Maverick hat geschrieben: ↑26 Jun 2019 22:16
Dorset hat geschrieben: ↑26 Jun 2019 11:59
...Familien am Strand mit ihren spielenden Kindern sieht. Ich beobachte die Familien und komme mir vor, als wäre ich abgehängt worden. Ich war mit einem Freund an der Ostsee und trotz, dass er mit dabei war, kam ich mir einsam vor. Immer wieder spreche ich in Gedanken zu mir "Du hättest jetzt auch an der Stelle der Familien sein können und schon seit mindestens 10 Jahren so ein Leben haben können. Aber keine Frau wollte ernsthaft mit dir ein Leben beginnen, ganz zu schweigen von einer Familienplanung. Ich werde das nie erleben."
Ich kam mir vor, wie ein Außenseiter, der zwar gucken darf, aber nicht mitspielen darf. Wie früher in der Schule, wenn man beim Sportunterricht als letzter ins Team gewählt wurde, oder außen vor gelassen wurde, wenn die anderen was zusammen in ihrer Freizeit machten. Mein Kumpel hat damit kein Problem, denn er hat keinerlei Bedürfnisse in diese Richtung, denn er ist asexuell. Ich hätte früher nie gedacht, dass es so was gibt, aber durch ihn weiß ich mittlerweile, dass es solche Leute gibt. Also kann ich mit ihm auch nicht über meine Gedanken sprechen, da er diese nicht nachvollziehen kann. Früher glaubte ich immer, alleine in den Urlaub fahren ist toll, aber ich muss leider feststellen, dass mir einfach was fehlt. Ständig wird man an seine missliche Lage erinnert, ob am Strand, im Restaurant, beim Fahrradfahren, oder beim Einkauf.
Einer meiner Brüder ist seit 14 Jahren mit seiner Partnerin zusammen, letztes Jahr heirateten sie. Sie haben einen gemeinsamen Sohn. Sie erleben so viele schöne Dinge, die sie mir immer wieder erzählt haben. Vor allem ihre Urlaube und wie toll das dort immer war. Jetzt sind die drei in die Schweiz ausgewandert und ich bekomme mit, wie durch seine Partnerschaft mit ihr sich sein ganzes Leben in eine positive Richtung verändert hat. Sie war immer die treibende Kraft, hat aus ihm einen anderen Menschen gemacht und dadurch haben sich viele Möglichkeiten ergeben, durch diese sich ihr Leben richtig zum Guten entwickelt hat.
Mittlerweile bin ich chronisch depressiv, habe kaum noch Spaß. Ich bin kurz vorm Aufgeben zwecks Partnersuche bzw. habe es schon getan. Ich gehe langsam auf die 40 zu und ich habe dadurch die besten Jahre meines Leben verpasst. Ich werde nie wissen, wie es ist, wenn man mit 25 oder 30 eine tolle Frau und eine glückliche Familie hat. Für ich ist jeder Tag trotz sonnigem Wetters einfach nur dunkel und einsam.
Das kann ich durchaus nachvollziehen. Genau deswegen fahre ich auch nicht an die Deutsche Küste in den Urlaub, weil da überall die Familien mit ihren Blagen rumlaufen und mich das tierisch nervt. Ich kann mich da einfach nicht erholen, weil ich mir dann immer ähnliche Gedanken mache, wie du sie dir machst.
Ich würde dir für deinen nächsten Urlaub ruhige Orte in Griechenland (Thassos ist traumhaft), Italien (Golf von Neapel), die Kanaren oder Madeira empfehlen. Da kommt man super zur Ruhe.
Zur Asexualität deines Freundes: Das eine schließt das andere nicht aus. Ich habe auch überhaupt kein Verlangen nach Sex, könnte mir eine Partnerin (in getrennter Wohnung) aber durchaus vorstellen. Es gibt da viele Versionen und Stufen der Asexualität.
Ich möchte deswegen auch nächstes Jahr auf die Kanarischen Inseln fliegen. Mir ist das mit dem Urlaub in Deutschland mittlerweile zu blöd. Überall sieht man diese Paare und deren Kinder, überall hat es diese Campingplätze. Ich kann mich da einfach nicht entspannen, weil ich mein Dilemma ständig vor Augen geführt kriege. Wenn ich könnte, würde ich sowieso mein gesamtes Hab und Gut packen und irgendwo ins Ausland gehen. Vielleicht hätte ich dort mehr Glück bei den Frauen. Spanierinnen und Italienerinnen würden mich auch reizen. Eine innere Stimme höre ich dann immer sagen: "Ätsch, du Loser! Schau mal, was die alle haben, was du nie haben wirst. Bist selbst schuld, hast dich ja immer veralbern lassen und bist den falschen Frauen hinterhergerannt. Du bist Abfall, du bist der Rest, du gehörst nicht dazu! Du bist ausgesondert worden. Pech für dich!". Griechenland wäre aber auch schön, nur werde ich dort immer an eine Deutsch-Griechin erinnert, von der ich mal was wollte, die sich dann aber auch irgendwann einfach nicht mehr bei mir meldete.
Dann denke ich immer an eine Dokumentation über Flugsaurier, die ich vor ein paar Jahren gesehen habe. Dort versuchte sich ein Flugsaurier bis in seine alte Tage zu verkuppeln und zu vermehren, schaffte es aber nie, während alle anderen Tiere um ihm herum erfolgreich mit ihrem Gebalze waren. Am Ende war er noch einmal an der Stelle, wo das Schauspiel stattfand, aber es gelang ihm wieder nicht. Schließlich brach er kraftlos und traurig zusammen und starb an Ort und Stelle, während alle um ihn herum glücklich waren. Genauso wird es bei mir sein und das lässt mich innerlich verrückt werden. Ich könnte heulen, schreien, ausrasten, zusammenbrechen, und, und, und ... Es ist eine Mischung aus Panik, Angst, Hoffnungslosigkeit, Trauer, Wut auf sich selbst und seine Vergangenheit. So viele Frauen haben mit mir in den letzten 20 Jahren mit meinen Gefühlen gespielt. Immer nur gucken, aber nicht anfassen. Sie machten mir wochen- oder monatelang Hoffnung, nur, um mir am Ende zu sagen "Sorry, du bist ja ganz nett, aber du bist nur ein guter Kumpel für mich, mehr nicht." Ich habe schon so oft deswegen geheult, dass ich mittlerweile gar nichts mehr deswegen empfinde. Ich bin gefühlsmäßig tot und komme nur noch rüber wie ein Stein. Man hat alles in mir abgetötet. Dabei war ich früher so emotional und konnte romantisch sein, aber das alles kann ich einfach nicht mehr. Es ist weg.