LaraMarie hat geschrieben: ↑15 Aug 2020 14:40
inVinoVeritas hat geschrieben: ↑15 Aug 2020 14:20
The Poet hat geschrieben: ↑15 Aug 2020 11:56
Aber das ist doch Bullshit.
Klingt verbittert und resigniert, da habe ich anscheinend angesichts deiner Wall-of-Text-Tirade wohl ungewollt einen empfindlichen Punkt getroffen, sorry.
The Poet hat geschrieben: ↑15 Aug 2020 11:56
Ich würde sogar fast behaupten 99% von dem, was uns widerfährt, ist Zufall.
Sehe ich komplett anders. Durch die Art wie ich mein Leben führe, bereite ich erst überhaupt den Raum für die Art der Zufälle, die mir widerfahren können.
Durch die Art wie ich auf Menschen zugehe, erzeuge ich Reaktionen, die mein Leben wiederum bunter machen.
Umso geringer die Bandbreite an eigenen Aktionen, umso enger der Raum an Möglichkeiten, in dem sich alles abspielt.
Vieles von dem was mich heute ausmacht, sei es beruflicher oder privater Natur, sei es in Bezug auf Frauen speziell oder ganz allgemein mein soziales Umfeld: die Dinge wären sehr wahrscheinlich in vielerlei Hinsicht anders gekommen, wenn ich mich an bestimmten Punkten in meinem Leben in eine andere Richtung bewegt hätte.
Ich will dich garnicht davon überzeugen die Dinge anders zu sehen, denn jeder muss für sich selbst entscheiden, wieviel Gestaltungsraum man sich für das eigene Leben schafft und wo man sich doch lieber nur vom Fluss mittreiben lässt.
Dem kann ich mich nur anschließen^^
Wir bestimmen doch sehr stark wie wir unser Leben gestalten und wenn wir unsere Potentiale nicht nutzen wollen, weil wir zu viel Angst haben oder uns darüber Gedanken machen was andere Menschen über uns denken, dann ist das lediglich unser eigenes Problem.
Zufall gehört natürlich im Leben dazu, aber wenn man stets seine Augen offen hat und Platz für die Zufälle macht, dann hat man doch letztendlich selbst dafür etwas getan, oder nicht?
Auch eine sehr gute Frage.
Zufall ist ja erstmal "neutral". Was ist, wenn es nur Mist ist, der einem 20 Jahre lang "zufällig" passiert? Als Extrembeispiel.
Dann würde ich als rationale Reaktion von einem human being erwarten, sich so still wie möglich zu verhalten, sich zu vergraben, und zu hoffen, dass dieser Sturm vorübergeht. Zack. 20 Jahre verschenkt/vergangen, nicht rückholbar. Wenn das die frühen Jahre waren im Leben: Willkommen in der Hölle, weil danach höchstwahrscheinlich auch nicht mehr viel tolles kommen wird.
Überhaupt - "Potenziale" ist auch wieder so ein seltsames Konzept. Ein Kind, was in einem Kriegsgebiet aufwächst, und quasi jeden Tag um sein Leben fürchten muss... oder hungert... was hat das denn für "Potenziale"?
Irgendwas ist hier kaputt, ich komm nur noch nicht so richtig drauf was.
Ich hab fast schon wieder das Gefühl, dass dieses Wort sich die Coaching-Matrix ausgedacht hat (natürlich nicht geplanterweise, sondern so automatisch-rückkoppelnd groupthinkbiasmäßig... ihrwisstschon), um uns alle zu knechten, damit wir um jeden Preis weiter produktiv sind und uns schinden und "das beste aus unserem Leben machen" (das ist die schöne Verheißung für den Einzelnen, was das sich-zu-Tode-Arbeiten und nach "mehr" Streben dann rechtfertigt, aber nur für die wenigsten wie Bezos und Co. aufgeht, siehe wieder: Survivorship bias), damit dieser ganze sinnlose überschussproduzierende Wirtschaftskreislauf ja nicht anfängt zu schrumpfen und zusammenbricht. Funktioniert(e) ja
bislang auch relativ gut, für viele Menschen. Der Wohlstand stieg und stieg und stieg, und zumindest in BIP/capita steigt er hierzulande derzeit weiter (Ignorieren wir mal Corona, das wird ja am Ende nur ein kurzer Einbruch gewesen sein). Wurden die Menschen glücklicher? Nur bis zu einem gewissen Punkt. Danach nicht mehr (nennenswert).
