden.

Ich hab meine erste Therapie mit knapp 20 gemacht und war lange so ein geducktes
eingeschüchtertes Häschen gerade in diesem Bereich Psychotherapie, als müsste
man still halten und das Wunder Therapie wirken lassen.

Im nachhinein wäre es weniger Zeitverschwendung wenn ich klar geredet hätte, hier ist so mein Problem,
was haben Sie denn so drauf, und kann diese Methode bei meinem Problem weiterhelfen?

Da sind ja die Probesitzungen auch ganz gut, und ich denke ein guter Therapeut wird ja auch sich äußern,
was liegt wohl vor, was bietet er an, und passt ein gemeinsamer Weg.
In den meisten Fällen bin eher ich derjenige, der ein Gespräch führt und Fragen stellt. Vielleicht müssen der Therapeut und ich erstmal die Rollenverteilung klären. :mrgreen:

Hat Dir die Therapie denn weiterholfen? Auch und vor allem bei dem Problem, dass Du Dich nicht recht getraut hast, den Mund aufzumachen und Dich hast einschüchtern lassen?
kreisel hat geschrieben: 22 Jan 2018 18:14 Mein Gefühl wäre aber einfach, dass du ihnen das größte Geschenk machen kannst, wenn du gut für
dich sorgst.
Und man dann immer noch freundschaftlich verbunden sein kann, aber dann eben
ohne Drama und Notfall und auch das ist ein schönes Gefühl.

Diese Seite wäre mehr so eine Motivation "ich tue es für sie".
Vielleicht findest du auch noch eine zusätzliche Motivation "ich tue es für mich" (hätte da weniger
Leiden oder könnte irgendwas besser?)

VG
kreisel
Freundschaftlich verbunden sind wir jetzt aktuell, das ist mir zu wenig. Vorher war das Verhältnis intensiver und da möchte ich wieder hin. Natürlich wäre es wohl am besten zu dem Punkt zu kommen 'Ich tue es für mich', aber soweit bin ich irgendwie noch nicht. Aktuell tue ich es 'für uns'.
Unchained

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Unchained »

Nell The Sentinel hat geschrieben: 22 Jan 2018 16:14 Ich bin immer noch in der Probephase - auch weil die Vermutungen seitens der Therapeuten es evtl. nötig machen, dass ich nochmal neu suchen muss, weil ich in einer tiefenpsych. fundierten Therapie mit meinen Problemen besser aufgehoben bin.
Bezgl. des Wohlfühlens höre ich da auf mein Bauchgefühl. Ich analysiere nicht das Für und Wider (da kommt mir meine intuitive Art zu handeln mal zugute). Würde ich dir auch nicht raten. Der einzige Rat diesbezüglich wäre nur nicht gleich nach dem ersten Termin zu entscheiden. Das ist das Schöne an den Probesitzungen. Erste Eindrücke können durchaus auch fehlerhaft sein.
Entschuldige wenn ich so blöd frage, aber was ist denn der Unterschied zwischen einer 'normalen' Therapie und einer tiefenpsychologischen?

Ich denke, mit welchem Therapeuten man gut zurecht kommt, kann auch nur der Bauch entscheiden, alles andere wäre kontraproduktiv. Ich drücke Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du weiterkommst und Deine Probleme angehen und bestenfalls lösen kannst! :vielglueck:
Unchained

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Unchained »

