Freunde und ihre Erkenntnisse

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Unchained

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Unchained »

TheRealDeal hat geschrieben: 23 Jan 2018 17:00 EMDR steht für "Eye Movement Desensitization and Reprocessing", was auf Deutsch Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung bedeutet.

Davon habe ich das erste Mal gehört, als ich eine Doku über das Zugunglück von Eschede gesehen habe. Viele Beteiligte bekamen die schrecklichen Bilder nicht aus ihren Köpfen. Beim Emdr werden im Prinzip Bilder, die wir als negativ wahrnehmen, durch solche ersetzt, die für uns positiv besetzt sind. Diese Methode ist hochwirksam bei klar zu definierenden posttraumatischen Belastungsstörungen.
Und wie funktioniert das genau? Also das mit dem Bilder ersetzen ist sicherlich im übertragenden Sinne gemeint, oder? Ich hätte nicht gedacht, dass man mit sowas ein Geburtstrauma heilen kann...
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kreisel
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von kreisel »

Hey,
Unchained hat geschrieben: 23 Jan 2018 08:54 Mein Bruder sagt immer, ich hätte das Temperament von unserem Vater geerbt, aufbrausend und unbeherrscht. Nach dem Motto 'Ich bin der Chef und lasse mir nichts sagen'. Vielleicht ist es wirklich auch so einfach, aber das wird sich in der Therapie vielleicht rauskristallisieren. Als wertlosen Loser habe ich mich aber nie empfunden, eher hier und da als Vollidiot. :roll:
kommt halt immer auf den Zusammenhang an ;)
aber wenn man nix blödes gemacht hat, würde ich mal sagen Vollidiot ist sowas ähnliches wie wertloser Loser.
Naja, aber "blöd"ist halt auch ein blöder Maßstab... blöd für wen, für was, warum :verwirrt:

sorry, bin heute gar nicht so sortiert.
Unchained hat geschrieben: 23 Jan 2018 08:54In den meisten Fällen bin eher ich derjenige, der ein Gespräch führt und Fragen stellt. Vielleicht müssen der Therapeut und ich erstmal die Rollenverteilung klären. :mrgreen:
Hihi, ja. Ich mags auch lieber, wenn der Therapeut mal mehr von sich erzählt oder Arzt
oder Arbeitsvermittler seinerzeit. Machen die ja auch immer mal wieder. :mrgreen:
Unchained hat geschrieben: 23 Jan 2018 08:54Hat Dir die Therapie denn weiterholfen? Auch und vor allem bei dem Problem, dass Du Dich nicht recht getraut hast, den Mund aufzumachen und Dich hast einschüchtern lassen?
Naja, ich konnte anfangs gar nicht fassen und äußern was bei mir nicht stimmt, oder halt nur
für mich deutliche Symptome schildern.

Ich wusste nicht, was und wie Psychologen denken und was die machen, aber ich hab
(dem ersten) mal zugetraut, dass der allumfassende Kenntnisse hat.

ich denke schon, dass es mich ein Stück weiter gebracht hat, so ein bisschen Reflektion und
Anlaufpunkt. Und dass ich halt irgendwann doch sehr selbstverantwortlich da stand,
weiß nicht ob mit und teilweise trotz Therapie (wenn man merkt, wo da die Grenzen sind),
wenn ich mich auch lange nicht so handlungsbereit und sicher fand, wie andere so in meinem Alter.

War bei mir Gesprächstherapie. (gibt ja auch Psychoanalytische Therapie und Verhaltenstherapie)
Weil ich sehr ländlich wohne, hab ich halt immer den nächstbesten Kleinstadtpsychologen
geholt. War halt nicht soviel mit Rumprobieren.

Ich weiß nicht, einerseits denke ich, habe ich viel Therapieerfahrung, aber wenn ich so drüber
nachdenke, war es auch immer eher begleitend /stabilisierend und bisschen wischiwaschi
wenn man mal so klar draufguckt. Was ist Heilung und Fortschritt? Gibts da einen klaren Plan?
Vielleicht ist auch mein Problem / Persönlichkeit wischiwaschi, k. A.