Außerdem: Hoffen wir, dass unser laufendes Experiment "Stoßen wir bald an die Grenzen der beschränkten (Erd-)Kugel" zu unseren Gunsten ausgeht, und wir den Sprung ins Spacemining schaffen... nur dann kann der ganze Kram weitergehen wie bisher. Und natürlich, wenn nicht 99% der Menschheit krepiert, weil die Erde in einen kreidezeitlichen Hothouse-Klimazustand kippt in der nächsten Zeit.
Die Menge an Energie pro Zeit, die wir
auf diesem Planeten harvesten können, ist ebenfalls begrenzt durch Solarkonstante mal Erdkreisfläche. Irgendwo gibt es also natürliche Grenzen für unser "Potenzial" (wie gesagt, erneut: sofern wir nicht eine interstellare Spezies werden).
Aber zurück zum Persönlichen:
Jetzt mal angenommen man hat tatsächlich Gestaltungsmacht über sein Leben.... meine Kindheit war zwar (rückblickend) schon scheiße, aber natürlich nicht so schlimm wie in den Beispielen oben. Trotzdem: Effekt Zufall bleibt. V.a. zu Beginn des Lebens. Das wird ja unterschätzt, dabei haben mittlerweile sogar Ökonomen (die sonst eher geistige Ökognomen sind) ausgerechnet, dass die Bildungsrendite (oder man nenne es wie man will: "Entwicklungsrendite"/"Einfluss der Versorgung auf den späteren Lebenserfolg", und ja, diese Aussage ist extremst pauschalisierend, ist mir bewusst) im Kindesalter am höchsten ist. Da wird also manchen Menschen eine gigantisch breite Bahn an "Potenzial" fürs Leben eingeräumt, weil sie da gerade Super-Startbedingungen hatten, und einigen anderen was total schmales schales an Potenzial-Bahnung, weil <HierEntwicklungsDefizitsGrundEurerWahlEinfügen>.
D.h. einige werden "es" nie schaffen, und wenn sie ihr Leben lang noch so ackern, ihre Entwicklungsdefizite als Kind aufzuholen.
Oder, um einen bekannten Spruch von Till Reiners zu zitieren: "Jeder ist seines Glückes Schmied. Ja.
Aber nicht jeder ist Schmied."
Wir sind wieder am Anfang, ich dreh mich quasi im Kreis, und krieg trotzdem keine Antwort, was an dem "Potenzial"-Konzept denn jetzt eigentlich kaputt ist. Muss ich wohl nochmal ein paar Jahre drüber sinnieren & meditieren.
Oder ich lass es und geh rüber in den Spaßbereich, weil ich gerade mal wieder extremst abgefucked vom
ernsten Teil dieses Forums bin
. - Känguru, ich komme!
/edit - PS: Das noch: Corona ist wieder so ein Super-Beispiel für "Mist" im Leben! Da ackere ich jahrelang, um "normal" und locker mit Menschen kommunizieren zu können, vielleicht mal Mädels anlächeln im Zug oder so (andernorts gelingt mir das eher selten), und dann kommt so eine doofe Maskenpflicht und macht alle-meine-f***king-Bemühungen mit einem Wisch wieder zunichte!!!!
Und ich darf mich nicht mal beschweren, weil ich eigentlich, aus rationalen Gründen,
für die Maskenpflicht bin.
Ja, danke auch, Universum! Aber das Thema hatte ich schon, im Depri-Thread... muss ich mich jetzt nicht nochmal drüber echauffieren.