Pierre hat geschrieben: 23 Jan 2018 01:12
Unchained hat geschrieben: 22 Jan 2018 07:49 Ich finde es aber trotzdem interessant, auch die andere Seite - also Dich - zu hören, da Du Dich für diesen Weg entschieden hast und damit wohl auch gut zurechtkommst. Gibt es denn bei Dir niemanden, der Dir da reinredet?
Interessanter ist zu fragen, wer das überhaupt darf.
Das darf mein zweiter Beziehungsversuch, nach wie vor (aber die ist weit weg). Das dürften sehr enge Freunde. Und das dürften Ordensbrüder, wenn ich in einem funktionierenden Orden wäre.
Das darf zunächst doch erstmal jeder. Er wird dann schon sehen, was er davon hat! :lach:
Pierre hat geschrieben: 23 Jan 2018 01:12 Ich meine, schau:
Ein Fakir sticht sich einen Stab durch die Zunge (und schlimmeres) und verletzt sich nicht. Reinhold Messner ging allein und ohne Sauerstoff in die Todeszone. Peter Scholl-Latour traf sich mit arabischen "Terroristen" zum Tee. Manche Menschen tun Dinge, die für andere gefährlich und mitunter tödlich wären - aber sie wissen was sie tun, und der Rat, das doch besser sein zu lassen, ist dann wertlos und einfach nur nervig. Und nur Freunde, die einen sehr gut kennen, wissen, wann sie besser den Mund halten sollten.
Peter Scholl-Latour, der Albtraum meiner Geschichtsstunden im 5. Schuljahr... ;) Aber wissen oder wussten sie denn tatsächlich, was sie tun. Oder ist das hier und da nicht vielleicht auch eher 'ich mach mal und sehe dann, ob es klappt'? Und oft ist es ja nicht nur ein gutgemeinter Rat von einem Unbeteiligten, der dann kommt, sondern eher die Bitte einer besorgten Person. Also die Transferleistung kriege ich schon hin, dass ich selbst auch enttäuscht bin, wenn ich mich um jemanden sorge und er/sie uneinsichtig und stur ist.

Pierre hat geschrieben: 23 Jan 2018 01:12
Unchained hat geschrieben: 22 Jan 2018 07:49 Die Gründe würden mich schon auch interessieren. In Kurzform vielleicht?
Für den medizinischen Aspekt gibt es ein schönes Buch dazu: Ivan Illich, Die Enteignung der Gesundheit:
https://www.antipsychiatrieverlag.de/ve ... illich.htm
Tja, ich selbst begrüße einen kritischen Umgang mit den Errungenschaften der modernen Medizin, das ist ja kein Geheimnis. Schlussendlich ist das alles auch schon lange zu einem Industriezweig mutiert, in dem es in erster Linie um den größtmöglichen Profit geht. In Deutschland haben wir aber auf der anderen Seite auch die freie Arztwahl und keiner MUSS sich behandeln lassen und schon gar nicht von jedem. Ich habe aber in der Vergangenheit auch sehr gute Ärzte erlebt, die den Beruf nicht mit dem schielenden Auge auf den Taler gewählt haben, sondern weil sie sich berufen fühlen und es womöglich auch sind. Ohne medizinische Versorgung gäbe es mich jetzt nicht mehr, zumindest nicht in dem aktuellen Aufbau. ;)
Pierre hat geschrieben: 23 Jan 2018 01:12
Unchained hat geschrieben: 22 Jan 2018 07:49 Wegschneiden kann ich übrigens selbst ganz gut, ungeschicktes Fleisch halt. Dafür brauche ich gar keinen Mediziner.
Das ist eben das was mir zu denken gibt. Wir haben normalerweise Instinkte, die unsere Unversehrtheit schützen - so eine art "hull integrity service". Und wenn der nicht greift, dann, würde ich mal sagen, scheint da irgendwo ein Bug zu sein. ;) Das ist nix schlimmes, wir wissen ja dass es keine bugfreien Systeme gibt - aber man sollte doch mal schauen ob man ihn finden kann...
Ja, irgendein Rädchen dreht da offenbar frei, aber ich bin guter Hoffnung, dass sich das irgendwie mit den anderen Rädchen harmonisieren lässt. Aber was mich mal noch interessieren würde, wenn Du schon so eine klaren Meinung zum Thema Medizin hast, wie sieht's dann mit dem Thema Psychotherapie aus?
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Nell The Sentinel »