Immerhin Ziel erreicht - lebe ein halbwegs stabiles Leben so der Form nach, etwas freudlos
zeitweise dysphorisch depressiv (von daher wohl auch der leicht negative Unterton, ich hoffe du
kannst die Infos etwas neutraler rausfiltern), aber nicht mehr so krisenbehaftet, und schlafen
kann ich dank Medis.
Nach ca 20 J. Therapie mit nur kurzen Unterbrechungen dachte ich, die Schiene muss dann
mal so gehen (Medikamente), weil Schlaf ist mir schon wichtig.

Ich wünsch dir auf jeden Fall, dass die Therapie dir auch gute Erkenntnisse bringt.
Ggf. könnte ja sogar die Freundschaft so eine Art Aufhänger sein, ich könnte mir gut
vorstellen, dass das viel über dich verrät.

lg
kreisel
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Murmel »

kreisel hat geschrieben: 23 Jan 2018 17:48
Nach ca 20 J. Therapie mit nur kurzen Unterbrechungen dachte ich, die Schiene muss dann
mal so gehen (Medikamente), weil Schlaf ist mir schon wichtig.
Zwanzig Jahre. Oh mann. Und ich dachte ich wäre mit meinen sieben Jahren Therapieerfahren. :shock:
Murmel

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Murmel »

TheRealDeal hat geschrieben: 23 Jan 2018 17:00 EMDR steht für "Eye Movement Desensitization and Reprocessing", was auf Deutsch Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung bedeutet.

Davon habe ich das erste Mal gehört, als ich eine Doku über das Zugunglück von Eschede gesehen habe. Viele Beteiligte bekamen die schrecklichen Bilder nicht aus ihren Köpfen. Beim Emdr werden im Prinzip Bilder, die wir als negativ wahrnehmen, durch solche ersetzt, die für uns positiv besetzt sind. Diese Methode ist hochwirksam bei klar zu definierenden posttraumatischen Belastungsstörungen.
Und wie funktioniert das wenn keine bewußten Erinnerungen vorhanden sind? Bei einem Trauma aus der Säuglingszeit dürften solche ja nicht da sein.
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von kreisel »

Murmel hat geschrieben: 23 Jan 2018 20:02 Zwanzig Jahre. Oh mann. Und ich dachte ich wäre mit meinen sieben Jahren Therapieerfahren. :shock:
Naja, das muss man mir auch nicht nach machen ;)

Meine letzte Therapeutin hat gesagt, irgendwann würde man merken, wenn man es nicht
mehr braucht, man hat besseres vor oder so .
Ich hab nix gemerkt, aber war vielleicht dann auch mehr Gewohnheit.

Ich bin halt sehr diffus, und wenn von außen nicht ein bisschen Struktur kommt, dieses Ziel,
jetzt sind wir bei Schritt 4 oder so, dann kann ich immer so weiterwabern.
Und irgendwie komisch fühlen und was brauchen kann man ja immer.
(war halt auch dann in der Nachsorge nur noch 6 wöchentlich, weil die Stunden nach 2 mal verlängern
weg waren)
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TheRealDeal
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von TheRealDeal »

Murmel hat geschrieben: 23 Jan 2018 20:04
TheRealDeal hat geschrieben: 23 Jan 2018 17:00 EMDR steht für "Eye Movement Desensitization and Reprocessing", was auf Deutsch Desensibilisierung und Verarbeitung durch Augenbewegung bedeutet.

