onyx22 hat geschrieben: ↑15 Dez 2019 22:58
Mein Vater hat vor 1 Monat seinen Job verloren und aufgrund seiner schlechten Sprachkenntnisse muss ich mich um seine Bewerbungen kümmern. Er sagt mir auch ständig, dass er mich schließlich dazu erzogen hat ihm behilflich zu sein.
Mein Vater ist auch völlig aggressiv zu mir und macht ständig Äußerungen wie: Denkst du, dass du nur für dich lebst? Du musst als Gegenleistung auch was bieten. Eine Familie gründen, uns Enkelkinder schenken, finanziell unterstützen etc...
Ich kann gar nicht mehr zählen wie oft ich gehört hab dass jemand mit Problemen wie deinen schwierige Eltern hat, die unrealistische oder gar selbstsüchtige Ansprüche an ihre Kinder stellen.
Ah, lass mich raten, zumindest dein Vater kommt aus einem bitter armen Land in dem die eigenen Kinder die Altersvorsorge darstellten, und diese Mentalität ist noch immer in ihm verwurzelt! Kein Wunder dass du dich gestresst fühlst, dir wird eine Verantwortung aufgebürdet die die meisten Menschen um dich herum bestenfalls in stark abgemildertem Maß spüren.
Sein Verhalten die Verantwortung auf andere zu übertragen erinnert mich sehr an mich und das finde ich so furchtbar. Ich will auf gar keinen Fall jemanden zur Last fallen und als anstrengend wahrgenommen werden.
Verantwortung überträgst du aber nur wenn du Hilfe einforderst (wie dein Vater von dir) nicht wenn du darum bittest. Versuch dich bitte mal an den Gedanken zu gewöhnen dass Menschen einander dauernd helfen und meistens sogar freiwillig, ganz besonders wenn sie sich nahe stehen, oder zumindest irgendwie Sympathie füreinander empfinden.
Ich merke ja, dass Selbstunzufriedenheit schlecht ankommt.
Sie kann dich auch dazu bringen dich aufzuraffen und etwas in deinem Leben zu ändern. Was Menschen normalerweise überhaupt nicht mögen sind Jammerlappen die einerseits über ihr Elend jammern, andererseits aber einen Grund finden warum alles was sie tun könnten um da heraus zu kommen gar nicht funktionieren kann.
Bei so einem Menschen möchte man dann früher oder später (je nach Geduld) auch gar nicht mehr helfen.
Wenn du dir dagegen selbst hilfst, inspirierst du damit auch alle um dich herum ein wenig, und wenn du gute Ratschläge ernst nimmst (und das auch kommunizierst) haben die Leute das Gefühl dass ihre Versuche dir zu helfen wirklich etwas Positives bewirkt haben. (Das ist gut fürs Selbstwertgefühl.)
Die Studenten, die mich umgeben kommen alle aus guten Verhältnissen und ich fühle mich wie ein Außenseiter. Dazu noch diese unangenehme Zurückweisung. Beim Halten meiner Präsentationen habe ich bemerkt, wie schlecht ich im Vergleich zu anderen abschneide.
Ich war natürlich nicht dabei und kann das nicht beurteilen, aber was ich bisher von dir gelesen habe sagt mir dass du überkritisch bist was dich selbst angeht. Darum würde ich an deiner Stelle deinen übermäßig negativen Urteilen über dich selbst nur eingeschränkt vertrauen.
Aber auch wenn es stimmt; Man kann immer lernen und sich verbessern!
Ich glaube nicht, dass überhaupt jemanden etwas schulde...
Tust du auch nicht! Ob dein Vater von dir erwarten kann dass du dich im Alter um ihn kümmerst, hängt davon ab wie intensiv er sich um dein Wohl gekümmert hat, und auch davon ob er dich als Person akzeptiert.
Ob du selber Kinder bekommst ist 100% DEINE Entscheidung. Wenn er versucht dich da zu irgendwas zu drängen ist das schlichtweg selbstsüchtig und unverschämt.
Wenn meine Eltern von dieser Geschichte erfahren würden, wäre ich gestorben für sie und dann stehe ich absolut alleine da.
Darf ich annehmen dass du dich da auf deine Homosexualität beziehst? Hätten deine Eltern damit ein Problem? Auch in der Hinsicht musst du zwei Dinge einfach akzeptieren:
a) Es ist nicht ihre Angelegenheit sondern deine.
b) Es ist möglich dass sie es niemals akzeptieren werden, dann ist das halt leider so.
Auch darüber solltest du vielleicht mal mit jemandem sprechen. Wäre nicht vielleicht ein Forum für Homosexuelle (zusätzlich) hilfreich? Denn ich bin sicher mit diesem speziellen Problem hatten schon viele zu kämpfen.