Unchained hat geschrieben: 23 Jan 2018 08:59Entchuldige wenn ich so blöd frage, aber was ist denn der Unterschied zwischen einer 'normalen' Therapie und einer tiefenpsychologischen?
Das sind Beides "normale" Therapieformen (je länger die Therapie, desto mehr beginnst du sowieso zu überlegen, was eigentlich Normal heißt). In Deutschland sind von der KK als erstattungsfähig abgesegnet die zwei großen Therapieformen Verhaltenstherapie (handlungsorientierter und mehr mit der Bewältigung der gegenwärtigen Problematik beschäftigt) und Tiefenpsychologie (eher an den zum Problem führenden Ursachen interessiert mit dem Blick auf die Vergangenheit gerichtet). Beides hat Vorteile, Beides hat Nachteile.
Unchained hat geschrieben: 23 Jan 2018 08:59Ich denke, mit welchem Therapeuten man gut zurecht kommt, kann auch nur der Bauch entscheiden, alles andere wäre kontraproduktiv. Ich drücke Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du weiterkommst und Deine Probleme angehen und bestenfalls lösen kannst! :vielglueck:
Vielen Dank, ich wünsche dir auch viel Glück (wobei wir das nicht brauchen, wir brauchen Geduld und erwachsene Einsicht).
Baustelle :hallo:
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Unchained »

Nell The Sentinel hat geschrieben: 23 Jan 2018 12:58
Unchained hat geschrieben: 23 Jan 2018 08:59Entchuldige wenn ich so blöd frage, aber was ist denn der Unterschied zwischen einer 'normalen' Therapie und einer tiefenpsychologischen?
Das sind Beides "normale" Therapieformen (je länger die Therapie, desto mehr beginnst du sowieso zu überlegen, was eigentlich Normal heißt). In Deutschland sind von der KK als erstattungsfähig abgesegnet die zwei großen Therapieformen Verhaltenstherapie (handlungsorientierter und mehr mit der Bewältigung der gegenwärtigen Problematik beschäftigt) und Tiefenpsychologie (eher an den zum Problem führenden Ursachen interessiert mit dem Blick auf die Vergangenheit gerichtet). Beides hat Vorteile, Beides hat Nachteile.
Ok, verstanden. Dann mache ich eine Verhaltenstherapie und Du eine tiefenpsychologische Therapie und demnächst lesen wir hier von einander, dass es schon viel besser ist. :tanzen2:
Nell The Sentinel hat geschrieben: 23 Jan 2018 12:58
Unchained hat geschrieben: 23 Jan 2018 08:59Ich denke, mit welchem Therapeuten man gut zurecht kommt, kann auch nur der Bauch entscheiden, alles andere wäre kontraproduktiv. Ich drücke Dir auf jeden Fall die Daumen, dass Du weiterkommst und Deine Probleme angehen und bestenfalls lösen kannst! :vielglueck:
Vielen Dank, ich wünsche dir auch viel Glück (wobei wir das nicht brauchen, wir brauchen Geduld und erwachsene Einsicht).
... UND ein bisschen Glück, z.B., dass wir an die richtigen Leute geraten. :kopfstand:
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von TheRealDeal »

Unchained hat geschrieben: 22 Jan 2018 13:52
TheRealDeal hat geschrieben: 22 Jan 2018 13:35 Mein "Inneres Kind" musste z. B. mal von seinen beschützen Aufgaben entbunden werden, weil mich das als Erwachsener behindert hat, bzw. diese Dienste nicht mehr benötigt wurden und werden.
Was waren das denn für Aufgaben und wie hast Du das gelöst?
Na ja, ich konnte nichts enges am Hals ertragen. Da bekam ich fast Panik. Nach einer EMDR-Sizung habe ich das nicht mehr. Grund dafür waren wohl Atemprobleme im Brutkasten. Auf einmal meldeten sich "Innere Kind Anteile", das habe ich selbst gemerkt. Sie wollten mich quasi beschützen. Wir haben diese von den Aufgaben entbunden, weil ich ja jetzt erwachsen und gesund bin. Natürlich in Verbindung mit einer Würdigung für die geleisteten Dienste, die bestimmt frühkindlich notwendig gewesen sind.
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Murmel

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Murmel »

Hier wurde jetzt soviel geschrieben, dass ich ein wenig den Überblick verloren habe. Unchained, hast Du schon einen Therapieplatz? Wenn ja wünsche ich dir viel Erfolg.