Davon habe ich das erste Mal gehört, als ich eine Doku über das Zugunglück von Eschede gesehen habe. Viele Beteiligte bekamen die schrecklichen Bilder nicht aus ihren Köpfen. Beim Emdr werden im Prinzip Bilder, die wir als negativ wahrnehmen, durch solche ersetzt, die für uns positiv besetzt sind. Diese Methode ist hochwirksam bei klar zu definierenden posttraumatischen Belastungsstörungen.
Und wie funktioniert das wenn keine bewußten Erinnerungen vorhanden sind? Bei einem Trauma aus der Säuglingszeit dürften solche ja nicht da sein.
Wie das genau funktioniert, weiß ich nicht. Fakt ist aber, dass die Dinge in unseren Biografien geschehen sind. Alles, was wirklich passiert ist, wird auch gespeichert (im Körper), bzw. wirkt sich aus, auch wenn sich unser Geist daran nicht bewusst erinnern kann. Der Therapeut schafft ein Setting in dem Übungen stattfinden können, wo man eben auch frühkindliche Traumata bearbeiten kann, weil sich die Themen zeigen.

Unser Gehirn ist gut darin, Erlebnisse und sonstige Eindrücke zu speichern. Nicht gut kann unser Gehirn Realität und Fiktion unterscheiden. Auch werden Eindrücke nicht immer an den Stellen gespeichert (durch falsche Bewertungen der Situationen z. B.) wo sie gespeichert werden sollten. Dementsprechend sind mitunter die verknüpften Gefühle zu heftig oder unpassend. Dadurch geht es uns halt mal gut, mal weniger gut, je nachdem, wo wir bei uns hingucken. Da setzt der Therapeut seine "Korrekturhebel" an. Meist mit dem Ziel, den Patienten/Klienten in die Realität zu holen. Was meist bedeutet, dass auch die Dinge angesprochen werden, die wir uns nur einbilden. Das kann unser Gehirn auch gut, daher brauchen wir alle hin und wieder einen "Realitätscheck". Wobei der Patient/Klient den Großteil der Arbeit verrichtet, weil er mit den neuen Eindrücken und Erkenntnisse gehen muss.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Pierre

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Pierre »

Unchained hat geschrieben: 23 Jan 2018 09:26 Das darf zunächst doch erstmal jeder. Er wird dann schon sehen, was er davon hat! :lach:
hmjahm... :coolgun:
Peter Scholl-Latour, der Albtraum meiner Geschichtsstunden im 5. Schuljahr... ;) Aber wissen oder wussten sie denn tatsächlich, was sie tun. Oder ist das hier und da nicht vielleicht auch eher 'ich mach mal und sehe dann, ob es klappt'?
Genau das ist die Kunst bei der Sache - die zweiteren sind die, die danach tot sind.
Mal aus dem Nähkästchen geplaudert: es gibt zwischen Wissen und Glauben noch ein drittes.
Ein mal gibt es Wissen, das ist beleg- und begründbar - man kann zB unbesorgt in ein Flugzeug einsteigen, weil es nachweislich eines der sichersten Verkehrsmittel ist. Am anderen ende gibt es Glauben: ich hab zwar weder ahnung noch plan, aber ich mach einfach mal.
Und dazwischen gibt es ein Ding, das man "innere Gewissheit" nennt. Das kann man nicht begründen und nicht erklären, aber man kann sich drauf stützen, und es funktioniert. Aber: "Was du erfahren hast, und in deinem Inneren weißt, bleibt für jeden
anderen ein Glaube."
Es gibt also nur die Möglichkeit, die innere Gewissheit durch Tat zu manifestieren.
enn Du schon so eine klaren Meinung zum Thema Medizin hast, wie sieht's dann mit dem Thema Psychotherapie aus?
Oh je. Das ist unfair, das kann man ja nur falsch beantworten...
Einmal denke ich, es ist die bedeutendste und edelste Aufgabe eines Menschen, wenn er Selbsterkenntnis sucht. Und Psychotherapie ist der heute einzige offiziell anerkannte Weg, um das zu tun.

Problematisch ist das u.a. deshalb, weil als Psychotherapie leider auch Negativbeispiele hat, zB den Behaviourismus (d.h. Verhaltenstherapie), wo es darum geht, Andersdenkende zu "heilen" (in Amerika Kommunisten, in Russland Antikommunisten). Wie das praktisch funktioniert, ist gut zu sehen im Film "A Clockwork Orange" - und in solchem Sinne musste ich ja auch per Gerichtsbeschluss zur politischen Umerziehung. Was man davon hält - nun, das kommt ganz darauf an, inwiefern man Menschen für Zirkustiere ansieht. Glücklicherweise wird Behaviourismus inzwischen zunehmend als Irrweg erkannt.

Und es gibt da noch ganz viele andere interessante Dinge, die nur leider nicht so einfach zugänglich sind. Zurückblick... als ich Schule machte, gab es noch fünf Arten der Matura: klasisch altphilolog (latein, griechisch + Philosophen), neuphilolog (frz, span, Literatur), musisch, naturwissenschaftlich und sozialwissenschaftlich. Für Sprachen war ich natürlich zu faul, und für Kunst unbegabt - also hab ich die Lehrer gefragt, ob Naturwissenschaft oder Sozialwissenschaft mehr sinn macht - und die Antwort war eindeutig: natürlich Naturwissenschaft, denn Sozialwissenschaft machen nur die, die sonst nix drauf haben. (Was nicht dazugesagt wurde: dass letzteres auch die sind, die dann Wirtschaft und Politik und Pädagogik studieren und so unsere Poltiiker und Topmanager werden.)
Nunja, als diese Kandidaten dann zu studieren angefangen haben, und zwar bevorzugt die Mädels, und bevorzugt irgendwas soziales, da hab ich heftig gestaunt, aber nix verstanden - denn was die andeutungsweise erzählt haben, schien es in deren Studium um allerlei interessante Übungen, Gruppenerfahrungen, und dergleichen zu gehen - mithin um eine art Selbsterfahrung - und das hat mir eine heimliche Faszination und Neugier verursacht, die ich aber nichtmal einsortieren konnte, weil es in naturwissenschaftlichen Kreisen ja nichts dergleichen gibt: da geht es nur um Lernen, Pauken und fehlerfrei Funktionieren, und ich kannte nunmal nichts anderes.
Ich denke, von daher haben die sozialwissenschaftlichen Bereiche einen erheblichen Vorteil, weil sie nicht nur Wissen anhäufen, sondern auch Interaktion lernen - und das zahlt sich dann natürlich in der Politik, in der Wirtschaft usw. aus. - und ja, inzwischen beneide ich sie darum.

Ich möchte also gar nicht Psychotherapie als eine isolierte Reparaturaktion für die Seele betrachten (wobei man fragen könnte, wie das überhaupt gehen soll, wenn doch Psychologie wissenschaftlich sein will, und die Wissenschaft die Existenz einer Seele ablehnt ;) ), sondern vielmehr einen Themenkreis der Selbsterkenntnis, der aber leider nur einer kleinen Minderheit an Menschen per se zugänglich ist, während vom großen Rest erwartet wird, dass man einfach immer korrekt funktioniert, und lediglich im Falle ernsthafter Fehlfunktion ein bischen Therapie bekommt.
t385

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von t385 »

Pierre hat geschrieben: 24 Jan 2018 00:05 Für Sprachen war ich natürlich zu faul, und für Kunst unbegabt - also hab ich die Lehrer gefragt, ob Naturwissenschaft oder Sozialwissenschaft mehr sinn macht - und die Antwort war eindeutig: natürlich Naturwissenschaft, denn Sozialwissenschaft machen nur die, die sonst nix drauf haben. (Was nicht dazugesagt wurde: dass letzteres auch die sind, die dann Wirtschaft und Politik und Pädagogik studieren und so unsere Poltiiker und Topmanager werden.)
Dann haben die also doch etwas drauf. :)
Unchained

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Unchained »

kreisel hat geschrieben: 23 Jan 2018 17:48 Hey,
Unchained hat geschrieben: 23 Jan 2018 08:54 Mein Bruder sagt immer, ich hätte das Temperament von unserem Vater geerbt, aufbrausend und unbeherrscht. Nach dem Motto 'Ich bin der Chef und lasse mir nichts sagen'. Vielleicht ist es wirklich auch so einfach, aber das wird sich in der Therapie vielleicht rauskristallisieren. Als wertlosen Loser habe ich mich aber nie empfunden, eher hier und da als Vollidiot. :roll:
kommt halt immer auf den Zusammenhang an ;)
aber wenn man nix blödes gemacht hat, würde ich mal sagen Vollidiot ist sowas ähnliches wie wertloser Loser.
Naja, aber "blöd"ist halt auch ein blöder Maßstab... blöd für wen, für was, warum :verwirrt:
Das was ich teilweise mache kann man schon getrost unter dem Begriff 'blöd' einordnen. Aber ich empfinde mich deswegen trotzdem nicht als wertlosen Loser, denn das bezieht sich ja nicht auf mein gesamtes Dasein, sondern nur auf einen Teilbereich.
kreisel hat geschrieben: 23 Jan 2018 17:48 sorry, bin heute gar nicht so sortiert.
Macht nichts, hier darfst Du gerne auch komplett unsortiert sein. ;)
kreisel hat geschrieben: 23 Jan 2018 17:48 Immerhin Ziel erreicht - lebe ein halbwegs stabiles Leben so der Form nach, etwas freudlos
zeitweise dysphorisch depressiv (von daher wohl auch der leicht negative Unterton, ich hoffe du
kannst die Infos etwas neutraler rausfiltern), aber nicht mehr so krisenbehaftet, und schlafen
kann ich dank Medis.
Nach ca 20 J. Therapie mit nur kurzen Unterbrechungen dachte ich, die Schiene muss dann
mal so gehen (Medikamente), weil Schlaf ist mir schon wichtig.

Ich wünsch dir auf jeden Fall, dass die Therapie dir auch gute Erkenntnisse bringt.
Ggf. könnte ja sogar die Freundschaft so eine Art Aufhänger sein, ich könnte mir gut
vorstellen, dass das viel über dich verrät.

lg
kreisel
20 Jahre Therapie ist eine ganze Menge, aber wenigstens scheinst Du mit Dir aktuell einigermaßen klarzukommen. Dass dennoch weiterhin Baustellen bestehen tut mir sehr leid für Dich und umso mehr danke ich Dir, dass Du mir zugehört und Dir Zeit für mich genommen hast. Ich lasse das jetzt mal auf mich zukommen und will aber auch unabhängig von der Therapie an mir arbeiten. Gestern Abend habe ich mir ein paar Zettel im Haus aufgehangen mit ein paar mahnenden Worten.

Dir wünsche ich auch Alles Gute für Deinen weiteren Weg und dass Du möglichst noch von Deinen Schlafmitteln wegkommst. :vielglueck:
TheRealDeal hat geschrieben: 23 Jan 2018 21:49 Wie das genau funktioniert, weiß ich nicht. Fakt ist aber, dass die Dinge in unseren Biografien geschehen sind. Alles, was wirklich passiert ist, wird auch gespeichert (im Körper), bzw. wirkt sich aus, auch wenn sich unser Geist daran nicht bewusst erinnern kann. Der Therapeut schafft ein Setting in dem Übungen stattfinden können, wo man eben auch frühkindliche Traumata bearbeiten kann, weil sich die Themen zeigen.
Das ist für mich z.B. noch gar nicht greifbar. Und ich weiß auch noch nicht, ob und wie ich mich darauf einlassen kann. Mal sehen. ;)
Pierre hat geschrieben: 24 Jan 2018 00:05
Unchained hat geschrieben: 23 Jan 2018 09:26 Peter Scholl-Latour, der Albtraum meiner Geschichtsstunden im 5. Schuljahr... ;) Aber wissen oder wussten sie denn tatsächlich, was sie tun. Oder ist das hier und da nicht vielleicht auch eher 'ich mach mal und sehe dann, ob es klappt'?
Genau das ist die Kunst bei der Sache - die zweiteren sind die, die danach tot sind.
Mal aus dem Nähkästchen geplaudert: es gibt zwischen Wissen und Glauben noch ein drittes.
Ein mal gibt es Wissen, das ist beleg- und begründbar - man kann zB unbesorgt in ein Flugzeug einsteigen, weil es nachweislich eines der sichersten Verkehrsmittel ist. Am anderen ende gibt es Glauben: ich hab zwar weder ahnung noch plan, aber ich mach einfach mal.
Und dazwischen gibt es ein Ding, das man "innere Gewissheit" nennt. Das kann man nicht begründen und nicht erklären, aber man kann sich drauf stützen, und es funktioniert. Aber: "Was du erfahren hast, und in deinem Inneren weißt, bleibt für jeden
anderen ein Glaube."
Es gibt also nur die Möglichkeit, die innere Gewissheit durch Tat zu manifestieren.
Ich will jetzt darüber keine Diskussion losbrechen, aber ich glaube, es gibt auch reichlich Beispiele für 'Ich weiß einfach, dass es klappt.... oh Mist, hat doch nicht geklappt'. Das hat sicherlich auch viel mit Ehrgeiz und Ausdauer zu tun, dem unbedingten Willen, dass es klappt und am Ende auch einfach mit einer gehörigen Portion Glück.
Pierre hat geschrieben: 24 Jan 2018 00:05
Unchained hat geschrieben: 23 Jan 2018 09:26 Wenn Du schon so eine klaren Meinung zum Thema Medizin hast, wie sieht's dann mit dem Thema Psychotherapie aus?
Oh je. Das ist unfair, das kann man ja nur falsch beantworten...
Hey, ich hab nicht gefragt, ob Du mich zu dick findest! :lach:
Pierre hat geschrieben: 24 Jan 2018 00:05 Einmal denke ich, es ist die bedeutendste und edelste Aufgabe eines Menschen, wenn er Selbsterkenntnis sucht. Und Psychotherapie ist der heute einzige offiziell anerkannte Weg, um das zu tun.
Meditation nicht? Oder sich eine Auszeit nehmen?
Pierre hat geschrieben: 24 Jan 2018 00:05 (...)Ich möchte also gar nicht Psychotherapie als eine isolierte Reparaturaktion für die Seele betrachten (wobei man fragen könnte, wie das überhaupt gehen soll, wenn doch Psychologie wissenschaftlich sein will, und die Wissenschaft die Existenz einer Seele ablehnt ;) ), sondern vielmehr einen Themenkreis der Selbsterkenntnis, der aber leider nur einer kleinen Minderheit an Menschen per se zugänglich ist, während vom großen Rest erwartet wird, dass man einfach immer korrekt funktioniert, und lediglich im Falle ernsthafter Fehlfunktion ein bischen Therapie bekommt.
Hast Du es mal versucht bzw. möchtest Du gerne mal?

So, abschließend bedanke ich mich bei allen, die hier mitgelesen und vor allem mitgeschrieben haben für Eure Zeit, Geduld und Mühe. Ihr habt mir ein gutes Stück weitergeholfen. Die nächsten Schritte muss jetzt ich machen.

Vielen Dank. :umarmung2:
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von TheRealDeal »

Pierre hat geschrieben: 24 Jan 2018 00:05 Nunja, als diese Kandidaten dann zu studieren angefangen haben, und zwar bevorzugt die Mädels, und bevorzugt irgendwas soziales, da hab ich heftig gestaunt, aber nix verstanden - denn was die andeutungsweise erzählt haben, schien es in deren Studium um allerlei interessante Übungen, Gruppenerfahrungen, und dergleichen zu gehen - mithin um eine art Selbsterfahrung - und das hat mir eine heimliche Faszination und Neugier verursacht, die ich aber nichtmal einsortieren konnte, weil es in naturwissenschaftlichen Kreisen ja nichts dergleichen gibt: da geht es nur um Lernen, Pauken und fehlerfrei Funktionieren, und ich kannte nunmal nichts anderes.
Ich denke, von daher haben die sozialwissenschaftlichen Bereiche einen erheblichen Vorteil, weil sie nicht nur Wissen anhäufen, sondern auch Interaktion lernen - und das zahlt sich dann natürlich in der Politik, in der Wirtschaft usw. aus. - und ja, inzwischen beneide ich sie darum.
Gräme dich nicht. Für mich haben Naturwissenschaften durchaus etwas mit Selbsterfahrung zu tun. Denn, warum studieren Menschen wirklich Naturwissenschaften? Richtig, weil sie sich nicht verarschen lassen wollen... ;)

@Unchained: Sehr gerne. Jederzeit wieder. Das macht mir auch keine Mühe, weil ich ja nicht nachdenke, bevor ich etwas poste... ;) Ich ändere auch nichts. Ich handle da nach den Grundsätzen der Gestalttherapie. Ich schreibe so, wie ich mich gerade fühle und zu Themen, die bei mir gerade aktuell sind. Nicht, was gestern aktuell war und schon gar nicht darüber, was morgen aktuell sein könnte. Dann wünsche ich dir viel Erfolg auf deinem Weg. :vielglueck:
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.
Pierre

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Pierre »

TheRealDeal hat geschrieben: 27 Jan 2018 17:11 Gräme dich nicht. Für mich haben Naturwissenschaften durchaus etwas mit Selbsterfahrung zu tun. Denn, warum studieren Menschen wirklich Naturwissenschaften? Richtig, weil sie sich nicht verarschen lassen wollen... ;)
Richtig. Deswegen gehört für mich auch beides dazu, oder besser alle drei: Naturwissenschaft und Sozialwissenschaft und Geisteswissenschaft - oder Körper, Seele und Geist - so wie es in der Klassik verstanden wurde, wo Bildung nicht Fachidioten schaffen wollte, sondern in erster linie gebildete Menschen.
(Bildung meint ja schon vom Wort her nicht das was wir heute drunter verstehen, sondern dass sich etwas bildet, dass es Form und Differenzierung gewinnt, so wie sich eine Blüte aus der Knospe bildet.)
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Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von kreisel »

Unchained hat geschrieben: 24 Jan 2018 08:48 So, abschließend bedanke ich mich bei allen, die hier mitgelesen und vor allem mitgeschrieben haben für Eure Zeit, Geduld und Mühe. Ihr habt mir ein gutes Stück weitergeholfen. Die nächsten Schritte muss jetzt ich machen.
War für mich keine Mühe.

Ich hoffe, du hattest noch einen schönen Abend mit deinen Freunden und auch das Essen war
genießbar ;)

und zu dem Schritte machen, da fällt mir der Spruch einer Selbsthilfegruppe ein
"you alone can do it, but you can't do it alone."

Und wenn man dann noch eine Prise Mitgefühl und Güte hätte wie der Dalai Lama,
auch zu sich selbst, perfekt 8-)
Wenona

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Wenona »

Unchained hat geschrieben: 16 Jan 2018 09:18 Aber wie zeige ich, dass mir das eine Lehre war? Daran scheitere ich noch. :sadman:
Ich habe jetzt nur die erste Seite gelesen, weiß jetzt nicht, was noch für Tipps kamen, aber ich würde an seiner Stelle von dir erwarten, dass du ne Therapie machst. Ne richtige, ernstgemeinte. Und dass du an dir selber arbeitest. Ein 'Entschuldigungsgespräch' macht nichts besser.
Denn du hast ja nunmal nicht daraus gelernt. Das selbstschädigende Verhalten (Stichwort Selbsthass?) ist nach wie vor da, seit 33 Jahren. Und das geht nicht von alleine weg, nur weil du ein bisschen Reue zeigst. Weißt du, auch für Freunde muss man auf gewisse Weise attraktiv bleiben, und wenn man sich permanent selbst verstümmelt, vergiftet (Blutvergiftung), und weiteres, dann ist das sehr sehr abschreckend für die Menschen, die einen lieben. Weil du irgendwie schon ein Teil von ihnen bist, und wenn du dich selbst schädigst und vernachlässigst, tust du auch ihnen damit sehr weh. Ich würde auch immer mehr Abstand halten zu solch einem Freund, der sich nicht um sich selber kümmert.
Lerne, fürsorglich mit dir umzugehen, sei dir selbst ein guter Vater. Das kann man lernen, man kann sich nach und nach diese Kompetenz aneignen.
Unchained

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von Unchained »

kreisel hat geschrieben: 27 Jan 2018 19:16
Unchained hat geschrieben: 24 Jan 2018 08:48 So, abschließend bedanke ich mich bei allen, die hier mitgelesen und vor allem mitgeschrieben haben für Eure Zeit, Geduld und Mühe. Ihr habt mir ein gutes Stück weitergeholfen. Die nächsten Schritte muss jetzt ich machen.
War für mich keine Mühe.

Ich hoffe, du hattest noch einen schönen Abend mit deinen Freunden und auch das Essen war
genießbar ;)

und zu dem Schritte machen, da fällt mir der Spruch einer Selbsthilfegruppe ein
"you alone can do it, but you can't do it alone."

Und wenn man dann noch eine Prise Mitgefühl und Güte hätte wie der Dalai Lama,
auch zu sich selbst, perfekt 8-)
Ob Mühe oder nicht, es war sehr lieb von Dir! :good: Der Abend mit meinen Freunden ist ganz anders verlaufen als geplant, aber sehr schön. Ich habe wirklich Glück, dass sie für mich da sind.
Wenona hat geschrieben: 27 Jan 2018 22:00 Ich habe jetzt nur die erste Seite gelesen, weiß jetzt nicht, was noch für Tipps kamen, aber ich würde an seiner Stelle von dir erwarten, dass du ne Therapie machst. Ne richtige, ernstgemeinte. Und dass du an dir selber arbeitest. Ein 'Entschuldigungsgespräch' macht nichts besser.
Denn du hast ja nunmal nicht daraus gelernt. Das selbstschädigende Verhalten (Stichwort Selbsthass?) ist nach wie vor da, seit 33 Jahren. Und das geht nicht von alleine weg, nur weil du ein bisschen Reue zeigst. Weißt du, auch für Freunde muss man auf gewisse Weise attraktiv bleiben, und wenn man sich permanent selbst verstümmelt, vergiftet (Blutvergiftung), und weiteres, dann ist das sehr sehr abschreckend für die Menschen, die einen lieben. Weil du irgendwie schon ein Teil von ihnen bist, und wenn du dich selbst schädigst und vernachlässigst, tust du auch ihnen damit sehr weh. Ich würde auch immer mehr Abstand halten zu solch einem Freund, der sich nicht um sich selber kümmert.
Lerne, fürsorglich mit dir umzugehen, sei dir selbst ein guter Vater. Das kann man lernen, man kann sich nach und nach diese Kompetenz aneignen.
Du hast tatsächlich in exakt die gleiche Kerbe geschlagen wie die anderen, die mir geschrieben haben auch. Muss also was dran sein, wenn die Reaktionen so ähnlich sind. Es hat sich aber in der Zwischenzeit auch schon einiges getan, ich hatte vergangenen Mittwoch ein Erstgespräch bei einer Therapeutin. Und ich gestehe, wenn ich vorher gewusst hätte, wie positiv sich das anfühlt, hätte ich das schon viel eher gemacht. Also ja, ich lerne jetzt. :mrgreen:
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Ich suche hier ...: Freunde.

Re: Freunde und ihre Erkenntnisse

Beitrag von TheRealDeal »

Unchained hat geschrieben: 28 Jan 2018 18:12 Es hat sich aber in der Zwischenzeit auch schon einiges getan, ich hatte vergangenen Mittwoch ein Erstgespräch bei einer Therapeutin. Und ich gestehe, wenn ich vorher gewusst hätte, wie positiv sich das anfühlt, hätte ich das schon viel eher gemacht. Also ja, ich lerne jetzt. :mrgreen:
Ich gestehe, dass ich vor meiner Psychotherapie, die mir geholfen hat, geglaubt habe, ich hätte bis dahin irgendwie meine Lebenszeit mit Irrungen und Wirrungen vergeudet. Heute weiß ich, dass das alles zu etwas gut war. Es hat mich nämlich zu dem gemacht, was ich heute bin.
Angst verhindert nicht den Tod, aber sie verhindert das Leben.