TheRealDeal hat geschrieben: 23 Jan 2018 16:38 Nach einer EMDR-Sizung habe ich das nicht mehr. Grund dafür waren wohl Atemprobleme im Brutkasten. Auf einmal meldeten sich "Innere Kind Anteile", das habe ich selbst gemerkt.

Was ist EMDR? Und wie kann man erkennen ob man durch frühkindliche Erfahrungen traumatisiert ist? Mir wurde mal gesagt ich hätte durch meine eigene Geburt ein Trauma, weil es da Komplikationen gab. :?
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von TheRealDeal »

EMDR steht für "Eye Movement Desensitization and Reprocessing", was auf Deutsch Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung bedeutet.

Davon habe ich das erste Mal gehört, als ich eine Doku über das Zugunglück von Eschede gesehen habe. Viele Beteiligte bekamen die schrecklichen Bilder nicht aus ihren Köpfen. Beim Emdr werden im Prinzip Bilder, die wir als negativ wahrnehmen, durch solche ersetzt, die für uns positiv besetzt sind. Diese Methode ist hochwirksam bei klar zu definierenden posttraumatischen Belastungsstörungen.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Unchained

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Unchained »

TheRealDeal hat geschrieben: 23 Jan 2018 16:38
Unchained hat geschrieben: 22 Jan 2018 13:52
TheRealDeal hat geschrieben: 22 Jan 2018 13:35 Mein "Inneres Kind" musste z. B. mal von seinen beschützen Aufgaben entbunden werden, weil mich das als Erwachsener behindert hat, bzw. diese Dienste nicht mehr benötigt wurden und werden.
Was waren das denn für Aufgaben und wie hast Du das gelöst?
Na ja, ich konnte nichts enges am Hals ertragen. Da bekam ich fast Panik. Nach einer EMDR-Sizung habe ich das nicht mehr. Grund dafür waren wohl Atemprobleme im Brutkasten. Auf einmal meldeten sich "Innere Kind Anteile", das habe ich selbst gemerkt. Sie wollten mich quasi beschützen. Wir haben diese von den Aufgaben entbunden, weil ich ja jetzt erwachsen und gesund bin. Natürlich in Verbindung mit einer Würdigung für die geleisteten Dienste, die bestimmt frühkindlich notwendig gewesen sind.
Ohja, davon habe ich schon mal gehört. Interessant, dass das solche Auswirkungen haben kann. Und was Du in Deiner Therapie dagegen unternommen hast klingt irgendwie niedlich. Das ist nicht abwertend gemeint. Aber man muss sich schon einlassen können auf sowas, oder?
Murmel hat geschrieben: 23 Jan 2018 16:46 Hier wurde jetzt soviel geschrieben, dass ich ein wenig den Überblick verloren habe. Unchained, hast Du schon einen Therapieplatz? Wenn ja wünsche ich dir viel Erfolg.
Das ist lieb, danke Dir. :umarmung2: Ich habe morgen um 15 Uhr mein Erstgespräch. Hab mir dafür auch einiges an Notizen gemacht und bin einigermaßen aufgeregt. Und als 'Belohnung' für mein Erstgespräch, wenn es dann stattgefunden hat, bin ich für Freitag Abend mit meinem Freund und seiner Frau verabredet. Ich koche. :mrgreen: :tanzen2: